Sonntag, 31. Dezember 2017

Rückblick Penrhyn

Das Penrhyn Atoll in den nördlichen Cook Inseln war schon lange eines
unserer Traumziele. Wir hatten viel Gutes gehört von befreundeten
Seglern und so erwarteten wir besonders freundliche Einwohner in einem
ursprünglichen Atoll mit viel Fisch und schöner Unterwasserwelt. Weil es
fernab der üblichen Routen liegt, waren wir hoch erfreut, dass sich ganz
zum Ende unserer Zeit in der Südsee noch die Chance ergab dort Halt zu
machen. Penrhyn sollte der krönende Abschluss werden und unser letztes
Südsee-Atoll, bevor wir den Äquator wieder nach Norden überqueren.

Wie immer wenn die Erwartungen hoch sind, ist die Chance auf eine
Enttäuschung groß. Diese Binsenweisheit schien sich auch diesmal zu
bewahrheiten. Der erste Eindruck am Ankerplatz der Hauptstadt Omoka, wo
man einklariert, ist ernüchternd. Trübes Wasser, karges Land und stark
kabelige See, dank fünf Meilen Fetch innerhalb der Lagune in Richtung
des Passatwindes.

Allein schon den Außenborder am Dinghy zu montieren und einigermaßen
trocken an Land zu kommen ist bei den steilen Wellen eine kleine
Herausforderung. Alles nicht wirklich ein Problem, wenn man ausgeruht
und gesund ist. Aber Michaela war die letzten vier Tage der Überfahrt
mit einer Grippe in der Koje gelegen und so zehrt jede noch so kleine
Herausforderung an unserer Substanz.

An Land tragen die Einheimischen auch nicht gerade zu unserer
Entspannung bei. Sie sind zwar durchaus freundlich, aber praktisch jeder
mit dem man Kontakt hat, versucht irgendetwas für sich herauszuschlagen.
Sie gehen dabei sehr offensiv und wenig höflich vor.

Der örtliche Polizist, der auch gleichzeitig Zoll- und
Einwanderungsbeamter ist, verlangt nicht nur eine horrende Summe für die
Zollformalitäten und Ankergebühren - er fordert auch der Erste zu sein,
der die gespendeten Lese- und Sonnenbrillen (die wir im Rahmen des
eyeglassassist.org Programms auf der Insel verteilen wollen) zu Gesicht
bekommt, damit er sich die besten Stücke sichern kann.

Auch der örtliche Bürgermeister ist ein Meisterschnorrer. Er fährt uns
zwar netterweise mit dem Lastwagen der Regierungsbehörde zum
Krankenhaus, wo sich Michaela wegen ihres ungewöhnlichhartnäckigen
Hustens untersuchen lassen will, dafür steckt er aber gleich zwei
schicke Sonnenbrillen ein, sichert sich 30 große Bolzen und passende
Muttern von mir, die er angeblich unbedingt für die örtliche
Weihnachtszeremonie braucht, um Gestelle für die großen Trommeln zu
bauen. Außerdem soll ich seinen Laptop reparieren und ihm dabei helfen
seine Facebookseite zu gestalten und und ...

Bevor die Ansprüche überhand nehmen, liefern wir die Bolzen ab, packen
den kranken Laptop ein und ergreifen die Flucht auf die andere Seite des
Atolls, wo wir die dringend erhoffte Ruhe zu finden hoffen.

Die Durchfahrt durch das Atoll, für die es keine Seekarten gibt, ist
leichter als erwartet.Die Korallenriffe kommen steil aus tiefem Wasser,
zeichnen sich also deutlich hell ab und sind leicht zu umfahren. Auf der
anderen Seite, vor dem Örtchen Te Tautua, findet sich dann tatsächlich
der traumhaft türkise Ankerplatz, in klarem, ruhigem, gut geschütztem
drei Meter tiefem Wasser, den wir uns erhofft haben. Wir setzen den
Anker nicht weit entfernt von einem anderen Segler und schon beginnt
sich ein Lächeln auf unseren Gesichtern abzuzeichnen. Aber zu früh
gefreut! Wir sind noch nicht fertig mit dem Klarieren des Decks, als
eines der landestypischen Aluminiumboote heran kommt - an Bord ein
dicker Mann und vier Kinder.

Ich habe in dem Moment das Großsegel fast weggepackt. Da die
Einheimischen normalerweise respektvoll Abstand halten bis man sie
einlädt näher zu kommen, glaube ich noch ein paar SekundenZeit zu haben,
bevor ich mich den Besuchern widme - aber falsch gedacht. Respektvoll
Abstand halten gehört hier offenbar nicht zum guten Ton. Der dicke Mann
fährt sein fünf Meter Aluboot direkt längsseits und macht nicht die
geringsten Anstalten das Gefährt von unserem Lack abzuhalten. Bevor wir
ihm aufgeregt zu verstehen geben, dass er bitte aufpassen soll, haben
wir schon gewaltige Kratzer in der Seite.

Ich bin ziemlich sauer aber den dicken Mann scheint das in keinster
Weise zu beindrucken. Ohne jegliches "Hallo", ohne sich selbst oder
seine Kinderhorde vorzustellen, verlangt er an Bord kommen zu dürfen.
Als er von mir eine Abfuhr erhält, ist er sichtlich beleidigt und
Michaela, die zu diesem Zeitpunkt noch zu diplomatischer Höflichkeit
fähig ist, erklärt dem Mann, dass wir krank und müde sind und derzeit
keine Besucher empfangen können. Widerwillig zieht der Mann ab und fällt
stattdessen mit seiner Horde über die andere Yacht her.

Michaelas Befürchtung, dass es sich bei dem dicken Mann um den örtlichen
Pastor handelt, bestätigt sich am nächsten Tag, als unsere Nachbarn von
dem Segelboot Cheers uns besuchen. Das amerikanische Rentnerpaar ist
schon fast einen Monat hier und haben - laut deren Bericht - keine
besonders guten Erfahrungen mit den immer fordernden und nie zufriedenen
Einheimischen gemacht. Sie erzählen uns, dass der Pastor nun beleidigt
ist, weil er uns für den kommenden Sonntag in die Kirche und zum
anschließenden Mittagessen bei sich zu Hause einladen wollte als wir ihn
abgewiesen haben.

Wir befinden uns also in Schwierigkeiten. Pastoren sind in der Südsee
mächtige Männer. Die Bevölkerung ist generell auf allen Inseln sehr
gläubig und Kirche spielt eine bedeutende Rolle im täglichen Leben -
ganz besonders auf Penrhyn! Hier gehen die Menschen jeden Tag mindestens
einmal in die Kirche - am Sonntag sogar vier Mal! Wenn man dabei
erwischt wird, dass man etwas anders macht, während man eigentlich im
Gottesdienst sein sollte - also z.B. im Beiboot fahren, fischen,
schwimmen usw., bekommt man vom örtlichen Sheriff einen Verweis.
Tatsächlich ist es schon passiert, dass Segler gebeten wurden, das Atoll
zu verlassen, weil sie sich nicht ausreichend den örtliche
Gepflogenheiten angepasst haben.

Natürlich hätten wir uns nicht im Traum ausgemalt, dass uns das mal
drohen könnte. Wir halten uns an die lokalen Anstandsregeln, soweit sie
uns bekannt sind. Wir sind großzügig mit Gastgeschenken und helfen
natürlich unseren Gastgebern, wo wir können, wenn sie die Hilfe
benötigen. Aber wir sind nach westlichen Maßstäben erzogen und manchmal
fällt es schwer fremde Sitten und Gepflogenheiten richtig zu beurteilen.
Was wir als unhöflich empfinden, muss an diesem Ort nicht unbedingt
unhöflich sein.

Wie sich bei unserem ersten Spaziergang an Land herausstellt, scheint
man hier wesentlich ungehobelter miteinander umzugehen, als wir das im
Rest der Südsee gewohnt waren. Wir sind schon ein Weilchen unterwegs und
bisher hat man uns aus allen Hütten heraus neugierig beäugt, aber
niemand grüßt oder kommt auf uns zu. Auf dem Rückweg tönt es plötzlich
von der Seite. "Hey, ihr da! Kommt her!". Wir sind kurz desorientiert.
Wo kommt die Stimme her? "Hee! Kommt her jetzt! Hierher!" Wir glauben
die Hütte identifiziert zu haben, aus der die Stimme kommt, können aber
im gleißenden Sonnenlicht nicht ausmachen, wer oder was da im Schatten
des Blechdaches auf uns wartet. Vorsichtig nähern wir uns und erwarten,
in Anbetracht der aggressiv fordernden Stimme ein weiteres Problem.

Es stellt sich heraus, dass es um einen alten Mann namens Seitu handelt,
der gerade mit einer Machete große Austernschalen bearbeitet und dabei
durchaus nicht ungefährlich wirkt. Schräg hinter ihm sitzt seine Frau
und entschärft die Situation mit einem fast zahnlosem Lächeln. Es stellt
sich zu unserer Erleichterung heraus, dass der Mann offenbar nur mit uns
reden wollte und natürlich will er auch er wissen, ob wir vielleicht
Angelschnüre und Haken für ihn hätten. Zum Glück habe ich welche dabei,
da es sich dabei um die üblichen Mitbringsel handelt. In etwa so, wie
man in Deutschland Wein oder Blumen mitbringt, wenn man zum Essen
eingeladen ist.

Als wir uns gerade von Seitu und seiner Frau verabschieden, kommt Warren
dazu. Er hat sich noch nicht richtig vorgestellt, da will er schon
wissen, ob wir vielleicht etwas Leine hätten, für sein Boot. Nun ist
Alita schon viele Jahre in der Südsee unterwegs und wir haben bereits
alles Leinenmaterial verschenkt, was wir nicht selbst brauchen.
Natürlich ist da noch ein wenig Notreserve und ich bin bereit ein paar
Meter davon abzugeben, wenn es jemanden glücklich macht... aber nein,
mit Almosen gibt sich Warren nicht zufrieden. Er braucht 30 Meter
mindestens, besser mehr!

Nach dem selben Strickmuster geht es weiter. Das Ehepaar von Cheers
nimmt uns am Sonntag mit in die Kirche und anschließend will der Pastor
wissen, ob wir vielleicht Zwillingshaken zum Schleppangeln für ihn
hätten und stärkere Angelleine, als diejenige, die er schon von uns
hat... und ob wir vielleicht den Abfluss seines Waschbeckens reparieren
könnten.

Als wir die Leine und Haken am nächsten Tag abliefern, ist die
Enttäuschung groß. Wir haben nämlich keine PVC Abflussrohre an Bord und
nur Drillingshaken, die wortlos und ohne das geringste Dankeschön
gemeinsam mit der Leine in einen Fischereikasten wandern, der wesentlich
besser sortiert ist an mein bescheidenes Sortiment an Bord!

Während wir nun dasitzen und versuchen freundliche Konversation treiben
um unsere Gastgeber besser kennen zu lernen, sind diese nur daran
interessiert, was wir außerdem noch an Geschenken für sie hätten. Der
Pastor will wissen ob wir Werkzeug übrig hätten, Schrauben, Blindnieten,
Klebstoff? Wieder kommt Warren dazu und fragt, ob wir vielleicht einen
Anker für ihn hätten.

Wir versuchen den Menschen höflich klar zu machen, dass wir kein
fahrender Gemischtwarenladen sind und dass wir generell kaum etwas auf
unserem Boot mitschleppen, was wir nicht selbst auch wirklich brauchen.
Klar, das verstehen sie schon, sagt der Pastor und auch Warren nickt
lächelnd. "Aber Gummistiefel habt ihr für mich, oder?!"

Wäre Michaela nicht immer noch auf dem Weg der Genesung und die
Verteilung der Lesebrillen für die nächste Woche vereinbart gewesen,
dann hätten wir wahrscheinlich spätestens jetzt den Anker gelichtet und
das Weite gesucht. Zum Glück haben wir es nicht getan, denn je länger
wir blieben, desto mehr nette Menschen haben wir getroffen. Tatsächlich
sind die allermeisten Insulaner auf Penrhyn nett, gastfreundlich,
höflich und überhaupt nicht auf Geschenke fixiert.

Nur diejenigen, die uns gleich zu Anfang aktiv abgefangen haben und -
wie sich dann herausstellte - alle einer Familie angehören! Seitu ist
nämlich der Vater des Pastors und Warren der Ehemann seiner Tochter. Sie
sind die reichste und mächtigste Familie auf der Ostseite von Penrhyn -
und auch unter den Einheimischen als notorisch gierig und unhöflich
verschrien. Ihnen gehören die dicksten Boote, die größten Häuser und sie
können sich generell alles leisten, was sie haben wollen. Die Frau des
Pastors ist zum Schluss unseres Aufenthalts nach Neuseeland geflogen, um
das Kind einer Verwandten abzuholen, das auf Penrhyn aufwachsen soll.
Diese Reise kostet Hin- und Zurück locker mal dreitausend Euro aufwärts!

Überhaupt leidet niemand im ganzen Atoll Not. In den diversen Häfen
stehen dutzende große Aluboote mit nagelneuen Außenborden herum - fast
mehr als wir Einwohner gesehen haben. Die Australier haben im Rahmen
eines Hilfsprogramms in beiden Orten jeweils eine hochmoderne
Solarstromanlage installiert, die alle Haushalte mit spotbilligem Strom
versorgt. Die Neuseelänger haben im Rahmen von ihren Hilfsprogrammen
Straßen, Schulen und Krankenhäuser gebaut. Es gibt ein flächendeckendes
WLAN mit günstiger Internetverbindung. In großen Workshops stehen
chinesische Baumaschinen aller Art (auch ein Hilfsprogram) und so hat
jeder hat ein solides Dach über dem Kopf. Überall wo wir zu Besuch waren
gibt es eine Waschmaschine, Fernseher, Blu-Ray-Player, Laptop und vor
allem Unmengen absurd riesiger Eisschränke.

Diese werden benötigt, da die Familien den Großteil ihres Fischfangs
einfrieren und wenn das Versorgungsboot kommt (ca. drei Mal im Jahr),
schickt jeder eine große Gefriertruhe mit Fisch an die Verwandten in der
Hauptstadt. Im Gegenzug schicken diese eine Truhe mit importierten
Lebensmitteln zurück - hauptsächlich Eiskrem, gefrorenes Huhn und Corned
Beef. Das klingt recht vernünftig, bis man dann erfährt, dass der Hin-
und Rücktransport einer Kühltruhe $800 kostet!

Dazu kommt, dass fast jeder auf der Insel raucht - Frauen wie Männer.
Die Cookinseln gehören zu Neuseeland und es werden die gleichen Preise
für Tabak aufgerufen. Eine Schachtel mit 20 Zigaretten kostet also
schlappe 25 Dollar. Ein Päckchen Tabak mit 40 Gramm für Selbstgedrehte
schlägt mit 80 Dollar zu! Woher nehmen die Insulaner all das Geld?!

Neben dem Fisch, der nicht verkauft sondern eingetauscht wird,
exportieren die Insulaner nur spezielle handgefertigte Hüte, die für
Frauen in der Kirche überall auf den Cookinseln obligatorisch und
deswegen sehr begehrt sind. Aber so ein Hut bringt nur etwa 200 Dollar
und es werden nicht annähernd genug Hüte hergestellt, um den "Reichtum"
von Penrhyn zu erklären.

Wir haben fast jeden gefragt, wie die Insulaner ihren nahezu
paradiesischen Lebensstandard finanzieren, der weit über dem Standard
der anderen Länder in der Südsee liegt. Jeder hat darauf eine andere
Antwort, aber keine davon ist schlüssig. Angeblich, wie uns von den
Meisten versichert wurde, ist es nicht so wie in Fiji, Tonga, Samoa und
Vanuatu, wo die ausgewanderten Verwandten die Daheimgebliebenen
unterstützen. Aber wenn das stimmt, dann muss der Staat sehr gut an den
illegalen Schwarzgeldern der örtlichen Offshorefirmen mitverdienen,
damit sie sich Sozialhilfe in diesem Umfang leisten können.

Auch wenn wir das Rätsel des Reichtums im Paradies nicht lösen konnten,
haben wir den restlichen Aufenthalt in Penrhyn sehr genossen, als wir
schließlich gelernt haben um welche Bewohner wir in Zukunft einen großen
Bogen machen müssen. Von den anderen, den netten Insulanern haben wir
sehr viel gelernt und mit Ihnen gemeinsam viel gelacht. Letztlich haben
wir nie einen VERweis vom Sheriff bekommen und waren unseres Wissens
nach nie in ernster Gefahr des Atolls verwiesen zu werden.

Das Schnorcheln in der Nähe des östlichen Passes ist echte Weltklasse -
wir waren insgesamt fünf Mal dort, obwohl der Weg mit dem Dinghy sehr
weit ist. Im Pass selbst ziehen fast immer große Mantarochen ihre
Runden, aber man muss dort wegen der starken Strömung und den grauen
Riffhaien ein wenig aufpassen.

Wer gerne Fisch fängt und isst wird hier auf jeden Fall glücklich.
Direkt in der Nähe des Ankerplatzes sind ausgezeichnete Fischgründe und
da das Atoll völlig frei von Ciguatera ist, kann man alle Fische essen.
Endlich gab es bei uns an Bord mal wieder Snapper und Grouper und andere
leckere Fischarten, die man nirgendwo sonst in der Südsee sicher
verspeisen kann.

Was wir gelernt haben?! Dass Penrhyn zwar weit ab vom Rest der Welt ist,
aber alles andere als Zurückgeblieben. Dass man niemals einen Ort nach
dem ersten Eindruck beurteilen sollte. Und vor Allem, dass man offen
gerade auf diejenigen Menschen zugehen sollte, die zunächst verschlossen
wirken, denn unter denen wird man die wirklichen Wertvollen finden.

Donnerstag, 21. Dezember 2017

Auf Hawaii

Heute mittag um kurz nach 13:00 Uhr Ortszeit sind wir in Hilo auf der großen Insel Hawaii eingelaufen.
Wir haben bereits die Zoll- und Hafenformalitäten erledigt und genießen nun ein paar Glas Bier und Wein zum Abendessen an Bord, bevor wir uns zur wohlverdienten Nachtruhe begeben.
Ach ja: Es schüttet hier gerade aus Eimern und es ist auch recht frisch. Auf dem Vulkan sind heute 50cm Schnee gefallen!

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Donnerstag, 14. Dezember 2017

Wir sind unterwegs nach Hawaii

Seit gestern Mittag Ortszeit sind wir auf dem Weg nach Hawaii.
Positionsmeldungen gibt es täglich auf dem englischen Blog und graphisch auf der Website unter "Wo ist Alita"

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Samstag, 9. Dezember 2017

Überquerung des Äquators

Für alle, die noch nie den Äquator aus der Nähe gesehen haben: Hier ein Bild von Micha, wie sie einen Schluck Rum auf ihre zweite Überquerung nimmt, stilecht direkt aus der Flasche natürlich!


Im Hintergrund kann man deutlich die Linie sehen ;-)

Donnerstag, 7. Dezember 2017

Angekommen auf Christmas Island

Um 09:00 Uhr morgens Ortszeit haben wir den Anker vor Christmas Island geworfen. Wir warten noch auf das Einklarieren, sind aber schon in Kontakt mit den Behörden und es wird wohl heute passieren. Wir sind gespannt.

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Mittwoch, 6. Dezember 2017

Am Äquator

Es ist soweit. Wir sind wieder im Norden und alles ist anders. Die Sonne dreht sich im Uhrzeigersinn um uns, der Mond liegt anders und auch die bösen Tiefdruckgebiete rotieren verkehrt.
Am 06.12. 12:41 Uhr Ortszeit (062237UTC) waren wir am Äquator auf der Länge von 157° 11,4'W. Kurs 349° Geschwindigkeit 6,5 Knoten
Alles gut an Bord, aber wir freuen uns trotzdem, dass wir - wenn alles normal läuft - morgen früh auf Christmas Island ankommen werden.

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Dienstag, 5. Dezember 2017

Wir nähern uns dem Äquator

Nach über fünf Jahren auf der Südhalbkugel nähert sich Alita wieder der oberen Hälfte der Erde - wir werden ihn wohl morgen überqueren.
Ansonsten geht es weiterhin gut voran, der Wind hält sich nun einigermassen an die Vorhersage. Alles gut an Bord.
Am 05.12. um 07:50 Ortszeit (051750UTC) sind wir in Position 02°51,2'S 156°41,3'W Kurs 355° Geschwindigkeit 6,2kn

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Montag, 4. Dezember 2017

Kommen gut voran

Trotz hartem Amwindkurs und recht böigem Wind kommen wir gut voran. Alles gut an Bord.
Am 04.12. um 09:14 Ortszeit (041914UTC) sind wir an Position 05°02,4'S 157°03,2'W Kurs 027° Gschwindigkeit 6,2kn

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Wieder unterwegs

Gestern mittag haben wir Penrhyn verlassen. es war sehr schön dort, aber wie immer - wir müssen weiter. Diesmal ist es der Flug unseres Mitseglers, der die Deadline bestimmt.
Also sind wir nun auf dem Weg nach Christmas Island, welches etwa 1000 Kilometer nördlich, etwas überhalb des Äquators liegt.
Nach eineinhalb TAgen auf SEe haben wir uns wieder im SEgelmodus eingegroovt. Alles is gut an Bord. Die See ist überraschend kabelig aber nicht extrem.
Am 03.12. umd 15:26 Ortszeit (04.12. 01:26 UTC) sind wir 06°48.16'S 157°37.24'W Kurs 020° Gechwindigleit 5,4kn

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Samstag, 11. November 2017

Nachtrag: Die letzten Monate im Schnelldurchlauf

Ich war ein lange Weile nicht in Blogbuchlaune und letztlich hatte ich auch nicht wirklich viel zu sagen. Die Monate in Tonga waren, von den letzten Wochen abgesehen, sonnig, freundlich und erfreulich ereignislos - also ein voller Erfolg.

Unsere Tage waren im Wesentlich durch die Buckelwale bestimmt, der Hauptgrund warum wir zum dritten Mal Tonga besucht haben. Es ist nahezu Vollbeschäftigung, wenn man Wale beobachten will ohne sie zu stören. Um sie legal bewundern zu können, muss man an Plätzen sein, wo die Wetterbedingungen das Ankern erlauben und die Wale von sich aus zu Besuch kommen. Dazu muss man viel umziehen und weite Strecken segeln.

Sich den Tieren aktiv zu nähern oder ihnen gar hinterher zu fahren, ist nicht nur in Tonga sondern weltweit aus gutem Grund verboten. Boote, Motoren und generell menschliche Nähe stören die Wale bei den wichtigen Tätigkeiten, die sie bei ihrem jährlichen Ausflug in die Tropen vollbringen: nämlich Kinder zeugen, Kinder gebären und diese mit Muttermilch druckbetanken, so dass die kleinen Riesen innerhalb weniger Wochen deutlich wachsen und groß und stark genug werden, die lange Rückreise in die antarktischen Gewässer anzutreten.

Tonga ist eines der wenigen Länder, welches Schwimmen mit Walen erlaubt - aber nur unter Aufsicht von lizensierten Führern, in speziell dafür lizensierten Ausflugsbooten. Vordergründig dient das dem Schutz der Wale, damit die strengen Walschutzregeln von den Touristen eingehalten
werden.

In der Praxis sind die Wale aber Haupteinnahmequelle für die tonganischen Touristenbetriebe und es werden viel zu viele Lizenzen ausgegeben. Die Konkurrenz ist also groß, die Kosten für Genehmigungen und Boote teuer und die Saison kurz. Die Betreiber haben nur zwei Monate, um die Investitionen zu amortisieren und ausreichend Gewinne zu machen, um den Rest des Jahres zu überleben.

All diese Umstände führen zu einem völlig absurden, täglichen Schauspiel - speziell in der nördlichen  Inselgruppe Vava'u, wo die meisten Hotels sind. Jeden Tag düst dort eine ganze Horde von vollbesetzten Walbeobachtungsbooten durch das Atoll auf der Suche nach dem kooperativen Wal, der nicht sofort abtaucht, wenn man sich nähert.

Ist ein solcher Wal gefunden, dann dürfen sich - laut tonganischem Gesetz - maximal vier Touristen bis auf höchstens fünf Meter schwimmend nähern. Da die Boote mit acht Gästen besetzt sind, schnorcheln zwei Gruppen für jeweils eine halbe Stunde mit dem Wal, denn jedes einzelne
Boote darf nicht länger als eine Stunde den Wal belästigen, damit dieser anschließend seine Ruhe hat. Soweit zur Theorie und den gutgemeinten Gesetzen.

Tatsächlich ist es so, dass innerhalb der ersten Stunde mit ersten Boot mindestens ein weiteres Boot dazukommt und dann direkt im Anschluss seine Schwimmer für eine zweite erste Stunde schickt und dann das Nächste und das Nächste. Oft ist es so, dass ein Schwarm von Booten eine Gruppe Wale mit Vollgas verfolgt und praktisch ständig Schwimmer im Wasser sind, die versuchen mit dem Wal auf Tuchfühlung zu gehen.

Das ist das höchster Stress für alle Beteiligten: Nicht nur für den Wal, sondern auch für den Ausflugsbetreiber und sogar für die Touristen, die meist mit total überzogenen Erwartungen an die Sache heran gehen, schon allein weil sie mit allem Drum und Dran mehrere tausend Euro für diesen
einen Moment bezahlt haben. Wenn der kontaktfreudige Wal angesichts dieses Andrangs schließlich doch die Schnauze gestrichen voll hat, abtaucht und das Weite sucht, dann fühlt sich ganz sicher irgendjemand um seine einmalige, teuer bezahlte, persönliche Chance betrogen.

In einem solchen Fall braucht man schnell einen Schuldigen. Eventuell hat sich einer der anderen Schwimmer nicht an die fünf Meter Mindestabstand gehalten, oder vielleicht hat ein anderes Ausflugsboot seine Motoren zu laut laufen lassen... aber am Besten schiebt man die Schuld auf einen Außenstehenden, der sich nicht wehren kann. Wie zum Beispiel den Segler da drüben, da am Horizont, der gerade ein Ausweichmanöver fährt um ja nicht in die Nähe des aufgeregten Hornissenschwarms an Walbeobachtungsbooten zu kommen. Ganz sicher war er es, der den Wal verscheucht hat, weil seine Segel einmal kurz im Wind geschlagen haben.

Klingt übertrieben, ist aber gar nicht so unwahrscheinlich. Tatsache ist: Die Segler, die im Rest des Jahres gern gesehene, devisenbringende Gäste in Tonga sind, stehen in der Walsaison unter Generalverdacht. Man tut gut daran, möglichst den Ankerplatz erst abends zu verlassen, wenn
die Whalewatcher schon Feierabend haben, damit Konfliktpotential gar nicht erst entstehen kann. Denn jeder Segler, der auch nur im weiteren Umfeld eines Wales gesehen wird, bekommt mächtig Ärger im Namen des Gesetzes und des Tierschutzes. Dass die gesetzlich lizensierten Ausflugsboote, die wir "Walquäler" getauft haben, tagtäglich viel mehr Schaden in Tier- und Umwelt anrichten, als die wenigen Segler, die oft gar nichts dafür können, dass ein Wal in ihrer Nähe auftaucht, ist in dieser überhitzten Atmosphäre völlig unerheblich.

Für Segler ist es am Besten wenn sie in der Walsaison Vava'u gänzlich meiden und sich stattdessen in den Ha'apais, der mittleren Inselgruppe Tongas aufhalten. Dort gibt es weniger Hotels, weniger Touristen und viel, viel  mehr Wale. Sowohl Mensch als auch Tier sind dort tiefenentspannt und freundlich... und alles könnte gut sein, wäre nicht die tonganische Regierung im Allgemeinen und ein extrem merkwürdiger Chef der Zollbehörde im Speziellen. Damit sind wir nun - nach einem
langen erklärenden Bogen - dort angekommen, wo ich in der Einleitung ankündigte, dass unsere Zeit in Tonga ein voller Erfolg war, wenn man vom Ende absieht.

Nach dreizehn erfolgreichen Wochen in Tonga, in denen wir viele schöne und legale Berührungen mit Walen fernab der aggressiven Horden hatten, war es an der Zeit die bei der Einreise zunächst auf vier Monate zeitlich beschränkte Importerlaubnis unserer Yacht zu verlängern und somit in drei Wochen abgelaufen wäre.

Also begaben wir uns nach Pangai, den Verwaltungssitz der Ha'apai Inselgruppe und füllten dort den mehrseitigen Antrag aus, in der Meinung es handle sich um eine Formalität. Man kann sich unsere Überraschung vorstellen, als zwei Tage später ein Fax vom CEO der Zöllbehörde aus der Hauptstadt Nuku'alofa kam, in dem er nicht nur unseren Antrag ablehnte, sondern uns darüber hinaus aufforderte das Land innerhalb der nächsten zwei Wochen zu verlassen - also eine Woche früher, als die ursprünglichen vier Monate!

Das war in vielerlei Hinsicht eine Katastrophe - nicht nur für uns, sondern besonders auch für unsere Freunde, die schon vor Monaten Flüge gebucht hatten, um genau an dem Tag anzureisen, an dem uns der tonganische Zoll loswerden wollte. Alle möglichen Alternativen die Hin- bzw. Rückflug zu verschieben bzw. in ein anderes Land zu verlegen, scheiterten an unseren beschränkten Ausweichmöglichkeiten und den unflexiblen Flugtickets. So gab es letztlich nur zwei Möglichkeiten:
Entweder es gelang uns die Behörden umzustimmen oder unsere Gäste hätten ihre teuren Tickets in den Wind schreiben und den Urlaub auf Balkonien verbringen müssen.

Aber auch für unseren weiteren Reisepläne war diese Ausweisung eine echte Katastrophe, denn wir wollten ja von Tonga erst nach Niue und dann Richtung Hawaii weiter segeln, also gegen die vorherrschende Windrichtung. Einerseits gibt es nur alle paar Wochen ein günstiges Wetterfenster für jede dieser Teilstrecken - also unwahrscheinlich, dass das mit den Terminen des Zolls zusammen fällt. Anderseits werden die allgemeinen Wetterbedingungen, Windrichtung und Windstärke, erst gegen Ende des Jahres günstig für uns. Außerdem gab es auf unserer Route erst in 1000 Meilen Entfernung einen Ankerplatz, der auch bei längeren Aufenthalten als sicher gilt.

Je länger wir also in Tonga ausharren können, desto besser für uns. Früher aufzubrechen würde im besten Fall eine sehr anstrengende und lange Passage bedeuten - im schlimmsten Fall müssten wir nach Samoa im Norden ausweichen, doch dann wären die Bedingungen noch schlechter für
uns  und es wäre es äußerst unwahrscheinlich, dass wir es je nach Hawaii schaffen.

Also was tun? Zunächst versuchten wir herauszufinden, warum unser Antrag überhaupt abgelehnt wurde - denn zu diesem Zeitpunkt gingen wir davon aus, dass diese Entscheidung gegen uns persönlich gerichtet ist. Obwohl wir uns keiner Schuld bewusst waren, hatten wir schon von anderen
Seglern gehört, die wegen Vergehen gegen die Walschutzgesetze des Landes verwiesen wurden. Ja, auch uns ist es ein paar Mal passiert, dass ein Wal direkt neben uns auftauchte, als wir gerade unter Segel fuhren. Hat uns vielleicht jemand angeschwärzt?

Von den Behörden erhielten wir trotz Nachfrage keine Auskünfte. Deswegen wandten wir uns an Darren, den freundlichen Eigentümer vom Sandy Beach  Resort, dem schönsten Hotel in der Ha'apai Inselgruppe, in der Hoffnung, dass er sich besser mit den örtlichen Behörden auskennt - und vielleicht jemanden kennt, der jemanden kennt, der uns helfen kann.

Das Gespräch mit Darren war sehr aufschlussreich. Einerseits war er sich sicher, dass wir ganz von niemand angezeigt worden waren, denn in diesem Fall hätte man uns das detailliert mitgeteilt. Außerdem wusste er von anderen Seglern mit dem gleichen Problem. Alles deutet darauf hin, dass
es sich um ein generelles Problem mit der Verlängerung der Zollerlaubnis handelte. Ein Bekannter von Darren, ein tonganischer Kongressabgeordneter, bestätigte den Verdacht: Der amtierende CEO der Zollbehörde ist dafür bekannt, dass er Ausländern im Allgemeinen und Seglern im Speziellen unfreundlich gegenüber steht - besonders Segler, die viel Zeit in den entlegenen Ha'apais verbringen, denn die haben in seinen Augen sicher etwas zu verbergen!

Also sind wir wieder beim alten Problem rund um die Wale, denn der Zoll stellt auch die Lizenzen für die Walboote aus. Alle Beschwerden der lizensierten Walquäler über die bösen Segler laufen also auch auf dem Schreibtisch unseres CEO auf und schon haben wir die Schuldigen!

Nun war die Sache also klarer, aber trotzdem ziemlich hoffnungslos. Mit einem geschickt formulierten, extrem freundlichen Brief an den CEO, in dem wir frecher Weise aus dem zweiwöchigen Ultimatum eine Verlängerung über den ursprünglichen Ablauftermin hinaus machten, gelang es uns tatsächlich ein paar Wochen zu gewinnen, so dass zumindest der Großteil
der Reise unserer Freunde gerettet war. Eine weitere Verlängerung wurde uns aber trotz unserer triftigen Gründe verweigert.

Zu unserem Glück weitete sich in diesen vier Wochen die Affäre rund um den CEO immer weiter aus. Inzwischen hatten noch weitere Segler, auch in Vava'u eine Absage vom CEO bekommen und die Kunde vom unfreundlichen Tonga verbreitet sich in Windeseile auf diversen Seglerforen im
Internet. Kurz darauf gingen erste Berichte über Segler ein, die ihre Pläne änderten und an Tonga vorbei direkt nach Fidschi fuhren.

Das brachte den Verband der Geschäftsleute in Neiafu auf den Plan, deren Hauptkundschaft im Wesentlichen durchreisende Segler sind. Innerhalb kürzester Zeit lag der tonganischen Regierung eine Petition mit tausend Unterschriften vor, mit der Bitte den geschäftsschädigenden Praktiken
des Zoll-CEOs umgehend entgegen zu wirken.

Als unser Ultimatum schließlich auslief, war der CEO bereits von seinem Amt zurückgetreten - was aber nicht bedeutete, dass wir nun eineVerlängerung bekamen. Allerdings wurden wir auch nicht des Landes verwiesen, denn wir hatten ja einen weiteren Antrag auf Verlängerung gestellt und solange dieser nicht offiziell abgelehnt wurde, durften wir bleiben.

Inoffiziell gab man uns zu verstehen, dass der Antrag einfach ignoriert werden würde, denn aufgrund des Respekts gegenüber dem alten CEO durfte der neue CEO unserem Antrag nicht stattgeben. Aufgrund der Order von oben, durfte er ihn aber auch nicht ablehnen. Ich liebe Politik!!

Trotzdem mussten wir die Scharade weiter mitspielen, regelmäßig persönlich beim Zoll vorsprechen und nachfragen, ob es denn eine Statusänderung unseres Antrages gegeben hat, die es nie geben wird. So lagen wir fast zwei Wochen im inneren Hafen von Neiafu fest, wo die Hitze steht. In dieser Zeit wurde ich gründlich krank: hohes Fieber fast eine Woche lang und dazu einen komischen trockenen Husten, den ich bis heute (vier Wochen später) noch nicht ganz losgeworden bin.

Zum Glück wurde ich gerade rechtzeitig gesund genug um weiterzufahren. Der Wettergott bescherte
uns eine perfekte Wetteranomalie und drei Tage lang leichten Südwind - perfekt für uns! So gelangten wir fast ausschließlich unter Segel nach Niue, was ich nicht in meinen kühnsten Träumen gewagt hätte zu hoffen.

Dort kamen wir allerdings am ersten Tag der Feierlichkeiten zum "Constitution Day" an, die sich über fünf Tage ziehen und währenddessen hat natürlich alles geschlossen. Ein einzelner Beamter ließ sich erweichen uns am zweiten Tag einzuklarieren, so dass wir wenigstens das Boot verlassen durften. Aber in der selben Nacht mussten wir wegen Westwind unsere Mooring wieder verlassen, die in den auflandigen Bedingungen gefährlich wird. Wir segelten die ganze Nacht vor der Insel
auf und ab und konnten erst früh morgens wieder an die Boje und verschliefen einen weiteren Tag.

Insgesamt blieben wir fast eine Woche in Niue, was für dortige Verhältnisse ein extrem langer Besuch ist. Segler bleiben im Schnitt nicht viel länger als zwei Tage - wohl wegen der unsicheren und extrem schaukligen Ankerbucht. Durch die Feierlichkeiten und der dadurch bedingten Nichtverfügbarkeit von Leihautos, hatten wir letztlich nur drei Tage um die Schönheiten der Insel zu besichtigen, was ein wenig knapp war. Aber das Wetter bestimmt die Segelreise und als sich die
perfekten Bedingungen für unsere nächste Etappe auftaten, mussten wir zugreifen.

Wieder sollte uns das Wetter verwöhnen und uns vier Tage lang perfekten Wind bescheren um uns schnell und direkt nach Suwarrow zu bringen. Aber auf See gibt es immer einen Wermutstropfen, manchmal auch mehr.

Die erste Einschränkung zur perfekten Passage war der Totalausfall des Wassermachers, der noch am Tag vor unserer Abfahrt aus Niue mehrere Stunden gelaufen war. Als ich ihn auf See am nächsten Tag anwerfen wollte, explodierte zunächst eines der beiden Wasserfiltergehäuse. Als ich dieses deinstalliert hatte, um das Gerät mit nur einem Filter zu betreiben, wurde klar, dass das Herzstück unseres Wassermachers blockiert, die Clarkpumpe. Ich habe zwar eine Ersatzpumpe an Bord und
baute diese auch gleich ein, aber die produzierte einen anderen Fehler, und das Wasser floss ohne Widerstand hindurch ohne genug Druck aufzubauen. Nach vier Stunden Schrauberei bei Seegang
musste ich aufgeben und hoffen, dass ich den Wassermacher bei unserer Ankunft in Suwarrow wieder in Gang bekomme, denn ohne Wassermacher die Reise nach Penrhyn und Kiribati fortzusetzen, wäre unverantwortlich gewesen. An beiden Örtlichkeiten bekommt man nur sehr schwierig Trinkwasser.

Der zweite Wermutstropfen der Etappe passierte kurz vor der Ankunft auf Suwarrow und war einfach dem Umstand geschuldet, dass die Sonne unterging. Wir können dort bei Dunkelheit nicht einlaufen.  Also wieder eine Nacht vor einer Insel auf- und absegeln... diesmal unter erschwerten Bedingungen, denn es regnet fast die ganze Nacht und bläst teilweise mit über dreißig Knoten.

Wermutflasche drei kommt kurz vor Mitternacht ins Spiel, als alle übernächtigt in den Seilen hängen, in Form eines laut kreischenden Alarms, als ich den Motor anlassen will. Ich bin noch dabei den Schock zu verdauen und Alternativpläne ohne Motor zu schmieden, als unser Mitsegler Rolf mit Wermutdusche Nummer Vier und der frohen Kunde kommt, dass er die vordere Toilettenschüssel komplett aus ihrer Verankerung gerissen hat - natürlich mitten im großen Geschäft plus dampfenden Haufen, der sich nun gleichmäßig überall im Bad verteilt.

Unnütz zu sagen, dass der Aufenthalt im wunderschönen Suwarrow für mich wieder geprägt war vom Privileg des Langfahrtseglers, der sein Boot an den schönsten und entlegensten Plätzen der Welt reparieren darf. Die Toilette ist inzwischen mit viel Klebstoff und Klebeband notdürftig zusammen geschustert, so dass sie ihren Dienst tut, solange man bei der Benutzung darüber schwebt. Der Motorschaden war nur ein Kriechstrom im Bedienpanel im Cockpit, welcher mit Sonne und Kontaktspray leicht zu beheben war. Der Wassermacher hat mich insgesamt zwei Tage beschäftigt
und fast zur Verzweiflung gebracht. Ich hatte eigentlich schon den allerallerletzten Versuch aufgegeben und nur aus reiner Sturheit noch einen definitiv-ultimativ-allerletzten Anlauf gestartet, der dann zur Erlösung führte.

Die vorläufig letzte schwierige Segelstrecke, weil ebenfalls gegen den vorherrschenden Wind, war von Suwarrow nach Penrhyn. Auch diesmal war das Wetter nett zu uns bescherte uns einen schwachen Trog und leichten Nordwind, so dass wir in den ersten drei Tagen gut nach Ost vorwärts
kamen und anschließend mit der vorhergesagten Windänderung auf die üblichen Ostwinde, nach Nord abdrehen und direkt zur Einfahrt des Atolls segeln konnten.

Einer der Wermutstropfen auf dieser letzten Etappe war die Unzuverlässigkeit der Nordwinde in den ersten Tagen, was dazu führte dass wir insgesamt einen Tag motoren mussten und wertvolles Diesel
verbrauchten, das wir uns gern für die intertropische Konvergenzzone aufgehoben hätten, wo notorisch wenig Wind weht, dafür aber oft ungünstige Strömungen wirbeln.

Schlimmer war aber die Krankheit von Michaela, die sich ankündigte sobald wir Suwarrow verlassen hatten und am Tag darauf mit Fieber und kräftigem Husten voll zuschlug, so dass sie nur wenige ihrer Wachen gehen konnte und trotz Schmerzmittel und inzwischen zwei verschiedenen
Antibiotika bis heute nicht voll auskuriert ist - sich aber schon deutlich auf dem Weg der Besserung befindet.

So wie die Genesung voranschreitet, sollte sie in ein paar Tagen wieder auf dem Damm sein und da wir nun den anstrengenden und schlecht planbaren Teil unserer Passage nach Hawaii hinter uns haben, freuen wir uns auf hoffentlich weniger ereignisreiche Tage. Wir werden auf jeden Fall noch eine Weile hier relaxen, bevor es weiter geht.

Dienstag, 7. November 2017

Penrhyn

Wir sind gut in Penrhyn eingelaufen und liegen seit 10:45 Uhr Ortszeit vor dem Haupdorf Omoka sicher vor Anker. Jetzt freuen wir uns auf ein paar Tage Urlaub!

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Fast da

Wir sind noch drei Stunden südlich der Einahrt von Penhryn - also fast da.
Position am 07.11. um 16:50UTC ist 09°16,1'S 158°08,4'W
Kurs 003° Geschwindigkeit 6,1 Knoten

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Montag, 6. November 2017

Wendepunkt erreicht

Heute morgen sind wir direkt südlich von Penhryn, unserem nächsten Ziel und es sieht so aus, als könnten wir den Rest des Weges Segeln.
Laut Vorhersage soll der Wind in den nächsten Stunden auf östliche Richtungen drehen und dann werden wir nach Norden abbiegen.
Alles gut an Bord. Michaela geh schon wieder Wache, obwohl sie noch viel hustet, aber nur rumliegen ist ja auch langweilig.
AM 6.11. um 16:30UTC sind wir bei 11°21,4'S 158°00,8'W
Kurs ist 083° und Geschwindigkeit 5,4 Knoten

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Sonntag, 5. November 2017

Flaute

Langsam aber sicher bewegen wir uns vorwärts. Es ist regnerisch und leider sehr wenig Wind, dafür aber Schwell aus Süd und Nordost.
Wir fahren unter Segel soviel wir können, aber wenn die Regenwolken nicht mit Böen nachhelfen, dann schlagen die Segel zu sehr in der Kreuzsee und wir müssen motoren.
Wir halten uns weiter östlich als die Luflinie zu unserem Ziel, da wir spätenstens morgen ostwind erwarten und dann genug Höhe haben, um nach Norden zum Ziel zu laufen.
Michaela geht es ein klein wenig besser, aber der Husten quält sie noch. Sonst sind alle wohlauf - auch Alita.
Unsere Position am 05.11. um 16:18 UTC (das ist Viertel nach 6 Uhr morgens Ortszeit) ist 12°17,8'S 159°44,6'W
Kurs 067° und Geschwindigkeit 5,5 Knoten.

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Samstag, 4. November 2017

Wenig Wind

Nach der Ausfahrt aus Suwarrow konnten wir bis in die Nacht schön segeln, dann verließ uns leider der Wind. seitdem tuckern wir weiter unserem Ziel entgegen.
Michaela ist am Abend leider krank geworden. Husten, Schnupfen, leichtes Fieber - wohl eine Erkältung die sich sie im regnerischen Suwarrow zugezogen hat.
Sonst sind alle wohlauf und die Technik funktioniert einwandfrei.
Am 4.11.17 un 1710 UTC sind wir in Position 12°48,4'S 161°24,3'W
Kurs ist 055° und Geschwindigkeit 5,5kn

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Freitag, 3. November 2017

Die Reise geht weiter

Nach knapp zwei Tagen Kampf mit Werkzeug gegen widerwilliges Equipment sind alle Schäden provisorisch behoben.
Toilette; Motor und Wassermacher tun wieder ihren Dienst ohne Murren. Die Wassertanks sind voll und wir ziehen weiter um der GEfahrenzone der nahenden Wirbelsturmsaison zu entfliehen.
Heute morgen verlassen wir Suwarrow und fahren in Richtung unseres nächsten Zieles Penhyn, wo wir in etwa 5 Tagen ankommen sollten. Natürlich gibt es tägliche Updates.

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Montag, 30. Oktober 2017

Angekommen auf Suwarrow

Die ganze Strecke von Niue nach Suwarrow war prima und relaxed, wenn man mal von dem Wassermacherschaden absieht.
Dafür war die letzte Nacht die Hölle. Wir sind noch kurz vor Sonnenuntergang im Windschatten des Atolls angekommen, aber es war zu spät bis zur Einfahrt zu kommen, die man sicherer bei Tageslicht befährt.
Also haben wir uns auf eine entspannte Nacht in Wellenschutz des Riffs eingestellt. Aber es sollte anders kommen:
Es hat die ganze Nacht gestürmt und geregnet und selbst die abgedämpfte Welle im Schutz des Riffs war nervig. Alles andere entspannt, aber damit nicht genug. Als wir schon alle völlig übermüdet waren, hat erst der Motoralarm geplärrt und wenige Sekunden später kam Rolf mit der pikanten Nachricht, dass sich die Halterung der vorderen Toilette gänzlich verbaschiedet hat. Also Schüssel am Boden und... alles Scheiße!
Es war sicherlich eine der schlimmsten Nächte meines Lebens und es versteht sich von selbst, dass ich praktisch keinen Schlaf hatte. Egal... nun sind wir in Suwarrow, liegen vor Anker, der Motorschaden beschränkt sich auf den Kühlwasser-Temperatur-Fühler, also nichts Überlebenswichtiges... Prost!

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Sonntag, 29. Oktober 2017

Fast da

Nach drei Tagen Urlaubssegeln, waren die letzten 24h etwas rauher, aber fern von ungemütlich. Alle an Bord sind wohlauf und wir freuen uns auf die Ankunft.
Insgesamt waren wir etwas schneller unterwegs als gedacht, deswegen werden wir schon heute am späten Abend in der Nähe von Suwarrow ankommen. Da wir aber erst bei Tagesanbruch einlaufen wollen, werden wir irgendwo noch langsam machen und ein paar Stunden verschwenden.
Heute morgen am 29.10.2017 um 1812 UTC sind wir in Position 14°05,9'S 164°00,4'W, Kurs 045°, Geschwindigkeit 5,3kn

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Samstag, 28. Oktober 2017

Weiterhin alles prima

Wind und Welle sind kooperativ und auch am dritten Morgen ist bei uns alles prima an Bord.
Unsere Position am 28.10.17 1704 UTC ist 15°42.5'S 165°51.6'
COG 047°
SOG 6.1kn

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Freitag, 27. Oktober 2017

Zweiter Morgen auf See

Wir hatten eine recht flotte Nacht und konnten die verlorene Höhe zu unserem Ziel wieder gut machen - wir sind also voll auf Kurs.
An Bord sind alle gesund und wohlauf, die Wetterbedingungen sind entspannt und wir haben sogar schon einen leckeren Fisch gelandet, den ersten Wahoo seit Jahren!
Wermutstropfen ist nur der Wassermacher, der gestern zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt den Geist aufgegeben hat, den ich hoffentlich auf Suwarrow reparieren kann.
Wir haben genug Wasser an Bord, dass wir nicht in Not geraten werden, aber der Komfort wird die nächsten Tage ein wenig leiden.
Unsere Position am 27.10.17 2107 UTC is 16°52.3'S 167°16.6'
COG 047°
SOG 5.9kn

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Donnerstag, 26. Oktober 2017

On the move again

We have left Niue last evening and are heading NE, aiming for Suwarrow.
It was very calm last night, with winds under 10 knots, but we managed to sail close hauled nicely on course.
As expected towards the morning the wind shifted a bit to the north of east, so we had to bear away a bit. It will shift back towards the south tonight - hopefully.
All is good aboard.
Our position on 26.10.17 1725 UTC is 18°18.1'S 169°25.3'
COG 022°
SOG 6.0kn

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Sonntag, 10. September 2017

Begegnungen der vierten Art


Ein Typ mit langen, grauen Haaren und Ledercowboyhut kommt mit seinem Beiboot auf uns zu. Ich steige aus dem Cockpit um ihn zu empfangen und winke freundlich. (Das Gespräch ist aus dem Englischen übersetzt).

>Hallo!<

Er kommt ganz heran und hält sich an der Bordwand fest.

>Habt ihr den Funk aus!?<

>Äh... Nö. Ist an. Wieso?<

>Ihr seid Olido?!<

>Was sind wir?<

>Die Yacht, Mann! Eure Yacht heißt Olido!<

>Alita.<

>Ja genau! Ich versuche Euch die ganze Zeit anzufunken!<

>Hab nichts gehört. Nur zwei, die sich in französisch auf Kanal 16 unterhalten. Warst Du das?<

>Davor! Ich hab Euch drei Mal angefunkt.<

>Sorry. Hab mich nicht angesprochen gefühlt. War wohl der Akzent.<

> Akzent!!!< Er schaut mich böse an.

>Egal. Was ist so wichtig?<

>Deine Yacht ist über meinem Anker!<

>Okay.< Ich blicke ungläubig zu seinem großen Katamaran, der mindestens 70 Meter von uns entfernt liegt. >Wollt ihr weg?<

>Nicht mehr. Es ist zu spät.<

>Tut mir leid. Aber ganz ehrlich, ich glaub nicht, dass ich auf deinem Anker liege.<

>Ich habe 80 Meter Kette draußen!<

>In fünf Meter Wassertiefe?! Bei Windstärke drei? Echt jetzt?<

>Ich kann so viel Kette geben wie ich will!<

>Ähh... Klar! Aber vielleicht wär's 'ne gute Idee, wenn du schon das sechzehnfache der Wassertiefe an Anker steckst, 'ne Ankerboje zu setzen?<

>Ich muss keine Ankerboje setzen!<

>Natürlich nicht! Aber dann reg dich bitte nicht auf, wenn andere über deinem Anker ankern.<

>Du musst ja nicht vor mir ankern, oder?! Ich bin seit 27 Jahren auf See unterwegs und man ankert nicht direkt vor einem anderen. Das tut man einfach nicht!<

>Okay. Nur, als wir vor vier Stunden hier geankert haben und ihr offenbar nicht an Bord wart, haben wir mindestens 30 Meter seitlich versetzt geankert... also eine gute Kettenlänge... und 90 Meter vor Euch... also eine dreifache Kettenlänge. Weil der Wind um dreißig Grad gedreht hat, liegen wir jetzt vor Dir und wenn er, wie vorhergesagt, noch weiter auf Nord dreht, dann sieht die Sache wieder anders aus. Und übrigens:...<

Ich habe mich an die andere Yacht im Ankerfeld erinnert, die ungefähr genauso weit entfernt von dem Katamaran auf der anderen Seite liegt. >...Du solltest dem da drüben Bescheid geben. Wenn Du wirklich 80 Meter Kette draußen hast, dann knallst du wahrscheinlich heute Nacht in den rein.<

>Ich versteh auch echt nicht warum ihr alle so nah an mir ankern müsst? Hier ist überall so viel Platz!<

>Das hat vielleicht damit zu tun, dass wir hier vor einer Hafeneinfahrt liegen und hier der einzige Ort in 70 Meilen Umkreis ist, wo man einkaufen kann?<

Das muss sich setzten und wir schweigen kurz. Er ist offensichtlich immer noch sauer und macht keine Anstalten weiterzufahren.

>Also was machen wir? Ich bin jederzeit bereit, wenn Du weg willst.<

>Ich wollte vorher weg. Jetzt ist zu spät! ...Du fährst ja heute noch?<

>Nein. Hatte ich nicht vor.<

>Na, super! Dann bleiben wir alle ein paar Tage hier, bis Du uns gnädiger Weise fahren lässt?!<

>Sag mal... Hast Du irgendwie einen schlechten Tag gehabt?<

>Pfttt!!<

>Ich hab Doch schon gesagt, dass ich jederzeit bereit bin, wenn Du weg willst. Außerdem muss ich mich höchstwahrscheinlich gar nicht bewegen, denn so wie der Wind gedreht hat, hat sich deine Kette um dutzend Korallenblöcke gewickelt und dein Anker liegt wahrscheinlich ganz wo anders.<

Wieder Schweigen. Noch immer scheint er etwas zu wollen.

>Also was ist? Was machen wir jetzt?<

>Das hängt von Dir ab.<

>Oh Mann! Was willst Du?<

>Eine Entschädigung.<

>Wie Entschädigung? Wofür?<

>Dafür, dass wir nicht fahren konnten.<

>Klar! Die 27 Jahre auf See haben dir offenbar nicht gut getan. Ich sag Dir, was wir jetzt tun. Du lässt uns in Frieden und wir ankern um. Tschüss!<

Wir haben daraufhin unseren Anker eine knappe halbe Meile entfernt von dem Katamaran geworfen. Das andere Boot in seiner Nähe ist eine halbe Stunde später umgezogen, in unsere Nähe....

Montag, 17. Juli 2017

Freiraum

Wir sind inzwischen fast zwei Monate in Tonga. Mit unserem Besucher, Michaelas Bruder Alex, sind wir von Tongatapu im Süden des Landes gestartet, quer durch die Ha’apai Gruppe gedümpelt und seit ein paar Wochen treiben wir uns nun in der Vava’u Inselgruppe im Norden herum.

Wir haben viele wunderschöne Ankerplätze besucht, nette Menschen kennengelernt, opferbereite Fische gefangen und verspeist – wir waren Schnorcheln, Tauchen, Kajak fahren, spazieren und sogar in einer Disco! Kurz gesagt, wir haben es uns gut gehen lassen, hatten eine schöne und entspannte Zeit. Eben genau was man von uns Weltbeseglern erwartet.

Dies ist unser dritter Besuch in dem schönen Königreich im Hinterland des Pazifiks seit 2013. Auch wenn die Entwicklung hier nicht gerade rasant voranschreitet, ist doch über die Jahre die eine oder andere Veränderung zu bemerken.

Direkt an der Uferpromenade in der Hauptstadt entsteht zum Beispiel gerade ein riesiger Protzbau, der im krassen Kontrast zum baufälligen und spartanischen Stadtbild steht. Das Gebäude wurde von seinen Architekten mit palastartigen Wandelbalkonen gestaltet und die Form des Daches greift landestypische Elemente auf. Es fällt aber allein dadurch komplett aus der Rolle, dass es fast doppelt so hoch wie die anderen Gebäude, etwa die dreifache Fläche des nächstgrößeren Gebäudes einnimmt und wahrscheinlich mehr gekostet als andere Häuser in Tonga zusammen!

Zunächst dachte ich, dass der König entweder sehr mutig oder sehr dumm ist, sich mit einem so abartig angeberischen Palast zu schmücken, während der Rest der Bevölkerung in Bretterbuden haust und sogar für die dringend nötige Reparatur strukturell wichtiger Bauten kein Budget vorhanden ist. So hat zum Beispiel die Markthalle in der Hauptstadt der Ha‘apais seit dem Sturm vor drei Jahren noch immer ein teilweise eingestürztes Dach. Statt das kulturelle Zentrum der Region zu sein, verkommt sie langsam zu einer Ruine.

Ich hätte aber eigentlich wissen müssen, dass sich heutzutage solche Protzbunker nur Banken bzw. Versicherungen leisten können. Ironischer Weise handelt es sich in diesem Fall um die neue Zentrale der tonganischen Entwicklungsbank. Also genau das Institut, das für die Förderung der Infrastruktur und Entwicklung des Landes und dem Wohlstand seiner Bürger sorgen soll.

Ein weiteres, einschneidendes Erlebnis hatten wir letzte Woche im Nordosten von Vava‘u, bei dem Besuch einer kleinen Höhle mit einem Süßwasserbasin, in dem man Baden kann. Wir waren vor Jahren schon einmal dort gewesen, aber nun standen dort in der Nähe ein paar Häuser und jemand hatte Stufen in den Hang betoniert. Außerdem tummelte sich eine größere Gruppe Tonganer auf ihren landestypischen Bastmatten am Strand und hielt ein Picknick ab, als wir dort mit dem Beiboot ankamen.

Die netten Tonganer hießen uns willkommen, boten uns von ihrem Essen an und zeigten uns auf unsere Nachfrage den Weg zu der Höhle, die wir nach ein paar Umwegen auch fanden. Als wir gerade dabei waren hinunter zu steigen, kamen zehn der jüngeren Tonganer dazu, folgten uns, sprangen ins Wasser und plantschen vergnügt… bis plötzlich von oben die aufgeragte Stimme einer englischsprachigen Dame ertönte, dass wir uns auf Privatgelände befänden und dieses umgehend verlassen sollten!

Als ich aus der Höhle kam und er aufgebrachten Dame gegenüberstand, entschuldigte ich mich zunächst für die ganze Aufregung, um der Begegnung die Schärfe zu nehmen. Dann wies ich sie aber höflich darauf hin, dass ihre Reaktion etwas überzogen sei, da wir niemanden stören, nichts verbrochen haben uns auf unserem Weg hierher nirgendwo ein Zeichen oder Schild zu entdeckt haben, das uns darauf hinweist, dass wir hier neuerdings nicht mehr willkommen sind - was erneut zu einem heftigen Gefühlsausbruch bei meinem Gegenüber führte.

Die Dame ist der Meinung, dass allein die Anwesenheit von ein paar Häusern und die Existenz einer Treppe in der Nähe der Höhle automatisch darauf hätte hinweisen sollen, dass wir dort nichts zu suchen haben. Auch wollte sie meinen Einwand nicht gelten lassen, dass es sich bei der Höhle um ein tonganisches Kulturgut handelt, zu dem man innerhalb gewisser Geschäftszeiten den öffentlichen Zugang ermöglichen sollte.

So wurden wir nicht nur alle von der Höhle vertrieben, die freundlichen Tonganer mussten sogar ihr Picknick am Strand abbrechen und mit ihren Booten weiterfahren.

Ich bin beileibe nicht gegen Privatbesitz und wenn jemand sich ein Häuschen bauen und einen Zaun darum ziehen will, dann bin ich der letzte der diese Privatsphäre nicht respektiert, solange die generelle Bewegungsfreiheit der Gesellschaft dadurch nicht eingeschränkt wird.

Aber mir gefällt auch, dass man in Tonga als Privatperson kein Land besitzen, sondern lediglich auf Lebenszeit oder maximal für 99 Jahre pachten kann. Das führt nämlich dazu, dass man hier generell überall willkommen ist und das ist einer der Hauptgründe warum mir dieses Land so viel besser gefällt als das benachbarte Fidschi. Dort gibt es, anders als in Tonga, viele Privatinseln und Privatstrände, die noch dazu häufig den Besitzer wechseln und man weiß nie so richtig, wo man gerade willkommen ist und wo nicht. Auch dort erwarten die Eigentümer, ähnlich wie die Dame bei der Höhle, dass man automatisch Bescheid weiß, wo man an Land gehen darf und wo nicht und reagieren ebenfalls sehr gereizt, wenn man unsichtbare Zäune überschreitet und nicht vorhandene Schilder missachtet.

Ein wesentlicher Grund warum ich mich draußen auf See wohler fühle als im überfüllten Europa, warum ich am Ende der Welt herumsegle, ist das Gefühl von freiem Raum um mich herum. Leider ist es aber so, dass man selbst hier im Verlauf von wenigen Jahren beobachten kann wie der Planet für uns Menschen zu klein wird und sich das Geld breit macht.

Montag, 22. Mai 2017

Alita's passage to Tonga - The End

We are in! In the night we anchored in front of Nuku Alofa and moved to the harbor the morning. We are trying to get the paper work done and then find a nice anchorage for the blow tomorrow!

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Sonntag, 21. Mai 2017

Alita's passage to Tonga - Finish

We had very favorable winds to make the final leg of our passage to Tonga a breeze.
Expecting to get to the entrance of Nuku Alofa around midnight.
Position at 21.05. 16:50 NZST
LATITUDE: 21-49.55S
LONGITUDE: 176-12.72W
COURSE: 052T
SPEED: 7.3kt

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Samstag, 20. Mai 2017

Alita's passage to Tonga - Part 6

Picked up anchor this morning, caught two yellow fin tuna on the way out and are now on the move to Tonga.
Wind is very light at the moment and we are motor sailing. We expect it to pick up later tonight.
Position at 20.05. 17:00 NZST
LATITUDE: 23-13.34S
LONGITUDE: 178-22.89W
COURSE: 057T
SPEED: 7.1kt

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Freitag, 19. Mai 2017

Alita's passage to Tonga - End of interlude

Our prolonged stay in Minerva comes to an end. The last week we had the whole reef all to ourselves. There was nice snorkeling, two big lobster feasts, plenty of peace and quiet, we managed to get some gorgeous photos and films and did almost all the boat jobs on the list.
There seems to be some strange development with the weather and it looks like there might be a low building here in 3 days time. Time to get out. We will lift anchor tomorrow morning and head for Tongatapu around noon.

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Donnerstag, 11. Mai 2017

Entwarnung

Es sieht so aus als wurde der tropische Sturm über Tonga sich wieder auflösen, bevor er richtig begonnen hat.

Also hiermit Entwarnung an alle daheim, die sich Sorgen gemacht haben: Wir sind sicher in Minerva!

Wir werden erst einmal gründlich entspannen, ein paar Flugaufnahmen vom Riff machen und die obligatorischen Minerva-Langusten genießen, bevor es dann bei der nächsten günstigen Wetterlage weitergeht nach Tongatapu.

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Mittwoch, 10. Mai 2017

Alita's passage - Interlude

At 4pm NZST we droped our anchor in Minerva Nord!

Position at 10.05.2017 04:00 UTC

23°39'S 178°54'W

After a beer and a rest, we will start looking into that predicted cyclone and what we'll do, should it really manifest.

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Dienstag, 9. Mai 2017

Alita's passage - Part 5

Planing to enter North Minerva this afternoon.
All good aboard, but will be nice to be out of the chop that has developed.
Just heared there is a possibility for another cyclone forming around Fiji in a few days. Let`s hope not!

Position at 10.05.2017 04:30am NZST

24°43'S 178°40'W
COG 350
SOG 6,1kn

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Montag, 8. Mai 2017

Alita's passage - Part 4

Wind and waves have been most cooperative and the sailing is going good.
We have made it far enough east to turn north towards Minerva, where we plan to arrive the day after tomorrow.
Picked up a stowaway 80 miles west off it's home at Raoul island - a small swallow like bird, who has moved in with us and is now sleeping on a shelf in the salon.
All well aboard, even birdy for now. But if he doesn't start to drink and eat soon, I do not forsee a happy ending.

Position at 09.05.2017 05:15am NZST

27°17'S 178°42'W
COG 010
SOG 7,0kn

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Sonntag, 7. Mai 2017

Alita's passage - Part 3

The weather is sticking to the forecast so far and all is going according to plan.
We were fighting with some clouds the first part of the night, giving us alternating gusts and clams and 60° windshifts. Nothing major, just keeping us on our toes. All good aboard, all healthy, happy and well fed!

Position at 08.05.2017 05:30am NZST

29°52'W 180°00'
COG 040
SOG 7,5kn

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Samstag, 6. Mai 2017

Alita's passage - Part 2

The wind has turned to the southeast and picked up a bit, as predicted.
We are sailing at good speed, heading to a point Northwest of Raoul island in the Kermadec group, where we'll slowly turn more northerly. We are "banking" some East, in preparation for the forcasted wind changes.
All good aboard.

Position at 05:30am NZST

32°02'S 178°04'E
COG 045
SOG 7,6kn

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Freitag, 5. Mai 2017

Alita on passage

First morning at sea. Sea is calm, light breeze from the south, all is good.
We are motor-sailing since 9pm last night, but it looks like we can switch the engine off soon.

Position at 07:30am NZST

33°49'S 176°06'E
COG 045
SOG 6,9kn

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Dienstag, 28. März 2017

Der Abschied naht


Wir sind wieder  zurück  am Anfang,  in der Bay of Islands. Dort, wo wir vor dreieinhalb Monaten zu unserer zweiten Landesumrundung aufgebrochen sind, wo wir vor nun dreieinhalb Jahren zum ersten Mal einen Fuß auf neuseeländische Erde setzten, wo wir schon fast zuhause sind. Die Kreise schließen sich.

Auch auf unserer letzten Etappe hatten wir großes Glück mit dem Wetter, so wie wir fast überall auf dieser Rundsegelung  um Neuseeland gute bis fabelhafte Bedingungen angetroffen haben - mal ausgenommen zu Jahresanfang mit unserem kleinen Motormalheur. Wieder konnten wir die facettenreiche Schönheit des Landes in vollen Zügen genießen und die schrumpfende Anzahl von Sehenswürdigkeiten, die wir hier noch nicht besucht haben, weiter reduzieren.

So langsam kommt etwas Wehmut auf, denn es ist ja unsere Abschiedstour durch  diese zauberhafte Nische der Welt - zumindest auf absehbare Zeit. Ein neuer Aufbruch naht . Die unbekannten Küsten und Naturschönheiten von Alaska locken. Dennoch fällt es sehr schwer sich vorzustellen, wie ein Leben ohne unsere liebgewonnenen Kiwis aussehen wird.

Aber so ist das Nomadenleben eben und ohne melancholisches Ende kein hoffnungsvoller  Anfang; ohne traurigen Abschied kein fröhliches Willkommen; und ohne Aufbruch ins Ungewisse keine neuen Erfahrungen. Neue liebgewonnene Erinnerungen kann man nur machen, indem man nicht an den alten liebgewonnenen Erinnerungen festklebt. Getreu unserem Motto: Das Leben ist Heute. Selbst wenn es wunderschön war,  wird Gestern niemals mehr Heute sein. Und Morgen... wer weiß schon was Morgen ist? Außer, dass es mal Heute sein wird...  wenn wir Glück haben.

Samstag, 11. März 2017

Das Ende vom Ende der Welt

Wir sind wieder in Nelson und damit zurück vom Ende der Welt in der Zivilisation. Nach zwei Monaten fernab von menschlichen Ansiedlungen fühlt sich so eine kleine Stadt wie etwas großes Fremdes an. Aber man gewöhnt sich schnell an die Norm und inzwischen genießen wir ganz angstfrei das kostenlose Internet im Hafen. Vor Allem Michaela, die dabei ist das System ihres Macbooks mit diversen Downloads zu reparieren.


Nach dem traumhaften Aufenthalt auf Stewart Island hatten wir noch eine schöne verlängerte Woche in Fjordland mit erfolgreichen Wanderungen , Lobsterjagden und natürlich haben uns die allgegenwärtigen Sandfliegen wieder gern zu Gast gehabt. Die Wermutstropfen waren der zickige Apple, damit einhergehende gebremste Kreativität bei Michaela im Zusammenspiel mit viel Wolke und ausgiebig Regen. Eine kritische Mischung.


Es war also Zeit weiterzuziehen, zumal wir ja in zwei Wochen schon wieder ganz im Norden sein wollen, um dort Besuch aufzunehmen. Wie bestellt kam dann ein kleines Tief, das sich zwischen Australien und Nordneuseeland festsetzte. Dadurch hatten wir mehrere Tage am Stück Südostwind, was in dieser Ecke der Welt ungewöhnlich ist. Für uns günstig, denn Wind von der Landseite bedeutet eine friedliche Fahrt mit kleiner Welle. So sind wir dann in drei Tagen gemütlich in die Mitte von Neuseeland gedümpelt.


Wenn der Mac wieder funktioniert, die Wäsche sauber und die leergeräumten Lager aufgefüllt sind, geht es Anfang nächster Woche auf die nächste größere Etappe, die uns zurück an den Ausgangspunkt unserer zweiten Neuseelandumrundung bringt, ganz nach oben in den warmen Norden.



Sonntag, 26. Februar 2017

Sommer!


Wir sind im äußersten Süden von Neuseeland angekommen, am südlichen Ende von Stewart Island,  im Port Pegasus. Hier lebt außer Robben, Vögeln und Pinguinen niemand mehr. Die einzigen Menschen die freiwillig hierher kommen sind Fischer, die nach ihrem harten Tagesgeschäft in den ewigen Wogen des Südmeeres einen ruhigen Hafen für die Nacht suchen - und einige wenige Segler, die das Ende der Welt für einen Ort halten, der dem Paradies sehr nahe kommt; zumindest für ein paar Tage im Jahr. Denn wenn das Wetter mitspielt, dann ist Port Pegasus  sicherlich einer der schönsten Plätze der Welt. Wie unglaublich schön, das werdet ihr auf Michaelas Fotos und Filmen sehen, wenn wir erst mal wieder Internet haben.

Dazu muss man sagen, dass wir unglaubliches Glück haben. Pünktlich als wir es mit einiger Verspätung endlich hierher geschafft hatten, ist auch der Sommer angekommen. Die Einheimischen hatten die Hoffnung auf etwas Sonnenschein schon aufgeben, denn bisher war das Wetter von äußerst bescheiden bis mäßig übel. Die letzten vier Tage jedoch haben alles wieder gut gemacht.

Es ist nahezu windstill, die Sonne strahlt  von morgens bis abends aus wolkenlosen Himmel und wir genießen tagsüber deutlich mehr als 20 Grad Celsius - kurz gesagt, T-Shirt-Kaiser-Jahrhundert-Wetter! Wir haben das Beste daraus gemacht , waren jeden Tag in der vorübergehend freundlichen Wildnis unterwegs  und haben unvergessliche Momente mitnehmen  dürfen.

Aber das Glück kann nicht ewig währen, sonst wäre es ja keins! Für morgen ist eine kleine Front angesagt, Regen und etwas Wind. Wir sind gut aufgehoben, denn hier gibt es diverse  Ankerplätze, die auch für extremstes Wetter geeignet sind und wenn es wieder aufklart, dann müssen wir schweren Herzens weiter.  Der Rückweg in den Norden ist lang, der Sommer wird nicht ewig halten und wir wollen noch ein paar schöne Tage in Fjordland genießen.

Auf jeden Fall wollen wir verhindern, dass es uns so geht, wie einem Seglerkollegen, den wir vor ein paar Wochen eines sonnigen morgens nach einer stürmischen Nacht  vor Anker in Akaroa entdeckten, das Vorsegel völlig zerfetzt in Streifen vom Vorstag wehend. 

Wir entschlossen uns nach dem Frühstück mit dem Dinghy dort aufzuschlagen und unsere Hilfe anzubieten. Aber noch während wir unsere Brötchen kauten, versuchte der Mann, offenbar allein, die Reste des Segels zu bergen. Er scheiterte aber daran, dass sich die Fetzen in den Wanten verhängt hatten.

 Also nahmen wir unseren Kaffee mit ins Beiboot und wurden von dem Mann, der ungefähr in unserem Alter zu sein schien, mit offenen Armen empfangen und an  Deck gebeten. Überraschender Weise kamen dann noch zwei weitere, ältere Herren aus der Kabine, die sich bisher nicht haben blicken lassen. Es stellte sich heraus, dass einer der Alten der frischgebackene Eigner der Yacht ist. Er hatte die gut erhaltene Amel Santorin vor ein paar Monaten erworben, etwas aufgerüstet und befand sich nun auf "Jungfernfahrt".

Der andere Alte war ein Freund des Eigners. Er hatte bis zu dieser Fahrt noch nie zuvor einen Fuß auf ein Segelboot gesetzt und wird es wohl auch nie wieder tun. Er ist beim Gehen auf einen Stock angewiesen und schon bei leichtem Seegang stark gehandicapped - bei Sturm völlig hilflos. Außerdem war er die ganze Fahrt stark seekrank gewesen. Er wollte nun so schnell wie möglich von Bord, denn scheinbar hatte es außerdem etwas Streit an Bord gegeben. Zumindest beklagte er sich bei mir, dass sich die anderen über ihn lustig gemacht und als Ballast bezeichnet hatten.

Auch der Jüngere an Bord schien nicht so glücklich, denn er hatte auf der Höllenfahrt die gesamte Arbeit praktisch allein gemacht, war aber vorher nur auf kleinen Motorbooten und noch nie auf einem Segelboot unterwegs gewesen und konnte dem Eigner nichts recht machen.

Die Stimmung an Bord war also gereizt, die Situation verfahren und stark skurril. Hätten die drei nicht so komplett hilflos gewirkt, dann hätten wir wohl die Flucht ergriffen. Aber es war klar, dass sie ohne Hilfe noch mehr Unglück anrichten werden, also nahmen wir das Nötigste in die Hand.

Als ich Michaela in den Mast gezogen hatte,  wir die Reste der Genua geborgen und den Gehbehinderten zusammen mit seinem umfangreichen Gepäck mit unserem Dinghy an Land gebracht hatten , waren die beiden verbleibenden Havaristen etwas aufgetaut und  boten uns heißen Tee an. Letztlich waren wir dann noch drei weitere Stunden an Bord, in denen sie uns scheibchenweise, wie beim Schälen einer Zwiebel, die unglaublichen Begebenheiten  ihrer Segelreise servierten.

Sie waren bei gutem Wetter in Wellington losgefahren, mit dem Ziel direkt nach Stewart Island durchzufahren- in vollem Bewusstsein, dass schon für den zweiten Tag ein Sturm angesagt ist, der aus der Cookstraße bis hinunter nach Akaroa weht.  Der Eigner meinte, dass das Boot das schon abkann, besonders wenn der Wind von hinten weht. Er hatte recht! Das Boot konnte das gut ab, aber die Ausrüstung und die  Menschen an Bord waren etwas überfordert, zumal sich zu 45 Knoten Wind und entsprechender Welle aus Norden ein alter, zwei Meter hoher Schwell aus Südost und eine starke Tidenströmung gesellte, die gemeinsam zu schwerer See und vehementen Schiffsbewegungen führten.

Das erste Opfer an Bord war der frisch restaurierte  Windgenerator, den man bei dieser Windstärke hätte abschalten müssen. Zuerst verabschiedete sich die Fahne, die den Rotor nach vorne richtet. Kurz darauf der Rotor selbst, nachdem nun der Wind von der falschen Seite  drückte.

Als Nächstes nahm die Sprayhood Schaden, als das Boot aus dem Ruder lief, quer zu einer brechenden Welle geriet, die dann über die Seite einstieg. Ergebnis war ein langer Riss, da der Stoff dem Wasserdruck nicht gewachsen war.

Die unerfahrene Mannschaft war bei diesen Bedingungen mit dem Segeln überfordert und so beschlossen sie unter Motor den Schutz von Akaroa anzulaufen - aber motoren bei schwerer See und großer Lage ist selten zu empfehlen. Es dauerte nicht lang und der Motoralarm ertönte und sie mussten die Maschine abschalten.

Der Chance beraubt die lange Einfahrt nach Akaroa gegen den Wind mit dem Motor zu bewältigen , endgültig verunsichert und verängstigt, beschlossen sie nun unter Segel in eine schmale Bucht auf der Ostseite der Halbinsel anzulaufen - mitten in stockfinsterer Nacht.

Bei Dunkelheit in einer unbekannten Bucht zu ankern, das ist schon bei gutem Wetter ein Wagnis. Bei Sturmwetter unter Segel in eine enge Bucht mit vielen gefährlichen Untiefen anzulaufen, die nur leidlichen Schutz verspricht - das ist Wahnsinn. Die drei können von Glück sagen, dass sie "nur" mit dem Kiel gegen einen Felsen liefen und der Bucht anschließend wieder entfliehen konnten, bevor sie ernsthaften Schaden anrichten.

Im Lee der Halbinsel ließ dann der Wind deutlich nach. Sie schöpften wieder Hoffnung und segelten unter Genua weiter zur Einfahrt, die sie im Morgengrauen erreichten. Dort wollten sie  nun gegen den  Wind ankreuzen, rechneten aber nicht damit, dass sich dieser in dem schmalen Kanal wieder verstärken würde. Als er ihnen plötzlich wieder mit knappen 40 Knoten entgegen wehte und sie das Segel bei vollem Winddruck verkleinern wollten, war das zu viel für das elektrische Rollreff der Genua, welches nun den Geist aufgab.

Der Wind trieb sie nun wieder aufs offene Meer hinaus, wo sie aber keinesfalls hin wollten! Also setzten sie alles auf eine Karte und kippten kurzerhand 4 Liter Öl in dem Motor - in die bereits gefüllte Ölwanne hinein! Warum sie das machten, das konnten sie im Nachhinein nicht wirklich begründen. Sie wollten den Motor zwingen zu funktionieren und dachten, dass er vielleicht wegen zu wenig Öl Alarm geschlagen hatte. Im Zweifel hilft viel viel und mehr mehr...

Der Motor lief wider Erwarten und so motorten sie mit schlagender Genua gegen 40 Knoten Wind die sechs Meilen lange Einfahrt hinauf und schafften es tatsächlich bis an den Ankerplatz, was einem kleinen Wunder nahe kommt. Dass man die Genua auch gegen den Winddruck wohl hätte bergen können, indem man das Fall löst, das war ihnen wohl nicht bewusst. Es spricht jedenfalls für den Zustand des Riggs, dass sich das Segel aufgelöst hat, bevor der ganze Mast den heftigen Vibrationen zum Opfer fiel.

Als wir am frühen Nachmittag sein Boot verliessen war uns der Eigner jedenfalls sehr dankbar, dass wir ihm neben der ersten Hilfe auch das überflüssige Öl aus dem Motor absaugen, die Funktionsweise seines Radars und der Pactor Software erklären konnten und ihm etliche Tipps für die Zukunft auf seinem Segelboot mitgeben hatten, so dass er diese auch hoffentlich erleben wird!

Sonntag, 29. Januar 2017

Das Barometer steigt


Die letzten Wochen waren durchaus ähnlich aufregend wie die turbulenten Wochen davor, aber zum Glück generell von Erfolg gekrönt!

Für unsere Reise durch den Abel Tasman und die Marlbourough Sounds haben wir uns etwas Zeit genommen, um die schöne Natur zu genießen. Besonders gut hat uns wieder der Abel Tasman Nationalpark gefallen, wo wir eine neue Lieblingsbucht entdeckt und ein paar sonnige Tage genossen.

Aus Wettergründen mussten wir uns leider etwas früher als geplant auf die Fahrt nach Picton zu unseren Trockendocktermin machen. Es waren ein paar Tiefdruckgebiete im Anzug und besonders das Erste davon hatte es in sich - eine sogenannte meteorologische Bombe und das ist ähnlich furchterregend, wie es klingt!

Wie ihr sicher wisst, ist Wind eine Luftströmung, die unterschiedlichen atmosphärischen Luftdruck ausgleicht - oder einfacher gesagt: Wind weht vom Hochdruckgebiet in ein Tiefdruckgebiet umso stärker, je größer die Luftdruckunterschiede pro Strecke sind.

Bei einer Wetterbombe kollidiert ein schnell ziehendes Tiefdruckgebiet mit stationärer kalter Luft. Da die kältere Luft schwerer ist, wird das Tiefdruckgebiet nach oben abgelenkt. Da von unten keine Luft nachrücken kann, sinkt der Luftdruck im Tiefdruckgebiet weiter. Wenn sich dazu noch ein paar andere Umstände gesellen, wie z.B. ein Jetstream und/oder eine Front in den höheren Luftschichten, die von oben saugen und das Ganze zusätzlich in Rotation versetzt, dann sprechen die Meteorologen von einer echten Bombe, in der Luftdruck um mehr als 24hPa in 24 Stunden fällt - das ist schnell, wirklich schnell und bedeutet echt heftigen Wind!

Zum Schutz vor diesem Monster hatten wir uns in den Queen Charlotte Sound verkrochen, wo normalerweise kaum ein Windhauch weht, wenn ein paar Meilen weiter in der Cookstraße die Hölle tobt - doch leider ist es auch dort nicht ganz "bombensicher".

Wir hatten jedenfalls eine recht unruhige Nacht, in der wir von wild wechselnden Böen aus allen Richtungen quer über unsere Ankerbucht geschossen wurden und kaum geschlafen hatten. Mit Sonnenaufgang legt der Wind noch weiter zu und der Anker fand trotz 70 Meter Kettenvorlauf keinen Halt mehr.

Ohne Frühstück holten wir also die ganze schöne Kette und unseren Anker an Bord, flohen aus der Bucht und machten uns auf die Suche nach einem besseren Platz. Drei Stunden, vier Buchten und fünf Ankermanöver später, völlig übermüdet und hungrig lagen wir schließlich ein klein wenig besser. Zumindest so gut, dass wir uns ein Frühstück erlauben konnten - aber an Schlaf war nach wie vor nicht zu denken und so beobachteten wir den Rest das Tages ganz fasziniert, wie uns die Windböen wild hin und her schubsten und wenige Meter entfernt kleine Windhosen das Wasser meterhoch aufwirbelten.

Der Anker hielt, der Wind lies nach und wir schliefen in der darauf folgende Nacht sehr gut. Unseren Krantermin verlegten wir um einen Tag nach vorne, denn es war schon das nächste Tief im Anzug und bei Starkwind wollten wir nicht unbedingt in der engen Marina manövrieren.

Die kleinen Schäden von unserem "New Plymouth Vorfall" waren im Trockendock schnell repariert und inzwischen liegen wir schon 400 Kilometer weiter südlich in Akaroa, wo die Hector Delphine zuhause sind - die kleinsten Delphine der Welt.

Wir sind also wieder unterwegs und es fühlt sich so an, als wäre die Zeit der kleinen Rückschläge vorbei. Langsam kehrt die Routine zurück. Alita und ihre Crew scheinen sich nach ihrer kleinen Pause wieder langsam an das Segelleben zu  gewöhnen und auch die Langzeit-Wetterprognosen sehen gut aus. Nächste Woche beginnt wohl auch auf der Südinsel von Neuseeland der meteorologische  Sommer. Das erste stabile Hochdruckgebiet  ist angekündigt und verdrängt die ungemütlichen Tiefs weiter nach Süden Richtung Antarktis. Das Barometer steigt!

Samstag, 14. Januar 2017

Auf Durchfahrt in Nelson

Wir hatten drei vergleichsweise ruhige Tage in Nelson, nach unserer etwas stressigen Überfahrt zur Südinsel mit Motorschaden. Wie viel Erholung man wirklich braucht, merkt man immer erst dann, wenn man sich Zeit dafür nimmt!

Eigentlich wollten wir in Nelson nur unsere Freunde Sibylle und Peter absetzten, die sich nach vier Wochen an Bord auf den langen Weg zurück ins winterliche Deutschland gemacht haben. Anschließend kurz ins Trockendock, um das lädierte Unterwasserschiff zu streichen.

Aber die Kosten für den Travellift in Nelson sind doppelt so teuer, wie im Rest von Neuseeland - die tägliche Standmiete beträgt am ersten Tag das fünffache des gewohnten Preises, danach das dreifache. Zu teuer, besonders wenn man nur schnell zwei Tage raus will.

Wir hätten also gleich weiterfahren können, aber irgendwie schafften wir den Absprung nicht. Die Liste von Kleinigkeiten, die wir "noch schnell" erledigen wollten, wurde einfach nicht kürzer.

Nach unserer salzhaltigen Reise zur Südinsel hat Michaela hat die Waschmaschinen im Hafen genutzt um reichlich Klamotten und alle Kissen- und Polsterbezüge zu waschen. Ich habe natürlich geholfen! Auch Alita wurde mit etwas Süßwasser verwöhnt und von ihrer Salzkruste befreit.

Außerdem hatten wir ein paar Besorgungen in der Stadt. Nur ein wenig Kleinkram fürs Boot und den geplanten Trockendockaufenthalt, Ersatz für einen verlorenen Sprengring des Turboladers, eine Batterie für den Tauchcomputer, Lebensmittel, Gas... Außerdem mussten wir den durchgeschmorten Starter zur Reparatur senden. Das nahm allein schon fast einen Tag in Anspruch.

Unterwegs begegneten wir Sean und waren sofort bei ihm und seiner netten Familie zum BBQ eingeladen. Wir lernten ihn und seine Stahlketch Kupere vor zwei Jahren im Südminervariff kennen, wo man sonst nichts und niemand trifft. Daraus ergab sich eine dieser typisch lockeren Seglerfreundschaften. Sean lebt und arbeitet den Sommer über in Nelson und fährt Touristen mit Bus und Wassertaxi spazieren. Im Winter versucht er mit seiner Familie segeln zu gehen - wenn es finanziell passt.

Als wir von unserem Missgeschick in New Plymouth erzählten, verschwand er kurz im Haus und kam mit einem Auszug aus einem Buch von Sterling Hayden zurück, den ich hier kurz übersetzen will:


Auf Durchfahrt - Stirling Hayden 1916-1986


Um wirklich anspruchsvoll zu sein, muss eine Reise - genauso wie ein Leben - auf einer soliden Basis finanzieller Unsicherheit stehen. Ansonsten ist man zu einer dieser Routineveranstaltungen verdammt, die man von diesen Yachtbesitzern kennt, die mit ihren Booten auf See spielen - sie nennen es Segeln. Segelreisen hingegen sind etwas für Seemenschen und für die Wanderer auf dieser Welt, die nicht hineinpassen können oder wollen.

Wenn man eine Reise plant und die Mittel dazu hat, dann sollte man die Reise verschieben, bis sich die Lebensumstände entsprechend ändern. Nur dann wird man erfahren, was das Leben auf See wirklich bedeutet.

"Ich wollte schon immer in die Südsee segeln, kann es mir aber nicht leisten." Was diese Menschen sich nicht leisten können ist NICHT zu fahren. Sie sind Gefangene des wuchernden Wunsches nach "Sicherheit". In Vergötterung von Sicherheit werfen wir unser Leben vor die Räder der Routine - und bevor wir uns versehen ist es vorbei.

Was braucht ein Mensch - braucht er wirklich? Ein paar Pfund Nahrung am Tag, Wärme und Unterschlupf, knapp zwei Meter um sich abzulegen - und irgend eine Form der Beschäftigung, die ihn mit dem Gefühl befriedigt, etwas geleistet zu haben. Das ist Alles - in materieller Hinsicht. Und wir wissen es. Aber wir ergeben uns der Gehirnwäsche unseres Wirtschaftssystems bis wir in einer Grabkammer unter einer Pyramide von Zahlungszielen, Krediten, absurden Gerätschaften und Spielzeugen begraben sind, die uns von der offensichtlichen Dummheit dieser Scharade ablenken.

Die Jahre rasen vorbei. Die Träume der Jugend verblassen, wo sie liegen bleiben unter Staubschichten auf den Regalbrettern der Geduld. Bevor wir uns versehen ist die Grabkammer versiegelt.

Was ist also die Antwort? Es ist die Wahl. Was soll es sein: Bankrott im Geldbeutel oder Bankrott des Lebens?