Dienstag, 14. Juli 2015

Ausflug in eine andere Welt

Eine gute Woche waren wir auf Fulanga. Für uns eine lange Zeit, vor Allem weil unser weltreisender Besuch Thomas für die ganze Lau Gruppe nur drei Wochen hat. Für andere sind acht Tage extrem kurz, denn sie verbringen die ganze Saison auf Fulanga. Wir können inzwischen ganz gut verstehen warum man so lange dort hängen bleiben kann. Es liegt nicht daran, dass dieses Atoll mit dem allgegenwärtigen weißen Sand und den unzähligen, pilzförmigen Felsen und Inseln optisch einer der ansprechendensten Orte ist, die wir je besuchen durften. Denn Schönheit allein wird bekanntlich schnell langweilig, wenn nicht mehr geboten ist - und im Falle von Fulanga sind es die überaus netten und gastfreundlichen Einheimischen, die den Aufenthalt zu etwas besonderem machen. Fulanga ist eine andere Welt.
Die Dorfgemeinschaft hat sich hier eine recht einzigartige Art und Weise ausgedacht, um die besuchenden Segler ins Dorfleben zu integrieren - und zwar indem es jedem besuchenden Boot eine Gastfamilie zuordnet. Praktisch sieht das so aus, dass man direkt nach der Sevusevu Zeremonie, bei der man dem Dorfoberhaupt sein Kavageschenk und eine freiwillige Spende fürs Dorf (FJ$ 50) übergibt und von diesem nach alter Tradition in die örtliche Gemeinschaft aufgenommen ist, anschließend gleich seiner Gastfamilie vorgestellt und in deren Haus eingeladen wird.
Dort bekommt man Tee und einen Snack serviert, kommt zwanglos ins Gespräch und kurz darauf stellt man fest, dass die nächsten Tage schon völlig verplant sind. Man kann nach Lust und Laune an allen Aktivitäten der Gastfamilie teilnehmen - wer also Süßkartoffeln pflanzen will, oder Bananen ernten, der kann das mit Gastvater machen. Man kann aber auch von der Gastmutter das örtliche Flechthandwerk und die Kunst des Kochens im Erdofen erlernen. Man kann gemeinsam Schnitzen, Schnorcheln, Fischen oder Langusten oder Krabben jagen gehen, Volleyball spielen und vieles mehr. Im Gegenzug freut sich die Gastfamilie natürlich sehr, wenn man ihnen auch etwas beibringt - wie z.B. Außenborder reparieren.
Wir waren sehr glücklich mit unserer Gastfamilie Soki und Ba, die sich wahnsinnig große Mühe gegeben haben, damit wir uns bei ihnen wohl fühlen. Das Festmahl, das sie uns am Sonntag zubereitet haben, mit vier verschiedenen örtlichen Köstlichkeiten aus Languste, Krabbe, Fisch und allem was der Acker so her gibt werden wir wohl nie vergessen. Dagegen fiel unsere Gegeneinladung an Bord eher bescheiden aus, da unsere Vorräte vier Wochen nach dem letztem Supermarktbesuch inzwischen stark geschrumpft waren.
Damit nicht genug, wurden wir zum Abschied noch überraschend mit einer handgeschnitzten Schale, diversen dekorativen Matten und Taschen beschenkt und waren endgültig von der grenzenlosen Gastfreundschaft überfordert.
Diese Menschen sind nach westlichen Gesichtspunkten bettelarm. Sie leben in Blechhütten und haben wenig bis keinen Besitz. Anderseits haben sie alles was sie zum Leben brauchen: einen gemütlichen Platz zum Schlafen, definitiv genug zu Essen und eine freundliche und lustige Dorfgemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt. Der Staat sorgt für die medizinische Grundversorgung und monatliche (aber kostenpflichtige) Lieferung von Gütern, die nicht auf der Insel selbst produziert werden können.
Natürlich akzeptiert die Gastfamilie auch Gegengeschenke, aber Geld wollen sie keines annehmen. Deswegen ist es gut, wenn praktische Dinge an Bord hat, die man weggeben kann. Große Töpfe, Fischequipment, scharfe Messer und dergleichen. Also wer plant in der nächsten Zeit Fulanga zu besuchen, der tut gut daran solche Dinge großzügig einzupacken, denn egal wie viel man zum weggeben dabei hat, kommt man sich am Ende trotzdem so vor, als hätte man die Gastfreundschaft dieser lieben Menschen ausgenutzt.
Ganz sichern wird unser Besuch auf Fulanga und die Erfahrungen, die wir dort gemacht haben uns den Rest unseres Lebens begleiten. Wir sind inzwischen eine Insel weiter westlich auf Matuku und werden morgen Richtung Kandavu aufbrechen, wo Thomas am Samstag sein Flugzeug erreichen muss.

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Samstag, 4. Juli 2015

Lau Gruppe

Nun sind wir also in der Lau Gruppe, dem angeblich schönsten Teil von Fidschi. Ich sage "angeblich" weil wir immer sehr vorsichtig sind, wenn wir hören, dass es irgendwo am Schönsten sei. Geschmäcker sind verschieden und wir fanden schon oft die "angeblich schönsten Orte" ganz und gar nicht so toll. Andersherum wurden wir jedoch mehrfach positiv überrascht, wenn man uns von einem Platz abgeraten hatte.
Im Falle der Lau Gruppe kann man getrost das "angeblich" weglassen - hier ist es wirklich sehr schön und die Menschen hier sind ungewöhnlich nett und gastfreundlich.
Die letzte Woche haben wir größtenteils auf Vanua Balavu, im Norden der Lau Gruppe verbracht, wo man in türkisem Wasser inmitten eines steilen Kraters ankern kann und außerdem die Bay of Islands mit einer Unmenge ihrer malerischen, pilzförmigen Felsen lockt, zwischen denen man sich im Dinghy fast wie in einem Labyrinth verfahren kann.
Vorgestern kam dann der wöchentliche Wetterumschwung, bei dem ein Tiefdruckgebiet im fernen Süden vorbeizieht. Dann dreht hier in den Tropen der Wind von Südost, über Ost auf Nordost. Diese Phasen muss man in der Lau Gruppe zur Fortbewegung nutzen und da wir nur drei Wochen für die alle Inseln Zeit haben, mussten wir weiter.
Auf dem Weg waren wir am Außenriff in der westlichen Ausfahrt von Vanua Balavu in glasklarem Wasser noch Tauchen und Schnorcheln - über der Außenwand des Riffes war die Sichtweite so hoch, dass man den Grund in über 100m Tiefe noch ganz klar sehen konnte! Nach dem ausführlichen Mittagssnack, der sich bis in den tiefen Nachmittag zog, brachen wir dann auf zur Nachtfahrt in den Süden der Lau Gruppe auf.
Dort liefen wir am frühen Morgen im Yagasa Atoll ein, das unbewohnt ist und von den umliegenden Atollen als Fischgebiet genutzt wird. Wir fanden schnell heraus, warum in dem Atoll niemand wohnt. Das Riff um die drei Inseln herum liegt eher tief und deshalb kommen außer bei Niedrigwasser von allen Seiten Wellen über, die von den steilen Felswänden der drei Inseln reflektiert werden - kurz gesagt, man wird überall kräftig durchgeschauckelt! Also beschlossen wir nur zum Frühstück zu ankern, eine kurze Besichtigungstour mit dem Dinghy zu machen und dann nach Fulanga weiter zu fahren.
Auf dem Weg fanden wir außerdem heraus, warum die Einheimischen Yagasa zum Fischen nutzen. In kürzester Zeit nämlich fingen wir erst einen mittleren Thunfisch, dann eine Makrelenart und zum krönenden Abschluss einen Monster-Mahimahi von knappen vierzig Kilo, der uns an der Angel eine gute halbe Stunde in Atem hielt und dann noch etwas länger, bis er an Bord in handliche Filetstücke zerlegt war und nun die letzten Quadratmilimeter des Kühlschranks füllt.
Am späten Nachmittag liefen wir dann in Fulanga ein und was uns hier erwartete war wirklich atemberaubend. Dieses nahezu runde Atoll von zirka acht Kilometer Durchmesser ist fast rundherum von palmenbewachsenen und strandgesäumten Inseln von Wellen geschützt, überall ragen die malerischen Pilzfelsen aus dem Wasser und im Inneren befindet sich ausschließlich weißer Sand - oder in anderen Worten: Wir liegen nun in einer fünfundzwanzig Quadratkilometer großen Badewanne, die von einer tropischen Filmkulisse umgeben ist. Unfassbar, unglaublich, ungeheuerlich! Hier bleiben wir ein paar Tage :)

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