Samstag, 15. Februar 2014

Zielgerade


Ja, Alita ist noch im Trockendock und wir arbeiten jeden Tag fleißig, dass sie möglichst bald wieder ins Wasser kommt – es wird echt Zeit. Viele der Projekte sind nun abgeschlossen.
Das Bugklo ist komplett neu verschlaucht und hat jetzt sowohl eine elektrische, als auch eine Handpumpe. In Zukunft sind fatale Verstopfungen so gut wie ausgeschlossen, weil man immer aufs andere System umschalten kann. Ich möchte nämlich nie wieder mitten auf dem Ozean eine Klopumpe auseinander nehmen müssen.
 

Die Ankerwinsch ist wieder eingebaut. Der Elektromotor war wohl, ähnlich wie der mechanische Teil, stark in Mitleidenschaft gezogen – ist aber nach einer Komplettüberholung von den „Snow Brother Rewinds“ wieder wie neu. Die nächsten fünf Jahre sollte sie wieder reibungslos funktionieren.

Auch die Wassermacherpumpe schnurrt wieder wie am ersten Tag. Nur am Wassermacher selbst werde ich noch etwas basteln, denn der ist nicht wirklich gut eingebaut und nimmt viel Platz weg. Da kann man noch verbessern.
Auch mein Tauchkompressor musste ein paar Verbesserungen über sich ergehen lassen. In Zukunft wird er nicht mehr mit Benzin an Deck laufen, sondern elektrisch und unter Deck. Motor raus!
 
 
Der neue Platz, den ich für den Kompressor vorgesehen habe, ist etwas knapp bemessen und so musste jeder überflüssige Millimeter ab.
 
Und hier sieht man ihn nun, in seinem neuen schönen Zuhause, direkt unter der komplettüberholten Ankerwinsch!
 
 
Der Stauraum unter der Einzelkoje macht auch Fortschritte. Hier sieht man schon den neuen Schubladenkasten – die Türen für den großen Stauraum dahinter sind auch schon so gut wie fertig.


Außerdem sind die Lackarbeiten an Deck bald abgeschlossen. Ich muss morgen und übermorgen noch jeweils eine Schicht Topcoat auf die Stellen an Deck streichen, die ich wegen Korrosion behandelt hatte, dann ist alles bereit, dass die schicke Sprayhood an Deck kommt – die ist ebenfalls schon fast fertig gestrichen. Da muss eigentlich nur noch der Anti-Rutsch-Belag drauf.
Ein letztes Großprojekt ist noch der Kühlschrankbereich. Der alte Kühlschrank war aus verschiedensten Gründen eine Qual. Im Prinzip war es eine riesige Box, die nur durch zwei Klappen oben zugänglich war. Wenn man aus den tieferen Bereichen etwas hervorholen wollte, musste man mit dem Oberkörper zwischen Kühlschrank und Treppe abtauchen, um dann mit beiden Armen in ein kleines Loch zu greifen, dort diverse Körbe umschichten und eventuell im untersten Korb - in absoluter Dunkelheit - das Richtige greifen, ohne dass einem währenddessen der Deckel des Kühlschranks schmerzhaft auf den Hinterkopf schlägt.

Allein das wäre schon ein Grund das Ding umzukonstruieren. Dazu kommt aber, dass der Kühlschrank alle paar Tage abgetaut hat. Das bedeutet jede Woche einmal alles aus dem Kühlschrank ausräumen, um umständlich aus den Untiefen der Box zwei drei Liter Wasser mit dem Schwamm auszuwischen, bevor es zu stinken beginnt. Macht das mal auf See, ohne dass der Inhalt des Kühlschranks sich gleichmäßig im ganzen Boot verteilt!
Ein Dritter und noch triftiger Grund war, dass die Dämmung des alten Kühlschranks lediglich aus Schaumplatten bestand, ohne die üblichen Silberfolien. Das führte dazu, dass sich an der Außenhaut ständig Schwitzwasser bildete, was natürlich vom Holz der Küchenmöbel aufgesogen wurde und mir langsam aber sicher alles zerstört hätte.

Klare Konsequenz: Kühlschrank raus! Und nach mehreren Stunden mit der Vibrationssäge und der Flex sah es dann so aus.
 
Man sieht deutlich, wo sich das Schwitzwasser angesammelt hat. Und dann lief es die Fußleiste der gesamten Küchenzeile entlang, die ich ebenfalls entfernen musste, weil sie völlig durch gemodert war. Versucht mal eine Fußleiste heraus zu sägen, ohne die Küchenschränke darüber zu bewegen, weil die mit dem Schiff verklebt sind… es geht!
 
Eigentlich wollten wir den neuen Kühlschrank ja selbst bauen, aber nun wird uns die Zeit einfach zu knapp. Die fertigen Geräte von Isotherm sind relativ günstig und vor Allem sehr komfortabel. Das Ding hat sogar ein Licht, wenn man die Tür öffnet - Luxus pur!
 
Ja, und dann war da noch die Propellerwelle. Die Neuseeländer haben wirklich lange und verzweifelt nach Ersatz für meine alte, von Lochfrass angegriffene Welle gesucht. Es war scheinbar nicht möglich außerhalb von Europa eine 35mm Welle zu finden. Was bei uns das Standardmaß ist, war weder in Ozeanien noch in Asien oder Amerika zu bekommen.  Also haben wir in nun in England die teuerste Welle der Welt bestellt, weil die Frachtkosten ungefähr doppelt so teuer sind, wie das Teil selbst.
Immerhin besteht die Hoffnung, dass es nächste Woche eintrifft und damit endlich wieder alle Unterwasserlöcher geschlossen sind. In zwei Wochen könnte es soweit sein, dass Alita wieder schwimmt. Drückt mir die Daumen!

Donnerstag, 6. Februar 2014

Kleinkram und großer Mist

Ist schon wieder eine Woche rum und obwohl wir sehr fleißig waren, ist nicht wirklich was vorzuzeigen. Deswegen heute mal keine Fotos.

Rod hat letzte Woche die groben Schleif-Arbeiten an der Sprayhood und dem Sonnendach beendet und dann eine Schicht "Spraybog" (das ist eine sehr dicke Farbe mit viel Füllmaterial) aufgebracht. Das war gleichzeitig der Anfang der leichten Schleifarbeiten...

Das Zeug hat er nämlich größtenteils wieder runter geschliffen. Dieser langwierige Prozess von Auftragen und Abschleifen dient dazu, alle Unebenheiten der Oberfläche zu beseitigen.

Heute hat er dann endlich die erste Schicht "High Built" Lack drauf gesprüht. Das ist ein sehr stabiler, dicker Lack, der auch drauf bleibt! Letztlich werden es zwei bis drei Schichten "High Built" werden, die allen weiteren Lackschichten Untergrund und Festigkeit geben werden.

Weil jetzt alles blütenweiß glänzt, sieht man auch die kleinsten Unebenheiten in der Oberfläche. Das wird der Großteil der Arbeit in der nächsten Woche. Die kleinen Fehler werden mit Füllspachtel zugekleistert und wieder abgeschliffen, bis alles glatt ist wie ein Babypopo. Dann kommt die nächste Schicht High Built drauf und wenn man irgendwann keine Fehler mehr entdeckt, kommt ein Versiegelungsgrund drauf und dann zwei weitere Lagen Topcoatlack... und dann ist die Konstruktion soweit, dass sie aufs Boot kommt - Hurra! Dann müssen nur noch Fenster und Luken rein, die Stützen für die Dachkonstruktion geschweißt werden....

Ich mache gerade etwas ganz ähnliches an Deck von Alita. Sie hat einige Stellen, wo das Aluminium unter dem Lack korrodiert. Das liegt meistens an irgendwelchen Edelstahlschrauben in der Nähe. Die beiden Metalle vertragen sich gar nicht und trotz diverser Schutzmittelchen dazwischen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Aluminium den Kürzeren zieht - und dann muss man ran!

Alle betroffenen Stellen werden bis aufs blanke Aluminium abgeschliffen und innerhalb von 4 Stunden grundiert. Die Grundierung ist ein recht dicker Epoxylack, der gut auf dem Aluminium haftet. Darauf kommt dann eine Epoxyspachtelmasse, mit der man das entstandene Loch wieder auffüllt. Nun wird geschliffen, bis keine Unebenheiten mehr zu spüren ist. Im Idealfall schafft man das beim ersten Versuch. Wenn nicht, dann muss man erneut grundieren und dann wieder spachteln, denn der Spachtel hält nicht gut auf dem Spachtel....

Hat man schließlich eine glatte Oberfläche, dann kommt genauso wie bei der Sprayhood ein Versiegelungslack und ein paar Schichten Oberflächenlack drauf - und wenn man viel Glück hat, darf man zwischen dem Oberflächenlackschichten noch gleichmäßig Antirutschgranulat verteilen.

Das Ganze ist ungefähr genauso spannend, wie es sich liest - also gar nicht. Man ist den ganzen Tag mit Pinseln, Spachteln und vor allem endlosen Schleifen beschäftigt und die Stunden und Tage verfliegen nur so.

Immer wenn ich darauf warte, dass Farbe trocknet oder das Wetter mir eine Zwangspause auferlegt, dann verlege ich neue Toilettenschläuche. Die alten Schläuche hatten nach zehn Jahren etwas viel "Plaque" angesetzt und ständig mit Verstopfung gedroht. Natürlich reinige ich gleichzeitig auch die Pumpen und Y-Ventile... und dann freue ich mich sogar darauf, wieder Spachtelmasse schleifen zu dürfen.

An der Ersatzteilfront gibt es noch nicht viel Neues. Auch nach zwei Wochen ist es den Neuseeländern noch nicht gelungen einen Lieferanten für eine 35mm Welle aufzutreiben. Es bleibt spannend. Wahrscheinlich wird die Sprayhood fertig, bevor die Schiffsschraube wieder da hängt, wo sie hängen sollte.

Wenigstens schmeckt das selbstgebraute Feierabendbier! Gestern habe ich schon Nachschub für die nächste Produktionsphase gekauft - diesmal wird es ein Pils werden!