Ansonsten haben wir hier am Festland nur positive
Erfahrungen gemacht. Die Brasilianer sind allgemein sehr fröhlich, freundlich
und hilfsbereit. Sogar mit den Behörden beim Einklarieren haben wir gleich Freundschaft
geschlossen, besonders mit Silvio dem Mann vom Zoll, der uns gleich mal Bilder
davon gezeigt hat, wie er mit einem konfiszierten Lamborghini gefahren ist uns
dann anschließend Helme besorgt hat, damit wir zusammen mit ihn den brasilianischen
Rahsegler „Cisne Branco“ (White Swan) bestaunen können, der dort grad im Hafen
lag. Alles in Allem war das Einklarieren hier in Cabedelo/Jacaré wesentlich
angenehmer, als ich es vor drei Jahren in Salvador erlebt habe. Dort bin ich
vier Tage lang quer durch die gesamte Stadt geschickt worden, und wurde
mehrfach mit zickigen Damen in Uniform konfrontiert.
Also für alle die nach Brasilien segeln, kann ich Cabedelo nur empfehlen!
Auch unseren Besuch auf Fernando de Noronha möchte ich nicht
missen. Das einzige Negative an dieser Insel sind die Kosten. Leider verlangen
die Behörden dort stattliche Ankergebühren von ca. €70,- pro Tag für Segelboote
über zehn Meter Länge. Zusätzlich noch eine
kleine Kurtaxe von €17,- pro Person und Tag, wobei der erst Tag netterweise
kostenlos ist. Die Behörden sind dort unglaublich nett und freundlich – und es
ist gar kein Problem, dass man dort eigentlich gar nicht einklarieren kann. Die
Freundlichkeit macht auch Sinn, wenn man für fünf Tage Aufenthalt in einer windigen
und rauen Ankerbucht die Rechnung von über €550,- präsentiert bekommt. Zum
Glück waren wir in einer Zeit dort, in der Wind und Wellen aus SE kommen. Wenn
die ITCZ sich im November bis März weiter südlich befindet, dann kommt das
Wetter aus NE und die Ankerbucht ist praktisch ungeschützt!
Aber ganz ehrlich! Man zahlt das Geld gerne, wenn man gute
11 Tage auf dem Atlantik unterwegs war und einen Blick auf die grünen Hänge,
die hochaufragenden schwarzen Felsen und die blendend weißen Strände geworfen
hat. Wie ihr auf den Bildern in der Fotogalerie sehen könnt, ist diese Insel
eine echte Schönheit. Wenn es eine Beautykonkurrenz unter Inseln gäbe, dann hätte
Fernando de Noronha gute Chancen gegen Bora Bora und die Seychellen und all die
anderen strandgesäumten Juwelen, die sich so in den tropischen Ozeanen unseres
blauen Planeten dümpeln.
Jedenfalls haben wir unsere teuer bezahlte Zeit dort voll
ausgeschöpft, waren täglich von morgens bis nachts an Land, haben uns am Strand
ausgeruht, auf diversen Spaziergängen alles erkundet und abends lecker
gegessen. Ein Highlight war sicherlich der schrottige Strandbuggy, der uns
praktisch zugeflogen ist. Ich hatte ja im vorletzten Blogeintrag geschrieben,
dass wir versuchen werden das Wahoo-Filet am Ankerplatz zu verschenken, weil
wir mit knapp 30 Kilo Fisch nicht alleine fertig werden. Unser einziges potentielles
Opfer war ein südafrikanischer Katamaran mit Vater, Sohn und zwei befreundeten
Teenagern an Bord, die uns dankbar einige Kilo abgenommen haben. Im Austausch bekamen wir dann den Schlüssel zu ihrem gemieteten
Strandbuggy überreicht, als sie in die Karibik lossegelten. Wie der Zufall es
so wollte, war das Gefährt bis genau zu dem Samstag gemietet, an dem wir die
Insel sowieso verlassen wollten.
Ein zweites Highlight war sicherlich der Besuch der Delfine
in unserer Ankerbucht. Fernando de Noronha ist bekannt für seine große Delfinpopulation
und deswegen unterliegt die Insel auch strengen Naturschutzregeln. So darf man
dort zum Beispiel nirgendwo ankern, als direkt vor dem Hafen und auch nur
bedingt herumfahren. Wie genau die Regeln sind, weiß keiner so genau, weil sie
nur in Portugiesisch aushängen und außerdem für besuchende Segler andere Regeln
gelten, als für Touristenboote, die dort ansässig sind. Naja egal. Nachdem wir
am Tag zuvor ohne Glück schon mal versucht hatten, die Delfine zu Fuß von einem
Aussichtspunkt auf einer Klippe zu sehen – und wir uns schon damit abgefunden
hatten, dass wir sie vielleicht gar nicht sehen – war uns ihr Besuch bei Alita sehr
willkommen.
Wir haben sofort Kleinalita (unser Beiboot) klar gemacht und
uns mehrfach durch die Schule von sicherlich 150 Delfinen treiben lassen. Auch
davon gibt es einige Fotos. Leider kann kein Fotos so recht beschreiben, wie es
ist, wenn man auf einem winzigen Beiboot von so vielen Delfinen umringt ist,
die überall um dich herum tollen und nur wenige Meter neben dir hoch in die
Luft springen. Ein Traum!
Ja, und dann war unsere Zeit dort vorbei. Es lagen noch zwei
Tage Segelei vor uns nach Jacaré und dann war der Ozean überquert. Alles in
Allem waren uns die Götter der Winde und des Meeres auf dieser Atlantiküberquerung
durchaus wohlgesinnt. Bis auf das kleine Tiefdruckgebiet, dass uns zwei Tage
südlich der Kap Verden erwischt hat, gab es eigentlich nur gute Bedingungen.
Trotzdem ging es diesmal etwas zäher, als vor 3 Jahren. Damals sind wir drei
Monate später gefahren und die Bedingungen in dieser Zeit sind ein wenig
besser. Diesmal musste Alita an 11 von
13 Tagen Am Wind fahren, 6 Tage davon sogar Hart am Wind. Für Nicht-Segler: Am
Wind bedeutet, dass man gegen den Wind von schräg vorne segelt. Das bedeutet
starke Krängung (Schräglage), Wellen von vorne, die das Schiff gründlich durchschütteln
und auch abbremsen. Wenn man das tagtäglich über einen längeren Zeitraum
durchmacht, dann kann das durchaus ermüdend sein – besonders wenn noch mehr als
die Hälfte der Strecke vor einem liegt. Ich muss den Hut vor den Damen an Bord
ziehen, die diese “Strapaze“ ohne großes
Murren ertragen haben. Natürlich waren wir alle ganz froh, als wir hier vor fünf
Tagen letztlich angelegt haben.
Seitdem waren wir aber gar nicht faul. Wir haben Alita
gründlich geputzt, Wäsche gewaschen und dann Cabedelo, Jacaré, Intermares, Joao
Pessoa und Recife besichtigt. Heute war
der erste und einzige faule Tag, den wir uns gegönnt haben. In den nächsten
Tagen werden wir ein paar Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten ausführen und dann
brechen wir nach Salvador auf.
Wenn es wieder etwas zu berichten gibt, dann erfahrt ihr es
natürlich hier!
Hallo Marcus,
AntwortenLöschenjetzt muss ich endlich auch mal einen Kommentar auf Deiner deutschen Seite abgeben und ein großes Lob zu den Reiseberichten aussprechen. Es ist spannender als ein Abenteuerbuch zu lesen! Außerdem GRATULATION zu Deiner erfolgreichen und sicheren Atlantiküberquerung!!!! Ich wünsche Alita und der Crew weiterhin gute Fahrt und angenehmes Wetter!! Ganz liebe Grüße Conny aus Stuttgart- ich denke an Euch
Hallo Conny.
LöschenDanke für die lieben, aufmunternden Worte. Micha hat mir die Bilder von Dir in Amerika gezeigt. Klingt für mich auch schwer nach Abenteuer!