Die letzten sechs Tage saßen wir im George Sound fest – das ist am Ende der Welt links und ein Stückchen den Fjord hoch. Das Wetter draußen war viel zu krass zum Weiterfahren. Erst ein Sturm von Süd, dann ein Sturm von Nord und wieder einer von Süd – zwischendurch hat es so stark geregnet, dass der Wasserfall neben unserem Ankerplatz die Lautstärke eines startenden Düsenjets annahm und wir schon befürchteten, dass der ganze Fjord voll Wasser läuft. Unsere Trinkwasservorräte an Bord haben sich innerhalb weniger Stunden mit Regenwasser gefüllt.
Trotz – oder vielleicht wegen - der Stürme haben wir viel erlebt. Im Schutz des Fjordes bekommt man vom krassen Wind draußen auf See nicht viel mit und trotz des Regens sind auch häufig Sonnenstunden dazwischen – manchmal sogar ganze Sonnentage. Wir haben jedenfalls jede Gelegenheit genutzt.
Wir sind den George-Fluss mit dem Dinghy hochgejetet und unsere 15 Pferdestärken waren gerade stark genug gegen die Strömung anzukommen. Wir sind die Felsen eines Nebenarms unseres Wasserfalls hochgeklettert (als der Regen schwächer wurde und die Wassermassen abnahmen). Dort oben haben wir einen großen See gefunden und im Gebüsch ein Kanu! Natürlich sind wir hinaus gepaddelt und durch ein paar verwunschene Nebenarme des Sees, obwohl das Schwimmdings schon bedenklich krass reparaturbedürftig war.
Der allerkrasseste Ausflug war allerdings gestern, als wir einen „Wanderpfad" der DOC (Department of Conservation) begingen, der von George Sound zum „Lake Te Anau" führt. Wir nahmen uns den Lake Katherine als Ziel und Umkehrpunkt, „nur" knappe zwei Kilometer Luftlinie vom Startpunkt. Das waren definitiv die krassesten paar Meter die ich je gelaufen bin. Gelaufen trifft es sowieso nicht. Die Tour fängt kaum an und schon muss man über eine Hängebrücke über einen reißenden Fluss. Die „Brücke" besteht eigentlich nur aus einem Drahtseil auf dem man balanciert und zwei weiteren Drahtseilen als Handläufe. In Europa müsste man vor dem Betreten dieses Dings einen Haftungsausschluss und ein Testament verfassen!
Dann ging es in ähnlichem Stil weiter über Stock und Stein, Flüsse, Wurzeln, Löcher, an Steilhängen entlang, rauf und runter, hinüber und herüber. Den sogenannten Weg erkennt man nur daran, dass hin- und wieder in rotes in den Baum genageltes Dreieck angibt, dass man sich noch nicht verlaufen hat. Gefühlt ist man mitten im gemässigeten Regenwald unterwegs, wo noch nie zuvor ein Mensch seinen Fuß gestetzt hat. Wir haben 9 Bäche und Wasserfälle überquert, sind sieben Bäche entlang gelaufen, 13 Schlammlöcher überwunden und natürlich die Hängebrücke. Auf dem Hinweg wollten wir schon zweimal umdrehen, weil wir sicher waren den See irgendwie verpasst zu haben. Insgesamt waren wir über fünf Stunden unterwegs, das ist ein Schneckentempo von unter einem Kilometer pro Stunde – auf ebener Strecke geht man normalerweise mit fünf Stundenkilometer.
Es war uns also gar nicht langweilig in unserem George Sound am Ende der Welt. Wir hatten viele Abenteuer und gelebt haben wir wie Götter in Frankreich. Michaela hat gelernt Fische zu fangen. Natürlich betreibt sie ihr neues Hobby mit großem Erfolg, zieht ein Monster nach dem anderen heraus und bereitet sie am Abend lecker zu – Blue Cod im Cocosmantel ist echt zu empfehlen! Nur vom Haken abnehmen und Filetieren muss ich die Viecher noch selbst. Lukulischer Highlight des George Sounds war allerdings ganz Fischfrei! Da gab es selbstgemachte, warme bayerische Brezn mit Butter und abends dann handgemachte Kässpatzn – krass lecker!
Heute hat der Sturm eine Pause eingelegt. Wir sind weiter gezogen und bereits im Thompson/Doubtfull-Sound angekommen, auf der Suche nach weiteren Abenteuern.
----------
radio email processed by SailMail
for information see: http://www.sailmail.com
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen