Es war eine schöne, geruhsame Reise durch die Tuamotus von
Französisch Polynesien. Nach meinem letzten Eintrag aus dem wunderschön
einsamen Atoll Tahanea, wo wir mit diversen befreundeten Yachten insgesamt elf
Tage verbrachten, waren wir anschließend
noch im Atoll Fakarava.
Fakarava ist sowohl touristisch erschlossen als auch Teil
der internationalen Barfußroute und des amerikanischen Puddle Jumps (so etwas
wie die ARC, nur für den Pazifik). Kein Wunder also, dass dort mehr Menschen
und vor Allem viel mehr Segelboote anzutreffen sind. Eine gute Gelegenheit sich
wieder an den Trubel zu gewöhnen, was uns nach ein paar Monaten
Abgeschiedenheit relativ schwer fällt.
Ungünstige Wetterbedingungen zwangen uns dann fast eine
Woche dort auszuharren, obwohl wir dort nur ein paar Tage bleiben wollten. Aber
eine heftige Front machte uns einen Strich durch die Rechnung und führte erst
zu Starkwind aus Nord und dann zu einer steifen Brise aus Süd, was wohl einige
der Barfußsegler völlig überrascht hat.
Sie fühlten sich innerhalb des Atolls offenbar so sicher, dass sie die
Wettervorhersage nicht verfolgten. Dummerweise erstreckt sich Fakarava über dreißig
Meilen von Nord nach Süd, was bei stärkeren Winden entlang der Achse selbst
innerhalb des Riffs auf der windabgewandten Seite zu hohen Wellen führt.
Während wir uns bei Nordwind im Schutz des nördlichen Riffs
befanden und mit der Winddrehung nach Süden umzogen, um dort wieder optimal
geschützt zu sein, fuhren einige Boote andersherum, bzw. bewegten sich gar
nicht. Bei den Meisten führte das zum Glück nur zu einigen rauhen Stunden und
intensiver Ankerwache. Bei zwei Booten jedoch, deren Kette sich in den Korallen
verhängt hat, hat es die Ankerwinch herausgerissen und ein weiterer
Unglücksrabe hat seinen Anker sogar ganz verloren und wurde auf das Riff
gespült. Ein Loch mit einem halben Meter Durchmesser und diverse Risse in der
Außenhülle waren die Folge. Zum Glück wurde niemand verletzt.
Während jeweils am anderen Ende des Atolls das Drama tobte,
verbrachten wir ein paar entspannte Tage zu zweit, nachdem unser Besuch nun
wieder nach Deutschland abgereist ist, wo er nach acht Wochen Fisch gerade einen
deftigen Schweinebraten geniest – wir sind hier nur ein bisschen neidisch, ein
ganz klein bisschen!
Ich habe in dem Skipper einer befreundeten Yacht einen
erfahrenen Tauchpartner gefunden, mit dem ich gemeinsam den Drifttauchgang in
berühmten Süddurchfahrt von Fakarava wagen konnte, wo man in glasklarem Wasser die
bunte Korallenvielfalt, viele große Fische und natürlich jede Menge der
allgegenwärtigen Haie bewundern kann.
Als sich das Wetter endlich beruhigt hatte, sind wir weiter
nach Tahiti, wo uns der „Stress“ nun gänzlich zurück hat. Hier auf der großen
Insel ist das Leben fast europäisch hektisch, die Behörden wollen ihren
Papierkram erledigt wissen, unsere leeren Proviantkammern wollen mit „erschwinglichen“
Lebensmitteln gefüllt werden und außerdem findet man in Papeete die einzigen
Bootsbedarfsläden in mehr als eintausend Seemeilen Umkreis. Die Kombination
dieser Umstände und die Tatsache, dass man die schöne Insel auch ein wenig
besichtigen will, führt zu langen Tagen und wenig Schlaf.
Dabei hatten wir uns mit Port Phaeton, am abgelegenen
Südende von Tahiti Nui noch die ruhigste Ankerbucht ausgesucht, weil wir dort
mit allen unseren neuen Segelfreunden, denen wir auf den Gambier Inseln
begegnet waren und die uns auf dem gemeinsamen Weg durch die Tuamotus immer
wieder begleitet haben, auf ein letztes Treffen verabredet waren. Es waren
tolle Wochen mit tollen Leuten und wir waren ein bisschen traurig, als wir uns gestern
bei einer letzten abendlichen Zusammenkunft verabschieden mussten. Wir werden
uns mit Alita in den nächsten Wochen wieder wesentlich schneller durch die
Inselwelt bewegen, als unsere dümpelnden Freunde, so dass wir diese erst wieder
kurz vor Neuseeland treffen werden.
Nun liegen wir am Ankerplatz vor der Marina Taina, in der
Nähe von Papeete, zusammen mit über einhundert anderen Yachten, die sich auf
engstem Raum quasi stapeln. Der Funkverkehr auf Kanal 16 ist ununterbrochen und
jede Minute fährt ein Motorboot vorbei. Hilfe! Nur gut, dass wir morgen schon
weiterfahren nach Moorea, wo es hoffentlich ein klein wenig ruhiger ist.