Mittwoch, 6. Februar 2013

Der große Süden

So nennt der Chilene den südlichen Teil seines Landes, geprägt von tausenden, grünen Inseln, verbunden durch zahllose einsame Kanäle, gekrönt von majestätischen Bergen und atemberaubenden Gletschern. Eine faszinierend, rauhe Landschaft, die ihrem legendären Reiz mehr als gerecht wird - zumindest dann, wenn die Sonne scheint.
Wir sind nun seit über einer Woche im chilenischen Feuerland unterwegs und haben uns von Puerto Williams, der südlichsten Ansiedlung der Welt (die antarktischen Forschungsstationen nicht eingerechnet), bis in die Caleta Cluedo vorgearbeitet, die mitten im Inselwirrwarr liegt, etwa 150 Kilometer südsüdwestlich von Punta Arenas.
Auf dem Weg haben wir tausende Pinguine und Seevögel gesehen, dutzende von Seelöwen, die hier wie Delfine springend durchs Wasser toben, außerdem einen kleinen Wal und sogar einen großen Condor, der über einer Bergspitze kreiste. Was wir nicht viel gesehen haben, sind Menschen. Über große Strecken bekommt man noch nicht einmal eine klare UKW-Funkverbindung mit den wenigen chilenischen Küstenwachstationen, die hier fernab der Zivilisation nach dem Rechten sehen.
Einmal durften wir mit Alita zwischen treibenden Eisstücken fahren, die in der Nacht davor in einem Sturm vom Gletscher abgebrochen waren. Ein echter Highlight. Natürlich haben wir ein kleines Stück Eis geborgen und aufgetaut. Am Abend gab es dann Tortellini a la Glaciar - in tausend Jahre altem Gletscherwasser gekocht. Lecker!
Alles in Allem gefällt uns die Gegend wirklich gut. Die Kälte ist nicht so schlimm, wie wir das erwartet hatten. Entsprechend gut eingepackt, kann man es draußen den ganzen Tag gut aushalten - und abends in der Bucht wärmt sowieso die vielgeliebte Heizung. Auch der berüchtigte Wind, der hier alle paar Tage sein Unwesen treibt, ist kein großes Problem - entsprechende Planung vorausgesetzt. Dank Sailmail, sind wir auch am Ende der Welt über Grenzwellenfunk und ein Pactormodem bestens mit aktuellen Wetterinfos versorgt. Also ist es kein großes Problem immer dann in einer gut geschützten Bucht zu liegen, wenn es mal wieder pfeift.
Das einzige Problem mit der Gegend ist der häufige Regen. Egal ob Hochdruckgebiet oder Sturmtief, westlich der langen, hohen Bergkette der Anden und Cordilieren, wirft die feuchte pazifische Luft unablässig ihre nasse Last ab - auf gut deutsch gesagt: Es pisst fast andauernd. Und das ist dann auch der Grund, warum diese Gegend, trotz seiner atemberaubenden Schönheit wahrscheinlich nicht unser Lieblingsrevier wird. Was uns aber keinesfalls davon abhalten würde hier noch einmal durchzufahren - nur diesmal mit dem vorherrschenden Winden in die andere Richtung, so dass wir unseren Motor weniger strapazieren müssen.

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