Montag, 24. Dezember 2012

Frohe Weihnachten aus Puerto Madryn

Es war ein langer Trip von Buenos Aires hierher, nach Puerto Madryn. Dank diverser Tiefdruckgebiete, die in schneller Folge über uns hinweg, oder in unserer Nähe vorbei zogen, hatten wir teilweise etwas ungünstige und recht starke Winde. So wurden aus den geplanten 770 Seemeilen letztlich knapp 1000, bis wir wohlbehalten und etwas müde vor der kleinen Stadt am Tor zu Patagonien vor Anker gehen konnten.

Da Michaela über Weihnachten zu Ihrer Familie geflogen ist, war mein einziger Mitsegler auf dieser Etappe der Christian. Er ist netterweise ganz kurzfristig eingesprungen, als sich der ursprüngliche Törnteilnehmer plötzlich nicht mehr gemeldet hat. Allerdings konnte Christian sich gerade nur so viel Zeit vor Weihnachten frei machen, dass aus dem geplanten 14-tägigen Törn, ein Zehntagesritt wurde.

Von Argentinien hat er dabei leider nicht viel gesehen. Jeweils einen Tag Buenos Aires, San Blas und Puerto Madryn und dazwischen natürlich sehr viel Südatlantik. Es hat ihm trotzdem sehr gut gefallen, sagt er. Mir tat es aber sehr leid, dass das alles war, was ich ihm für seine Mühen bieten konnte – und dazu natürlich das Versprechen, dass er jederzeit auf Alita willkommen ist, wenn wir weniger flott unterwegs sind.

Zeitdruck ist im Südatlantik eigentlich kein guter Wegbegleiter, denn hier ziehen regelmäßig üppige Tiefdruckgebiete durch. Deswegen bietet es sich an, die Strecke in zwei bis drei Tagesritte einzuteilen und die Tiefdruckgebiete im Hafen, bzw. in Buchten abzuwettern. Die Zeit hatten wir leider nicht, aber zum Glück sah der Wetterbericht sehr gut aus.

Die ersten zwei Tage hatten wir sogar traumhafte Segelbedingungen und sind mit durchschnittlich sieben Knoten von Buenos Aires, durch den Rio de la Plata bis etwa 50 Seemeilen südlich von Mar del Plata gerauscht. Dann suchte uns allerdings eine kleine Kaltfront heim, mit starkem Gegenwind und Böen bis über 50 Knoten. Da hat uns etwas eingebremst. 

Zu zweit ist so ein mieses Wetter eine Strapaze, weil man schlecht, oder gar nicht schläft. Also haben wir uns, hinter der Kaltfront einen Tag Pause in der Bahia San Blas gegönnt, wo wir erst eine Nacht lang bei bis zu 35 Knoten Wind vor Anker lagen. Am nächsten Tag war der Wind vorüber und wir konnten den kleinen Ort besuchen, der vor Allem ein Zentrum für Sportfischer ist.

Wir wurden mit offenen Armen empfangen. In nur wenigen Stunden haben wir dort ganz erstaunliche Menschen kennengelernt. Allen voran den deutschstämmigen Apotheker Manfred und Martin, den supernetten Besitzer des Hotels San Blas (www.hotelsanblas.com.ar), der uns zunächst mit dem Auto zur Prefectura Naval gefahren und anschließend bei sich zum Essen eingeladen hat. Nettere Menschen kann man sich kaum vorstellen und wenn ihr mal in der Gegend seid, dann schaut mal bitte bei Ihnen rein und grüßt sie nett von uns.

Am Abend habe wir dann schon wieder Anker gelichtet, um prophezeiten guten Wind zu nutzen, der uns die letzten 270 Seemeilen nach Puerto Madryn tragen sollte. Leider war der Wind nicht ganz so gut, wie vorausgesagt und wir brauchten etwas länger. Was dann freilich dazu führte, dass wir kurz vor der Einfahrt in den Golfo Nuevo, die Randgebiete des nächsten Tiefs zu spüren bekamen – wieder mit Gegenwind und Gekachel, zum Glück diesmal nur 6 Stunden lang.

Als wir uns glücklich in die Einfahrt zum Golfo Nuevo gekämpft hatten, wurden wir dort von einer ganz erstaunlichen Kreuzsee empfangen, verstärkt durch die örtliche Tidenströmung, die an dieser Stelle bis zu 3 Knoten haben kann. So schön ausgeprägte und vor allem so viele Wellentürme habe ich noch nirgendwo gesehen. Es war fast als würden wir uns auf kochendem Wasser bewegen. Aber wie ich dann bei einer überkommenden Welle an den eigenen Füßen erfahren durfte, was das Wasser nach wie vor sehr kalt.

Kurz hinter der Einfahrt war der Spuk vorbei und vor uns öffnete sich der Golf vor Puerto Madryn mit Sonne, spiegelglattem Wasser und perfektem Segelwind. Alita war nicht mehr zu halten. Mit über zehn Knoten Fahrt durchs Wasser, schwebte sie durch die blaue See, ihrer wohlverdienten Pause entgegen - eingerahmt von den steilen Klippen der Halbinsel Valdez, Weltkulturerbe und Naturschutzgebiet. Nicht mal fliegen ist schöner!

Leider sind die Wale, die sich hier im Frühjahr hier aufhalten, schon weg. Es ist auch kein weiterer Seelöwe zu Besuch gekommen. Dafür haben wir schon einen Seehund, Pinguine und fast jeden Tag Delphine gesehen.

Christian ist inzwischen abgereist und ich bin die nächsten Tagen allein mit Alita. Wir beide feiern gemeinsam Weihnachten, ruhen uns etwas aus und ich hab wieder ein paar kleine Wartungsarbeiten zu erledigen. Ende der Woche kommen dann Michaela und Hanno. Wir drei fahren dann mit Alita in den Süden nach Ushuaia, in die südlichste Stadt der Welt!

Ihr hört dann wieder von mir, wenn es weiter geht. Bis dahin wünsche ich Euch allen, die meinen Blog verfolgen, ein wunderschönes, friedliches und glückliches Weihnachtsfest.
 







 

Samstag, 15. Dezember 2012

Das lachende und das weinende Auge

Gestern Nachmittag haben wir den Hafen von Buenos Aires verlassen. Das Wetter war abartig schön. Stahlblauer Himmel, erstklassiger Segelwind und kaum Welle. So sind wir schon am ersten Tag über 180 Seemeilen weiter in den Süden geglitten und bereits fast vor Mar del Plata.
Trotz des guten Wetters sind Alita und ich ein wenig traurig, weil wir auf dieser Etappe auf unsere geliebte Michaela verzichten müssen, die für zwei Wochen nach L.A. geflogen ist, um mal wieder so richtig zu Tanzen und Weihnachten mit ihrer Familie zu feiern. Es fühlt sich komisch an, nach so langer Zeit gemeinsam an Bord, nun ein Stück ohne sie zu fahren - auch wenn es zum Glück nur ein Kurzes ist.
Damit Alita und ich nicht ganz so allein sind, haben wir bis nach Puerto Madryn den Christian an Bord, der sich kurzfristig entschlossen hat zu uns zu stoßen. Nach zwei Tagen Buenos Aires und diesem wunderschönen Etappenstart ist die lange Anreise für ihn schon ganz vergessen und er fühlt er sich bereits fast wie zu Hause bei uns.
Wenn wir gerade von zuhause reden. Komischerweise bin ich auch ziemlich traurig Buenos Aires zu verlassen. Irgendwie ist diese Stadt für mich so etwas wie ein zuhause geworden, obwohl ich dort insgesamt nur etwa 6 Wochen meines Lebens verbracht habe. Schon bei meinem ersten Besuch, vor drei Jahren, hatte ich dieses vertraute Gefühl, das einem nur wenige Orte im Leben geben. Diesmal war es sogar noch stärker. Als Weltenbummler und jemand, der kein richtiges Zuhause mehr hat - außer dem schönsten Segelboot der Welt - ist man da vielleicht ein wenig empfindlicher, oder besser gesagt "empfänglicher". Es gibt nur sehr wenige Orte auf dieser Welt, an denen ich mich daheim fühle und komischerweise ist Buenos Aires näher an meinem Herzen, als meine Geburtsstadt München , wo ich ein paar Jahrzehnte verbracht habe.
Sollte ich einmal alles in der Welt gesehen zu haben, was ich noch sehen will und bereit sein mein geliebtes Nomadenleben aufgeben, dann gehört Buenos Aires sicherlich zu den Plätzen, an denen ich vielleicht länger Wurzeln schlagen könnte… vielleicht.
Da es aber noch lange nicht soweit ist, vertreibe ich nun einfach die komischen Heimatgefühle mit der Vorfreude auf Patagonien, Feuerland, Chile, die Südsee, Neuseeland und alles was danach noch kommt. Speziell auf die nächste Etappe, das wilde und bildhübsche Patagonien, freue ich mich schon wahninnig. Es ist einer meiner größten Träume im Leben diesen Landstrich mit dem eigenen Boot zu bereisen und einer der Hauptgründe dafür, dass ich heute mit Alita unterwegs bin. Die nächsten zwei Monate werden mit Sicherheit einer der größten Highlights meiner Reise… meines Lebens. Es wird sicher kein Spaziergang, aber das ist Teil der Faszination, die mich und viele andere Segler hierher treibt. Ich kann es kaum erwarten!

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Sonntag, 2. Dezember 2012

In meiner Stadt

Da sind wir nun – direkt im schicken Zentrum der besten Stadt der Welt. Alita liegt im Yacht Club Porto Madero,  mitten zwischen Wolkenkratzern direkt im Zentrum von Buenos Aires. Was für ein Gefühl! Ich liebe diese Stadt. Mit der eigenen Yacht hier zu liegen, das wird sicherlich eines der strahlendsten Highlights meines Lebens bleiben.  

Die Fahrt hierher war… abwechslungsreich. Nach einem guten Start aus Rio Grande mit ein paar Stunden schönem Wind, hatten wir die nächsten 30 Stunden fast nichts. Trotzdem kam keine große Langweile auf, denn wir hatten mit jeder Menge blinder Passagiere zu kämpfen, die sich in Rio Grande an Bord geschlichen hatten.

Dort lag die Yacht ja direkt an einer kleinen parkähnlichen Anlage und wurde von den dortigen Anwohnern scheinbar eingemeindet. Eine Spinne hat ein 30qm großes Netz zwischen den beiden Achterstagen gespannt, ein paar Ameisen haben sich im Beiboot versteckt und irgendwo hat eine Fliege ihre Eier hinterlassen, so dass unsere Antifliegenkanone fast im Dauereinsatz war.
 
Kaum waren die Insekten entsorgt, hieß uns die erste Argentiniern willkommen – eine einzelne Seelöwin, die Alita eine Weile begleitete, sich um uns herum im Wasser räkelte und uns zwischendurch freundlich anschnaubte.

Kaum hatten wir uns von all diesen Abenteuern erholt, kamen in der Abenddämmerung die ersten Gewitterwolken in Sicht. Wunderschöne, majestätische Wolkenkunst im roten Abendlicht. Micha hat wieder tolle Bilder in der Bildergalerie.

Aber es fiel uns schwer diese Schönheit zu genießen, da wir schon wussten, dass wir das Schauspiel mit einer anstrengenden Nacht bezahlen werden. Alita besteht zwar gänzlich aus Aluminium und Blitze können ihr keinen echten Schaden zufügen – wohl aber der Elektronik an Bord, der durch Überspannungen und elektromagnetische Impulse bei einem Volltreffer der Totalschaden droht. Deswegen ist so ein Gewitter auf See immer ein wenig Nervenkrieg und psychologisch anstrengend.

Dazu kommt die körperliche Anstrengung, da alle 5 Minuten die Windrichtung und die Windstärke drastisch wechselt. Auf Wache muss man also andauernd mit den Segeln „arbeiten“. Wenn man dann auf Freiwache müde in die Koje fällt, kann man trotzdem schwer schlafen, weil sich laufend die Lage im Bett ändert und die Wache an Deck bei der Bedienung der Winchen auch nicht gerade leise ist.

Als dann am späten Vormittag des nächsten Tages die Gewitter vorüber und wir so richtig übermüdet waren, begann dann die seemännisch anspruchsvolle Einfahrt in die Mündung des Rio Plata, wo es nicht nur unangenehme Wellen hat, sondern auch richtig, richtig viel Schiffsverkehr. Hier sind die größten Häfen von Argentinien und Paraguay und hunderte von Frachtern und Tankern fahren über ein Netz von Schifffahrtsstraßen aus und ein.

Im Morgengrauen des nächsten Tages waren wir dann endlich auf dem Canal Norte, der Zielgeraden in den Hafen - die eindrucksvolle Silhouette der Stadt und der untergehende Vollmond vor uns, die aufgehende Sonne hinter uns – da erwischte uns noch ein weiteres, heftiges Gewitter, das sich erst kurz zuvor, nördlich der Stadt, gebildet hatte. Blitze, Böen und Starkregen, der uns die Sicht nahm, waren nicht gerade das optimale Wetter in einen unbekannten Hafen einzulaufen.

Aber was für ein tolles Gefühl, als wir nach all diesen Anstrengungen dann im Hafen waren, die Wellen aufhören, der Wind den Atem anhielt, der Regen seinen Schleier von dem eindrucksvollen Panorama lüftete und die erwachende Stadt fast lautlos vor uns lag. Ein einzigartiger Moment!

Wir werden jetzt zwei Wochen das Stadtleben genießen und sowohl uns als auch Alita auf die harten Etappen vorbereiten, die in den kommenden Monaten vor uns liegen. Von mir hört ihr also erst wieder, wenn wir auf dem Weg nach Puerto Madryn sind. Ich bin beschäftigt!

 

Sonntag, 25. November 2012

Wir kommen wieder, keine Frage!

Seit ein paar Tagen sind wir in Rio Grande, ganz im Süden von Brasilien und stehen kurz vor unserem Aufbruch nach Argentinien. Während des Aufenthalts im netten und verschlafenen Yacht Club Rio Grande hatten wir außerdem einjähriges Jubiläum unserer Segelreise auf Alita. Es schließen sich also ein paar Kapitel in unserem Segelleben und es ist höchste Zeit ein kurzes Resümee zu ziehen.

Vor gut einem Jahr sind wir in der Türkei aufgebrochen, voller Enthusiasmus, Vorfreude, Energie – aber natürlich auch mit großer Spannung und ein wenig Unsicherheit. Natürlich wussten wir, dass Alita ein tolles Segelboot ist, gut gezeichnet und solide gebaut, top gewartet und luxuriös ausgestattet – sonst hätten wir sie nicht gekauft.  Aber wie in jeder frischen Beziehung, muss man sich auch an eine neue Segelyacht gewöhnen. Man muss erst einmal herausfinden, was sie gern hat und wo sie etwas empfindlich ist. Alitas ist eine echte Lady, eine High-Maintenance-Braut. Ihre großzügige Ausstattung bedeutet einerseits hohen Komfort, aber anderseits auch hohen Wartungsaufwand. Da man nie genau wissen kann, was der Vorbesitzer zu welchem Zeitpunkt gewartet bzw. ausgetauscht hat, fängt man praktisch bei Null an und tastet sich an diverse unbekannte Geräte heran, also im Klartext: Man nimmt bei entsprechender Gelegenheit alles der Reihe nach gründlich auseinander, was in Alitas Fall mehrere Monate gedauert hat. Die Menge an wichtigen Ersatzteilen, die man mit sich führt, wächst dabei wöchentlich und die Einkaufsliste wird selten leer.
Mit jeder Seemeile, die man ohne größere Ereignisse hinter sich lässt, wächst das Vertrauen in die Yacht - letztlich auch in einen selbst. Obwohl ich nun schon seit über 20 Jahren mit Segelyachten unterwegs bin, lerne ich auf dieser Reise noch immer fast täglich etwas dazu.

Wenn wir heute zurück blicken, dann war es ein anstrengender Start in unser Segelabenteuer. Da wir beide bis zwei Tage vor unserem Abflug gearbeitet haben und alles andere nebenbei organisierten - Vermietung der Wohnung, Einlagerung der persönlichen Gegenstände, Vorbereitung der Yacht und Überführung von der Türkei auf die Kanaren (wo wir dann im Juni erst richtig starten) - gingen wir ziemlich gestresst in die Reise. Michaela ist gleich in der ersten Woche, auf dem Weg von den Kanaren auf die Kap Verden, gründlich krank geworden. Es hat letztlich bis Brasilien gedauert, bis wir voll und ganz auf Alita angekommen waren.
Nun sind wir vier Monate in Brasilien und es kommt uns vor wie ein ganzes Jahr. Trotzdem war der Aufenthalt viel zu kurz. Dieses Land hat uns richtig positiv überrascht. Die Menschen sind hier alle offen, freundlich und hilfsbereit und es gibt so unendlich viel zu sehen, dass man locker mehrere Jahre hier verbringen könnte. Leider dürfen wir Gringos immer nur drei Monate (bzw. als Deutscher mit Ausnahmegenehmigung sechs Monate) am Stück hier sein. Dadurch wird der Besuch mit dem Segelboot immer ein bisschen gehetzt.

Michaela und ich, wir sind uns absolut einig darüber, dass wir unbedingt wiederkommen müssen – und auch Alita kommt sicher gern wieder. Sowohl die Kap Verden als auch die brasilianischen Küste werden wir auf jeden Fall nochmal besegeln. Wann das allerdings sein wird, steht noch in den Sternen. Nun sind wir erst einmal auf dem Weg nach Neuseeland und auch im Pazifik gibt es noch so viel zu sehen, dass es noch ein paar Jährchen dauern kann, bis wir die tollen Länder im Südatlantik wieder bereisen dürfen.
Nun kommen wir erst einmal nach Argentinien, das mit Sicherheit eines der schwersten Segelreviere der Welt ist. Dort erwarten uns häufige Starkwinde, Tidenströmungen um die 4 Knoten entlang der Küste und deutlich mehr in Engstellen. Das größte Problem dort ist aber das Fehlen von Häfen. Auf der ganzen endlosen Strecke zwischen Mar del Plata im Norden und Ushuaia im Süden gibt es nur eine Handvoll Unterschlupfe, in denen man sich bei schlechtem Wetter verstecken kann. Ich bin ganz sicher, dass wir auch auf dieser Etappe wieder viel dazulernen werden. Vor Allem der Respekt vor den Elementen wird eine gründliche Auffrischung bekommen.

Doch bei allem Respekt und trotz ein klein wenig Muffensausen, freuen wir uns schon wahnsinnig auf das rauhe Argentinien. In Buenos Aires haben wir noch ein paar Tage uns selbst und Alita auf diese anspruchsvolle Etappe vorzubereiten. Die Yacht braucht noch einen schwereren Reserveanker und ein paar hundert Meter lange Landfesten, wegen der speziellen Ankerplätze in Feuerland. Wir Menschen müssen die langen Unterhosen, die Fließpullis, die Thermounterwäsche, die Gummistiefel, das Offshore Regenzeugs und vor Allem den Spaß am Sauwetter wieder hervor kramen. Landschaftlich und seglerisch werden die nächsten Monate mit Sicherheit ein einzigartiges Highlight.

Sonntag, 4. November 2012

Die große und die schöne Insel


Es gibt nicht viel Neues. Wir dümpeln weiterhin in der Gegend herum und genießen die Ruhe. Es ist noch viel Zeit bis wir Anfang Dezember in Buenos Aires sein wollen und die Gegend hier ist landschaftlich sehr ansprechend – ein saftiges Mittelgebierge, das direkt an ein ruhiges Meer grenzt. Leider haben wir hier so gut wie gar keinen Wind zum Segeln und das Wetter ist, seit wir hier sind, sehr durchwachsen. Wir hatten seit Rio erst vier Sonnentage. Den ganzen Rest der Zeit ist es stark bewölkt und obwohl es selten richtig regnet, so war doch mehrfach am Tag leichter Nieselregen angesagt. Versteht mich nicht falsch. Ich will mich nicht beschweren. Die Wassertemperaturen sind seit Cabo Frio wieder auf 22 Grad angestiegen, die Luft hat angenehme 25 Grad. Kein Vergleich mit Eurem Wetter Zuhause! :) Nach der langen, langen Sonnenzeit, die praktisch von Las Palmas bis kurz nach Salvador angedauert hat, sind ein paar Regentage auch mal angenehm. Aber trotzdem müssen wir uns erst mal wieder an den Gedanken gewöhnen, dass es nicht dauernd schön ist.

Inzwischen haben wir alle Seiten der Ilha Grande gesehen und dort eine kleine Inselwanderung gemacht, komplett mit Affensichtung. Kurz vor unserer Weiterfahrt hatten wir noch die Ehre einer Yacht mit drei jungen Damen zu begegnen, die ständig kicherten und dabei gefilmt wurden. Wir haben uns lange gefragt, was an kichernden Teenagern so interessant ist. Der Produzenten hat uns dann höchstpersönlich aufgeklärt, während er Alita auf einem Standup Paddelboard umkreiste, dass sie fürs brasilianische Fernsehen eine Dokumention mit dem Titel „Life aboard“ drehen. Die drei Mädels sollen gemeinsam von Salvador nach Rio segeln und ihr tagesablauf wird für die Nachwelt festgehalten. Ich kann nur hoffen, dass sie dabei nicht dauernd kichern, sonst kann ich mir nicht vorstellen, dass der Film ein Erfolg wird.

In Angra dos Reis wollten wir Lebensmittel bunkern, als wir von Piraten ausgeraubt worden. Die Piraten in Angra entern nicht das Schiff, sondern sie warten ganz ruhig in ihrer „Marina Piratas“  darauf, das nichtsahnende Segler dort anlegen. Sie stehlen umgerechnet €200 pro Nacht. Dummerweise war gerade ein Gewitter im Anzug, als wir den Preis erfuhren und atemlos rückwärts aus dem Office stolperten. Eigentlich wollten wir sofort wieder auslaufen, aber zuckenden Blitze auf See und aufkommende Böen hielten uns davon ab. Also haben wir zähneknirschend bezahlt und wieder einmal hat sich Bewahrheitet, dass die teuersten Häfen den schlechtesten Service bieten. Der einzige Grund dort anzulegen war eigentlich eine gute Internetverbindung, damit Micha ihre Bilder hochladen kann. Doch das WIFI war quälend langsam und letztlich unbrauchbar. Am nächsten Tag, pünktlich nach 23 Stunden und 40 Minuten Liegezeit, stand ein Wachmann an unserem Heck und wartete darauf, dass wir ablegen. Ich bin sicher, dass wir für einen weiteren Tag gelöhnt hätten, wären wir auch nur eine Minute länger als einen Tag geblieben.

Anschließend sind wir nach Paraty. Das ist ein sehenswertes Städtchen mit autofreier Altstadt im brasilianischen Kolonialstil. Von dort kommt der berühmte brasilianische Segler Amyr Klinck. Was? Den kennt ihr nicht?! Hehe, keine Sorge. Ich kannte den auch nicht, bis ich auf zwei interessante Segelschiffe gestoßen bin. Die Paraty und die Paraty II. Hier Bilder von der Paratii 2, der Größeren der Beiden:







Beide Yachten haben eine außergewöhnliche Konstruktion, bei der der Großbaum vor dem Mast nach vorne verlängert und dort die Fock befestigt ist. Man kann das ganze Konstrukt um den Mast herum drehen, so dass man Vor- und Hauptsegel gleichzeitig auf Kurswechsel einstellen kann. Ob das System was taugt, kann ich nicht sagen. Immerhin war der Mann mit den Yachten mehrfach in der Antarktis unterwegs, also kann es so schlecht nicht sein.

Seit Mittwoch abend liegen wir nun vor dem Yacht Club der Ilha Bella, in der Nähe von Sao Paulo. Eigentlich wollten wir hier am Donnerstag unsere Aufenthaltsgenehmigung verlängern, doch leider sind wir an den Öffnungszeiten der Behörden und der Banken gescheitert. Am Freitag war mal wieder einer der zahlreichen brasilianischen Feiertage, so dass wir nun bis Montag warten müssen, um die Bank, die Policia Federal, die Receita Federal und die Capitania dos Portos innerhalb der zwei Stunden zu besuchen, in denen alle vier gleichzeitig offen sind. Zum Glück haben wir es nicht eilig, denn unsere Aufenthaltserlaubnis läuft erst nächste Woche aus und die Anlage des Yachtclubs lässt keine Wünsche offen. Versteht sich von selbst, dass eine so erstklassige Anlage nicht teuer ist. Die ersten vier Tage waren sogar kostenlos! Versteh einer die Brasilianer…

Dienstag, 23. Oktober 2012

Riomania


Verdammt. Jetzt ist der letzte Blogbucheintrag von mir schon wieder über zwei Wochen her. Ich versuche ehrlich jede Woche was zu schreiben, aber ich komme echt nicht dazu. Jaja. Ich höre von hier, wie ihr zuhause auflacht. Ihr, die ihre 50 Stunden Woche abreiten müsst, mindestens eine Stunde pro Tag Ausgleichsport betreibt, am Wochenende Euren Hobbies nachgeht, damit ihr nicht einrostet und nebenbei noch um Eure 4 köpfige Familie kümmert. Und da beschwert sich der Typ, der auf den Weltmeeren rumdümpelt, dass er keine Zeit hat.

Ich weiß, es klingt komisch… aber es ist so. So ein Segelboot macht einfach viel Arbeit. Wenn man unterwegs ist ist eh nicht an bloggen zu denken, denn da kümmern wir uns in wechselnden Schichten um den Ausguck und die Segel. Wenn Gäste da sind, dann kümmern wir uns um die, wenn wir vor Anker oder im Hafen liegen. Und wenn keine Gäste da sind, dann kümmere ich mich um Alita, repariere die kleinen Verletzungen, tausche regelmäßig die Verschleißteile und verbessere hier und dort einige Kleinigkeiten, die mich schon länger stören. Und bevor ich mich umsehe, ist der Tag rum.

Klar ist das letztlich eine Frage der Prioritäten und sicher habt ihr Verständnis dafür, dass die Funktionstüchtigkeit von Alita den Vorrang vor den Reiseberichten hat. Denn wenn Alita kaputt geht, dann hört das mit den Reiseberichten gänzlich auf. Aber nun zum Thema:

Seit dem letzen Blogbeitrag in Caravelas haben wir gut Strecke gemacht und sind nun westlich von Rio de Janeiro in der Gegend um “Angra dos Reis“ angekommen. Hier gibt es eine große dichtbewucherte, grüne Inseln „Ilha Grande“ mit geschützten Buchten, weißen Stränden und schwarzen Felsen. Die Ankermöglichkeiten sind nahezu unerschöpflich, ganz anders als in den bisherigen Gebieten der brasilianischen Küste, wo man im Schnitt nur alle hundert Kilometer einen guten Unterschlupf finden konnte.

Die Insel steht unter Naturschutz und ist nur am Ufer dünn besiedelt – hauptsächlich mit Pousadas (Pensionen). Es gibt einen Wanderweg der einmal um die Insel herumführt und im inneren ist dichter Dschungel, also echter Dschungel- So echt, dass man regelmässig die Affen schreien hört und das klingt gruslig kann ich auch sagen!

Für uns gewöhnungsbedürftig ist die hohe Dichte an Segel- und Motorbooten. Seit wir die Kanaren verlassen haben, waren wir immer eines von wenigen, wenn nicht das einzige Segelboot weit und breit. Das hat sich nun schlagartig geändert. Gestern Nacht lagen wir zusammen mit fast 30 anderen Sportbooten in einer lauschigen Bucht. Weiter verwunderlich ist das nicht, denn Angra liegt genau zwischen Rio de Janeiro und Sao Paulo, den beiden größten Metropolen in Brasilien und ist sowas wie die Badewanne der Nation – ähnlich wie das Mittelmeer für die Europäer.

Zum Glück sind die Brasilianer ein bisschen merkwürdig, was ihre Urlaubsgewohnheiten angeht. Bis auf ein paar Individualisten, geht man nämlich nur im Hochsommer aufs Meer, also von Dezember bis zum Karneval. Für uns etwas schwer verständlich, denn die Temperaturen zu dieser Zeit sind auch nicht wesentlich anders. Gut, es regnet weniger und deswegen ist auch das Wasser an der Küste klarer, denn die Flüsse im Inland führen weniger Wasser und bringen weniger Schwebeteilchen. Aber uns soll es recht sein, dass der Ansturm erst kommt, wenn wir längst wieder weg sind. In der Saison, so wurde uns erzählt, liegen in dieser Bucht jede Nacht um die 200 Boote!

Gewöhnungsbedüftig sind auch die Wassertemperaturen, die seit den Abrolhos drastisch gesunken sind. Nach mehreren Monaten in tropischen Gewässern mit Wassertemperaturen um die 27 Grad bin ich etwas verweichlicht und empfinde das Wasser hier, das 18 bis 21 Grad hat, als kalt. Die niedrigere Wassertemperatur führt auch dazu, dass es nachts deutlich kühler ist. Ich musste doch tatsächlich bereits zweimal eine lange Hose hervorkramen und draußen auf dem Meer reicht das noch nicht einmal!
 
 
Zum Glück bin ich als bekennender Warmduscher in guter Gesellschaft, denn den Walen scheint es ähnlich zu gehen. Seit wir bei Cabo Frio die kälteren Gewässer erreicht haben, sind die Buckelwale verschwunden. Obwohl ich nun nicht mehr besorgt sein muss, dass wir Nachts mit einem kollidieren, vermisse ich diese eindrucksvollen Tiere doch, die uns täglich mindestens einen Highlight beschert haben - entweder mit akrobatischen Darbietungen, oder einfach dadurch, dass sie ganz in der Nähe plötzlich auftauchen und lautstark abblasen.

Ach ja - und dann war da noch Rio. Dort haben wir auch ein paar Tage verbracht. Leider ist die Marina dort sehr teuer und dafür bietet sie auch so gut wie nichts. Die Duschen sind unter aller Sau, Internet gibt es nur direkt am Büro, die Security ist bestenfalls als lückenhaft zu bezeichnen und die Startbahn des Stadtflughafens ist so nah, dass man Mühe hat sich zu unterhalten, wenn ein Flieger abhebt. Darüber hinaus gibt es in der Marina mehr Moskitos, als auf dem ganzen Rest der brasilianischen Küste zusammen.

Das Dümmste an der Marina aber ist, dass sie  direkt an einer Art Park liegt, durch die eine Autobahn führt. Wir wurden mehrfach gewarnt zu Fuß durch den Park zu gehen, weil dort die Gefahr sehr groß sei, überfallen zu werden. Fährt man aber Taxi – egal in welche Richtung – zahlt man für unglaubliche Umwege, da es auf der Autobahn kaum Wendemöglichkeiten gibt. So war zum Beispiel die Fahrt in die Wäscherei, einen Kilometer Luftlinie entfernt, gefühlt 10 Kilometer lang und schmerzhaft teuer. Nach drei solcher Wuchertouren – und der Beobachtung, dass im Park, sogar bei Dunkelheit noch viele Menschen zu Fuß gehen, wagten wir es auch. Das Geld das wir bei den drei erfolgreichen Durchquerungen zu Fuß einsparten, wurde uns dann aber bei der vierten Durchquerung von einem nervösen, jungen Mann mit einem Messer abgenommen.

Auch wenn der Überfall nicht wirklich bedrohlich war – der Typ war nervöser als wir und hatte ein Küchenmesser mit grünem Plastikgriff – so trug er nicht gerade dazu bei, den schlechten Eindruck von Rio vergessen zu machen, den die Marina hinterlassen hatte.

Natürlich besteht Rio nicht nur aus der schrecklichen Marina und unhöflichen Menschen mit Messern. Die Stadt selbst ist wirklich sehenswert und auch hier sind die allermeisten Menschen fröhlich, nett und hilfsbereit, wie eigentlich alle Brasilianer. Wir haben die langen Spaziergänge durch die verschiedensten Viertel der Stadt und den Ausflug zur Jesusstatue sehr genossen – aber nach drei Tagen hatten wir beide genug Großstadterlebnisse.
Jetzt genießen wir erst einmal ein paar Tage die Ruhe der Nebensaison in der Gegend von Angra und dann machen wir uns gemütlich auf den Weg die Küste weiter nach Süden. Wir haben gute fünf Wochen Zeit bis wir in Buenos Aires erwartet werden. Das ist nicht gerade Stress. Vielleicht komme ich sogar dazu öfter was zu posten, aber ich habe auch noch ein paar kleinere Reparaturen auf der Agenda.

Samstag, 6. Oktober 2012

Unter Walen

Während unsere letzte Etappe ganz im Zeichen der Entspannung stand und sogar die letzten Nachwehen der Atlantiküberquerung vergessen gemacht hat, so waren die vergangenen zehn Tage nun wieder etwas aufregender.

Mit unserem neuen Gast Frank wollten wir es zunächst sanft angehen. Erst einmal eine kurze Etappe von Salvador nach Morro de Sao Paulo segeln und dort ein mit Horsts Tornado die Bucht unsicher machen. Aber schon auf dem Weg dorthin verschlechterte sich der Wetterbericht zusehends. Es kündigte sich eine der berüchtigten Südfronten an und damit die Wetterlage die den Süden von Brasilien so richtig ungemütlich machen kann.

Deswegen wollte ich den Besuch in Morro kurz machen, aber meine Mitsegler hatten sich schon so auf das Katsegeln gefreut, gleichzeitig stuften die Gribfiles die Windvorhersage herab, und zu guter Letzt wusste ein ortsansässiger Segler, dass die Südfronten praktisch nie so weit nach Norden kommen… und wenn doch, dann nur abgeschwächt und leicht abgelenkt, mit maximal 25 Knoten Wind aus SW.

Alles also halb so wild. Wir segelten schön Torando und brachen am nächsten Tag sehr früh auf, damit wir noch knapp vor der „abgeschwächten“ Südfront in den Schutz von Camamu kommen, wo wir mit Erkundungstouren in dem ausgedehnten Flussläufen die Schlechtwetterlage abwettern wollten.

Leider kam es ein wenig anders. Als wir gerade zwei Drittel des Weges zurückgelegt hatten, kam die dunkle Wand und dahinter wehte es mit 35 Knoten Wind aus Süd, in Böen bis zu 44 Knoten. Während ich noch auf die Tipps von ortsansässigen Experten schimpfte, versuchten wir unseren Plan zu retten und gegen das Wetter an zu kreuzen. Aber nach fast einer Stunde hatten wir erst wenige Meter Höhe gewonnen und es wurde immer schwerer, da die Wellen sich weiter aufbauten. Wir drehten also letztlich dem ganzen Mist den Rücken zu und schossen vor dem Wind zurück nach Morro – und da saßen wir dann drei Tage fest.

Frank war zwar von seiner Starkwinderfahrung ganz begeistert, aber leider geriet mein Zeitplan heftig durcheinander weil die Südwinde insgesamt fünf Tage anhielten. Wir lernten also die Gegend um Morro viel besser kennen, als uns lieb war - mussten dafür den Besuch im Flusslauf von Camamu und der freundlichen Stadt Ilheus auf eine Stippvisite verkürzen.

Trotzdem sind die Tage voller Highlights. Gestern hat unsere Angel Überstunden gemacht und uns zwei kleinere spanische Makrelen und eine stattliche Goldmakrele von knapp zehn Kilo geschenkt. Außerdem sehen wir seit einigen Tagen täglich Buckelwale. Die ersten Begegnungen waren eher schüchtern. Ganz weit entfernt, fast am Horizont sahen wir zunächst nur den Blas, die typischen Wolken aus Wasserdampf, die der Wal beim Ausatmen nach oben schießt. Das fanden wir damals schon sehr aufregend.

Seitdem kommen uns die Wale, die sich um diese Jahreszeit hier treffen um Nachwuchs zu zeugen, immer näher. Mit jeder Begegnung zeigen sie uns mehr - und wie immer, wenn Männer um Damen buhlen, verhalten sie sich höchst erstaunlich. Vielleicht versteht ihr was ich meine, wenn ihr euch verstellt, dass ein ausgewachsener Wal von 15 Meter Länge sich fast vollständig in die Luft erhebt und auf dem Rückweg in sein Element mit einem mächtigen Klatscher seitwärts aufschlägt. Bisher konnten wir das nur aus der Ferne sehen… und ich bin nicht sicher, ob ich es wirklich aus der Nähe sehen will!

Heute Nacht, auf unserer Fahrt nach Caravelas habe ich unten im Schiffsrumpf die Wale singen hören. Ich bin natürlich sofort nach oben um Micha zu warnen, die gerade auf Wache war. Wir sind ja derzeit fast ständig auf der Hut vor diesen busgroßen Tieren mit eingebautem Vorfahrtsrecht, aber dass sie sich mit Gesang ankündigen war uns neu. Sollte das vielleicht so eine Art Hupen sein? Gespannt schauten wir in die Nacht. Da hörten wir auch schon den ersten Blas, kurz gefolgt von einem zweiten und dann sahen wir den mächtigen Rücken des Tieres in nur 50 Meter Entfernung im Mondlicht und schon waren sie wieder weg. Bei aller Faszination für diese wunderbaren Tiere – ein bisschen gruselig sind die aus der Nähe aber schon.

Morgen fahren wir zu den Abrolhos Inseln und damit praktisch ins Schlafzimmer der Buckelwale. Ich hoffe wir sind dort willkommen und bin sicher, dass in der Fotogalerie demnächst wieder tolle Tierbilder von Micha auftauchen werden. Ein paar schicke Walbilder hat sie ja schon geschossen, aber die Highlights erwarte ich in den nächsten Tagen. Wir sind auf jeden Fall schon ganz aufgeregt.

Donnerstag, 20. September 2012

Brasilifikation

Das war wirklich schön, die letzte Woche. Jede Nacht vor Anker, jeden Morgen ausschlafen, tolle Eindrücke, gutes Essen und vor allem gute Gesellschaft. Unser Gast Sven hat gemeinsam mit uns die Ruhe sehr genossen und war letztlich fast so entspannt, wie ein echter Brasilianer.

Nachdem wir Anfang letzter Woche die Ankerbucht von Itaparica verlassen hatten, sind wir hinter der Insel durch den Fluss zur Südspitze gefahren um dort meinen brasilianischen Bekannten Jayme zu besuchen. Dieser schrieb mir per Email, dass die offizielle Höhe der Autobrücke, die sich dort über den  Flusslauf spannt, nicht stimmt.  Sie sei bei Niedrigwasser nicht 19 Meter, wie im Revierführer beschrieben, sondern deutlich über 21 Meter hoch. Ich habe diesen Angaben vertraut, weil mein Bekannter seit 30 Jahren Einhandsegler ist und etwa eine Meile entfernt von der Brücke wohnt, wenn er nicht segelt.

Alita ist laut offiziellen Werksangaben 18,5 Meter, mit Antenne 19 Meter hoch und der Tidenhub beträgt 2,2 Meter. Nach Adam Riese eigentlich kein Problem. Trotzdem wollte ich etwas Reserve einbauen und  kurz nach Niedrigwasserstand die Brücke hinter mir lassen. Letztlich waren wir eine halbe Stunde verspätet, hätten rechnerisch aber immer noch deutlich über eineinhalb Meter Freiraum haben sollen. Eigentlich… letztlich war es so knapp, dass unsere Funkantenne am Beton der Brücke gekratzt hat. Zum Glück ist diese flexibel und hat das Abenteuer unbeschadet überstanden.

Später hat mein Freund seine Höhenangaben revidiert  und eigentlich wollte er mir ja noch sagen, dass ich nur bei absolutem Niedrigwasser unter der Brücke durchfahren soll… aber irgendwie hat er das vergessen und dank der brasilianischen Duselgöttern ist ja alles gut gegangen.  Wir waren gut am Südende der Insel Itaparica angekommen.

Dort sind wir zwei Nächte geblieben, haben die Dörfchen Cacha Prego, Catu und das berühmte Jaguaribe besucht, eine der ersten christlichen Siedlungen in Brasilien. Allerdings ist diese im Laufe der letzten dreihundert Jahre so schwer in Vergessenheit geraten, so dass heute nicht einmal Wikipedia etwas darüber weiß.

Außerdem haben wir das paradiesische Häuschen meines brasilianischen Segelfreundes besucht und gemeinsam an Bord Abend gegessen, weil es dort nirgendwo ein Restaurant gibt – zumindest nicht unter der Woche und schon gar nicht im Winter, denn dann ist nicht Saison.

Unter der Führung von Jayme haben wir dann die gefährlichen, wandernden Sandbänke des Itaparicakanals umschifft (diesmal ohne Zwischenfall) und sind nach Morro Sao Paulo gesegelt. Das liegt an der Nordspitze der nächsten Insel südlich, namens Tinhare und ist ein autofreier Touristenort, mit vielen Posadas, noch mehr Sandstrand und brasilianischer Lebensqualität. Dort ist zwar auch Nebensaison, aber man wenn man von Jaguaripe kommt, dann merkt man das nicht.

Auch dort waren wir ein paar Tage und haben unter Horst besucht, einen Bekannten von Michas brasilianischen Nachbarn, der dort die Pousada Natureza und einen kleinen Segelklub mit sportlichen Katamaranen betreibt.  Natürlich waren wir mit einem der Tornados in der Bucht unterwegs und hatten trotz schwachem Wind sehr viel Spaß damit!

Nach einem kurzen Abstecher zu dem Fischerdörfchen Garapua, wo wir eine etwas schauckelige Nacht verbracht haben, ging es dann wieder zurück nach Itaparica und Salvador, wo uns Sven verlassen musste. Der Arme war ganz traurig, dass sein Urlaub schon zu Ende ist. Hoffentlich kann er sich auf der spätsommerlichen Wies`n darüber hinweg trösten!

Alita ist schon geputzt und bereit für den nächsten Gast. Micha ist sich gerade noch einmal austoben gegangen - in dem Tanzstudio, das sie hier ausfindig gemacht hat – was mir Zeit gibt diesen Blogbeitrag zu schreiben. Morgen fahren wir ein letztes Mal nach Itaparica, bevor wir dann Montag Frank abholen.

Wenn wir dann Anfang nächster Woche Salvador verlassen, dann ist es wie immer genau zu dem Zeitpunkt, wo wir beginnen uns  ein wenig besser auszukennen. Wie schon vor drei Jahren, hat mir die Stadt und das Segelgebiet im größeren Umfeld sehr gut gefallen. Es gibt hier viele ruhige und schöne Ecken mit einsamen Stränden aus feinstem, weißen Sand.  Ein winziger Schönheitsfehler ist das Meer, das hier fast überall trübe ist, da die Wellen in den flachen Küstengewässern den Sand und die Strömung in dem Flussdeltas den Schlamm aufwirbeln.  

Von der großen Gefahr in der wir hier angeblich ständig schweben, haben wir nichts mitbekommen.  Wir sind weder bedroht noch belästigt worden. Ganz im Gegenteil. Wir treffen überall auf fröhliche, nette und sehr hilfsbereite Menschen. Hoffentlich bleibt es so.

Mittwoch, 12. September 2012

Die Buschtrommel

Wir haben ein paar schöne Tage in der Großstadt verbracht, die örtlichen Seglerbedarfsläden nach Teilen durchforscht und ein paar kleine Instandhaltungs- und Verbesserungsarbeiten an Alita erledigt. Am Sonntag ist Sven angekommen, der mit uns die nächsten zehn Tagen die Baia De Todos Os Santos und die südlicheren Flußläufe erkunden wird. Gestern abend waren wir in Itaparica, einem beschaulichen und malerischen Dorf auf einer Insel südlich von Salvador. Wir werden die nächsten Tage die Seele baumeln lassen und wenig posten. Wie immer findet ihr dann nach und nach die Bilder in der Photogalerie.

Bevor wir aber innerlich schon weiter ziehen, muss ich Euch noch von der Begegnung mit Marcelo berichten. Er ist ein Angestellter des Segelmachers in Salvador, der mir Stahldrahtverlängerungen für die Hälse meiner Vorsegel gebastelt hat. Er spricht sehr gut englisch und so sind wir ins Quatschen gekommen. Im Verlauf des Gespräches hat er mir mal wieder vor Augen geführt hat, wie sehr man sich vor den Nachrichten der Buschtrommel hüten muss, mit der die Segelcruiser Nachrichten untereinander verbreiten - also Insidertipps unter Seglern, díe z.B. im Gespräch am Ankerplatz oder per Funk ausgetauscht werden und sich nach und nach als Allgemeinwissen in der Seglergemeinschaft etablieren.

Eigentlich ist das gut, dass Segler hilfsbereit untereinander Informationen austauschen. Aber es birgt auch Gefahren mit sich. Zum Beispiel wurden wir einmal in der Südsee davor gewarnt nach Aitutaki zu fahren, weil dort die Behörden angeblich das gesamte eingefrorene und eingekochte Fleisch von einlaufenden Yachten konfiszieren und vernichten. Wenn man die Fleischpreise in der Südsee kennt, dann ist das durchaus ein Grund diese Insel weiträumig zu umfahren. Aber dummerweise war das Gerücht nicht wahr oder veraltet, denn wir kamen gerade von genau dort und durften all unser Fleisch behalten. Aber die Buschtrommel hat immer recht und deshalb konnte ich den netten Seglerkollegen trotz unseres direkten Erfahrungsberichtes nicht vom Gegenteil überzeugen. Die englische Funkrunde, von der er seine Information hatte, war in seinen Augen unfehlbar.

Aber nun zurück zu Marcelo: Er erzählte mir, wie das mit den Überfällen in Salvador wirklich so war. Die Südafrikaner wurden laut seines Berichtes nämlich nicht in der Marina überfallen, sondern sie lagen vor Anker zwischen den beiden Marinas in Salvador. Außerdem war der Überfall in dieser Nacht der einzige Überfall auf eine Segelyacht seit vielen Jahren und die Räuber wurden drei Wochen später gefasst.

Ganz ähnlich verhällt es sich wohl mit Gerüchten, die wir von den französichen Seglern in Jacare gehört haben, dass der Ankerplatz vor Itaparica nicht sicher sei. Dieses Buschtrommelgerücht gründet sich, laut Marcelo, auf einen Überfall auf eine französische Yacht vor fünf Jahren. Auch diese Räuber wurden von den Behörden kurz nach dem Überfall geschnappt und hinter Gitter gebracht.

Also basiert die Buschtrommelnachrichten "Vor Salvador und vor Itaparica werden Segler überfallen" auf lediglich zwei Überfälle in den letzten fünf Jahren. Für uns (und jeden anderen) klingt die Nachricht aber so, als sei es an der Tagesordnung, dass man dort überfallen wird.

Was soll man machen? Hört man zu sehr auf die Buschtrommel, dann ist es durchaus möglich, dass man aus übertriebener Angst an den schönsten Plätzen der Strecke vorbeifährt. Hört man nicht auf die Buschtrommel, dann kann es sein, dass man eine Gefahr unterschätzt, auf die man sich hätte besser vorbereiten können. Letztlich ist es wohl wie bei den Nachrichten aus der (Bild)Zeitung auch - ein gewisses Maß an Skepsis ist mehr als angebracht.

Also: Ich möchte hiermit ganz förmlich Entwarnung geben, bevor ich selbst zur Quelle einer irreführenden Nachricht werde, die per Buschtrommel durch die ganze Welt trommelt. Es wurde bisher kein Segler innerhalb der Marinas in Salvador überfallen! Ein Aufenthalt in Salvador ist genauso sicher oder unsicher, wie in jeder anderen Metropole Amerikas - Ende der korrigierten Buschtrommelnachricht!

Donnerstag, 6. September 2012

Das Leben als „Cruiser“

Die deutsche Sprache hinkt manchmal schwer hinter ihren Möglichkeiten zurück. Wenn man als Deutscher auf einem Segelboot lebt und über die Weltmeere schippert, dann ist man ein „Langfahrtsegler“. So ein blödes Wort! Und wenn der Langfahrtsegler etwas länger gefahrtsegelt und ganz um die große Kugel rum ist, dann ist er Weltumsegler. Uiuiui! Das hört sich nun oberwichtig und nicht mehr gar so dämlich an. Klingt aber eher nach Beruf, als nach Lebenseinstellung.

Der englische Langfahrtsegler ist ein „Cruiser“, also ein „Herumkreuzer“. Damit kommen wir der Sache schon näher.  Die meisten Fahrtsegler segeln nämlich gar nicht lang, sondern dümpeln den Großteil ihrer Zeit an schönen Ankerplätzen herum und verleben dort ihr unstetes Dasein. Also wäre „Dümpler“ eigentlich ein passenderes Wort – ist natürlich bei Weitem nicht cool genug.
Mir fehlt es gerade an der wortschöpferischen Kreativität einen guten deutschen Ausdruck  für uns Cruiser zu finden, also benutze ich einfach den Anglizismus und hoffe ihr verzeiht mir. Wenn Euch was einfällt – ich bin immer für Vorschläge offen!

Zurück zum Thema: Wer sind denn nun diese Cruiser? Wie leben sie und was bewegt sie – außer dem Wind. Am Einfachsten findet man das wohl heraus, indem man eine Woche Urlaub an einem der beiden Stege der Jacare Village Marina macht, wo wir gerade zehn Tage verbracht haben. Dort haust eine umfangreiche Population unterschiedlichster Exemplare dieser Spezies, die sich für Studien auf ganzer Bandbreite eigenen. Die Befragung ist nicht schwer, denn der Cruiser ist nicht scheu, sitzt gern in kleineren Gruppen an Land oder auf einem der Boote und erzählt lang und breit von sich, seinem geliebten Boot und den gemeinsamen Reisen.

Wie überall sonst auf der Welt, stellen auch in Jacare die Segelrentner die größte Gruppe unter den Cruisern, mit fünf  von acht Segelbooten.  Bei den Segelrentnern handelt es sich um sehr fitte, aufgeweckte und fröhliche Pärchen zwischen 50 und 70, die ihr Lebenswerk erfolgreich beendet haben, sich ein teures Segelboot leisten können, keinerlei finanzielle Nöte leiden und ihre Rente in der großen weiten Welt verprassen wollen. Generell sind sie alle eher gemütlich unterwegs, wie z.B. Hans und seine nordkoreanische Frau, die mit ihrer Alu-Reincke 54 insgesamt acht Jahre für eine Umrundung gebraucht haben. Zehn Jahre wären besser gewesen, sagt Hans. Noch ein kleiner Schlenker hier und da wäre schön gewesen… und deswegen will er jetzt nochmal rum, um seine Fehler gut zu machen. Mal sehen, ob er seine Frau überzeugen kann.

Dass ein Segelrentner wirklich ganz um die Welt fährt, ist eher ungewöhnlich.  Die meisten legen ihre Ziele kurzfristig fest, lassen sich von Lust und Laune und den Berichten anderer Segler inspirieren und fahren überall dort hin, wo es schön sein soll. Meistens wissen sie nicht wie lange sie hier bleiben und erst recht nicht, wo sie nächsten Monat sind. Die männlichen Segelrentner sind normalerweise geschickte Bastler, die sehr umfassende Verbesserungen an ihren klassischen Yachten durchführen und diese optimal auf ihre Bedürfnisse zuschneiden.

Eine jüngere Untergruppe der Segelrentner sind die Jobflüchtlingen. Diese haben oft ihre Firmen verkauft und sehen sich jetzt gezwungen einen großen Batzen Geld verleben, oder sie hatten eine schwere Krankheit und wollen ihr zweites Leben nun voll auskosten. Diese Menschen unterscheiden sich von klassischen Segelrentner außer durch das Alter, indem sie meist schneller unterwegs sind und immer ein klares Ziel vor Augen haben – zumindest am Anfang ihrer Reise. Wenn sie etwas länger unterwegs waren und tatsächlich bei der Segelei bleiben, dann sind sie von den klassischen Segelrentern nicht mehr zu unterscheiden.

Die skurrilen und wirklich interessanten Typen unter den Cruisern sind die jüngeren Segelnomaden, die meistens mit sehr kleinen Budgets und sehr „individuellen“ Yachten unterwegs sind. In Jacare hatten wir drei davon. Da war zunächst ein pfeifenrauchender Franzose Ende vierzig, auf einem ziemlich kleinen Boot - so klein, dass es eher auf dem Starnberger See zuhause wäre. So klein, dass das Schiffchen allein davon stark krängt, sagt der Eigner mit einem Augenzwinkern, wenn er sich in den Windschatten des Cockpits beugt, um seine Pfeife anzuzünden. Genauso lustig wie der Eigner und sein Bötchen ist auch seine Crew, die Bordkatze. Sie folgt ihrem Kapitän überall hin – aber nicht unterwürfig wie ein Hund, sondern ständig auf der Suche nach Abenteuer, solange sich diese in Sichtweite des Herrchens finden lassen. Besonders bemerkenswert war der ausführliche Bericht des nächtlichen Katze-über-Bord-Manövers mitten auf dem Atlantik, mit einer zwanzigminutigen Suchaktion, die nur glücklich ausging, weil Katzenaugen auch im Wasser ausgezeichnet reflektieren.

Ein weiteres witziges Pärchen waren die Italiener, beide menschlich, die seit vielen Jahren auf einer 52 Fuß Ferocementyacht (ja, dieses Schiff ist aus Beton!) unterwegs sind und ihren Lebensunterhalt dadurch bestreiten, dass sie junge Backpacker für längere Strecken an Bord nehmen. Die Betonyacht ist eher rustikal ausgestattet und wenn man dort bezahlt, dann muss man nicht nur voll mit anpacken können, sondern auch unter 40 Jahre alt sein (weil die Älteren zu viele Ansprüche stellen) und unter 100 Kilo schwer sein (weil die Dickeren zu faul sind und außerdem mit ihrem Gewicht das ganze Schiff kaputt machen). Ein etwas anderer Ansatz für Kojencharter, aber immerhin ist die deutliche Website nicht zu missverstehen. Alle die dort mitfahren, wissen sehr genau was sie zu erwarten haben.

Das dritte Segelnomadenboot war das Zuhause eines französischen Journalistenpärchens, das ihren Lebensunterhalt dadurch finanziert, dass sie monatlich für eine Segelzeitschrift ein kleines Video machen und dazu einen wöchentlichen Blog führen. Das Boot konnten sie sich nur leisten, indem sie fast zehn Jahre rigoros und eisern gespart haben. Leider zahlt die Zeitschrift so schlecht, dass sie nur eben gerade über die Runden kommen. Das heißt konkret, dass sie kein Geld haben um notwendige Reparaturen an Bord auszuführen, so dass Salzwasser in den Wassertank läuft und statt der Toilette auf See ein Eimer benutzt wird, da sonst Überflutungsgefahr droht. Trotz des fragwürdigen Zustand ihrer Stahlschüssel wollen die beiden nach Patagonien damit. Da kann man nur viel Glück wünschen.

Ach ja! Beinah hätte ich die ungewöhnlichsten Cruiser in Jacare vergessen, die so gar nicht ins Schema passen. Die beiden Deutschen, die auf ihrer luxuriösen Yacht in einem untypisch hohen Tempo über die Weltmeere segeln und hoffen die hohen Unterhaltskosten des Luxusschlittens mit den Unkostenbeiträgen von Mitseglern zu finanzieren. Diese zwei, deren Yacht übrigens Alita heißt, sind am 01.09. aus Jacare aufgebrochen und in vier Tagen nach Salvador gesegelt, wo sie nun in der gut bewachten Bahia Marina liegen. Ganz anders als in Jacare, ist hier kein einziger Cruiser – sondern nur die Motorboote des örtlichen Jetsets und eine Armee von Dienstleistern, die diese Boote tagein und tagaus in Schuss halten.

Die meisten Cruiser meiden Salvador, weil der sichere Hafen hier teuer ist uns sich die Stadt in den letzten Jahren zu der gefährlichsten Metropole in Brasilien gemausert hat. Die netten Südafrikaner, die wir auf Fernando de Noronha getroffen haben, wurden in einer schlechter bewachten Marina nebenan, unsanft mit einem Messer an der Kehle geweckt und ausgeraubt. Mein Bekannter, der wenige Kilometer entfernt von hier auf einer Insel wohnt schreibt mir, dass zur Zeit in Salvador zu Leben gefährlicher sei, als im Bürgerkrieg in Syrien. Zum Glück übertreibt er etwas. Wir waren gestern Abend noch in den Straßen von Pelourinho, der Altstadt von Salvador, spazieren und haben es unbelästigt überlebt.

Trotzdem bin ich ganz froh, wenn am Sonntag unser nächster Gast kommt und wir kurz darauf der Großstadt den Rücken kehren. Ich freue mich schon sehr auf ein paar Tage entspanntes „cruisen“ zwischen den nahen Inseln und auf den örtlichen Flußläufen. Nach den langen Etappen der letzten Monate wird uns das segeln im Mittelmeerstyle – also jede Nacht irgendwo vor Anker zu liegen - ganz gut tun!

Samstag, 25. August 2012

Was bisher geschah...

Nach unserer Atlantiküberquerung liegt Alita seit fünf Tagen in der Mündung des Rio Paraiba, genauer gesagt vor dem Dörfchen Jacaré, das seinen ganzen Ruhm darauf gründet, dass Scharen brasilianischer Rentner zum Sonnenuntergang hier buseweise angekarrt werden, um dem örtlichen Saxophonisten zu lauschen, wie er  eine verkürzte Version des Bolero bläst. Es ist schon erstaunlich, wie viele Touristen dafür hier allabendlich einlaufen und wie begeistert sie sich mit dem Musiker fotografieren lassen. Für uns, die wir aus dem eher nüchternen Kap Verden und dem paradiesischen Fernando de Noronha kommen, ist es jedenfalls ein kleiner Kulturschock, den es erst einmal zu verdauen galt.



Ansonsten haben wir hier am Festland nur positive Erfahrungen gemacht. Die Brasilianer sind allgemein sehr fröhlich, freundlich und hilfsbereit. Sogar mit den Behörden beim Einklarieren haben wir gleich Freundschaft geschlossen, besonders mit Silvio dem Mann vom Zoll, der uns gleich mal Bilder davon gezeigt hat, wie er mit einem konfiszierten Lamborghini gefahren ist uns dann anschließend Helme besorgt hat, damit wir zusammen mit ihn den brasilianischen Rahsegler „Cisne Branco“ (White Swan) bestaunen können, der dort grad im Hafen lag. Alles in Allem war das Einklarieren hier in Cabedelo/Jacaré wesentlich angenehmer, als ich es vor drei Jahren in Salvador erlebt habe. Dort bin ich vier Tage lang quer durch die gesamte Stadt geschickt worden, und wurde mehrfach mit  zickigen Damen in Uniform konfrontiert. Also für alle die nach Brasilien segeln, kann ich Cabedelo nur empfehlen!
 
 
Auch unseren Besuch auf Fernando de Noronha möchte ich nicht missen. Das einzige Negative an dieser Insel sind die Kosten. Leider verlangen die Behörden dort stattliche Ankergebühren von ca. €70,- pro Tag für Segelboote über  zehn Meter Länge. Zusätzlich noch eine kleine Kurtaxe von €17,- pro Person und Tag, wobei der erst Tag netterweise kostenlos ist. Die Behörden sind dort unglaublich nett und freundlich – und es ist gar kein Problem, dass man dort eigentlich gar nicht einklarieren kann. Die Freundlichkeit macht auch Sinn, wenn man für fünf Tage Aufenthalt in einer windigen und rauen Ankerbucht die Rechnung von über €550,- präsentiert bekommt. Zum Glück waren wir in einer Zeit dort, in der Wind und Wellen aus SE kommen. Wenn die ITCZ sich im November bis März weiter südlich befindet, dann kommt das Wetter aus NE und die Ankerbucht ist praktisch ungeschützt!

Aber ganz ehrlich! Man zahlt das Geld gerne, wenn man gute 11 Tage auf dem Atlantik unterwegs war und einen Blick auf die grünen Hänge, die hochaufragenden schwarzen Felsen und die blendend weißen Strände geworfen hat. Wie ihr auf den Bildern in der Fotogalerie sehen könnt, ist diese Insel eine echte Schönheit. Wenn es eine Beautykonkurrenz unter Inseln gäbe, dann hätte Fernando de Noronha gute Chancen gegen Bora Bora und die Seychellen und all die anderen strandgesäumten Juwelen, die sich so in den tropischen Ozeanen unseres blauen Planeten dümpeln.

Jedenfalls haben wir unsere teuer bezahlte Zeit dort voll ausgeschöpft, waren täglich von morgens bis nachts an Land, haben uns am Strand ausgeruht, auf diversen Spaziergängen alles erkundet und abends lecker gegessen. Ein Highlight war sicherlich der schrottige Strandbuggy, der uns praktisch zugeflogen ist. Ich hatte ja im vorletzten Blogeintrag geschrieben, dass wir versuchen werden das Wahoo-Filet am Ankerplatz zu verschenken, weil wir mit knapp 30 Kilo Fisch nicht alleine fertig werden. Unser einziges potentielles Opfer war ein südafrikanischer Katamaran mit Vater, Sohn und zwei befreundeten Teenagern an Bord, die uns dankbar einige Kilo abgenommen haben.  Im Austausch bekamen  wir dann den Schlüssel zu ihrem gemieteten Strandbuggy überreicht, als sie in die Karibik lossegelten. Wie der Zufall es so wollte, war das Gefährt bis genau zu dem Samstag gemietet, an dem wir die Insel  sowieso verlassen wollten.

Ein zweites Highlight war sicherlich der Besuch der Delfine in unserer Ankerbucht. Fernando de Noronha ist bekannt für seine große Delfinpopulation und deswegen unterliegt die Insel auch strengen Naturschutzregeln. So darf man dort zum Beispiel nirgendwo ankern, als direkt vor dem Hafen und auch nur bedingt herumfahren. Wie genau die Regeln sind, weiß keiner so genau, weil sie nur in Portugiesisch aushängen und außerdem für besuchende Segler andere Regeln gelten, als für Touristenboote, die dort ansässig sind. Naja egal. Nachdem wir am Tag zuvor ohne Glück schon mal versucht hatten, die Delfine zu Fuß von einem Aussichtspunkt auf einer Klippe zu sehen – und wir uns schon damit abgefunden hatten, dass wir sie vielleicht gar nicht sehen – war uns ihr Besuch bei Alita sehr willkommen.

Wir haben sofort Kleinalita (unser Beiboot) klar gemacht und uns mehrfach durch die Schule von sicherlich 150 Delfinen treiben lassen. Auch davon gibt es einige Fotos. Leider kann kein Fotos so recht beschreiben, wie es ist, wenn man auf einem winzigen Beiboot von so vielen Delfinen umringt ist, die überall um dich herum tollen und nur wenige Meter neben dir hoch in die Luft springen.  Ein Traum!

Ja, und dann war unsere Zeit dort vorbei. Es lagen noch zwei Tage Segelei vor uns nach Jacaré und dann war der Ozean überquert. Alles in Allem waren uns die Götter der Winde und des Meeres auf dieser Atlantiküberquerung durchaus wohlgesinnt. Bis auf das kleine Tiefdruckgebiet, dass uns zwei Tage südlich der Kap Verden erwischt hat, gab es eigentlich nur gute Bedingungen. Trotzdem ging es diesmal etwas zäher, als vor 3 Jahren. Damals sind wir drei Monate später gefahren und die Bedingungen in dieser Zeit sind ein wenig besser.  Diesmal musste Alita an 11 von 13 Tagen Am Wind fahren, 6 Tage davon sogar Hart am Wind. Für Nicht-Segler: Am Wind bedeutet, dass man gegen den Wind von schräg vorne segelt. Das bedeutet starke Krängung (Schräglage), Wellen von vorne, die das Schiff gründlich durchschütteln und auch abbremsen. Wenn man das tagtäglich über einen längeren Zeitraum durchmacht, dann kann das durchaus ermüdend sein – besonders wenn noch mehr als die Hälfte der Strecke vor einem liegt. Ich muss den Hut vor den Damen an Bord ziehen, die diese “Strapaze“  ohne großes Murren ertragen haben. Natürlich waren wir alle ganz froh, als wir hier vor fünf Tagen letztlich angelegt haben.

Seitdem waren wir aber gar nicht faul. Wir haben Alita gründlich geputzt, Wäsche gewaschen und dann Cabedelo, Jacaré, Intermares, Joao Pessoa und  Recife besichtigt. Heute war der erste und einzige faule Tag, den wir uns gegönnt haben. In den nächsten Tagen werden wir ein paar Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten ausführen und dann brechen wir nach Salvador auf.

Wenn es wieder etwas zu berichten gibt, dann erfahrt ihr es natürlich hier!

Montag, 20. August 2012

Das Ende einer Atlantiküberquerung

Auch die letzte Etappe der Atlantiküberquerung ist letztlich fast unspektakulär zu Ende gegangen. Um 1600UTC sind wir heute in der Jacare Village Marina in der Nähe von Joao Pessoa eingelaufen, nachdem wir und uns von Fernánde de Noronha hierher nochmal zwei Tage am Wind und gegen die Welle haben gründlich durchschauckeln lassen.
Schiff und Besatzung geht es ausgezeichnet - besonders nach dem Anlegetrunk! Wir werden jetzt erst einmal eine schöne, ausführliche Dusche gönnen und dann ein wenig Ruhe und ein Abendessen im Restaurant. In den nächsten Tagen gibt es dann ausführlichere Berichte.

Montag, 13. August 2012

Im Paradies gibt es kein Internet

Ja! Wir sind da! Kurz nach 8 UTC sind wir vor Fernando de Noronha vor Anker gegangen. Wir wurden von den Behörden sehr nett empfangen und zumindest unsere Pässe sind offiziell in Brasilien eingestempelt! Alita wird erst am Festland richtig in Brasilien einreisen.
Anschließend haben wir den ganzen Tag an Land verbracht, sind am Strand rumgelegen, haben die Atlantiküberquerung begossen und gut gegessen.
Leider gibt es kein Internet auf der ganzen Insel - oder wir haben es noch nicht gefunden. Es kann also gut sein, dass ich bis zum 20.08. keine Emails beantworten kann, sollte jemand auf eine Antwort warten!

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Sonntag, 12. August 2012

02°47,5`S 031°17,0`W 12.08.2012 17:46UTC

Huiii! Wir haben Wind und flitzen mit ca. 8 Knoten Fahrt auf die Insel zu. Es sind noch 90 Meilen und so wie es aussieht müssen wir sogar etwas Fahrt rausnehmen, damit wir nicht vor Sonnenaufgang ankommen. Es ist immer besser, einen unbekannten Ankerplatz bei Tageslicht anzufahren und nun macht es auch nichts mehr aus, ob wir um 0600UTC oder 0800UTC ankern dürfen.
Zum Essen gab es heute Wahoo in Tomatensoße Putaneska an Sphagetti. Es sind nur noch 20 Kilo Fischfilet übrig :) Ich hoffe, dass ich am Ankerplatz ein bißchen was verschenken kann, sonst muss ich morgen alles einkochen und das wäre schade drum!

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Samstag, 11. August 2012

00°48,3`S 029°27,6`W 11.08.2012 18:17UTC

Wir haben den Äquator überquert! Irgendwann heute Vormittag um kurz vor 10Uhr, den genauen Zeitpunkt haben wir über das Frühstück verpasst. Eva und Michaela haben ihre Äquatortaufe mit einem kleinem Opfer an Rassmus, den alten Säufer, begossen - sie haben jedoch darauf verzichtet ins Wasser zu springen. Warum nur? Es war doch nur 3000 MEter tief and der Stelle und immerhin 27 Grad warm :)
Heute Nacht hat der Wind auf SE gedreht und weht seitdem kontinuierlich mit etwa 12 Knoten. Endlich machen wir gute Fahrt von durchschnittlich knapp 6 Knoten. Es sind noch 250 Meilen, also sind wir Montag da, ausser der Wind dreht nochmals drastisch, ganz gegen die Vorhersage, die keine große Änderung vorsieht.

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Freitag, 10. August 2012

00°57,9`N 027°58,9`W 10.08.12 18:07UTC

Der Wind hat heute Nacht ein wenig aufgefrischt, leider auch um 20Grad auf südlichere Richtungen gedreht, so daß wir nun wieder hart am Wind gegen die Wellen kämpfen; und auch darum, nicht zu weit nach Westen zu kommen. Noch sind wir einigermaßen auf Kurs und nähern uns dem Ziel, langsam aber sicher.
Am frühen Nachmittag hat der bestellte Fisch gebissen und tapfer gekämpft. Auf seiner zweiten Flucht hat er sogar das Boot, das wir beinah in den Wind gestellt hatten, um die Fahrt zu reduzieren, in den Beilieger gedreht. Warum er uns so viel Mühe bereitete, stellte sich dann heraus, als wir einen ersten Blick auf ihn werfen durften - ein wahres Monster von einem Wahoo. Etwa 1,50m groß und bestimmt über 40 Kilo schwer. Es war Schwerstarbeit den Fisch an Bord zu bringen und zu filetieren. Nun sind wir ein paar Wochen mit frischem Eiweiß versorgt!
Inzwischen befinden wir uns auf der Höhe von den beiden Felsen Pedro und Paulo, die hier mitten im Atlantik aus dem Wasser ragen und schon so manchem Schiff einen Schrecken eingejagt haben. Wir sind allerdings 85 Meilen östlich davon, werden sie also nicht zu Gesicht bekommen.
Außerdem haben wir gerade den dreizehnten Frachter gezählt, den wir mit dem bloßen Auge sehen konnten. Es waren aber wesentlich mehr, die wir über AIS bzw. den aktiven Radarreflektor in unserer Nähe wußten. Wir sind hier draußen also ganz und gar nicht allein, ganz im Gegenteil. Es kommt uns fast vor wie auf einer unsichtbaren Schiffsautobahn, die sich zwischen Brasilien und Gibraltar erstreckt. Der Ausguck muss immer wach sein!

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Donnerstag, 9. August 2012

02°17,7`N 027°06,1`W 09.08.2012 17:44UTC

Wie auch schon in der Nacht zuvor, hat der Wind zum Ende der heutigen Nacht weiter nachgelassen. Leider kam er im Laufe des Tages auch nicht wirklich zurück. Immerhin hatten wir die ganze Zeit gerade genug Wind um zu segeln. Naja, bis vor etwa 20 Minuten - da fingen die Segel bei 3 Knoten Wind wieder zu schlagen an. Also entweder Segel einholen und treiben lassen, oder Motor starten... wir haben uns für den Motor entschieden, in der Hoffnung, dass der Wind später zu uns zurück findet. Vielleicht bilden sich zum Einbruch der Nacht ein paar Wolken, die immer einen Hauch Wind mitbringen.
Egal wie es wird, wir arbeiten uns langsam weiter Richtung Süden und freuen uns auf Brasilien. Die Angel ist wieder im Wasser, aber bei spiegelglatter See, langsamer Fahrt und stahlblauem Himmel ist die Chance auf einen Fisch sehr gering - der müsste schon suizidgefährdet sein.
Heute Mittag gab es einen Salat mit dem restlichen Weißkraut und den letzten Tomaten und Avokado. Heute Abend gibt es leckere Pasta mit Kürbissoße, außer es passiert noch was an der Angel.

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Mittwoch, 8. August 2012

03°56`N 026°19,2`W 08.08.12 17:37UTC

Zwar haben wir inzwischen SO-Wind, aber heute Nacht wurde er wieder so schwach, dass wir sogar für 4 Stunden den Motor anwerfen mussten, um das Schlagen der Segel zu verhindern. Der Wind hat tagsüber wieder etwas zugelegt, ist aber nach wie vor mau.
Wir fahren weiterhin hart am Wind auf einem Kurs von ca. 210 Grad. Ich möchte möglichst auf 28W den Äquator überqueren, damit wir auf Halb- oder Raumwind zum Ziel fahren können, wenn der Passat stärker und die Wellen höher werden.
Wegen dem verlorenen Tag am Anfang der Überquerung und den schwachen Winden im restlichen Verlauf, können wir froh sein, wenn wir unsere pessimistische Schätzung von 11 Tagen halten können.
Aber selbst wenn es etwas länger dauert, uns geht es allen gut an Bord und wir freuen uns über den fischfreien Tag. Heute mittag gab es Salat und aufgewärmte Kürbis-Walnuß-Nudeln. Heute abend gibt es Kartoffel mit Quark und Blaukraut. So langsam sind unsere Frischwaren aufgebraucht und die nächsten Tage bis zum Ende der Reise gibt es wohl eher Reis, Nudeln und Gemüse aus der Dose - davon haben wir noch für einige Wochen an Bord. Also verhungern werden wir kaum.

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Dienstag, 7. August 2012

05°23,5`N 025°17,2`W 07.08.2012 20:50UTC

Wir fahren noch hart am Wind nach SW auf unser Ziel zu. Der Wind hat wieder etwas nachgelassen und so ist die Fahrt eher gemütlich als flott. Alles ist prima.
Heute Abend haben wir die letzen Teile der großen Goldmakrele gegessen. Sie war bis zum Schluss sehr, sehr lecker. Aber nun freuen wir uns trotzdem auf einen Tag ohne Fisch.

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Montag, 6. August 2012

06°41,4`N 023°37,6`W 06.08.12 17:03UTC

Hurra! Wir haben endlich wieder richtig Wind. Mit 13 Knoten weht er verheißungsvoll aus Süden. Der SO Passat ist nicht mehr weit.
Wir fahren jetzt Hart am Wind auf einem Kurs von etwa 230 Grad mit etwa 6 Knoten Fahrt, weil uns die Welle etwas bremst, direkt auf unser Ziel zu.
Ich denke, dass wir nun weit genug nach Süden vorgehalten haben. Der Wind wird weiter auf Ost drehen, je weiter wir nach Süden kommen. In zwei Tagen sollten wir auf Halbwind fahren können und gegen Ende der Reise, im stärkeren Passatwind und der damit verbunden Dünung dann auf Raumwind.
Stimmung an Bord ist gut. Alle sind froh, dass wir nun schneller voran kommen und da ist sogar die Krängung willkommen.

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Sonntag, 5. August 2012

08°39`N 023°43,4`W 05.08.12 16:07 UTC

Gestern Nacht kam eine schwache Brise aus Westen auf und hat uns bis heute Mittag eine angenehme Halbwindfahrt Richtung Süden beschert. Vor Kurzem hat der Wind wieder begonnen auf südliche Richtungen zu drehen und die kleinen Wellen von vorne bremsen, auch wenn sie kaum spürbar sind.
Im Laufe der nächsten 36 Stunden sollte der Wind wieder stärker werden und almählich auf Südost drehen - dann kommen wir wieder schneller voran.
Aber auch wenn es gerade mal nicht ganz so flott vorwärts geht, ist es wunderschön. Wir gleiten sanft und ruhig durch unsere Badewanne, sind bestens versorgt mit guter Musik, leckerem Fisch und Gemüse - und wir sind ausgeruht, denn bei der Ruhe können auf den Freiwachen alle gut schlafen.

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Samstag, 4. August 2012

10°10,8`N 023°35,6`W 04.08.12 19:59UTC

Wir hatten einen sehr ruhigen Tag heute. Der Wind hat sich zusammen mit den Wellen in der Nacht gelegt und so sind wir heute mit Sonnenschein gemütlich vor uns hin Richtung Süden gedümpelt.
Am frühen Nachmittag hat eine schöne Goldmakrele gebissen und das Zerlegen, Boot putzen und Sashimi Essen hat den größten Teil des Nachmittags in Anspruch genommen.
Jetzt haben wir gerade schwachen Wind der gerade so zum Segeln reicht ubnd freuen uns auf Abendessen.

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Freitag, 3. August 2012

11°28`N 023°52,1`W 03.08.2012 17:50 UTC

Leider sind wir so gegen drei Uhr nachts in ein kleines Tiefdruckgebiet geraten. 12 Stunden Starkregen bei 30 Knoten Wind gegenan, da hat sich in kürzester Zeit eine böse Waschküche aufgebaut, gegen die wir nicht mehr ansegeln konnten. Also haben wir beigedreht und heute keine Strecke gemacht. Das Wetter hat nun etwas nachgelassen, aber leider kommt der Wind noch immer aus Süd. Wir versuche nso gut wie möglich dagegen anzufahren.
Immerhin ist Alita jetzt sauber! Der ganze lästige Saharastaub ist weg.

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Donnerstag, 2. August 2012

12°21,7`N 023°53,7`W 02.08.12 17:29UTC

Wir kommen, wie geplant, langsam voran. Bis heute mittag konnten wir noch den größten Teil der Strecke bei 9 Knoten raumen Wind segeln, aber seit 13:30UTC ist der Wind so schwach, dass es nicht mehr reicht. Wir motoren weiter Richtung Süden, bis wir auf den Südpassat stossen.
Bisher sind wir zwei großen Frachtschiffen und einem Fischer begegnet, wobei diese nicht näher als 6 Meilen herangekommen sind. Wir sind also nicht ganz allein :)
Es ist hier sehr feucht und heute tagsüber auch sehr heiß, weil wir keine Wolkendecke haben. Heute nacht hat es zwar schon ein wenig genieselt, aber die großen Regengebiete erwarte ich hauptsächlich morgen.
Stimmung an Bord ist weiterhin prima. Wir haben den ersten Fisch schon ganz aufgegessen udn warten darauf, dass der Zweite beißt.

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Mittwoch, 1. August 2012

14°18,3´N 023°39,5`W 01.08.12 18:40UTC

Wir sind mittags in Praia ausgelaufen, nachdem die Damen in der Bucht vor der Stadt noch kurz ins Meer gesprungen sind. Kaum war die Angel im Wasser haben wir dann einen kleinen Bonito Tunfisch gefangen und dann in zwei Gängen, erst als Sashimi und abends gebraten mit Salat verspeist.
Wir zu erwarten war, ist der Wind eher schwach und dreht häufig. Wir waren schon unter Genua, Spinaker, Motor und jetzt wieder mit Großsegel und Genua unterwegs.
Inzwischen ist der Himmel ganz bedeckt und man kann deutlich sehen, dass wir auf Konvergenzzone zufahren.
Die Stimmung an Bord ist prima und demnäcsht werden wir mit den ersten Schichten und Freiwachen beginnen.

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Dienstag, 31. Juli 2012

Auf zu neuen Ufern

Es ist soweit.

Unser netter Gast Eva ist an Bord, wir sind bei den Cabo Verdischen Behörden ausklariert, Alita ist mit Proviant, Wasser und Diesel gefüllt und das Wetter Richtung Brasilien wird auch nicht mehr besser - wir werden also morgen Vormittag die Atlantiküberquerung angehen.Wir sind in 9 bis 11 Tagen auf den Fernando de Noronha Inseln (die Wetten laufen schon).

Natürlich melden wir uns von unterwegs wie immer regelmässig per Sailmail. Wir werden versuchen täglich eine Nachricht für den Blog abzuschicken. Da wir aber durch die intertropische Konvergenzzone fahren und dort mit viel Regen zu rechnen ist, kann es auch mal sein, dass wir ein oder sogar zwei Tage keine Verbindung bekommen - das ist ganz normal.  Also nicht gleich nervös werden, wenn mal keine Nachricht kommt (das gilt speziell für die Verwandten der Mitseglerinnen).

Samstag, 28. Juli 2012

Kleine Überraschungen

Seit wir uns entschlossen haben den Ankerplatz vor Sal Rei auf Boa Vista zu verlassen, gab es eine kleine Reihe Überraschungen.

Zunächst einmal sind wir einen Tag später ausgelaufen, als geplant. An dem Morgen, an dem wir ursprünglich Anker lichten wollten, war einfach kein Wind - gar keiner. Nicht mal ein Hauch. Also ging es einen Tag später los - kein Beinbruch.

Auf dem Weg nach Fogo haben wir ein kleines Riff mitten im Meer besucht, zwischen Boa Vista und Maio. Angeblich gibt es dort öfter Wale zu sehen - leider waren die grad auf Urlaub.

Bei unserer Ankunft auf Fogo mussten wir dann feststellen, dass dort derzeit gebaut wird. An der Stelle, wo normalerweise die Yachten ankern, waren 4 große Schwimmkräne damit beschäftigt, eine neue Mole zu bauen. In dem winzigen Hafen gab es also keinen Platz für uns und vor der Insel keinerlei geschützte Ankerplätzte. Also sind wir weiter, nach Brava.

Brava war eine positive Überraschung. Die kleine Insel ganz im Südwesten der Kap Verden ist sehr sympathisch. Wir haben eine "Bergwanderung" in die Stadt unternommen, die auf 500 Höhenmetern im Inneren der Insel liegt. Dort ist es überraschend grün und angenehm kühl. Die Straßen sind alle bemerkenswert breit, sogar mit Grünstreifen in der Mitte und viele der Häuser sind kleine Schlößchen. Alles in Allem wirkt es so, als sei diese Insel reicher und entspannter, als die anderen Inseln auf den Kap Verden, die wir bisher gesehen haben. Woher der "Reichtum" kommt, ist allerdings nicht so klar. Vielleicht weil sie hier erfolgreich Ackerbau betreiben können? (Bilder sind wie immer auf dem englischen Blog bzw. in der Photogalerie zu finden). Jedenfalls gibt es hier überhaupt keine Souvenierläden und man wird nicht alle fünf Meter angesprochen.

Als wir Brava am Donnerstag Nachmittag wieder verlassen wollten, kam gerade ein Frachter in den Hafen. Der hat die Fähre vom einzigen Pier vertrieben und gerade als wir fertig waren mit unseren Vorbereitungen, da legt sich doch die Fähre frech quer in den Hafen - mit einer Vorleine an die eine Seite und einer Achterleine auf die andere Seite, so dass für uns die Ausfahrt blockiert wurde.

Da sassen wir also - ein paar Stunden - bis der Frachter kurz vor Sonnenuntergang entladen war und die Fähre netterweise den Hafen wieder eröffnet hat.

Auf der Strecke von Brava nach Maio segelten wir 120 Seemeilen ständig hart am Wind. Bei nur 10 bis 15 Knoten Wind und wenig Welle ein großes Vergnügen. Leider hat sich dann zwischen Santiago und Maio eine blöde, kabbelige See aufgebaut, gegen die wir ankreuzen mussten. Deswegen und auch durch die verspätete Abfahrt auf Brava sind wir erst zwei Stunden nach Sonnenuntergang am Ankerplatz vor Maio angekommen - aber auch bei Dunkelheit war das Ankern dort kein großes Problem.

Hier am Strand werden wir nun zwei schöne Tage verbringen, bis wir dann am Montag Eva, unseren ersten Gast in Praia abholen, und mit ihr gemeinsam über den Atlantik segeln.