Inzwischen haben wir den George Sound und seine Sandfliegenhorden hinter uns gelassen. Wir sind sicher die Tageslichtvampire haben zum Abschied bitterlich geweint, denn leckere Menschen bekommen sie selten.
Die nächste Station war der Doubtfull Sound, der wie fast alles hier unten von Captain Cook benannt wurde. Er bezweifelte, dass er in den engen Gewässern des Fjords mit seinem Schiff manövrieren hätte können und fuhr deshalb vorbei. Da hat er was verpasst – auch weil es hier wegen steilerer Küsten wesentlich weniger Sandfliegen gibt.
Außerdem belohnen die abzweigenden Arme der zahlreichen engen Fjorde die Besucher, welche die langen Wege hinein und hinaus in Kauf genommen haben, mit majestätische Aussichten. Wir haben einige Seitenwege besucht und dann mehrere Tage am innersten Ende des Doubtfull Sounds in der Deep Cove unsere Zelte aufgeschlagen.
Wie der Name schon sagt, ist die Deep Cove tatsächlich sehr tief, so dass man nur in seiner hintersten Ecke ankern kann, direkt neben der Mündung eines Flusses und ganz dicht unter einer Steilwand, die knapp dreihundert Meter senkrecht aus dem Wasser ragt. Ein beeindruckender, aber nicht ganz ungefährlicher Ankerplatz.
Wegen des vielen Regens in Fjordland entsteht über die Jahre dichte Vegetation auch an senkrechten Steilwänden. Sogar Bäume schaffen es irgendwie ihre Wurzeln auf kleinen Vorsprüngen zu verankern und eng an die Wand geschmiegt zu gewaltiger Größe heran zu wachsen – bis schließlich die Felsen die tonnenschwere Last nicht mehr tragen können und – oft ausgelöst von den häufigen und heftigen Erdbeben dieser Region – der Schwerkraft nachgeben, auf dem Weg nach unten alles auf ihrem Weg mit sich reißen und in gewaltigen Geröll- und Vegetationslawinen niedergehen. Nicht gut, wenn man ausgerechnet dort ankert…
Eine weitere Schwierigkeit halten die riesigen Baumstämme speziell für den Segler bereit, besonders an Flussmündungen, wo sie in Massen angeschwemmt werden. Wenn es gelingt die Ankerkette darunter zu fädeln, dann hält zwar der Anker auch bei stärkstem Wind. Die Frage ist jedoch, ob man ihn jemals wieder zurück bekommt. Wir wurden von fallendem Geröll verschont, konnten die ankerverliebten versunkenen Bäume vermeiden und wurden für unseren Wagemut mit einem massiven Hochdruckgebiet und bestem Kaiserwetter belohnt.
Neben dem Milford ist der Doubtfull der einzige Fjord, der mit Fahrzeugen auf dem Landweg erreichbar ist – auch wenn man bei Zweiterem dazu über dreißig Kilomter See muss, bevor man in einen Bus steigt, der einen weitere zwanzig Kilometer auf einer Privatstraße durch die Berge zur Deep Cove transportiert. Dass die Gegend erschlossen ist, hatte für uns den Vorteil, dass es hier Wanderwege gibt – oder zumindest das, was der Kiwi Wanderweg nennt und wir eher als Regenwald-Hindernisparcours bezeichnen würden.
Also haben wir uns in zwei Tagen so richtig müde geklettert, wurden mit wunderschönen Eindrücken und Muskelkater belohnt. Außerdem haben wir Billy kennengelernt, den Manager der Stiftung, die in Deep Cove ein Schullandheim betreibt, welches den einheimischen Kinder schon in jungen Jahren die Liebe zum grandiosen neuseeländischen Naturschatz näher bringen soll.
Billy hat die Messlatte für die Gastfreundschaft der Neuseeländer wieder etwas höher gesetzt. Von ihm haben wir nicht nur schon bei der Ankunft eine Languste geschenkt bekommen, er hat uns außerdem in seiner Mittagspause zu einem Wasserfall geführt und dann am Abend zu einem feudalen Abendessen mit Schweinebraten, Kürbis, Kartoffeln, Soße und Salat eingeladen. Da er seit über vierzig Jahren den Süden des Landes als Fischer, Jäger und Naturliebhhaber unsicher macht, war er außerdem ein nahezu unerschöpflicher Quell an interessanten und hilfreichen Informationen. Vielen Dank Billy!
Gerne hätten wir in Deep Cove noch mehr Zeit verbracht, aber wir haben bis zu unserem Werftaufenthalt im April noch eine lange Strecke vor uns und auf dem Weg gibt es noch eine Menge Orte , die wir besuchen wollen. Also sind wir mal wieder weitergezogen, als es am Schönsten war und gestern Abend im Dusky Sound eingetroffen. Das wird unsere letzte Station in Fjordland werden. Hier verbringen wir die nächsten Tage, bis das Wetter uns die Fahrt nach Stewart Island ermöglicht und sind schon ganz gespannt, was wir entdecken werden.
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