Eine gute Woche waren wir auf Fulanga. Für uns eine lange Zeit, vor Allem weil unser weltreisender Besuch Thomas für die ganze Lau Gruppe nur drei Wochen hat. Für andere sind acht Tage extrem kurz, denn sie verbringen die ganze Saison auf Fulanga. Wir können inzwischen ganz gut verstehen warum man so lange dort hängen bleiben kann. Es liegt nicht daran, dass dieses Atoll mit dem allgegenwärtigen weißen Sand und den unzähligen, pilzförmigen Felsen und Inseln optisch einer der ansprechendensten Orte ist, die wir je besuchen durften. Denn Schönheit allein wird bekanntlich schnell langweilig, wenn nicht mehr geboten ist - und im Falle von Fulanga sind es die überaus netten und gastfreundlichen Einheimischen, die den Aufenthalt zu etwas besonderem machen. Fulanga ist eine andere Welt.
Die Dorfgemeinschaft hat sich hier eine recht einzigartige Art und Weise ausgedacht, um die besuchenden Segler ins Dorfleben zu integrieren - und zwar indem es jedem besuchenden Boot eine Gastfamilie zuordnet. Praktisch sieht das so aus, dass man direkt nach der Sevusevu Zeremonie, bei der man dem Dorfoberhaupt sein Kavageschenk und eine freiwillige Spende fürs Dorf (FJ$ 50) übergibt und von diesem nach alter Tradition in die örtliche Gemeinschaft aufgenommen ist, anschließend gleich seiner Gastfamilie vorgestellt und in deren Haus eingeladen wird.
Dort bekommt man Tee und einen Snack serviert, kommt zwanglos ins Gespräch und kurz darauf stellt man fest, dass die nächsten Tage schon völlig verplant sind. Man kann nach Lust und Laune an allen Aktivitäten der Gastfamilie teilnehmen - wer also Süßkartoffeln pflanzen will, oder Bananen ernten, der kann das mit Gastvater machen. Man kann aber auch von der Gastmutter das örtliche Flechthandwerk und die Kunst des Kochens im Erdofen erlernen. Man kann gemeinsam Schnitzen, Schnorcheln, Fischen oder Langusten oder Krabben jagen gehen, Volleyball spielen und vieles mehr. Im Gegenzug freut sich die Gastfamilie natürlich sehr, wenn man ihnen auch etwas beibringt - wie z.B. Außenborder reparieren.
Wir waren sehr glücklich mit unserer Gastfamilie Soki und Ba, die sich wahnsinnig große Mühe gegeben haben, damit wir uns bei ihnen wohl fühlen. Das Festmahl, das sie uns am Sonntag zubereitet haben, mit vier verschiedenen örtlichen Köstlichkeiten aus Languste, Krabbe, Fisch und allem was der Acker so her gibt werden wir wohl nie vergessen. Dagegen fiel unsere Gegeneinladung an Bord eher bescheiden aus, da unsere Vorräte vier Wochen nach dem letztem Supermarktbesuch inzwischen stark geschrumpft waren.
Damit nicht genug, wurden wir zum Abschied noch überraschend mit einer handgeschnitzten Schale, diversen dekorativen Matten und Taschen beschenkt und waren endgültig von der grenzenlosen Gastfreundschaft überfordert.
Diese Menschen sind nach westlichen Gesichtspunkten bettelarm. Sie leben in Blechhütten und haben wenig bis keinen Besitz. Anderseits haben sie alles was sie zum Leben brauchen: einen gemütlichen Platz zum Schlafen, definitiv genug zu Essen und eine freundliche und lustige Dorfgemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt. Der Staat sorgt für die medizinische Grundversorgung und monatliche (aber kostenpflichtige) Lieferung von Gütern, die nicht auf der Insel selbst produziert werden können.
Natürlich akzeptiert die Gastfamilie auch Gegengeschenke, aber Geld wollen sie keines annehmen. Deswegen ist es gut, wenn praktische Dinge an Bord hat, die man weggeben kann. Große Töpfe, Fischequipment, scharfe Messer und dergleichen. Also wer plant in der nächsten Zeit Fulanga zu besuchen, der tut gut daran solche Dinge großzügig einzupacken, denn egal wie viel man zum weggeben dabei hat, kommt man sich am Ende trotzdem so vor, als hätte man die Gastfreundschaft dieser lieben Menschen ausgenutzt.
Ganz sichern wird unser Besuch auf Fulanga und die Erfahrungen, die wir dort gemacht haben uns den Rest unseres Lebens begleiten. Wir sind inzwischen eine Insel weiter westlich auf Matuku und werden morgen Richtung Kandavu aufbrechen, wo Thomas am Samstag sein Flugzeug erreichen muss.
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