Dienstag, 1. Dezember 2015

Zurück im Land der wilden Kiwis

Als ich gestern in den Marine-Bedarfs-Laden ging, kam der Besitzer mit ausgestreckter Hand auf mich zu und sagte: „Welcome back home“ (Willkommen zuhause). Tatsächlich fühlt es sich so an. Das ist nun unser dritter Besuch in Neuseeland und das Land ist uns sehr ans Herz gewachsen. Hier lässt es sich gut leben und vielleicht werden wir das auch irgendwann mal machen…

Die Überfahrt von Neukaledonien nach Neuseeland war schnell, ruhig und zum Glück ereignislos. Das Wetter war dieses Jahr sehr kooperativ und hat uns genau zur rechten Zeit ein gewaltiges, stabiles und langam ziehendes Hoch beschert – der Traum für alle, die von der Südsee nach Neuseeland wollten.

Zur gleichen Zeit wie wir waren also so ziemlich alle anderen unterwegs. Auch unsere Freunde „Red“ von Fidschi kommend und „Saliander“ von Tonga aus. Lustigerweise sind wir alle innerhalb einer Stunde eingelaufen und natürlich gab es gleich eine kleine Party am Q-Dock!

Nach einer kurzen Erholungspause in Opua sind wir nun unterwegs nach Whangarei, wo ich ein paar kleinere Reparaturen erledige, bevor wir hier die Küste besegeln werden. Es fühlt sich wieder gut an hier zu sein!

 

Donnerstag, 12. November 2015

Neukaledonien

Wer hätte das gedacht. Eigentlich war Neukaledonien nur als kurze Zwischenstation gedacht auf dem Weg von Vanuatu nach Neuseeland. Keiner von uns hatte große Erwartungen gesetzt in das kleine französische Overseas-Territorium vor der Küste Australiens.

Klar sollte es dort viel türkises Wasser und zahlreiche Sandstrände geben, aber die gibt es ja auch im Rest der Südsee. Wir hatten aber gehört, dass es sehr teuer sei und dass die Einheimischen eher unfreundlich wären. Wie immer, wenn man keine großen Erwartungen hat, kann man umso positiver überrascht werden!

Soweit es die Freundlichkeit der Einwohner betrifft, kann ich nur sagen, dass die französischstämmigen Einwohner des Landes eben so sind, wie die Südseefranzosen auch sonstwo sind. Etwas kühler als der Rest, aber sehr, sehr tiefenentspannt! Und die Kanaken (Das ist keine fremdenfeindliche Beleidigung! So nennen sich die Ureinwohner Neukaledoniens selbst!) wollen eher unter sich bleiben und man bekommt sie außerhalb der Hauptstadt Noumea kaum zu Gesicht.

Also kann man schon sagen, dass die Einheimischen nicht gar so freundlich sind, wie man es von Fiji und Vanuatu gewohnt ist. Aber sie sind auch keineswegs unfreundlich und man hat seine Ruhe!

Es stimmt auch, dass er hier etwas teurer ist, als im Rest der Südsee. Jedoch ist es auch nicht  schmerzhaft teuer, wie man uns Glauben machen wollte. Die Preisniveau liegt leicht über Europäischem Niveau, etwa auf dem selben Level wie Französisch-Polynesien. Dafür sorgt der französische Einfluss dafür, dass das Essen und die Auswahl im Supermarkt weit leckerer ist, als in den anderen Ländern in dieser Ecke der Welt.

Also kurz gesagt: Wir können nicht viel negatives finden an Neukaledonien, dafür aber viel, viel positives. Das Wasser ist klar, gesunde Korallenriffe überall, türkises Wasser wir vom anderen Stern und weiße Sandstrände gibt es… ja, wie Sand am Meer eben.

Aber was rede ich lang… seht einfach selbst!



Mittwoch, 7. Oktober 2015

Die letzten Tage in Vanuatu

So langsam geht unsere Zeit in Vanuatu vorbei. In ein paar Tagen sind wir wieder in der Hauptstadt Port Vila und wenn Michaela ankommt fahren wir weiter nach Neukaledonien - natürlich nicht ohne einen kleinen Umweg über Tanna, damit auch sie den Vulkan noch ausgiebig besichtigen kann. Außerdem ist von dort die Überfahrt nach Noumea einfacher, denn der Windwinkel zu den Passatwinden ist günstiger.
Die letzten Wochen, seit uns die Götter den Zugang zum Vulkan in Ambrym verwehrt haben, sind im Norden des Landes verflogen. Dort haben wir noch die Insel Wala besucht, die ähnlich wie Ambrym mit heiligen Orten, Opfersteinen und magischen Kultstätten übersäht ist. Wenn man den Aussagen unseres Führers vor Ort Glauben schenken kann, dann kommen nach wie vor Stämme aus allen Teilen des Landes dort zusammen, um ihre uralten Zeremonien und Tänze abzuhalten - wo es meist um soziale Veränderung (Hochzeit, Häuptlingswechsel usw.), Ehrung der Ahnen und die Bitte um Regen geht.
Ausreichend Regen war damals und ist auch noch heute in Vanuatu das Wichtigste für die Einheimischen, denn wenn es nicht regnet, dann ist die Ernte schlecht und die Familien leben hauptsächlich von dem, was sie für sich selbst anbauen. Der Wirbelsturm hat die Ernte letztes Jahr zerstört und dieses Jahr droht es wegen El Nino und dem damit einhergehenden Regenmangel nicht viel besser zu werden. Hoffentlich helfen die Götter!
Nach Walla waren wir noch auf der größten Insel des Landes: Espirito Santo. Dort ist die Gesellschaft etwas moderner als im Hinterland. Hier sind die großen Plantagen, die größtenteils von ausländischen Investoren betrieben werden und wie überall sonst auf der Welt, sind auch dort die Götter des Konsums übermächtig und haben die traditionellen Sitten verdrängt. Geschäfte, Autos und Handys bestimmen das Stadtbild.
Natürlich haben wir am berühmten Wrack der USS Coolidge einen Tauchgang unternommen. Das riesige Schiff ist während des zweiten Weltkriegs dort auf eine der eigenen Minen aufgelaufen und gesunken.
Gleich nebenan ist der "Million Dollar Point". Hier hat das amerikanische Militär nach dem Krieg ihre ganze schwere Ausrüstung ins Wasser gekippt, weil die örtliche Regierung auf das großzügige Angebot nicht eingegangen war, das Zeug für einen symbolischen Betrag von einer Million Dollar zu kaufen. Das war praktisch geschenkt, aber für den kleinen Inselstaat trotzdem viel Geld. Außerdem rechneten sie fest damit, dass die Amerikaner das Zeug sowieso dort lassen würden, da es viel teuer gewesen wäre, alles wieder nach Hause zu schaffen. Leider ging der Bluff nach hinten los und heute freuen sich viele Fische und Schnorchler über die verrosteten und Korallenbewachsenen Wracks der Jeeps, Bagger und kleinen Schiffe.
Als schließlich Ende letzter Woche eine lange Periode mit schwachen Winden drohte zu Ende zu gehen, sind wir in einem kleinen Gewaltakt gegen den Wind zurück zur Hauptstadt. Hier verbummeln wir gerade noch ein paar Tage mit weiteren Tauchgängen in glasklarem Wasser an den Riffen, wo die Korallen vom letztjährigen Wirbelsturm zum Glück nicht stark beschädigt wurden.
Vanuatu hat uns sehr gut gefallen und wir wünschen den netten und herzlichen Einwohnern einen heißen Draht zu ihren Göttern, diesen Südsommer ausreichend Regen, eine gute Ernte und keinen weiteren Wirbelsturm in den nächsten Jahren.

Sonntag, 20. September 2015

Die Magier schließen den Vulkan!

Nach zwei Wochen Pause in Port Vila und anschließendem Crewwechsel hat
der zweite Teil unserer großen Vanuatu Rundfahrt begonnen. Diesmal sind
wir Richtung Norden gefahren.

Wir haben zunächst die Insel Emae besucht eine große Kokosnussplantage
mit türkisem Wasser und weißem Sandstrand. Anschließend waren wir in der
Lamen Bay auf der Insel Epi, wo sich „Bondas" die meißte Zeit aufhält.
Bondas ist ein Dugong, oder zu deutsch eine Seekuh. Er ist deswegen
berühmt, weil er für einen Dugong recht cool ist und sich sich durch die
Anwesenheit von Menschen nicht wirklich beeindrucken lässt. Wenn man
Glück hat, kann sogar mit ihm Schnorcheln.

Wir hatten Glück, denn Bondas tauchte gleich nach unserem Ankermanöver
neben uns auf und dümplete eine Weile in der Nähe herum, wie um uns zu
begrüßen. Bis aber die GoPro und das Schnorchelzeug bereit waren, hatte
Bondas schon das Interesse verloren und war weitergezogen. Leider haben
wir ihn auch am nächsten Tag nicht mehr wieder entdeckt und sind dann
auf die Maskelyne Islands weiter gesegelt.

Dort wurden wir von Stewart, dem örtlichen Touristenführer im Dorf
Sangalai per Funk begrüßt. Das war uns bisher noch nie passiert! Stewart
hat nicht nur eine Handfunke, er stellte sich auch als äußerst netter,
humorvoller und engagierter Führer heraus. Er zeigte uns im Verlauf von
zwei Tagen seine ganze Insel und wurde nicht müde uns alles zu erklären.
In den wenigen Stunden mit ihm haben wir mehr über Vanuatu gelernt, als
beim tagelangen lesen im Lonely Planet.

Inzwischen sind wir auf Ambrym, der anderen großen Vulkaninsel Vanuatus.
Michael wollte dort die zweitätige Vulkanwanderung mitmachen, aber
leider mussten wir feststellen, dass die örtlichen Magier den Berg für
dieses Jahr bereits geschlossen haben. Normalerweise wird der Vulkan
erst im Oktober geschlossen, damit die Vulkangötter für eine gute Ernte
im nächsten Jahr sorgen. Zu unserem Pech war die Ernte dieses Jahr so
schlecht, dass die Magier für nächstes Jahr lieber auf Nummer sicher
gehen und den Berg schon ein paar Wochen früher geschlossen haben. Sehr
bedauerlich – aber natürlich wollen wir nicht dafür verantwortlich sein,
dass die Ernte nächstes Jahr schlecht wird.

Immerhin dürfen wir uns heute Abend noch die berühmten Rom Tänze
ansehen, in denen die Magier ihre magischen Zeremonien ausführen. Wir
sind schon sehr gespannt!

Samstag, 22. August 2015

Der Drache Yassur

Inzwischen sind wir auf den südlichen Inseln Vanuatus und haben etwas mehr von Land und Leuten gesehen. Nach wie vor bin ich schwer beeindruckt, wie lebensfroh diese Menschen mit der Katastrophe umgehen, die Ihnen der Wirbelsturm beschert hat.

Aneityum, die südlichste Insel, ist im Zentrum Anelghowaht auf der südwestlichen Seite der Insel von schlimmen Schäden größtenteils verschont geblieben, da sie von Wirbelsturm nicht mehr voll getroffen wurden. Man kann um Mystery Island nach wie vor prima Schnorcheln und Tauchen.

Die nördliche und östliche Küste der Insel  hat jedoch unter den turmhohen Wellen schwer zu leiden gehabt. Sowohl in Strandnähe an Land als auch unter Wasser hat der Sturm verheerende Schäden hinterlassen. Das „ehemalige“ Unterwasserschutzgebiet bei Anawamet ist gänzlich zerstört. Wir waren dort Tauchen und haben in tieferem Wasser kaum eine lebende Koralle vorgefunden. Der ganze Seeboden auf zwanzig Meter Tiefe ist mit Korallenbruchstücken dick übersäht, als wäre das Riff durch einen Schredder gedreht worden. Das Meer dort muss unglaublich getobt haben. So stark dass dort sogar ein Potwal ums Leben kam und dort an den Strand gespült wurde. In seichterem Wasser hinter dem Riff sind die Korallenblöcke noch gut erhalten, so dass sich das Schnorcheln und das Beobachten der Schildkröten noch immer lohnt – nur nicht mehr zum Tauchen.

Ganz anders ist das Bild auf Tanna, eine Insel weiter nördlich. Dort ist der Sturm fast direkt darüber gezogen und die großen Schäden beschränken sich nicht nur auf die Küstengebiete. Wir sind gestern von Port Resolution auf der Ostseite von Tanna, quer über die ganze Insel nach Tenakel auf der Westseite gefahren und haben auf dem ganzen Weg kaum ein einziges Haus gesehen, das nicht vom Sturm beschädigt bzw. zerstört wurde. Die Aufräumarbeiten sind schon sehr weit fortgeschritten und das Leben geht größtenteils wieder seinen Gang, aber überall sind noch die Reste der umgestürzten Bäume, Zelte der Hilfsorganisationen, behelfsmässige Wasser und Stromleitungen zu sehen und die Straße ist in katastrophalem Zustand.

Die Entwicklung des Landes ist von dem Sturm sicherlich um Jahre zurückgeworfen. Viele der kleinen Errungenschaften und Annehmlichkeiten, die sich die Insulaner hart erarbeitet haben, sind verloren. Bei uns in Europa würden wir angesichts dieser Schäden überall deprimierte und verzweifelte Gesichter sehen. Ganz anders in Vanuatu. Hier hört man neben Hämmern und Sägen, überall lautes Lachen und sieht freundliche Gesichter. Ich weiß, ich wiederhole mich… aber jeden Tag wieder beindruckt mich diese lebensfrohe, auf Gott vertrauende Lebenseinstellung.
Alles auf Tanna jedoch ist nicht zerstört. Der Einzige, der hier auf Tanna vom Sturm völlig verschont geblieben ist, das ist der Vulkan Yassur – der große Touristenmagnet der Insel. Er steht völlig unverändert und unbeeindruckt und spuckt regelmässig Feuer.

Den Krater des Vulkans erreicht man entweder zu Fuß in 45 Minuten – oder man lässt sich mit einem geländgängigen Fahrzeug bis fast ganz nach oben fahren. Egal wie man den Gipfel erklimmt, das Fauchen und Donnern des Vulkans, das den Boden unter den Füßen erzittern lässt, wird mit jedem Meter lauter. Es hört sich so an, als würden Drachen in der Tiefe einen Kampf ausfechten und schon in großer Entfernung zum Kraterrand kann man immer wieder Lavabrocken in den Himmel fliegen sehen.


Verständlich, dass man sich solchen Naturgewalten nur langsam und vorsichtig nähert – vor Allem wenn man gehört hat, dass gerade Vulkanwarnstufe 3 herrscht und im Reiseführer steht, dass man bei dieser Warnstufe besser nicht mehr hinauf geht.

Aber der Einheimische ist da völlig entspannt. Es wird schon nichts passieren meint er, und die Statisitik ist auf seiner Seite. Von den vielen tausenden Menschen die den Yassur jeden Monat besuchen, sind im Verlauf der Jahre nur vier tödlich verunglückt. Also statistisch gesehen, ist man dort oben ganz sicher…


Es dauert jedoch eine ganze Weile, bis man der Statistik Vertrauen schenkt. Zu Anfang schreckt man bei jeder donnernden Explosion des Kraters zusammen und muss sich zurückhalten nicht die Beine in die Hand zu nehmen und schreiend die Flucht zu ergreifen. Doch je länger man dort oben ist und auf den Sonnenuntergang wartet, desto sicherer fühlt man sich. Langsam und allmählich wagt man sich immer weiter hinüber auf die andere Seite des Kraters, von wo man direkt in den Kraterschlund blicken kann – in das rote Auge des Vulkans, das mit Einbruch der Dunkelheit glühend zu leuchten beginnt, als würde es zurückblicken.

Nachts ist der Yassur schlichtweg beindruckend und die Schönheit des Schauspiels macht die Gefahr fasst vergessen. Es ist schwer zu beschreiben, wie so eine Eruption aussieht bzw sich anfühlt, denn es sind alle Sinne involviert. Es beginnt mit einem rotglühenden Blitz, kurz danach erreicht Dich der Knall der Explosion und dann folgt ein gewaltiges Geräusch, das sich aus Donnern, Gröllen, Röhren zusammensetzt.

Der ganze Boden erzittert und die glühende Lava schießt in den Himmel, begleitet von einem satten Zischen und Fauchen, das über viele Sekunden anhält, die sich wie Minuten anfühlen.

Während die Lavabrocken aus vielen hundert Metern Höhe wieder langsam zum Krater zurückfallen bläst einem der Atem des Vulkans entgegen, warm und schweflig.

Der Vergleich mit einem Drachen ist nicht weit hergeholt, denn es wirkt wirklich so, als hause dort unten ein gewaltig großes, ziemlich wütendes Biest mit dem man sich besser nicht anlegen sollte.

Sonntag, 9. August 2015

Glücklich ist, wer trotzdem lacht

Wir hatten noch schöne Tage im Süden und Westen von Fidschi, sind etwas getaucht, haben die Sonne genossen und waren viel öfter als üblich an der Strandbar. Letzteres liegt vor Allem daran, dass man an der Strandbar in Musket Cove  - ähnlich wie im deutschen Biergarten - sein Essen mitbringen kann. Es gibt dort vier öffentliche Grillstellen und man wird mit Tellern und Besteck versorgt. Kein dummes Geschäftskonzept, denn weil  die Segler auf diese Weise nicht an Bord abspülen müssen, kommen sie in Scharen abends zum Essen an die Bar und konsumieren viele Getränke. Eine typische Win-Win-Situation, außer für die Gehirnzellen, die am erhöhten Alkoholspiegel  leiden.

Inzwischen haben wir Musket Cove verlassen und sind nach einer etwas unangenehmen Überfahrt mit blöder Kreuzsee vor ein paar Tagen in Vanuatu angekommen – seit einem Jahr das erste neue Land, das wir besuchen, denn Neuseeland und Fidschi sind ja nun schon fast ein neues Zuhause für uns.

Was wir bisher von Land und Leuten gesehen haben ist  sehr vielversprechend. Obwohl die Schäden vom Tropensturm Pam noch allgegenwärtig sind, geht das Leben hier schon wieder seinen gewohnten Lauf. Die Menschen hier sind einfach genial. Sie sagen: Ja, der Sturm war schlimm.  Es gab viel aufzuräumen. Und ja, es ist ein bisschen blöd, so ohne Dach auf dem Haus. Aber sie lassen sich vom Glücklich sein nicht so leicht abbringen und lachen trotzdem.

Ein Wermutstropfen ist, dass Michaela heute Richtung Deutschland abgeflogen ist. Sie hat ein gutes Jobangebot an Land gezogen - ein schönes Projekt, das sie nicht ablehnen konnte. So müssen wir die nächsten zwei Monate ohne sie Segeln – aber wir halten es einfach so wie die Vanuater und lassen uns vom Glücklich sein nicht abhalten.

Dienstag, 14. Juli 2015

Ausflug in eine andere Welt

Eine gute Woche waren wir auf Fulanga. Für uns eine lange Zeit, vor Allem weil unser weltreisender Besuch Thomas für die ganze Lau Gruppe nur drei Wochen hat. Für andere sind acht Tage extrem kurz, denn sie verbringen die ganze Saison auf Fulanga. Wir können inzwischen ganz gut verstehen warum man so lange dort hängen bleiben kann. Es liegt nicht daran, dass dieses Atoll mit dem allgegenwärtigen weißen Sand und den unzähligen, pilzförmigen Felsen und Inseln optisch einer der ansprechendensten Orte ist, die wir je besuchen durften. Denn Schönheit allein wird bekanntlich schnell langweilig, wenn nicht mehr geboten ist - und im Falle von Fulanga sind es die überaus netten und gastfreundlichen Einheimischen, die den Aufenthalt zu etwas besonderem machen. Fulanga ist eine andere Welt.
Die Dorfgemeinschaft hat sich hier eine recht einzigartige Art und Weise ausgedacht, um die besuchenden Segler ins Dorfleben zu integrieren - und zwar indem es jedem besuchenden Boot eine Gastfamilie zuordnet. Praktisch sieht das so aus, dass man direkt nach der Sevusevu Zeremonie, bei der man dem Dorfoberhaupt sein Kavageschenk und eine freiwillige Spende fürs Dorf (FJ$ 50) übergibt und von diesem nach alter Tradition in die örtliche Gemeinschaft aufgenommen ist, anschließend gleich seiner Gastfamilie vorgestellt und in deren Haus eingeladen wird.
Dort bekommt man Tee und einen Snack serviert, kommt zwanglos ins Gespräch und kurz darauf stellt man fest, dass die nächsten Tage schon völlig verplant sind. Man kann nach Lust und Laune an allen Aktivitäten der Gastfamilie teilnehmen - wer also Süßkartoffeln pflanzen will, oder Bananen ernten, der kann das mit Gastvater machen. Man kann aber auch von der Gastmutter das örtliche Flechthandwerk und die Kunst des Kochens im Erdofen erlernen. Man kann gemeinsam Schnitzen, Schnorcheln, Fischen oder Langusten oder Krabben jagen gehen, Volleyball spielen und vieles mehr. Im Gegenzug freut sich die Gastfamilie natürlich sehr, wenn man ihnen auch etwas beibringt - wie z.B. Außenborder reparieren.
Wir waren sehr glücklich mit unserer Gastfamilie Soki und Ba, die sich wahnsinnig große Mühe gegeben haben, damit wir uns bei ihnen wohl fühlen. Das Festmahl, das sie uns am Sonntag zubereitet haben, mit vier verschiedenen örtlichen Köstlichkeiten aus Languste, Krabbe, Fisch und allem was der Acker so her gibt werden wir wohl nie vergessen. Dagegen fiel unsere Gegeneinladung an Bord eher bescheiden aus, da unsere Vorräte vier Wochen nach dem letztem Supermarktbesuch inzwischen stark geschrumpft waren.
Damit nicht genug, wurden wir zum Abschied noch überraschend mit einer handgeschnitzten Schale, diversen dekorativen Matten und Taschen beschenkt und waren endgültig von der grenzenlosen Gastfreundschaft überfordert.
Diese Menschen sind nach westlichen Gesichtspunkten bettelarm. Sie leben in Blechhütten und haben wenig bis keinen Besitz. Anderseits haben sie alles was sie zum Leben brauchen: einen gemütlichen Platz zum Schlafen, definitiv genug zu Essen und eine freundliche und lustige Dorfgemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt. Der Staat sorgt für die medizinische Grundversorgung und monatliche (aber kostenpflichtige) Lieferung von Gütern, die nicht auf der Insel selbst produziert werden können.
Natürlich akzeptiert die Gastfamilie auch Gegengeschenke, aber Geld wollen sie keines annehmen. Deswegen ist es gut, wenn praktische Dinge an Bord hat, die man weggeben kann. Große Töpfe, Fischequipment, scharfe Messer und dergleichen. Also wer plant in der nächsten Zeit Fulanga zu besuchen, der tut gut daran solche Dinge großzügig einzupacken, denn egal wie viel man zum weggeben dabei hat, kommt man sich am Ende trotzdem so vor, als hätte man die Gastfreundschaft dieser lieben Menschen ausgenutzt.
Ganz sichern wird unser Besuch auf Fulanga und die Erfahrungen, die wir dort gemacht haben uns den Rest unseres Lebens begleiten. Wir sind inzwischen eine Insel weiter westlich auf Matuku und werden morgen Richtung Kandavu aufbrechen, wo Thomas am Samstag sein Flugzeug erreichen muss.

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Samstag, 4. Juli 2015

Lau Gruppe

Nun sind wir also in der Lau Gruppe, dem angeblich schönsten Teil von Fidschi. Ich sage "angeblich" weil wir immer sehr vorsichtig sind, wenn wir hören, dass es irgendwo am Schönsten sei. Geschmäcker sind verschieden und wir fanden schon oft die "angeblich schönsten Orte" ganz und gar nicht so toll. Andersherum wurden wir jedoch mehrfach positiv überrascht, wenn man uns von einem Platz abgeraten hatte.
Im Falle der Lau Gruppe kann man getrost das "angeblich" weglassen - hier ist es wirklich sehr schön und die Menschen hier sind ungewöhnlich nett und gastfreundlich.
Die letzte Woche haben wir größtenteils auf Vanua Balavu, im Norden der Lau Gruppe verbracht, wo man in türkisem Wasser inmitten eines steilen Kraters ankern kann und außerdem die Bay of Islands mit einer Unmenge ihrer malerischen, pilzförmigen Felsen lockt, zwischen denen man sich im Dinghy fast wie in einem Labyrinth verfahren kann.
Vorgestern kam dann der wöchentliche Wetterumschwung, bei dem ein Tiefdruckgebiet im fernen Süden vorbeizieht. Dann dreht hier in den Tropen der Wind von Südost, über Ost auf Nordost. Diese Phasen muss man in der Lau Gruppe zur Fortbewegung nutzen und da wir nur drei Wochen für die alle Inseln Zeit haben, mussten wir weiter.
Auf dem Weg waren wir am Außenriff in der westlichen Ausfahrt von Vanua Balavu in glasklarem Wasser noch Tauchen und Schnorcheln - über der Außenwand des Riffes war die Sichtweite so hoch, dass man den Grund in über 100m Tiefe noch ganz klar sehen konnte! Nach dem ausführlichen Mittagssnack, der sich bis in den tiefen Nachmittag zog, brachen wir dann auf zur Nachtfahrt in den Süden der Lau Gruppe auf.
Dort liefen wir am frühen Morgen im Yagasa Atoll ein, das unbewohnt ist und von den umliegenden Atollen als Fischgebiet genutzt wird. Wir fanden schnell heraus, warum in dem Atoll niemand wohnt. Das Riff um die drei Inseln herum liegt eher tief und deshalb kommen außer bei Niedrigwasser von allen Seiten Wellen über, die von den steilen Felswänden der drei Inseln reflektiert werden - kurz gesagt, man wird überall kräftig durchgeschauckelt! Also beschlossen wir nur zum Frühstück zu ankern, eine kurze Besichtigungstour mit dem Dinghy zu machen und dann nach Fulanga weiter zu fahren.
Auf dem Weg fanden wir außerdem heraus, warum die Einheimischen Yagasa zum Fischen nutzen. In kürzester Zeit nämlich fingen wir erst einen mittleren Thunfisch, dann eine Makrelenart und zum krönenden Abschluss einen Monster-Mahimahi von knappen vierzig Kilo, der uns an der Angel eine gute halbe Stunde in Atem hielt und dann noch etwas länger, bis er an Bord in handliche Filetstücke zerlegt war und nun die letzten Quadratmilimeter des Kühlschranks füllt.
Am späten Nachmittag liefen wir dann in Fulanga ein und was uns hier erwartete war wirklich atemberaubend. Dieses nahezu runde Atoll von zirka acht Kilometer Durchmesser ist fast rundherum von palmenbewachsenen und strandgesäumten Inseln von Wellen geschützt, überall ragen die malerischen Pilzfelsen aus dem Wasser und im Inneren befindet sich ausschließlich weißer Sand - oder in anderen Worten: Wir liegen nun in einer fünfundzwanzig Quadratkilometer großen Badewanne, die von einer tropischen Filmkulisse umgeben ist. Unfassbar, unglaublich, ungeheuerlich! Hier bleiben wir ein paar Tage :)

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Samstag, 27. Juni 2015

Entkommen!

Wir haben es geschafft? Letzten Montag konnten wir endlich aus Savusavu
entkommen und seitdem bewegen wir uns langsam aber sicher nach Osten in
Richtung der Lau Gruppe. Auf dem Weg nach Taveuni haben wir bereits
einige schöne Ankerplätze entdeckt, waren Schnorcheln und
relaxen.Taveuni selbst ist ebenfalls wunderschön - ganz besonders die
berühmten Wasserfälle. In angenehm frischen Süßwasser zu schwimmen ist
immer ein besonderer Highlight in den warmen Tropen.

Seit gestern liegen wir in der malerischen Bucht der Insel Matagi, in
abartig klarem, türkisen Wasser und genießen noch eine Tag Ruhe, bevor
wir heute Nacht die Überfahrt nach Vanua Balavu wagen. Das Wetter ist
nicht ideal, weil wir direkt gegen 20 Knoten Wind anfahren werden. Aber
wir haben keine Wahl, denn es soll die ganze nächste Woche nicht besser
werden und die Flüge unserer Mitsegler warten auch nicht auf besseres
Wetter.

Eine Nacht lang durchgeschüttelt zu werden ist jedoch nur ein sehr
kleiner Preis, dafür dass am Ende die angeblich schönsten Inseln von
Fiji auf uns warten. Wir sind schon sehr gespannt!

Samstag, 13. Juni 2015

Und wieder Savusavu

Seit ein paar Tagen sind wir in Savusavu, einem kleinen Örtchen im Nordosten von Vanua Levu, der nördlichen der zwei großen Hauptinseln Fidschis. Wir waren letztes Jahr schon ganz kurz zum Einklarieren hier und es hat uns nicht besonders gefallen – zu heiß und stickig, zu viele Mücken, Lärm, schmutziges Wasser  und außerdem  kann man hier rein gar nichts besichtigen oder unternehmen – außer völlig überteuerten Tauchgängen.

Dieses Jahr ist das Klima ein klein wenig angenehmer, denn wir sind nun in der kühleren Jahreszeit. Trotzdem ist es uns weiterhin ein Rätsel, wieso so viele Segler von diesem Ort schwärmen und Monate hier verbringen.  Außer dass es billige Bars und Restaurants gibt, sehen wir keinerlei Vorteile zu anderen Orten in Fidschi - aber viele, viele Nachteile.

Wir sind ausschließlich hier, weil es der beste Absprungort zur Lau-Gruppe ist und der sichere Hafen einen passablen Anschluss zum internationalen Flughafen bietet. Also warten wir hier auf unseren Freund Klaus, der uns die nächsten Wochen in die Lau Gruppe begleiten wird.

Für diejenigen, die es interessiert: Die Katzenmenschen (siehe Post vom 31.10.14) sind immer noch hier und hoffen weiterhin, dass Mavis wieder auftaucht. Da kann man nur viel Glück wünschen.

Jedenfalls haben wir nun mehr als genug überschüssige Zeit, um die paar wenigen Reparaturen und Verbesserungsarbeiten vorzunehmen, die wir in Neuseeland nicht mehr geschafft haben und ich finde endlich die Ruhe von unseren geänderten Plänen zu berichten:

Wir hatten angekündigt, dass wir Ende des Jahres, nach dem Aufenthalt in Vanuata nach Australien weitersegeln und den Südsommer dort verbringen werden. Vielleicht warten ja schon einige von Euch auf konkrete Termine – doch daraus wird leider nichts!

Statt weiter nach Australien zu fahren, werden wir mit Alita zurück nach Neuseeland segeln und sie dort für ein paar Monate einmotten. Die Liegeplätze sind in Neuseeland viel, viel günstiger als in Australien und außerdem haben wir dort gute Freunde, die ein wachsames Auge auf unsere geliebte Yacht haben werden.

Michaela und ich fliegen zu Weihnachten zurück nach Deutschland und werden im Anschluss ein Weilchen dort bleiben. Die Gründe für diesen Entschluss sind vielschichtig: Einerseits bin ich dann vier Jahre permanent auf Alita und hatte in der ganzen Zeit keine Gelegenheit meine Familie und Freunde zu besuchen. Anderseits fällt es uns zunehmend schwerer die Schönheit und Einzigartigkeit der Orte wahrzunehmen, die wir auf unserer Reise zu sehen bekommen. Wir müssen mal wieder ein normales Leben führen, unsere Sinne eichen und – nicht zuletzt – müssen wir auch die Bordkasse auffüllen. (Ich freue mich also über lukrative Jobangebote ab Januar 2016!!)

Die Reise von Alita nach Tasmanien und anschließend nach Alaska geht voraussichtlich 2017 weiter und dann unter geänderten Vorzeichen. Wir werden Gäste nicht mehr auf Wochenbasis an Bord nehmen können, sondern eher Mitsegler, die  uns über längere Etappen begleiten. Das liegt schlicht daran, dass wir ab 2017 fast ausschließlich in sehr entlegenen Gebieten unterwegs sind und Etappen fahren werden, die man nicht Monate im voraus datumsgenau planen kann. Wie es genau weiter geht werde ich Anfang nächsten Jahres planen und veröffentlichen.

Donnerstag, 4. Juni 2015

Flucht vor dem Winter

Die Fahrt nach Fiji war diesmal ein bisschen spannender, als die letzten Überfahrten, bei denen die Segelbedingungen jeweils perfekt waren. Dieses Jahr war das subtropische Wetter im Südwesten des Pazifiks uncharakteristisch unstet für die Jahreszeit. Die ersten Winterstürme waren bereits über Neuseeland hinweggezogen, ungewöhnlich früh im Jahr. Auch die Hochdruckgebiete zogen bereits winterlich schnell und in Folge der hohen Dynamik änderten sich die Vorhersagen fast täglich.
Es war also recht schwierig "passendes" Wetter zu finden, so dass auf der ganzen langen Überfahrt der Wind immer aus den richtigen Richtungen und in erträglicher Stärke weht. Das Wetterfenster für das wir uns schließlich entschieden, war nicht gerade eine große Panoramascheibe, sondern eher eine kleine Schießscharte. Ein befreundetes Boot wollte einen Tag nach uns aufbrechen, aber bereits zwölf Stunden nach unserer Abfahrt zeigten sich die Vorhersagen im Verlauf der Fahrt wieder ungünstig, so dass die Zögerlichen noch heute - zwei Wochen später - in Neuseeland sind.
Wir waren das einzige Boot, das am 23.5. im Rücken eines Wintersturms bei Windstärke 7 aus Opua auslief. Klar fällt es nie besonders leicht den ruhigen Hafen zu verlassen, wenn es draußen heftig bläst und die Wellen das Boot entern wollen. Aber wir waren ähnliche Bedingungen von der Südinsel Neuseelands bereits gewöhnt. Auch dort musste man im Rücken der Fronten auslaufen, wenn man sich segelnder Weise eine Stück nach Norden vorarbeiten wollte.
Unser Plan ging jedenfalls auf. Dank des kräftig ausgeprägten Rücken des Tiefdruckgebiets hatten wir zwei Tage Starkwind aus raumen Richtungen (von schräg hinten), mit dessen Hilfe wir uns rasend schnell nach Norden bewegten. Innerhalb von zwei Tagen hatten wir bereits die halbe Strecke nach Minerva zurück gelegt, waren den ungünstigen Wetterentwicklungen im Süden entkommen und unsere erwartete Ankunftszeit im relativ gut geschützten Nord Minerva Riff lag geschätzte zwölf Stunden vor einer unberechenbare tropische Störung, die uns von Norden entgegen zog.
Die tropischen Störungen sind für Segler besonders unangenehm, weil sie sich durch großflächige Flaute auszeichnen, im Inneren aber böse Überraschungen mit örtlichem Starkwind und heftigen Regengüssen bereit halten.
Aber wir hatten doppelt Glück. Zunächst erreichten wir unseren Ankerplatz in Minerva deutlich vor der tropischen Störung und außerdem war diese nicht annähernd so stark, wie vom Wetterdienst vorher gesagt. Letztlich hatten wir keinen einzigen Regenschauer und die Flaute bescherte uns eine besonders ruhige Nacht.
Drei ruhige Tage genossen wir in Minerva, kulinarisch durch einen 31kg schweren Thunfisch versüßt, den wir kurz vor der Einfahrt ins Riff gefangen hatten. Der einzige Rückschlag war die Weigerung des Wassermachers, seiner Aufgabe nachzukommen und Süßwasser zu produzieren. Aber auch dieser Mitarbeiter konnte in einer intensiven, dreistündigen Sitzung zur Mitarbeit überredet werden.
Die letzte Etappe nach Fiji war einfach zu planen. Bei konstanter Brise und Halbwind (seitlich), traumhaften Hochsee-Segelbedingungen, schossen wir in ruhiger See bei Rumpfgeschwindigkeit dahin und liefen zweieinhalb Tage später in Levuka auf der Insel Ovalau ein.
Wir haben uns absichtlich einen kleinen Ort zum Einklarieren in Fiji ausgesucht, weil die Formalitäten dort erfahrungsgemäß etwas schneller vonstattengehen. Die Wege zwischen den Behörden sind nicht so weit und die Schlangen vor den Schaltern sind nicht so lange, wie in großen Städten.
Es begann alles gut. Wir liefen um 09:30 morgens im Hafen ein, hatten gleich Funkkontakt mit der Hafenmeisterei und nach zwei Versuchen hatten wir uns auf einen geeigneten Quarantäne- Ankerplatz geeinigt, der einerseits weit genug aus den Wellen war, damit wir nicht arg durch geschaukelt werden, anderseits nah genug am Hafen, damit die Wege der Offiziellen nicht zu weit sind und zuletzt, weit genug vom Land entfernt, damit wir nichts unbemerkt nach Fiji einschleppen konnten.
Die Gesundheits- und die Bio-Security Behörden hatten innerhalb einer halben Stunde Mitarbeiter am Pier, die wir mit unserem Beiboot abholten und uns gegen 11:00 bestätigten, dass wir alle gesund sind und keine illegalen Lebensmittel an Bord haben. Natürlich hatten sie außerdem schon ihre Rechnungen ausgestellt.
Danach fuhren wir alle in den Hafen, denn die Einwanderungsbehörde und der Zoll dürfen aufgrund internationaler Regeln keine Rechnungen ausstellen und nehmen deswegen auch nicht den langen und beschwerlichen Weg zur Yacht auf sich. Sie warten lieber im klimatisierten Büro auf uns.
Zumindest wartet dort einer auf uns, doch der kann unseren Fall nicht bearbeiten. Der einzige Mitarbeiter, der hochrangig genug ist um uns einzuklarieren ist gerade auf der Bank und deswegen müssen wir erst einmal warten. Als er dann nach einer guten halben Stunde auftaucht, dürfen wir ganz viele Dokumente ausfüllen, die wir bereits in Neuseeland einmal ausgefüllt haben - und dann auf den Computer warten, der noch langsamer rechnet als der Beamte tippt. Kurz vor der Mittagspause haben wir dann die Genehmigung zum Verlassen der Yacht in der Hand.
Nun dürfen wir aus dem Hafen hinaus in die Stadt und unser Auftrag ist klar: Auf die Bank und Landeswährung besorgen, damit wir die Rechnungen der Bio-Security und der Gesundheitsbehörde zahlen können. Dann zum Sitz des örtlichen Ältestenrates und eine "Cruising Permit" holen - das ist die Erlaubnis innerhalb von Fiji zu segeln. Mit diesem Papier sollen wir dann wieder zur Hafenbehörde, die uns die finale Auslaufgenehmigung aus dem Hafen in die Gewässer Fijis erteilt.
Hört sich eigentlich ganz leicht an und sollte in den verbleibenden 4 Stunden, bis die Behörden um 16:30 schließen, auch locker zu schaffen sein - aber wir sind in Fiji und deswegen kann man sich nie ganz sicher sein!
Der Geldautomat an der Bank ist "vorübergehend" außer Betrieb und die Schlange an der Kasse ist lang. Wen wundert es, ist schließlich auch die einzige Bank im Dorf! Die Gesundheitsbehörde ist am nördlichen Ende des Städtchens und nach einem kurzen Marsch dauert es dort nur fünfzehn Minuten eine Quittung auszustellen, dann aber fast eine halbe Stunde, bis das passende Wechselgeld aus den Geldbörsen aller Mitarbeiter zusammen gesammelt ist.
Das Gebäude des Ältestenrates ist - wie soll es auch anders sein - am südlichen Ende der Stadt. Aber nach einem etwas längeren Marsch bin ich dort der einzige Kunde und die Sekretärin ist sehr hilfsbereit und komptetet. Sie entschuldigt sich, dass ich ein paar Minuten warten muss, denn das Formular muss zur Unterschrift in die Hauptstadt geschickt werden. Kein Problem sage ich und lächle… und lächle auch noch eine knappe Stunde später, als des Fax aus der Hauptstadt immer noch nicht da ist.
Nach über einer Stunde erfahre ich die Frohe Kunde, dass das Fax da sei. Ich halte schon die Hand auf, muss aber dann erfahren dass das Fax meines Begehrens nicht in diesem Gebäude weilt, weil das Faxgerät hier kaputt ist, sondern im Büro des "High Comissioners" , ganz in der Nähe der Polizeistation, am nördlichen Ende der Stadt. Ahja!
Immer noch lächelnd finde ich mit Hilfe dreier Einheimischer nach einem längeren Fußmarsch das Büro, doch Elvis - der Mann, der mein Fax hat ist - ist, wie soll es auch anders sein, gerade bei der Bank. Mir läuft die Zeit davon, denn der Feierabend rückt bedrohlich Nahe.
Die Dame am Schreibtisch von Elvis hat keine Ahnung, aber sie ist so nett, dass sie mir einige streng geheime Dokumente von Elvis' Schreibtisch zeigt und beim dritten Versuch kann ich meine Cruising Permit ausmachen und bekomme diese auch ausgehändigt. Es bleibt jetzt noch eine Dreiviertelstunde und ein mittlerer Fußmarsch, um die Hafenbehörde zu erreichen und die Auslaufgenehmigung zu bekommen.
Letztlich wird es sehr, sehr knapp… denn der Mitarbeiter, der das normalerweise macht, ist natürlich nicht da, sondern auf dem Weg zum Flughafen und seine Vertretung, wie soll es auch anders sein, fährt ihn. Es dauert eine knappe halbe Stunde meiner kostbaren Zeit bis die Vertretung zurück ist - und sie bringt drei ihrer fünf Kinder mit, denn eigentlich hat sie ja jetzt frei und wäre nun im Bett, wenn ich nicht so dreist wäre, innerhalb der Geschäftszeiten Arbeit zu verursachen!
Während ich mich noch lächelnd entschuldige und versuche die Stimmung aufzuheitern, schafft die Dame es immer wieder in paar Buchstaben in die Eingabemasken auf ihrem Computer einzutragen, während eines ihrer Kinder nebendran wahllos Nummern auf dem Telefon wählt und dann den Hörer an seine Mutter weiterreicht, wenn tatsächlich jemand antwortet. Da die Insel klein ist, kennt die Dame natürlich jeden ihrer wahllosen Gesprächspartner und man amüsiert sich ausgiebig über die Art und Weise, wie das Gespräch zustande gekommen ist.
Die anderen Kinder machen sich inzwischen anderweitig nützlich und entführen Kugelschreiber, Heftklammergerät und weitere wichtige Utensilien vom Schreibtisch der Beamtin, die wir später noch suchen werden. Und ich lächle immer noch!
Kurz darauf vergeht mir das Lächeln kurz, als mir die Beamtin erklärt, dass ihr Computer nun irgendwie nicht mehr so richtig will und wir die Genehmigung manuell erstellen müssten. Sie reicht mir ein Formular, dass Sie von einer Kollegin telefonisch angefordert hat, damit die es per Email schickt… als das Formular endlich ausgedruckt ist, erkenne ich, dass es sich um das Selbe handelt, dass ich inzwischen schon zweimal ausgefüllt habe. Das Werk hat vier Seiten und ich weiß, dass ich ungefähr eine halbe Stunde brauche, diese Informationen erneut einzutragen - aber was hilft's! Ich hab es nun fast geschafft und will nicht auf der Zielgeraden schlapp machen.
Ich bin bereits auf Seite drei des Formulars, als mir die Beamtin freudig verkündet, dass es der Computer nun doch wieder tut und danach dauert es trotz der Störmanöver der Kinderschar nur noch zehn Minuten, bis ich das besiegelte und mehrfach vorne und hinten gestempelte Formular in der Hand halte und als freier Mann dem Hindernislauf im Behördendschungel beende. Möge der Urlaub beginnen!

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Dienstag, 26. Mai 2015

Alles prima an Bord

In drei Tagen konnten wir gut zwei Drittel der Strecke nach Minerva segeln, nun ist uns der Wind vorübergehend ausgegangen und wir motoren weiter in Richtung Ziel.
Die See ist flach, das Wetter ist gut und es wird langsam Sommer. Die Shorts sind schon im Einsatz und allen an Bord geht es prima.

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Sonntag, 24. Mai 2015

Schnell unterwegs

Wir haben fast 200 Seemeilen auf der Logge seit unserer Abfahrt gestern mittag in Opu. Wind weht kräftig aus SW und wir sind schnell unterwegs. Alles prima an Bord.
Positionsupdate wie immer auf der "Wo ist Alita"- Seite.

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Freitag, 22. Mai 2015

In den Startlöchern

Inzwischen sitzen wir in der Marina in Opua. Wir haben noch eine Woche in Neuseeland verbracht, nochmal die schönsten Flecken zwischen Whangarei und der Bay of Islands besucht. Draußen ist es gerade ungemütlich. Ein Tief zieht durch, es schüttet in Strömen, ein sturmstarker Wind weht aus Nordwest und die Crew scharrt mit den Hufen. Wir wollen nun mal endlich los!
Micha und ich müssen auch bald weg von hier. Unsere Besuchervisa für Neuseeland laufen heute aus und obwohl die Behörden hier bei Seglern kulant sind, würden sie uns schon gern bald loswerden.
Wenn das Tief durchgezogen ist, der Regen leichter wird und der Wind nicht mehr stürmisch sondern nur noch stark aus Südwest pustet, dann brechen wir auf - also morgen Vormittag, so ist der Plan.
Wir freuen uns schon auf den warmen Norden und natürlich werden wir Euch auch auf hoher See auf dem Laufenden halten - zumindest die Position auf der Seite "Wo ist Alita" wird regelmäßig aktualisiert werden. Bitte brecht aber nicht gleich in Panik aus, wenn ihr zwei Tage nichts von uns hört. Manchmal will die Technik nicht so recht.

Samstag, 16. Mai 2015

Ende der vorübergehenden Funkstille

Es gibt Zeiten, da hat man keine Zeit im Blog zu Schreiben. Und es gibt Zeiten, da hat man nicht mal Zeit zu Schreiben, dass man keine Zeit zum Schreiben hat. Es tut mir sehr leid, dass es in den letzten Wochen so still war, aber einerseits hab ich grad nicht viel mitzuteilen und anderseits waren wir in den letzten paar Wochen mit den üblichen Trockendockarbeiten mehr als voll beschäftigt.

Nun, nach drei Wochen harter Arbeit, ist Alita wieder bereit für die neue Saison und wir haben wieder ein paar freie Minuten um einmal kräftig durch zu schnaufen. Alles ist gewartet, geschmiert, inspiziert, poliert, repariert. Das Unterschiff ist mit frischem Antifouling versehen und alles glänzt nach der abschließenden, intensiven  Putzaktion.
Außerdem sind wir auch schon für unsere Reise nach Fiji voll verproviantiert und bereit abzulegen. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen und dann geht’s ab in den warmen Norden!

Dienstag, 21. April 2015

Neuseeland umrundet


Heute früh sind wir wieder in Whangarei eingelaufen, wo wir vor vier Monaten zur Umrundung von Neuseeland aufgebrochen sind. Wir würden es jederzeit wieder tun! Es war ein wunderschöner abwechslungsreicher Trip, jeder Ankerplatz bot wieder einen neuen Highlight und nun wartet in den nächsten Wochen viel Arbeit auf uns, damit Alita auch nächstes Jahr wieder fit ist!

Freitag, 27. März 2015

Aus der Reihe "Kurioses am Wegesrand"

Endlich ist es möglich! Wie oft standen wir schon an der Autowaschanlage und haben uns gedacht:

 
"Mensch! Der Köter, mein bester Freund, braucht auch dringend mal wieder eine Wäsche. So schmutzig wie der ist, versaut er mir ja das frischgewaschene Auto!"

Nicht verzagen... den Kiwi fragen! Hier in Napier, Neuseeland ist das kein Problem mehr. Direkt neben dem Car Wash befindet sich nämlich der Dog Wash!

 
Sieht doch prima aus. Ich bin sicher alle Hunde in der Gegend freuen sich immer sehr, wenn sie den Besuch in der Waschanlage überlebt haben!




Sonntag, 22. März 2015

Kurzer Update

Wellington ist eine schicke, kleine Hauptstadt! Sehr hipp, modern und ansehnlich. Dort hat es uns recht gut gefallen, vor Allem weil der Hafen mitten im Stadtzentrum liegt und alles prima zu Fuß zu erreichen ist. Das neuseeländischste aller Museen, das Te Papa-Museum, lieg direkt neben der Marina und ein Besuch dort lohnt sich.

Die ganze Stadt ist wild und bunt, aber auch durchgestylt. Die ganze Stadt? Nein! Am Rande der Stadt, am Ende einer ruhigen Straße, in der sich die Botschaften aller Nationen angesiedelt haben - alle in repräsentativen, hübschen Gebäuden - liegt ganz hinten, fast verschämt, die deutsche Botschaft: eine hässliche, klotzige Sünde im Plattenbaustil. Etwa so einladend wie ein Gefängnis. Typisch!

Nur am Rande. In Wellington habe ich auch eine neue Apfelsorte entdeckt, mit dem Namen Genesis. Ist wohl ein gentechnischer Wundermix aus Braeburn und Royal Gala. Der sieht nicht nur perfekt aus, etwa so wie der giftige Apfel in Schneewitchen, sondern schmeckt auch noch abartig gut. Genau die richtige Mischung aus süß, sauer und knackig und saftig. Hätte Gott das Ding in den Baum ins Paradies gehängt, dann hätte er sich die Schlange als Überredungskünstler sparen können!

Naja. Wir sind jedenfalls inzwischen wieder ein Stück weiter gefahren und gestern in Napier und damit im warmen, trockenen Norden angekommen. Nach Wellington, wo immer eine steife kühle Brise blies, fühlt es sich hier an wie Hochsommer.

Und noch bzgl. Vanuatu: Die Links zu den kleineren, hiesigen Hilfsorganisationen spare ich mir. Sie sind auch nicht besser oder schlechter als die großen Deutschen. Außerdem habe ich einen Bericht in der neuseeländischen Zeitung gelesen, dass sich bereits 40 Hilfsorganisationen mit Teams vor Ort aufhalten, allen voran die großen Internationalen. Das Problem scheint also nicht, dass Eure Hilfe nicht ankommt. Momentan ist wohl mehr die Koordination der Hilfe gefragt. Was aber nicht heißt, dass Eure Spenden nicht mehr nötig wären! Die Bevölkerungen der Südseeinseln sind größtenteils Selbstversorger - sie bauen einen ihre tägliche Nahrung selbst an. Da große Teile der Ernte zerstörst sind, wird es eine Weile dauern, bis sie wieder ohne Hilfe auskommen.


Dienstag, 17. März 2015

Wirbelsturm Pam

Zunächst mal wollen wir uns ganz herzlich bei den vielen  besorgten Blogleser bedanken, die sich in den letzten Tagen informiert haben, ob wir sicher sind bzw. den Sturm Pam gut überstanden haben, der in der letzten Woche im Südpazifik getobt hat. Wir können Eure Sorgen zerstreuen. Wir liegen ganz sicher im Stadthafen von Wellington, viele hundert Meilen vom Zentrum von Pam entfernt, welches sich gerade langsam auflöst und südöstlich ins pazifische Polarmeer verabschiedet.

Der Sturm ist zwar knapp an Neuseeland vorbeigezogen, aber doch weit genug entfernt, dass er hier nur wenig Schaden angerichtet hat. So viel Glück hatten die Menschen in Vanuatu nicht. Sie haben die volle, zerstörerische Kraft dieses Wirbelsturms der höchsten Kategorie abbekommen. Mit knapp 300 km/h Wind, Wellenhöhen über zwanzig Meter und einem geschätzten Luftdruck von ca. 880 hPA im Zentrum gehört Pam zu den drei stärksten Stürmen, die seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erfasst wurden. Gerade als seine Kraft am Stärksten war, zog er über Port Vila die Hauptstadt Vanuatus hinweg.

Für die Menschen dort war es der Super GAU - die größtmögliche Katastrophe, die zu befürchten war. Die Naturgewalten haben Schäden unvorstellbaren Ausmaßes hinterlassen. Es sind wohl die allermeisten Häuser auf Efate, der Hauptinsel des Landes zerstört. Auch die abgelegenen südlichen Inseln des Landes hat es voll erwischt, so dass die große Mehrzahl der Bevölkerung Obdachlos ist. Der Premier des Landes ist in einem Fernsehbericht in Tränen ausgebrochen und hat gesagt, dass die Zukunft seines Landes zerstört sei. Er übertreibt nicht.

Die Menschen dort werden viel Hilfe brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen. Wir werden voraussichtlich im Juli nach Vanuatu segeln und natürlich überlegen wir, wie wir den Menschen dort helfen könnten – genau wie alle unsere befreundeten Segler, die auch dieses Jahr wieder die „sicheren“ Monate auf den tropischen Inseln der Südsee verbringen werden, in denen dort keine Wirbelstürme entstehen.

Angesichts des Ausmaßes der Katastrophe jedoch wirkt alles was wir tun können, wie der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Die Menschen dort brauchen die Hilfe jetzt und nicht erst Ende April, wenn die ersten Segler dort eintreffen. Sie brauchen Unterkünfte und Nahrungsmittel um die nächsten Tage und Wochen zu überleben, sie brauchen Baumaterialen um ihr Leben wieder aufzubauen - Dinge deren Transport wir auf unseren kleinen Booten nicht stemmen können.

Also ist es sicher das Beste, wenn auch wir, die besorgten Segler und unsere Freunde die Erste Hilfe den Profis überlassen – den großen Hilfsorganisationen, die bereits Spendenkonten für Vanuatu eingerichtet haben.

Wir sind auch gerade noch dabei ein paar örtliche Hilfsorganisationen zu recherchieren, bei denen das Geld direkt nach Vanuatu geht. Wir werden Euch hier auf dem Laufenden halten, aber höchstwahrscheinlich haben diese kleinen Organisationen keine deutschen Konten, also kassiert die Bank für die Überweisung.

Natürlich werden wir trotzdem unseren eigenen, kleinen Teil betragen und in ein paar Monaten z.B. Werkzeug, Medikamente, Kleidung andere leicht transportable Hilfsgüter mitbringen und dort direkt  verteilen. Wenn Euch darüber hinaus etwas einfällt, was wir besser tun könnten als die Hilfsprofis, freuen wir uns über jede eurer Ideen.

Dienstag, 10. März 2015

Nordwärts an der Ostküste

Die erste Hälfte unserer Umrundung Neuseelands ist geschafft und wir befinden uns wieder auf dem Weg nach Norden. Von Stewart Island sind wir zunächst nach Dunedin gesegelt, wo in der neuseeländischen Gründerzeit vorwiegend schottische Einwanderer eine der ersten großen Siedlungen errichteten und dort den Eisenbahn und Schiffsbau vorantrieben.

Dort  waren wir über eine Woche, weil das Wetter nicht so richtig mitspielte und wir außerdem die Gastfreundschaft des örtlichen Yachtclubs und die Rückkehr in die Zivilisation genossen haben. Dunedin ist mit immerhin hundertfünzigtausend Einwohner die größte Stadt, die wir seit langem besuchten! Außerdem gibt es auch hier viele Sehenswürdigkeiten – wie z.B. die steilste Straße der Welt!

Von Dunedin sind wir dann – genauso wie schon zuvor in Stewart Island – bei Sturmwarnung ausgelaufen. Guter Segelwind in vernünftiger Stärke weht hier leider nur aus Nordosten, also genau aus der Richtung, in die wir müssen. Sonst hat es entweder gar keinen Wind, oder eben sturmstarke Winde aus Süden, während und nach dem Durchzug einer Front.
Also ist die einzige Chance, wenn man unter Segel weiterkommen will, den Durchzug der Front und damit die stärksten Böen abzuwarten und dann im Rücken des Unwetters bei 30 bis 40 Knoten Wind  auf den  Wellen nach Norden zu reiten.

Leider halten diese „günstigen“ Winde auch nicht wirklich lange – derzeit nur einen halben Tag. Also muss man bei den langen Distanzen einen weiteren halben Tag mit schwachen Winden und großen Wellen kämpfen – was dann meistens doch wieder dazu führt, dass man den Motor anwirft, weil die Segel zu stark leiden. Nichts schadet den Tüchern nämlich mehr, wenn sie in leichtem Wind von Schauckeln des Bootes hin und her geschlagen werden und es lohnt sich nicht $30 Diesel zu sparen, wenn man dann für eine paar hundert Dollar Segelreparaturen hat.

Mit den vereinten Kräften von Sturmsegeln und Flautenmotoren sind wir also gestern im hübschen Akaroa angekommen, wo wir die örtlichen Sehenswürdigkeiten in einem guten Tag besichtigt haben. Morgen geht es dann um die Halbinsel herum weiter nach Lyttleton – das ist der Hafen von Christchurch. Dort sind wieder zwei Tage Sightseeing geplant und dann erwarten wir die nächste Front, die uns wieder ein Stück weiter und zurück auf die Nordinsel nach Wellington bringen soll.

Das klingt alles ein bisschen nach Arbeit und nicht so viel Vergnügen… doch auch hier an der Ostküste ist das Land wunderschön und es gibt weniger Regen und viel zu sehen. Leider sind wir nach den atemberaubenden Eindrücken im Wilden Westen des Landes etwas „satt“ und müssen uns erst mal wieder eichen.

Samstag, 21. Februar 2015

Kiwi erlegt!

Es war eine spannende Jagd. Zuerst haben wir es auf Ulva, der Vogelinsel im Paterson Inlet von Stewart Island versucht. Mitten in der Nacht sind wir dort mit Fotoapparat, Rotlicht und Stirnlampen bewaffnet herum gestolpert und konnten in absoluter Finsternis zwei Kiwis stellen.

Der Erste kam gleich so nah, dass er uns fast über den Haufen gerannt hätt. Aber als ich das Licht einschaltete, stand ich genau zwischen Kamera und Kiwi. Versagt!
Der zweite Kiwi war etwas vorsichtiger und wagte sich nicht so richtig aus dem Unterholz heraus. Als ich dachte das Rascheln ganz in der Nähe zu hören, schaltete ich das Licht ein – zu früh! Wieder versagt! Der Kiwi war zwar im Unterholz zu sehen, aber für ein Foto zu versteckt.

Aller guten Dinge sind Drei. Der lief uns ganz unverhofft im Dämmerlicht am nächsten Abend über den Weg und war so nett ausführlich für die Kamera zu posieren. Nun ist er auf vielen hübschen Fotos und einem langen Film gebannt.


Mission Kiwi geglückt!

Mittwoch, 18. Februar 2015

Hummervergiftung

Nach einem Wanderausflug in der Supper Cove, der hintersten Ecke des Dusky Sounds, standen die letzten Tage in Fjordland ganz im Zeichen des Wassergetiers. Wir machten in der Luncheon Cove fest, einer lauschigen Bucht am Ausgang des Dusky Sounds, wo schon Captain Cook vor 250 Jahren sein Boot verankerte, um in aller Ruhe die hiesige Delikatesse zu verspeisen: den Rock Lobster (übersetzt: „Steinhummer“).

Der hiesige Krabler hat, der Languste ähnlich, lange Fühler und keine Scheren wie sein nordamerikanischer Verwandter, der Maine Lobster. Die tropische Languste jedoch ist Vegetarier und der örtliche Rock Lobster nicht. Außerdem sind die Tiere hier wahre Monster. 2,5 Kilo sind eher das Normalgewicht eines örtlichen „Crayfish“ (so nennt der Einheimische das Tier).

Eigentlich wollte ich in dem kalten Wasser ja nicht unbedingt tauchen gehen, aber die Aussicht auf solch fette Beute und der ausdrückliche Geburtstagswunsch von Michaela, haben mich überredet. Also zogen wir am nächsten Morgen im Beiboot mit etwa 50 Kilo Tauchausrüstung los. Nach einer guten Stunde hatte ich das ganze Gerödel angelegt und schwamm mitten im Kelpwald bei Wassertemperaturen von unter 15 Grad – gefühltes Eiswasser!

Der erste Jagdversuch war nicht sehr erfolgreich. Ich hatte das gesamte Tauchblei angelegt, das wir an Bord haben. In den Tropen reicht das für drei Mann - aber wegen des dicken Anzugs mit Haube, Handschuhen, Füßlingen und nur halbvollem Lufttank (ich hatte die Luft beim Reinigen des Unterwasserschiffs in den Marlborough Sounds verbraucht) hatte ich immer noch leichten Auftrieb. 
Tauchend in Vorwärtsbewegung kann man den Drang zur Wasseroberfläche leicht ausgleichen. Wenn man aber vor dem Zuhause eines Lobsters ausharrt, dann ist es sehr schlecht, wenn man sich mit einer Hand festhalten muss. Es bleibt nämlich nur eine weitere Hand zum Fangen des Tiers. Nach zwanzig Minuten hatte ich fünf Lobster verscheucht und erst ein Tier gefangen. Ich musste einsehen, dass es so nicht geht.

Also erst mal zurück zu Alita, den Kompressor anwerfen um die Tauchflaschen zu füllen und mehr Ballast besorgen. Mittags ging es dann los zu einem zweiten Versuch, der sehr erfolgreich war. Innerhalb von weiteren zwanzig Minuten hatte ich vier stattliche Tiere im Sack – bei Weitem genug für unseren Gefrierschrank, der mit mehreren Kilo „Blue Cod Filets“ (örtlicher Speisefisch) vom Vortag eigentlich schon gut gefüllt war!

Den ganzen Rest des Tages verbrachten wir damit die Crayfish in Süßwasser zu ertränken, die fleischhaltigen Schwänze abzutrennen und einzufrieren und die Köpfe zu kochen. Da unser größter Nudeltopf „nur“ 26 Zentimeter Durchmesser hat, mussten wir einige der riesigen Köpfe einzeln kochen. Vom vorderen Teil des Tiers kann man eigentlich nur den Inhalt der Füße und Fühler essen, aber bei solch stattlichen Exemplaren ist das eine gute Mahlzeit – wir waren jedenfalls Pappsatt nach den Köpfen ohne Beilage!

Mit Delikatessen vollgefressen und glücklich mit unserem rundum gelungenen Aufenthalt in Fjordland wollten wir uns am nächsten Morgen gerade von den vielen netten Robben und ihren süßen Babys verabschieden, die in und um die Luncheon Cove leben. Da kam ein Fischer mit seinem Boot angefahren, den wir ein paar Tage zuvor kennengelernt hatten. Als Abschiedsgeschenk brachte er – wie soll es anders sein -  zwei riesige Crayfish mit!

Also gab es auf dem Weg von Fjordland nach Stewart Island Hummerspaghetti zum Abendessen. Zu Michaelas Geburtstagsdiner gab es Hummerpizza und am Tag danach Hummersalat. Wir haben uns in den letzten fünf Tagen in Reihe praktisch ausschließlich von Crayfish ernährt und uns an unfassbaren Mengen der Delikatesse derart überfressen, dass wir die nächsten Wochen und Monate erst mal keinen einzigen Lobster mehr sehen wollen!

Bis auf die leichte Hummervergiftung sind wir also gut auf Stewart Island, der drittgrößten Insel Neuseelands angekommen. Hier wollen wir den Symbolvögel des Landes jagen, den Kiwi – natürlich nur mit der Kamera!

Der Kiwi ist ein Laufvogel, kann also nicht fliegen. Außerdem ist er äußerst scheu und nachtaktiv. Selbst die große Mehrzahl der Einheimischen haben noch nie einen Kiwi in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen. Aber – so haben wir uns sagen lassen - die Chancen sind hier auf Stewart Island sehr gut, besser als im ganzen Rest des Landes. Wünscht uns Glück!

Donnerstag, 12. Februar 2015

Im hohen Süden

Inzwischen haben wir den George Sound und seine Sandfliegenhorden hinter uns gelassen. Wir sind sicher die Tageslichtvampire haben zum Abschied bitterlich geweint, denn leckere Menschen bekommen sie selten.
Die nächste Station war der Doubtfull Sound, der wie fast alles hier unten von Captain Cook benannt wurde. Er bezweifelte, dass er in den engen Gewässern des Fjords mit seinem Schiff manövrieren hätte können und fuhr deshalb vorbei. Da hat er was verpasst – auch weil es hier wegen steilerer Küsten wesentlich weniger Sandfliegen gibt.
Außerdem belohnen die abzweigenden Arme der zahlreichen engen Fjorde die Besucher, welche die langen Wege hinein und hinaus in Kauf genommen haben, mit majestätische Aussichten. Wir haben einige Seitenwege besucht und dann mehrere Tage am innersten Ende des Doubtfull Sounds in der Deep Cove unsere Zelte aufgeschlagen.
Wie der Name schon sagt, ist die Deep Cove tatsächlich sehr tief, so dass man nur in seiner hintersten Ecke ankern kann, direkt neben der Mündung eines Flusses und ganz dicht unter einer Steilwand, die knapp dreihundert Meter senkrecht aus dem Wasser ragt. Ein beeindruckender, aber nicht ganz ungefährlicher Ankerplatz.
Wegen des vielen Regens in Fjordland entsteht über die Jahre dichte Vegetation auch an senkrechten Steilwänden. Sogar Bäume schaffen es irgendwie ihre Wurzeln auf kleinen Vorsprüngen zu verankern und eng an die Wand geschmiegt zu gewaltiger Größe heran zu wachsen – bis schließlich die Felsen die tonnenschwere Last nicht mehr tragen können und – oft ausgelöst von den häufigen und heftigen Erdbeben dieser Region – der Schwerkraft nachgeben, auf dem Weg nach unten alles auf ihrem Weg mit sich reißen und in gewaltigen Geröll- und Vegetationslawinen niedergehen. Nicht gut, wenn man ausgerechnet dort ankert…
Eine weitere Schwierigkeit halten die riesigen Baumstämme speziell für den Segler bereit, besonders an Flussmündungen, wo sie in Massen angeschwemmt werden. Wenn es gelingt die Ankerkette darunter zu fädeln, dann hält zwar der Anker auch bei stärkstem Wind. Die Frage ist jedoch, ob man ihn jemals wieder zurück bekommt. Wir wurden von fallendem Geröll verschont, konnten die ankerverliebten versunkenen Bäume vermeiden und wurden für unseren Wagemut mit einem massiven Hochdruckgebiet und bestem Kaiserwetter belohnt.
Neben dem Milford ist der Doubtfull der einzige Fjord, der mit Fahrzeugen auf dem Landweg erreichbar ist – auch wenn man bei Zweiterem dazu über dreißig Kilomter See muss, bevor man in einen Bus steigt, der einen weitere zwanzig Kilometer auf einer Privatstraße durch die Berge zur Deep Cove transportiert. Dass die Gegend erschlossen ist, hatte für uns den Vorteil, dass es hier Wanderwege gibt – oder zumindest das, was der Kiwi Wanderweg nennt und wir eher als Regenwald-Hindernisparcours bezeichnen würden.
Also haben wir uns in zwei Tagen so richtig müde geklettert, wurden mit wunderschönen Eindrücken und Muskelkater belohnt. Außerdem haben wir Billy kennengelernt, den Manager der Stiftung, die in Deep Cove ein Schullandheim betreibt, welches den einheimischen Kinder schon in jungen Jahren die Liebe zum grandiosen neuseeländischen Naturschatz näher bringen soll.
Billy hat die Messlatte für die Gastfreundschaft der Neuseeländer wieder etwas höher gesetzt. Von ihm haben wir nicht nur schon bei der Ankunft eine Languste geschenkt bekommen, er hat uns außerdem in seiner Mittagspause zu einem Wasserfall geführt und dann am Abend zu einem feudalen Abendessen mit Schweinebraten, Kürbis, Kartoffeln, Soße und Salat eingeladen. Da er seit über vierzig Jahren den Süden des Landes als Fischer, Jäger und Naturliebhhaber unsicher macht, war er außerdem ein nahezu unerschöpflicher Quell an interessanten und hilfreichen Informationen. Vielen Dank Billy!
Gerne hätten wir in Deep Cove noch mehr Zeit verbracht, aber wir haben bis zu unserem Werftaufenthalt im April noch eine lange Strecke vor uns und auf dem Weg gibt es noch eine Menge Orte , die wir besuchen wollen. Also sind wir mal wieder weitergezogen, als es am Schönsten war und gestern Abend im Dusky Sound eingetroffen. Das wird unsere letzte Station in Fjordland werden. Hier verbringen wir die nächsten Tage, bis das Wetter uns die Fahrt nach Stewart Island ermöglicht und sind schon ganz gespannt, was wir entdecken werden.

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Samstag, 7. Februar 2015

Krass!

Die letzten sechs Tage saßen wir im George Sound fest – das ist am Ende der Welt links und ein Stückchen den Fjord hoch. Das Wetter draußen war viel zu krass zum Weiterfahren. Erst ein Sturm von Süd, dann ein Sturm von Nord und wieder einer von Süd – zwischendurch hat es so stark geregnet, dass der Wasserfall neben unserem Ankerplatz die Lautstärke eines startenden Düsenjets annahm und wir schon befürchteten, dass der ganze Fjord voll Wasser läuft. Unsere Trinkwasservorräte an Bord haben sich innerhalb weniger Stunden mit Regenwasser gefüllt.
Trotz – oder vielleicht wegen - der Stürme haben wir viel erlebt. Im Schutz des Fjordes bekommt man vom krassen Wind draußen auf See nicht viel mit und trotz des Regens sind auch häufig Sonnenstunden dazwischen – manchmal sogar ganze Sonnentage. Wir haben jedenfalls jede Gelegenheit genutzt.
Wir sind den George-Fluss mit dem Dinghy hochgejetet und unsere 15 Pferdestärken waren gerade stark genug gegen die Strömung anzukommen. Wir sind die Felsen eines Nebenarms unseres Wasserfalls hochgeklettert (als der Regen schwächer wurde und die Wassermassen abnahmen). Dort oben haben wir einen großen See gefunden und im Gebüsch ein Kanu! Natürlich sind wir hinaus gepaddelt und durch ein paar verwunschene Nebenarme des Sees, obwohl das Schwimmdings schon bedenklich krass reparaturbedürftig war.
Der allerkrasseste Ausflug war allerdings gestern, als wir einen „Wanderpfad" der DOC (Department of Conservation) begingen, der von George Sound zum „Lake Te Anau" führt. Wir nahmen uns den Lake Katherine als Ziel und Umkehrpunkt, „nur" knappe zwei Kilometer Luftlinie vom Startpunkt. Das waren definitiv die krassesten paar Meter die ich je gelaufen bin. Gelaufen trifft es sowieso nicht. Die Tour fängt kaum an und schon muss man über eine Hängebrücke über einen reißenden Fluss. Die „Brücke" besteht eigentlich nur aus einem Drahtseil auf dem man balanciert und zwei weiteren Drahtseilen als Handläufe. In Europa müsste man vor dem Betreten dieses Dings einen Haftungsausschluss und ein Testament verfassen!
Dann ging es in ähnlichem Stil weiter über Stock und Stein, Flüsse, Wurzeln, Löcher, an Steilhängen entlang, rauf und runter, hinüber und herüber. Den sogenannten Weg erkennt man nur daran, dass hin- und wieder in rotes in den Baum genageltes Dreieck angibt, dass man sich noch nicht verlaufen hat. Gefühlt ist man mitten im gemässigeten Regenwald unterwegs, wo noch nie zuvor ein Mensch seinen Fuß gestetzt hat. Wir haben 9 Bäche und Wasserfälle überquert, sind sieben Bäche entlang gelaufen, 13 Schlammlöcher überwunden und natürlich die Hängebrücke. Auf dem Hinweg wollten wir schon zweimal umdrehen, weil wir sicher waren den See irgendwie verpasst zu haben. Insgesamt waren wir über fünf Stunden unterwegs, das ist ein Schneckentempo von unter einem Kilometer pro Stunde – auf ebener Strecke geht man normalerweise mit fünf Stundenkilometer.
Es war uns also gar nicht langweilig in unserem George Sound am Ende der Welt. Wir hatten viele Abenteuer und gelebt haben wir wie Götter in Frankreich. Michaela hat gelernt Fische zu fangen. Natürlich betreibt sie ihr neues Hobby mit großem Erfolg, zieht ein Monster nach dem anderen heraus und bereitet sie am Abend lecker zu – Blue Cod im Cocosmantel ist echt zu empfehlen! Nur vom Haken abnehmen und Filetieren muss ich die Viecher noch selbst. Lukulischer Highlight des George Sounds war allerdings ganz Fischfrei! Da gab es selbstgemachte, warme bayerische Brezn mit Butter und abends dann handgemachte Kässpatzn – krass lecker!
Heute hat der Sturm eine Pause eingelegt. Wir sind weiter gezogen und bereits im Thompson/Doubtfull-Sound angekommen, auf der Suche nach weiteren Abenteuern.

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Montag, 2. Februar 2015

Unter Fjorden

Geschafft! Endlich in Fjordland! Der Trip war echt mühselig, denn auch auf dem zweiten Teilstück war uns kein Wind vergönnt. Nachdem wir bereits drei Tage in Westport auf ein paar Beaufort gewartet hatten - die wir uns allerdings mit zahlreichen, schönen Ausflügen versüssten - bestand zuletzt die Aussicht auf ein wenig Wind, bevor der nächste Sturm drohte. Also brachen wir auf.
Kaum unterwegs änderte der Wetterbericht die Meinung und versagte uns jegliche Fortbewegung unter Segel. Also Dieselwind! Nach 24 Stunden Gebrumme hatte der Wind eine wenig Erbarmen und ließ sich in der letzten Nacht vor unserer Ankunft zu einer leichten Brise herab. Gleichzeitig riefen die neuseeländischen Behörden eine Sturmwarnung für unser Zielgebiet aus und es begann zu regnen.
Wir erwarteten also, dass der Wind von achtern (= nautisch hinten) zunehmen würde, waren wir nicht besorgt, denn aufs Heck ist Windstärke 8 nicht furchterregend - vor allem dann nicht, wenn das Gebläse noch frisch ist und keine Welle aufbauen konnte.
Doch statt zunehmendem Wind mussten wir erleben, wie er in den frühen Morgenstunden wieder so stark ablaute, so dass wir trotz des Sturmes in der Nachbarschaft (er tobte sich wohl einige Seemeilen weiter draußen auf dem offenen Meer aus) wieder unter Motor laufend unser Ziel erreichten.
Die nervigen Motormeilen waren bei der Ankunft schnell vergessen. Während der Anfahrt auf den Milford Sound klarte das Wetter wie bestellt auf und beleuchtete die atemberaubende Szenerie in ihrer einzigartigen Schönheit. Wir fuhren in eine enge Felsspalte, die fast wie ein Höhlengewölbe mit himmelblauer Decke wirkte, flankiert von felsigen Steilwänden, die majestätisch in den Himmel ragten und von oben grandiose Wasserkaskaden herunter plätschern lassen. Das erinnerte mich schwer an eine Filmkulisse aus dem "Herrn der Ringe" - nur die großen Statuen fehlten.
Der einzige Wermutstropfen des Milford Sounds ist, dass er mit dem Auto erreichbar ist. So ziemlich jeder der die Südinsel besucht, fährt dort vorbei - wen wundert es, bei soviel majestätischer Schönheit. Entsprechend hoch ist allerdings die Dichte an Ausflugsbooten. Wir haben bis zu sieben Dampfer gezählt, die dort gleichzeitig auf und ab fahren und an jedem der Wasserfälle verweilen.
Also kämpften wir uns durch die Rush Hour ins "Deep Water Basin", ein fast kreisrundes Becken am Ende des Fjords, das wie ein kleiner Bergsee wirkt. Von dort machten wir noch eine kleine Kajaktour den glasklaren Arthur River hinauf, bis uns ein Wasserfall die Weiterfahrt versperrte.
Als Micha das zweite Kajak, das sie zuvor an Land organisiert hatte, wieder zurück brachte, kam sie ins Gespräch mit einem Kiwi auf einem Motorboot, der ihr gleich einen fetten "Crayfish" (Languste) in die Hand drückte.
So bewahrheitete sich eine Prophezeihung unserer Cruiserfreunde. Sie hatten uns schon vorgewarnt, dass die Einheimischen den Besuchern hier unten statt einem Handschlag zur Begrüßung eine der beliebten Delikatessen in die Hand drücken würden. So gab es zum Abendessen Lobsterschwanz als Vorspeise und Thunfischsteaks als Hauptspeise - wir hatten nämlich unterwegs einen ansehnlichen 7kg Thun gefangen. Danach fielen wir gänzlich befriedigt und glücklich in einen tiefen Schlaf.
Am nächsten Morgen erwachten wir zu Sonnenschein in unserem friedlichen Bergsee und lichteten den Anker. Auf dem Weg aus dem Milford Sound hinaus begegneten wir der "Celebrity Solstice". Dieses über dreihundert Meter lange Cruiseship wollte auch noch eine kleine Runde in dem engen Fjord drehen.
Kaum aus dem Fjord hinaus verdunkelte sich der Himmel und es begann es in Strömen zu regnen - und kurz darauf auch zu gewittern. Das ist nun zwei Tage her. Inzwischen sind wir im George Sound; also drei Fjorde weiter südlich. In den zurückliegenden Stunden prasselte der ganze Regen auf einmal auf uns herunter, den wir uns in den letzten zwei Monaten aufgespart hatten.
Aber auch Starkregen bietet in Fjordland ein schönes Schauspiel. Immer wenn zwischen den windgetriebenen Regenschleier und mystischen Wolkenfetzen, die durch die Täler ziehen, mal der Blick öffnet, kann man einen neu gebildten Wasserfall bewundern, der neben den unzähligen anderen von den uns umgebenen Bergwänden herunter donnert. Außerdem reduziert der Regen die hungrigen Horden von Sandfliegen, die hier in Fjordland leider allgegenwärtig sind. Diese kleinen Biester sind auch der Grund, warum Fjordland trotz seiner Schönheit nicht in den Top Ten unserer Lieblingsreisegebiete landen wird.

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Montag, 26. Januar 2015

Rechts angetäuscht und links abgebogen

Eigentlich wollten wir gerade unterwegs sein. Gestern abend sind wir aufgebrochen von Golden Bay, um den Farewell Spit herum, die Westküste der neuseeländischen Südinsel hinunter Richtung Fjordland. Leider war der Wind die ganze Strecke so mau, dass wir nicht unter Segel fahren konnten. Wir wussten ja, dass wenig Wind sein würde - aber als ich heute mittags den frischesten Wetterbericht runtergeladen habe, hatte sich das „wenig“ aus der Vorhersage spurlos verabschiedet. Uns hätte also akute und totale Flaute auf der gesamten Strecke zum Milford Sound gedroht.

Das geht gar nicht. Zur Not kann man es ertragen, wenn der Motor mal zehn Stunden brummt, aber drei Tage lang ununterbrochen, das ist wie chinesische Wasserfolter. Also haben wir uns kurzerhand entschlossen links abzubiegen.

Die Einfahrt in den Hafen von Westport ist zwar gefürchtet bei Seglern und Fischern, weil sie über eine seichte und sehr bewegliche Sanddühne in einen stattlichen Flußlauf führt und deswegen vielen widrigen Faktoren unterworfen und schwer einzuschätzen ist. Heute jedoch hatten sich alle Widrigkeiten zusammen mit dem Wind verabschiedet. 

Bei unserer Ankunft war Hochwasserstand, der Fluss wegen einer langen regenlosen Periode friedlich und Schwell (also Ozeanwelle) gab es auch so gut wie gar nicht. So war die Einfahrt erwartungsgemäß ein Kinderspiel.

Nun sind wir also in dem kleinen Fischhafen von Westport und besichtigen die Sehenswürdigkeiten der Gegend, während wir auf Wind warten, damit wir nach Fjordland segeln können. Wer hätte gedacht, dass wir hier in der südtasmansichen See mit Flaute zu kämpfen haben, wo wir doch Stürme erwartet hatten.

Sonntag, 18. Januar 2015

Sommer im Süden

Seit ein paar Wochen halten wir uns an der Nordspitze der Südinsel auf. Die Golden Bay, den Abel Tasman National Park und die Marlborough Sounds – speziell den Queen Charlotte Sound – haben wir in den letzten Wochen ausgiebig erkundet und in den Spuren von Captain Cook wieder einmal beeindruckende Erfahrungen gesammelt. Sicher habt ihr schon Michaelas Fotos (Fotogalerie) gesehen und wisst genau, wie wunderschön es hier ist. Allerdings hatten wir erneut riesengroßes Glück mit dem Wetter. Bis auf ein paar wenige, kurze Nieselschauer hatten wir im letzten Monat nur Sonnentage. Der Südsommer verwöhnt uns!
Vorgestern sind wir nun voll beladen mit Diesel, Benzin, Wasser und Lebensmittel aus Picton ausgelaufen und befinden uns auf dem Weg nach Fjordland . Naja, zumindest sind wir in der generellen Richtung unterwegs. Weit sind wir noch nicht gekommen, denn schon das erste kleine Hindernis spielt unfair.
Cape Jackson liegt an der Nordspitze zwischen Queen Charlotte Sound und Pelorus Sound und ist einer der Punkte, wo die Cook Straße besonders ungemütlich werden kann. Wenn die Wetterdaten aus dem Internet dort fünfzehn Knoten Wind ansagen, dann wehen dort normalerweise dreißig Knoten – besonders mittags, wenn die thermischen Winde den Düseneffekt verstärken.
Genauso wie der Wind, der sich dort um die Ecke herumdrücken muss, will sich auch die Strömung vorbeiquetschen und verkompliziert die Sache erheblich.
Laut Vorhersage waren in den letzten Tagen dort zwanzig bis dreißig Knoten Wind unterwegs, also sind es tatsächlich deutlich mehr als vierzig. Mit so vielen Knoten wollen wir uns keinesfalls frontal anlegen. Wir warten stattdessen bis morgen, liegen gemütlich in einer der zahllosen, malerischen Buchten und genießen die Sonne – das Seglerleben ist hart!
Frühmorgens soll der Wind schwächer sein und schließlich drehen, so dass wir nicht mehr dagegen ankämpfen müssen. Zusammen mit dem Wind geht es dann zurück zum Abel Tasman Nationalpark, wo wir auf ein großes Wetterfenster warten, in dem wir die 370 Seemeilen in den Süden in den Milford Sound zurücklegen können – den nördlichsten Fjord Neuseelands. Wir freuen uns schon auf die Berge und die Schneekappen auf den Gipfeln!

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