Nachdem wir Anfang letzter Woche die Ankerbucht von Itaparica
verlassen hatten, sind wir hinter der Insel durch den Fluss zur Südspitze gefahren
um dort meinen brasilianischen Bekannten Jayme zu besuchen. Dieser schrieb mir per
Email, dass die offizielle Höhe der Autobrücke, die sich dort über den Flusslauf spannt, nicht stimmt. Sie sei bei Niedrigwasser nicht 19 Meter, wie
im Revierführer beschrieben, sondern deutlich über 21 Meter hoch. Ich habe
diesen Angaben vertraut, weil mein Bekannter seit 30 Jahren Einhandsegler ist
und etwa eine Meile entfernt von der Brücke wohnt, wenn er nicht segelt.
Alita ist laut offiziellen Werksangaben 18,5 Meter, mit
Antenne 19 Meter hoch und der Tidenhub beträgt 2,2 Meter. Nach Adam Riese eigentlich
kein Problem. Trotzdem wollte ich etwas Reserve einbauen und kurz nach Niedrigwasserstand die Brücke hinter
mir lassen. Letztlich waren wir eine halbe Stunde verspätet, hätten rechnerisch
aber immer noch deutlich über eineinhalb Meter Freiraum haben sollen.
Eigentlich… letztlich war es so knapp, dass unsere Funkantenne am Beton der
Brücke gekratzt hat. Zum Glück ist diese flexibel und hat das Abenteuer
unbeschadet überstanden.
Später hat mein Freund seine Höhenangaben revidiert und eigentlich wollte er mir ja noch sagen,
dass ich nur bei absolutem Niedrigwasser unter der Brücke durchfahren soll…
aber irgendwie hat er das vergessen und dank der brasilianischen Duselgöttern ist
ja alles gut gegangen. Wir waren gut am
Südende der Insel Itaparica angekommen.
Dort sind wir zwei Nächte geblieben, haben die Dörfchen Cacha
Prego, Catu und das berühmte Jaguaribe besucht, eine der ersten christlichen Siedlungen
in Brasilien. Allerdings ist diese im Laufe der letzten dreihundert Jahre so schwer
in Vergessenheit geraten, so dass heute nicht einmal Wikipedia etwas darüber
weiß.
Außerdem haben wir das paradiesische Häuschen meines
brasilianischen Segelfreundes besucht und gemeinsam an Bord Abend gegessen,
weil es dort nirgendwo ein Restaurant gibt – zumindest nicht unter der Woche
und schon gar nicht im Winter, denn dann ist nicht Saison.
Unter der Führung von Jayme haben wir dann die gefährlichen,
wandernden Sandbänke des Itaparicakanals umschifft (diesmal ohne Zwischenfall) und
sind nach Morro Sao Paulo gesegelt. Das liegt an der Nordspitze der nächsten
Insel südlich, namens Tinhare und ist ein autofreier Touristenort, mit vielen
Posadas, noch mehr Sandstrand und brasilianischer Lebensqualität. Dort ist zwar
auch Nebensaison, aber man wenn man von Jaguaripe kommt, dann merkt man das nicht.
Auch dort waren wir ein paar Tage und haben unter Horst
besucht, einen Bekannten von Michas brasilianischen Nachbarn, der dort die
Pousada Natureza und einen kleinen Segelklub mit sportlichen Katamaranen
betreibt. Natürlich waren wir mit einem
der Tornados in der Bucht unterwegs und hatten trotz schwachem Wind sehr viel
Spaß damit!
Nach einem kurzen Abstecher zu dem Fischerdörfchen Garapua,
wo wir eine etwas schauckelige Nacht verbracht haben, ging es dann wieder
zurück nach Itaparica und Salvador, wo uns Sven verlassen musste. Der Arme war
ganz traurig, dass sein Urlaub schon zu Ende ist. Hoffentlich kann er sich auf
der spätsommerlichen Wies`n darüber hinweg trösten!
Alita ist schon geputzt und bereit für den nächsten Gast.
Micha ist sich gerade noch einmal austoben gegangen - in dem Tanzstudio, das
sie hier ausfindig gemacht hat – was mir Zeit gibt diesen Blogbeitrag zu
schreiben. Morgen fahren wir ein letztes Mal nach Itaparica, bevor wir dann
Montag Frank abholen.
Wenn wir dann Anfang nächster Woche Salvador verlassen, dann
ist es wie immer genau zu dem Zeitpunkt, wo wir beginnen uns ein wenig besser auszukennen. Wie schon vor
drei Jahren, hat mir die Stadt und das Segelgebiet im größeren Umfeld sehr gut
gefallen. Es gibt hier viele ruhige und schöne Ecken mit einsamen Stränden aus
feinstem, weißen Sand. Ein winziger
Schönheitsfehler ist das Meer, das hier fast überall trübe ist, da die Wellen
in den flachen Küstengewässern den Sand und die Strömung in dem Flussdeltas den
Schlamm aufwirbeln.
Von der großen Gefahr in der wir hier angeblich ständig
schweben, haben wir nichts mitbekommen. Wir sind weder bedroht noch belästigt worden. Ganz
im Gegenteil. Wir treffen überall auf fröhliche, nette und sehr hilfsbereite
Menschen. Hoffentlich bleibt es so.