Nach einem Wanderausflug in der Supper Cove, der hintersten Ecke des Dusky Sounds, standen die letzten Tage in Fjordland ganz im Zeichen des Wassergetiers. Wir machten in der Luncheon Cove fest, einer lauschigen Bucht am Ausgang des Dusky Sounds, wo schon Captain Cook vor 250 Jahren sein Boot verankerte, um in aller Ruhe die hiesige Delikatesse zu verspeisen: den Rock Lobster (übersetzt: „Steinhummer“).
Der hiesige Krabler hat, der Languste ähnlich, lange Fühler und keine Scheren wie sein nordamerikanischer Verwandter, der Maine Lobster. Die tropische Languste jedoch ist Vegetarier und der örtliche Rock Lobster nicht. Außerdem sind die Tiere hier wahre Monster. 2,5 Kilo sind eher das Normalgewicht eines örtlichen „Crayfish“ (so nennt der Einheimische das Tier).
Eigentlich wollte ich in dem kalten Wasser ja nicht unbedingt tauchen gehen, aber die Aussicht auf solch fette Beute und der ausdrückliche Geburtstagswunsch von Michaela, haben mich überredet. Also zogen wir am nächsten Morgen im Beiboot mit etwa 50 Kilo Tauchausrüstung los. Nach einer guten Stunde hatte ich das ganze Gerödel angelegt und schwamm mitten im Kelpwald bei Wassertemperaturen von unter 15 Grad – gefühltes Eiswasser!
Der erste Jagdversuch war nicht sehr erfolgreich. Ich hatte das gesamte Tauchblei angelegt, das wir an Bord haben. In den Tropen reicht das für drei Mann - aber wegen des dicken Anzugs mit Haube, Handschuhen, Füßlingen und nur halbvollem Lufttank (ich hatte die Luft beim Reinigen des Unterwasserschiffs in den Marlborough Sounds verbraucht) hatte ich immer noch leichten Auftrieb.
Tauchend in Vorwärtsbewegung kann man den Drang zur Wasseroberfläche leicht ausgleichen. Wenn man aber vor dem Zuhause eines Lobsters ausharrt, dann ist es sehr schlecht, wenn man sich mit einer Hand festhalten muss. Es bleibt nämlich nur eine weitere Hand zum Fangen des Tiers. Nach zwanzig Minuten hatte ich fünf Lobster verscheucht und erst ein Tier gefangen. Ich musste einsehen, dass es so nicht geht.
Also erst mal zurück zu Alita, den Kompressor anwerfen um die Tauchflaschen zu füllen und mehr Ballast besorgen. Mittags ging es dann los zu einem zweiten Versuch, der sehr erfolgreich war. Innerhalb von weiteren zwanzig Minuten hatte ich vier stattliche Tiere im Sack – bei Weitem genug für unseren Gefrierschrank, der mit mehreren Kilo „Blue Cod Filets“ (örtlicher Speisefisch) vom Vortag eigentlich schon gut gefüllt war!
Den ganzen Rest des Tages verbrachten wir damit die Crayfish in Süßwasser zu ertränken, die fleischhaltigen Schwänze abzutrennen und einzufrieren und die Köpfe zu kochen. Da unser größter Nudeltopf „nur“ 26 Zentimeter Durchmesser hat, mussten wir einige der riesigen Köpfe einzeln kochen. Vom vorderen Teil des Tiers kann man eigentlich nur den Inhalt der Füße und Fühler essen, aber bei solch stattlichen Exemplaren ist das eine gute Mahlzeit – wir waren jedenfalls Pappsatt nach den Köpfen ohne Beilage!
Mit Delikatessen vollgefressen und glücklich mit unserem rundum gelungenen Aufenthalt in Fjordland wollten wir uns am nächsten Morgen gerade von den vielen netten Robben und ihren süßen Babys verabschieden, die in und um die Luncheon Cove leben. Da kam ein Fischer mit seinem Boot angefahren, den wir ein paar Tage zuvor kennengelernt hatten. Als Abschiedsgeschenk brachte er – wie soll es anders sein - zwei riesige Crayfish mit!
Also gab es auf dem Weg von Fjordland nach Stewart Island Hummerspaghetti zum Abendessen. Zu Michaelas Geburtstagsdiner gab es Hummerpizza und am Tag danach Hummersalat. Wir haben uns in den letzten fünf Tagen in Reihe praktisch ausschließlich von Crayfish ernährt und uns an unfassbaren Mengen der Delikatesse derart überfressen, dass wir die nächsten Wochen und Monate erst mal keinen einzigen Lobster mehr sehen wollen!
Bis auf die leichte Hummervergiftung sind wir also gut auf Stewart Island, der drittgrößten Insel Neuseelands angekommen. Hier wollen wir den Symbolvögel des Landes jagen, den Kiwi – natürlich nur mit der Kamera!
Der Kiwi ist ein Laufvogel, kann also nicht fliegen. Außerdem ist er äußerst scheu und nachtaktiv. Selbst die große Mehrzahl der Einheimischen haben noch nie einen Kiwi in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen. Aber – so haben wir uns sagen lassen - die Chancen sind hier auf Stewart Island sehr gut, besser als im ganzen Rest des Landes. Wünscht uns Glück!
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