Sonntag, 29. Januar 2017

Das Barometer steigt


Die letzten Wochen waren durchaus ähnlich aufregend wie die turbulenten Wochen davor, aber zum Glück generell von Erfolg gekrönt!

Für unsere Reise durch den Abel Tasman und die Marlbourough Sounds haben wir uns etwas Zeit genommen, um die schöne Natur zu genießen. Besonders gut hat uns wieder der Abel Tasman Nationalpark gefallen, wo wir eine neue Lieblingsbucht entdeckt und ein paar sonnige Tage genossen.

Aus Wettergründen mussten wir uns leider etwas früher als geplant auf die Fahrt nach Picton zu unseren Trockendocktermin machen. Es waren ein paar Tiefdruckgebiete im Anzug und besonders das Erste davon hatte es in sich - eine sogenannte meteorologische Bombe und das ist ähnlich furchterregend, wie es klingt!

Wie ihr sicher wisst, ist Wind eine Luftströmung, die unterschiedlichen atmosphärischen Luftdruck ausgleicht - oder einfacher gesagt: Wind weht vom Hochdruckgebiet in ein Tiefdruckgebiet umso stärker, je größer die Luftdruckunterschiede pro Strecke sind.

Bei einer Wetterbombe kollidiert ein schnell ziehendes Tiefdruckgebiet mit stationärer kalter Luft. Da die kältere Luft schwerer ist, wird das Tiefdruckgebiet nach oben abgelenkt. Da von unten keine Luft nachrücken kann, sinkt der Luftdruck im Tiefdruckgebiet weiter. Wenn sich dazu noch ein paar andere Umstände gesellen, wie z.B. ein Jetstream und/oder eine Front in den höheren Luftschichten, die von oben saugen und das Ganze zusätzlich in Rotation versetzt, dann sprechen die Meteorologen von einer echten Bombe, in der Luftdruck um mehr als 24hPa in 24 Stunden fällt - das ist schnell, wirklich schnell und bedeutet echt heftigen Wind!

Zum Schutz vor diesem Monster hatten wir uns in den Queen Charlotte Sound verkrochen, wo normalerweise kaum ein Windhauch weht, wenn ein paar Meilen weiter in der Cookstraße die Hölle tobt - doch leider ist es auch dort nicht ganz "bombensicher".

Wir hatten jedenfalls eine recht unruhige Nacht, in der wir von wild wechselnden Böen aus allen Richtungen quer über unsere Ankerbucht geschossen wurden und kaum geschlafen hatten. Mit Sonnenaufgang legt der Wind noch weiter zu und der Anker fand trotz 70 Meter Kettenvorlauf keinen Halt mehr.

Ohne Frühstück holten wir also die ganze schöne Kette und unseren Anker an Bord, flohen aus der Bucht und machten uns auf die Suche nach einem besseren Platz. Drei Stunden, vier Buchten und fünf Ankermanöver später, völlig übermüdet und hungrig lagen wir schließlich ein klein wenig besser. Zumindest so gut, dass wir uns ein Frühstück erlauben konnten - aber an Schlaf war nach wie vor nicht zu denken und so beobachteten wir den Rest das Tages ganz fasziniert, wie uns die Windböen wild hin und her schubsten und wenige Meter entfernt kleine Windhosen das Wasser meterhoch aufwirbelten.

Der Anker hielt, der Wind lies nach und wir schliefen in der darauf folgende Nacht sehr gut. Unseren Krantermin verlegten wir um einen Tag nach vorne, denn es war schon das nächste Tief im Anzug und bei Starkwind wollten wir nicht unbedingt in der engen Marina manövrieren.

Die kleinen Schäden von unserem "New Plymouth Vorfall" waren im Trockendock schnell repariert und inzwischen liegen wir schon 400 Kilometer weiter südlich in Akaroa, wo die Hector Delphine zuhause sind - die kleinsten Delphine der Welt.

Wir sind also wieder unterwegs und es fühlt sich so an, als wäre die Zeit der kleinen Rückschläge vorbei. Langsam kehrt die Routine zurück. Alita und ihre Crew scheinen sich nach ihrer kleinen Pause wieder langsam an das Segelleben zu  gewöhnen und auch die Langzeit-Wetterprognosen sehen gut aus. Nächste Woche beginnt wohl auch auf der Südinsel von Neuseeland der meteorologische  Sommer. Das erste stabile Hochdruckgebiet  ist angekündigt und verdrängt die ungemütlichen Tiefs weiter nach Süden Richtung Antarktis. Das Barometer steigt!

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