Mit unserem neuen Gast Frank wollten wir es zunächst sanft
angehen. Erst einmal eine kurze Etappe von Salvador nach Morro de Sao Paulo segeln
und dort ein mit Horsts Tornado die Bucht unsicher machen. Aber schon auf dem Weg
dorthin verschlechterte sich der Wetterbericht zusehends. Es kündigte sich eine
der berüchtigten Südfronten an und damit die Wetterlage die den Süden von
Brasilien so richtig ungemütlich machen kann.
Deswegen wollte ich den Besuch in Morro kurz machen, aber
meine Mitsegler hatten sich schon so auf das Katsegeln gefreut, gleichzeitig stuften
die Gribfiles die Windvorhersage herab, und zu guter Letzt wusste ein ortsansässiger
Segler, dass die Südfronten praktisch nie so weit nach Norden kommen… und wenn
doch, dann nur abgeschwächt und leicht abgelenkt, mit maximal 25 Knoten Wind
aus SW.
Alles also halb so wild. Wir segelten schön Torando und
brachen am nächsten Tag sehr früh auf, damit wir noch knapp vor der „abgeschwächten“
Südfront in den Schutz von Camamu kommen, wo wir mit Erkundungstouren in dem ausgedehnten
Flussläufen die Schlechtwetterlage abwettern wollten.
Leider kam es ein wenig anders. Als wir gerade zwei
Drittel des Weges zurückgelegt hatten, kam die dunkle Wand und dahinter wehte
es mit 35 Knoten Wind aus Süd, in Böen bis zu 44 Knoten. Während ich noch auf
die Tipps von ortsansässigen Experten schimpfte, versuchten wir unseren Plan zu
retten und gegen das Wetter an zu kreuzen. Aber nach fast einer Stunde hatten
wir erst wenige Meter Höhe gewonnen und es wurde immer schwerer, da die Wellen
sich weiter aufbauten. Wir drehten also letztlich dem ganzen Mist den Rücken zu
und schossen vor dem Wind zurück nach Morro – und da saßen wir dann drei Tage
fest.
Frank war zwar von seiner Starkwinderfahrung ganz
begeistert, aber leider geriet mein Zeitplan heftig durcheinander weil die
Südwinde insgesamt fünf Tage anhielten. Wir lernten also die Gegend um Morro
viel besser kennen, als uns lieb war - mussten dafür den Besuch im Flusslauf
von Camamu und der freundlichen Stadt Ilheus auf eine Stippvisite verkürzen.
Trotzdem sind die Tage voller Highlights. Gestern hat
unsere Angel Überstunden gemacht und uns zwei kleinere spanische Makrelen und
eine stattliche Goldmakrele von knapp zehn Kilo geschenkt. Außerdem sehen wir seit
einigen Tagen täglich Buckelwale. Die ersten Begegnungen waren eher schüchtern.
Ganz weit entfernt, fast am Horizont sahen wir zunächst nur den Blas, die
typischen Wolken aus Wasserdampf, die der Wal beim Ausatmen nach oben schießt. Das
fanden wir damals schon sehr aufregend.
Seitdem kommen uns die Wale, die sich um diese
Jahreszeit hier treffen um Nachwuchs zu zeugen, immer näher. Mit jeder Begegnung
zeigen sie uns mehr - und wie immer, wenn Männer um Damen buhlen, verhalten sie
sich höchst erstaunlich. Vielleicht versteht ihr was ich meine, wenn ihr euch
verstellt, dass ein ausgewachsener Wal von 15 Meter Länge sich fast vollständig
in die Luft erhebt und auf dem Rückweg in sein Element mit einem mächtigen
Klatscher seitwärts aufschlägt. Bisher konnten wir das nur aus der Ferne sehen…
und ich bin nicht sicher, ob ich es wirklich aus der Nähe sehen will!
Heute Nacht, auf unserer Fahrt nach Caravelas habe ich
unten im Schiffsrumpf die Wale singen hören. Ich bin natürlich sofort nach oben
um Micha zu warnen, die gerade auf Wache war. Wir sind ja derzeit fast ständig
auf der Hut vor diesen busgroßen Tieren mit eingebautem Vorfahrtsrecht, aber
dass sie sich mit Gesang ankündigen war uns neu. Sollte das vielleicht so eine
Art Hupen sein? Gespannt schauten wir in die Nacht. Da hörten wir auch schon
den ersten Blas, kurz gefolgt von einem zweiten und dann sahen wir den
mächtigen Rücken des Tieres in nur 50 Meter Entfernung im Mondlicht und schon
waren sie wieder weg. Bei aller Faszination für diese wunderbaren Tiere – ein bisschen
gruselig sind die aus der Nähe aber schon.
Morgen fahren wir zu den Abrolhos Inseln und damit
praktisch ins Schlafzimmer der Buckelwale. Ich hoffe wir sind dort willkommen
und bin sicher, dass in der Fotogalerie demnächst wieder tolle Tierbilder von Micha
auftauchen werden. Ein paar schicke Walbilder hat sie ja schon geschossen, aber
die Highlights erwarte ich in den nächsten Tagen. Wir sind auf jeden Fall schon
ganz aufgeregt.
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