Viele scheinen nicht zu wissen, dass auf den flachen
Inseln der Südsee außer Kokosnuss praktisch nichts angebaut werden kann. Auf den höheren
Vulkaninseln ist Ackerbau zwar theoretisch möglich. Aber die Plätze sind rar,
wo der Boden eben genug ist. Außerdem fehlt dann oft das nötige Wasser. Das Obst
und Gemüse was unter diesen schwierigen Bedingungen hier in der Südsee wächst,
ist für den Eigenbedarf bestimmt und selbst wenn die Insulaner davon etwas
verkaufen, dann wissen sie wie rar ihr Produkt ist und rufen entsprechende
Preise auf.
Im Prinzip ist also alles, wirklich ALLES, was man hier
in der Südsee konsumiert, per Schiff und/oder Flugzeug importiert. Je nachdem
wie abgelegen man unterwegs, steigt die Anzahl der Schiffe und Flugzeuge, die
für den Transport der Güter notwendig waren und damit auch die Zeit, die die
Ware unterwegs ist. Eine ununterbrochene Kühlkette ist jenseits der ganz großen
Inseln nicht mehr möglich, bzw. unbezahlbar. Das schränkt die Auswahl der Waren
in den Läden weiter ein und der Preis… ja der Preis!
Reden wir mal bitte nicht von frischen Früchten - das ist
ohnehin völlig illusorisch! Bleiben wir bei den Grundnahrungsmitteln. Ein
kleines Glas Nutella hat auf den Tuamotus €7,- gekostet, eine Dose Bier €2,50.
Eine Packung Corn Flakes kostet auf Samoa €10,-. Nur mal so als Hausnummer. Das
ist der Grund, warum die Einheimischen praktisch ausschließlich von Fisch und
Kokosnuss leben - die einzigen Lebensmittel, die hier günstig sind. Aber auch
Fisch ist nicht mehr unproblematisch, weil dank der Perlenzuchten viele Atolle
mit der Ciguatera-Alge belastet sind, welche die einfach zu fangenden
Rifffische für den Menschen giftig macht. Der Hochseefischbestand ist jedoch
von den asiatischen Fangflotten so stark dezimiert, dass es den Insulanern
bereits schwer fällt Thunfische oder Makrelen zu fangen.
Ich bin sicher, dass die Gäste in den Vielsterne-Luxus-Hotels
von diesen Problemen im Paradies keinen
blassen Dunst haben und gern jeden Abend ihren Fruchtcocktail am Strand
schlürfen. Natürlich kostet so ein Tag in einer kleinen palmenblattgedeckte
Standardreihenbambushütte auf türkisblauem Wasser mal eben $2.000,- aufwärts.
Die geräumigere und privat gelegenere Honeymoon-Hütte schlägt mit schlappen $10.000,-
pro Tag zu. Bei diesen Preisen fallen natürlich zwanzig Dollar für ein kühles
Glas importierten Fruchtsaftcocktail auf der Zimmerrechnung nicht weiter auf. Wir
Segler trinken stattdessen unser selbstgemachtes Wasser was wir mithilfe von
Solarstrom in der Meerwasserentsalzungsanlage gewinnen und reichern dieses mit
Mineralstoffen in Pillenform und Bier in homöopathischer Dosis an.
Tatsächlich haben sich fast alle unsere Besucher nach ein
paar Wochen in der Südsee sehr auf ihren Supermarkt zuhause gefreut und auch
auf Ali, den freundlichen Dönermann an der Ecke. Diese beide im Verbund scheinen
die Gelüste unserer Freunde effizienter befriedigen zu können, als wir das hier
auf Alita in der wunderschönen Fototapeten Landschaft der Südsee vermögen.
Da sieht man mal wieder, wie relativ das Leben ist. In
Deutschland ist der polynesische Palmenstrand Luxus. Bei uns, an eben diesem
Strand, wäre ein ganz normaler Aldi fast wie das Paradies. Warum ist es nur so,
dass der Rasen beim verdammten Nachbarn immer so viel grüner ist!
Fruchtcocktail hin oder her - wir sind in den letzten
Wochen recht luxuriös durch die Cook Inseln gesegelt, haben es uns auch ohne
Aldi im himmlischen Aitutaki und im sagenumwobenen Suwarrow gut gehen lassen.
Gestern sind wir dann in Apia auf West Samoa angekommen, was früher mal
deutsche Kolonie war. Die germanischen Wurzeln kann man immer noch deutlich
spüren, an der außerordentlich aufwändigen Bürokratie bei der Einreise. Hier
müssen fünf Behörden an Bord kommen und solange nicht alle da waren und mit
allem glücklich sind, darf eigentlich keiner der Besatzung von Bord gehen. Ich
sage eigentlich, weil die Samoaner, obwohl sie sehr bürokratisch sind, auch
sehr menschlich sind. Und so bekommt man als Kapitän eben eine kleine Rüge,
wenn sie dich dreißig Stunden nach der Ankunft alleine an Bord antreffen, weil
die Crew, die in wenigen Tagen nach Deutschland zurückfliegt, natürlich längst
die Insel besichtigt, weil sie keine Zeit für die lästigen Buchstaben des
Gesetztes hat. Man muss sie einfach gern haben!