Vor kurzem habe ich eine Untersuchung gelesen, die aufgrund wissenschaftlicher Daten behauptet, dass Facebook und soziale Netzwerke im Internet die Menschheit unglücklich und aggressiv macht. Vielleicht ist das ein Grund, warum ich so entspannt und glücklich bin – ich bin nicht bei Facebook!
Die Begründung der Wissenschaftler zu dem nicht ganz überraschenden Ergebnis ihrer Studie war, dass Benutzer der Internetnetzwerke ihr „zweites Leben“ im Internet deutlich positiver darstellen, als es in der harten Wirklichkeit ist. Da man aber an die virtuellen Freunde nicht nah genug heran kommt, um an ihrem Oberflächenlack zu kratzen und hinter die Kulisse zu blicken, ist man in der internationalen Scheinwelt von glücklichen, erfolgreichen und hübschen Freunden umgeben, bei denen im Vergleich das eigene echte Leben nicht mithalten kann.
Also was macht man? Ganz klar! Man beginnt ebenfalls zu Lügen und stellt sich und sein Leben im Internet viel besser dar, als es in Wahrheit ist. Warum? Weil man damit immer mehr virtuelle, falsche Freunde anlockt, die mit ihren Lügen dafür sorgen, dass ich mich noch schlechter fühle. Die Menschen sind komisch!
Die Krönung des Ganzen war eine Pressemitteilung letzte Woche. Eine junge Holländerin hat ihren „Freunden“ bei Facebook vorgespielt, dass eine mehrmonatige, wunderbare Reise durch Asien macht. Die Fotos, die das dokumentieren sollten, hat sie im Internet geklaut und sich teilweise hinein retuschiert. Ich bin ganz sicher, dass sie nicht die Erste, die so etwas macht. Sie ist nur die Erste, die damit so medienwirksam auffliegt - offenbar wird aus ihr keine gute Fälscherin.
Das arme Mädchen kann einem Leid tun. Wie verzweifelt muss man sein, wenn man seiner Umwelt eine lange Reise vorspielen muss, nur um dann von der internationalen Presse an den Haaren an die Öffentlichkeit gezerrt zu werden! Ich hoffe sie hat ein paar echte Freunde, oder alternativ einen guten Psychiater. Vielleicht ist sie aber auch geschickt und schlägt Kapital daraus. Es gibt einen großen Markt, auf dem man seine Peinlichkeiten vermarkten kann, um wie Naddl, Katzenberger und Konsorten die Gipfel des Trashfernsehens zu erklimmen.
Auf jeden Fall hat mich das Ganze zum Nachdenken gebracht. Wenn das alles wirklich so schlimm ist, wie die Wissenschaftler sagen, dann tragen wir auf Alita mit unserem Blog dazu bei, dass ihr daheim unglücklicher werdet! Das wollen wir nicht!
Wir lügen zwar keine Segelreisen vor, die wir nicht gemacht haben, aber wir lassen die langweiligen Teile immer und nervigen Teile häufig aus. Wir fotografieren auch nicht die hässlichen Orte und stellen die Bilder ins Netz. Mit unserer Auswahl von Geschichten und Fotos inszenieren wir also letztlich unser Leben schöner, als es wirklich ist. Das soll nicht heißen, dass wir hier draußen nicht total glücklich sind und alles echt phat großartig ist… Nein, Spaß beiseite: Natürlich ist nicht alles immer ganz so toll, wie es eventuell rüberkommt!
Damit ihr Euch also in Zukunft nicht ganz so schlecht fühlt, wenn ihr meine Beiträge lest, werde ich ab jetzt versuchen auch die schlechten Seiten einzubringen und ich werde Micha bitten, auch ein paar hässliche Orte zu fotografieren. Also fangen wir gleich an!
Wir haben Scheiß Wetter! Es ist nicht nur stark bewölkt und hat sogar ein wenig geregnet - aber leider bei Weitem nicht genug, dass es den Tonganern bei Ihrem Dürreproblem Linderung verschafft hätte. Wir haben Wind aus der falschen Richtung, der meinen Ankerplatz mit kurzen Wellen extrem ungemütlich macht. Außerdem ist ein Schwung kühler Luft angekommen, der dafür sorgt, dass sich die gesamte Luftfeuchtigkeit in eine Art Nebel verwandelt. Nun kann man keine hundert Meter weit sehen und die Feuchtigkeit setzt sich überall ab. Sogar im Inneren des Schiffes ist es inzwischen klamm und die Bettwäsche, die ich erst gestern gewechselt habe, fühlt sich an wie ein Waschlappen. Es erübrigt sich zu sagen, dass ich extrem schlecht geschlafen und geträumt habe!
Zu allem Übel quält mich tagsüber der örtliche Funktelefonbetreiber mit bis zu zwanzig Werbe SMSen täglich, die ich nicht abschalten kann. Hin und wieder sind sogar schlechte Witze drunter. Dieser hier kam gestern:
Facebook ist wie Gefängnis. Man verschwendet Zeit, spricht mit einer Wand und wird von wildfremden Menschen belästigt.
Montag, 29. September 2014
Donnerstag, 18. September 2014
Das unerwünschte Christkind
„El Nino“ - das Kind - ist wieder im Anmarsch. Rein wissenschaftlich gesehen, ist "El Nino" ein periodisch wiederkehrendes, natürliches Phänomen in dem sich warmes Wasser aus dem südwestlichen Pazifik nach Osten verschiebt und an der südamerikanischen Küste Meeresbereiche erwärmt, die normalerweise Kaltwasser führen. In Ecuador führt das regelmäßig zur Weihnachtszeit dazu, dass die Fischschwärme plötzlich aus den Gewässern abwandern und die Fischer monatelang mit leeren Händen nach Hause kommen. Sie beobachteten diesen Effekt zuerst und gaben ihm den Namen.
Aber das ist nicht das einzige Problem, welches dieses unerwünschte Christkind mit sich bringt. Es verursacht im ganzen Pazifikraum extreme Wetterkapriolen. Während an manchen Stellen so viel Regen niedergeht, dass es zu katastrophalen Erdrutschen, Überschwemmungen, Epidemien und letztlich Hungersnöten führt, sorgt es an anderen Stellen für Trockenheit, Wasserknappheit und damit zu Ernteausfällen und ebenfalls zu Hungersnöten.
Dazu kommt, dass in „El Nino“ Jahren die Anzahl der tropischen Wirbelstürme deutlich erhöht ist und auch ihre Zerstörungskraft zunimmt. Es werden Bereiche betroffen, die normalerweise von Wirbelstürmen verschont bleiben, wie z.B. die östlichen Inseln von Französisch Polynesien. Außerdem führt "El Nino" zu massenhaftem Korallensterben, der sogenannten Korallenbleiche; überall dort, wo das Wasser zu warm für die empfindlichen Lebewesen wird.
Ende des letzten Jahrtausends, als man wegen einer besonders starken Episode von El Nino begann den Ursprüngen und Auswirkungen dieses Phänomens auf den Grund zu gehen, wusste man noch sehr wenig darüber. Auch heute ist man nicht viel schlauer. „El Nino“ ist wohl kein Produkt der menschlichen Umweltverschmutzung, sondern ein zyklischer und natürlicher Prozess, der dem Temperaturausgleich dieses riesigen Ozeans dient. Die Häufigkeit und Stärke des unerwünschten Christkindes ist aber sehr wohl von der globalen Erwärmung beeinflusst.
Zumindest gibt es inzwischen ein Vorhersagesystem, damit die Bevölkerung in den betroffenen Regionen sich schon ein paar Monate im voraus darüber klar sein kann, dass sie wieder mal tief in der Scheiße stecken. Die Wissenschaftler und ihre Computermodelle schlugen zu Beginn des Jahres Großalarm. Ende des Jahres sollte uns ein extremer "El Nino" heimsuchen, weil in den letzten Jahren sehr viel Wärme und damit überschüssige Energie in den Tiefen des Pazifiks gespeichert wurde, die nun nach einer Entladung sucht.
Inzwischen gibt es teilweise Entwarnung, denn viele der Alarmwerte scheinen sich beruhigt zu haben. Der offizielle Bericht sagt derzeit, mit einer Wahrscheinlichkeit von Zweidrittel voraus, dass uns ein mittelmäßig starkes El Ninjo Jahr bevorsteht.
Hier in Tonga führt das Phänomen normalerweise zu Trockenheit und kalten Wintern und das ist bereits deutlich der Fall. Mit teilweise bis zu 14 Grad niedrigen Nachttemperaturen im zurückliegenden Winter, hatten die Menschen für hiesiges Empfinden nahezu sibirische Verhältnisse. Viel Schlimmer ist, dass es seit Monaten in großen Teilen des Landes nicht mehr richtig geregnet hat. Wir befinden uns derzeit zwar in der örtlichen Trockenzeit, aber so trocken war es schon lange nicht mehr.
Landesweit wird die Bevölkerung bereits dringend dazu aufgerufen, Wasser zu sparen. In den Niuas, in Haapais und in Teilen von Tongatapu herrscht bereits akuter Notstand. Einige Urlaubsresorts haben geschlossen, weil die Gäste nicht mehr duschen können. Das mag sich lächerlich anhören, aber für die Menschen hier, deren Wirtschaft zu einem sehr großen Teil von den Touristen in den zwei Monaten der Walsaison abhängig sind, ist das eine kleine Katastrophe.
Die großen Katastrophen jedoch, massive Ernteausfälle und schwere Wirbelstürme diesen Sommer, die drohen noch. Auch im Paradies machen sich die Menschen Sorgen!
Aber das ist nicht das einzige Problem, welches dieses unerwünschte Christkind mit sich bringt. Es verursacht im ganzen Pazifikraum extreme Wetterkapriolen. Während an manchen Stellen so viel Regen niedergeht, dass es zu katastrophalen Erdrutschen, Überschwemmungen, Epidemien und letztlich Hungersnöten führt, sorgt es an anderen Stellen für Trockenheit, Wasserknappheit und damit zu Ernteausfällen und ebenfalls zu Hungersnöten.
Dazu kommt, dass in „El Nino“ Jahren die Anzahl der tropischen Wirbelstürme deutlich erhöht ist und auch ihre Zerstörungskraft zunimmt. Es werden Bereiche betroffen, die normalerweise von Wirbelstürmen verschont bleiben, wie z.B. die östlichen Inseln von Französisch Polynesien. Außerdem führt "El Nino" zu massenhaftem Korallensterben, der sogenannten Korallenbleiche; überall dort, wo das Wasser zu warm für die empfindlichen Lebewesen wird.
Ende des letzten Jahrtausends, als man wegen einer besonders starken Episode von El Nino begann den Ursprüngen und Auswirkungen dieses Phänomens auf den Grund zu gehen, wusste man noch sehr wenig darüber. Auch heute ist man nicht viel schlauer. „El Nino“ ist wohl kein Produkt der menschlichen Umweltverschmutzung, sondern ein zyklischer und natürlicher Prozess, der dem Temperaturausgleich dieses riesigen Ozeans dient. Die Häufigkeit und Stärke des unerwünschten Christkindes ist aber sehr wohl von der globalen Erwärmung beeinflusst.
Zumindest gibt es inzwischen ein Vorhersagesystem, damit die Bevölkerung in den betroffenen Regionen sich schon ein paar Monate im voraus darüber klar sein kann, dass sie wieder mal tief in der Scheiße stecken. Die Wissenschaftler und ihre Computermodelle schlugen zu Beginn des Jahres Großalarm. Ende des Jahres sollte uns ein extremer "El Nino" heimsuchen, weil in den letzten Jahren sehr viel Wärme und damit überschüssige Energie in den Tiefen des Pazifiks gespeichert wurde, die nun nach einer Entladung sucht.
Inzwischen gibt es teilweise Entwarnung, denn viele der Alarmwerte scheinen sich beruhigt zu haben. Der offizielle Bericht sagt derzeit, mit einer Wahrscheinlichkeit von Zweidrittel voraus, dass uns ein mittelmäßig starkes El Ninjo Jahr bevorsteht.
Hier in Tonga führt das Phänomen normalerweise zu Trockenheit und kalten Wintern und das ist bereits deutlich der Fall. Mit teilweise bis zu 14 Grad niedrigen Nachttemperaturen im zurückliegenden Winter, hatten die Menschen für hiesiges Empfinden nahezu sibirische Verhältnisse. Viel Schlimmer ist, dass es seit Monaten in großen Teilen des Landes nicht mehr richtig geregnet hat. Wir befinden uns derzeit zwar in der örtlichen Trockenzeit, aber so trocken war es schon lange nicht mehr.
Landesweit wird die Bevölkerung bereits dringend dazu aufgerufen, Wasser zu sparen. In den Niuas, in Haapais und in Teilen von Tongatapu herrscht bereits akuter Notstand. Einige Urlaubsresorts haben geschlossen, weil die Gäste nicht mehr duschen können. Das mag sich lächerlich anhören, aber für die Menschen hier, deren Wirtschaft zu einem sehr großen Teil von den Touristen in den zwei Monaten der Walsaison abhängig sind, ist das eine kleine Katastrophe.
Die großen Katastrophen jedoch, massive Ernteausfälle und schwere Wirbelstürme diesen Sommer, die drohen noch. Auch im Paradies machen sich die Menschen Sorgen!
Sonntag, 14. September 2014
Kalender 2015 sind da!
Michaela hat ihre berühmten Fotokalender für das kommende Jahr schon fertig!
Eine Vorschau der einzelnen Kalender gibt es in der Fotogalerie. Klickt einfach auf die Links neben den Bildern. Viel Spaß!
Eine Vorschau der einzelnen Kalender gibt es in der Fotogalerie. Klickt einfach auf die Links neben den Bildern. Viel Spaß!
Freitag, 5. September 2014
Sehtest für Buckelwale
In den letzten paar Tagen war das Wetter perfekt für eine entspannte Segelreise in den Süden von Tonga. 4 Tage lang nur Sonnenschein und zwischen 10 und 15 Knoten Wind von querab - das sind traumhafte Bedingungen, die man nicht ungenutzt verstreichen lassen kann. Alita und ich wollten von Neiafu im Norden bis ganz unten nach Tongatapu in vier Tageslichtdistanzen - also mit drei lauschigen Nächten vor Anker.
Das Ganze hätte so schön relaxed sein können, wären da nicht die Buckelwale, die hier gerade die Macht übernommen haben. Man kann keine Minute entspannt segeln, ohne dass irgendwo ein brunftiges Männchen seine zig Tonnen Lebendgewicht aus dem Wasser katapultiert - Guck mal wie schön ich fliegen kann! - bevor er mit einem gewaltigen Platscher wieder ins Wasser donnert. Diese Arschbomben sind echt vom anderen Stern! Man kann die Fontäne über Meilen sehen. Oft halten die liebestollen Männchen das Boot für eine potentielle Walfreundin und kommen bedenklich Nahe, um die Lage abzuchecken, so dass man ständig Ausschau halten muss, ob sich nicht einer in den Weg wirft. Also wirklich liebe Walmänner! Alita ist ein hübsches Mädchen, aber so leicht ist sie nicht zu haben. Und man muss wirklich nicht so nah ran schwimmen, um seinen Fehler zu bemerken... ich sag nur Fielmann!
In der ersten Nacht vor Anker wurde ich dann tatsächlich nach Mitternacht unsanft geweckt, weil ein besonders gestörter Walmann mit dem Vorspiel begonnen hatte. Nur wenige Meter von Alita entfernt, schlug er unentwegt mit seiner langen Brustflosse aufs Wasser und atmete laut. Dass der Typ bei den Damen nicht so erfolgreich war und sich bei Dunkelheit an Segelboote ran schleichen muss, das wundert mich allerdings nicht. Der sollte mal seinen eigenen Atem riechen! Mit etwas Seetang regelmäßig in den Zahnzwischenräumen putzen, dann klappt's vielleicht auch mit den Artgenossinnen! Ich war jedenfalls echt besorgt, dass der richtig zur Sache geht. Da gerade kein Kondom in Walgröße bereit lag und bevor er mir noch was kaputt macht, beschloss ich ihn mit der Taschenlampe auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. Bei Licht betrachtet wirkte Alita wohl nicht mehr so sexy, also hat er sich verzogen.
Ich kann den Frust der Männchen schon verstehen, weil so ziemlich alle weiblichen Wale mit Nachwuchs beschäftigt sind und sich nicht die Bohne für die Männchen und ihre Kapriolen interessieren. Die Mütter liegen die meiste Zeit bewegungslos im Wasser, damit ihr Kinder in Ruhe Walmilch säugen können und das ist das nächste Problem beim Segeln. Ganz anders als die Männchen, machen die Weibchen nämlich überhaupt keinen Rabatz und sind nur ganz schwer zu sehen: Schwarzer Wal treibt in dunkelblauem Wasser. Wenn da die Sonne etwas dumm steht und die Wellenkämme überall Walbuckel machen, kann man selbst so eine vollschlanke Dame leicht mal übersehen.
Also kontrolliert man voraus ständig nach Blas - das ist die Wasserdampfwolke, die mehrere Meter aus dem Wasser schießt, wenn ein Wal ausatmet. Die kleinen Wale können oder wollen die Luft noch nicht so lange anhalten, deswegen atmen sie auch immer wieder zwischendurch, während sie Walmilch trinken. So kann man sie rechtzeitig sehen und ausweichen - normalerweise. Aber manchmal sieht man sie erst recht spät und oft sind Walmutter und Kind so beschäftigt, dass auch sie das Segelboot nicht kommen hören. Einmal konnte ich erst recht spät reagieren und bin trotz Ausweichmanöver relativ nah (in dreißig Meter Entfernung) vorbeigesegelt. Das Kleine ist wohl erschrocken und statt weg von Alita zu schwimmen, kam es direkt auf uns zu - und was noch viel schlimmer war: die Mutter hinterher! Da hilft alles Ausweichen nicht, wenn die Biester Gas geben, dann sind sie innerhalb von wenigen Sekunden viel schneller als ein Segelboot. Der Tiefenmesser zeigte zwei Meter und achtzig an, also schwamm Mama-Wal zirka dreißig Zentimeter unter meinem ausgefahrenen Schwert durch - zum Glück gab es keine Berührung.
Dafür gab es vor Anker in der nächsten Nacht einen kleinen Rumms, als ich gerade schlafen gehen wollte. So als ob eine große Welle das Boot bewegt und die Ankerkette lautstark ruckt. Aber wir lagen ganz ruhig, keine Wellen und auch kaum Wind. Irgend so ein Blindfisch von Wal muss also gedankenverloren in die Ankerkette geschwommen sein. Als ich an Deck nach dem Rechten sah, hatte der Rabauke schon Fersengeld gegeben.
Für eine entspannte Fahrt bei wunderbaren Wetter, war es also ein klein wenig aufregend - aber Alita ist heil in Nuku Alofa angekommen und ich hab nur ein paar Nerven gelassen. Es war trotzdem eine wunderschöne Fahrt, die ich jederzeit wieder machen würde. Es freut mich, dass die Wale hier so zahlreich versammelt sind und es ist eindrucksvoll, wie sie ihren Urlaub hier verbringen. In der Antarktis beginnt wieder der Ernst des Lebens für sie - besonders jetzt, wo die Japaner wieder 'forschen' wollen.
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Das Ganze hätte so schön relaxed sein können, wären da nicht die Buckelwale, die hier gerade die Macht übernommen haben. Man kann keine Minute entspannt segeln, ohne dass irgendwo ein brunftiges Männchen seine zig Tonnen Lebendgewicht aus dem Wasser katapultiert - Guck mal wie schön ich fliegen kann! - bevor er mit einem gewaltigen Platscher wieder ins Wasser donnert. Diese Arschbomben sind echt vom anderen Stern! Man kann die Fontäne über Meilen sehen. Oft halten die liebestollen Männchen das Boot für eine potentielle Walfreundin und kommen bedenklich Nahe, um die Lage abzuchecken, so dass man ständig Ausschau halten muss, ob sich nicht einer in den Weg wirft. Also wirklich liebe Walmänner! Alita ist ein hübsches Mädchen, aber so leicht ist sie nicht zu haben. Und man muss wirklich nicht so nah ran schwimmen, um seinen Fehler zu bemerken... ich sag nur Fielmann!
In der ersten Nacht vor Anker wurde ich dann tatsächlich nach Mitternacht unsanft geweckt, weil ein besonders gestörter Walmann mit dem Vorspiel begonnen hatte. Nur wenige Meter von Alita entfernt, schlug er unentwegt mit seiner langen Brustflosse aufs Wasser und atmete laut. Dass der Typ bei den Damen nicht so erfolgreich war und sich bei Dunkelheit an Segelboote ran schleichen muss, das wundert mich allerdings nicht. Der sollte mal seinen eigenen Atem riechen! Mit etwas Seetang regelmäßig in den Zahnzwischenräumen putzen, dann klappt's vielleicht auch mit den Artgenossinnen! Ich war jedenfalls echt besorgt, dass der richtig zur Sache geht. Da gerade kein Kondom in Walgröße bereit lag und bevor er mir noch was kaputt macht, beschloss ich ihn mit der Taschenlampe auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. Bei Licht betrachtet wirkte Alita wohl nicht mehr so sexy, also hat er sich verzogen.
Ich kann den Frust der Männchen schon verstehen, weil so ziemlich alle weiblichen Wale mit Nachwuchs beschäftigt sind und sich nicht die Bohne für die Männchen und ihre Kapriolen interessieren. Die Mütter liegen die meiste Zeit bewegungslos im Wasser, damit ihr Kinder in Ruhe Walmilch säugen können und das ist das nächste Problem beim Segeln. Ganz anders als die Männchen, machen die Weibchen nämlich überhaupt keinen Rabatz und sind nur ganz schwer zu sehen: Schwarzer Wal treibt in dunkelblauem Wasser. Wenn da die Sonne etwas dumm steht und die Wellenkämme überall Walbuckel machen, kann man selbst so eine vollschlanke Dame leicht mal übersehen.
Also kontrolliert man voraus ständig nach Blas - das ist die Wasserdampfwolke, die mehrere Meter aus dem Wasser schießt, wenn ein Wal ausatmet. Die kleinen Wale können oder wollen die Luft noch nicht so lange anhalten, deswegen atmen sie auch immer wieder zwischendurch, während sie Walmilch trinken. So kann man sie rechtzeitig sehen und ausweichen - normalerweise. Aber manchmal sieht man sie erst recht spät und oft sind Walmutter und Kind so beschäftigt, dass auch sie das Segelboot nicht kommen hören. Einmal konnte ich erst recht spät reagieren und bin trotz Ausweichmanöver relativ nah (in dreißig Meter Entfernung) vorbeigesegelt. Das Kleine ist wohl erschrocken und statt weg von Alita zu schwimmen, kam es direkt auf uns zu - und was noch viel schlimmer war: die Mutter hinterher! Da hilft alles Ausweichen nicht, wenn die Biester Gas geben, dann sind sie innerhalb von wenigen Sekunden viel schneller als ein Segelboot. Der Tiefenmesser zeigte zwei Meter und achtzig an, also schwamm Mama-Wal zirka dreißig Zentimeter unter meinem ausgefahrenen Schwert durch - zum Glück gab es keine Berührung.
Dafür gab es vor Anker in der nächsten Nacht einen kleinen Rumms, als ich gerade schlafen gehen wollte. So als ob eine große Welle das Boot bewegt und die Ankerkette lautstark ruckt. Aber wir lagen ganz ruhig, keine Wellen und auch kaum Wind. Irgend so ein Blindfisch von Wal muss also gedankenverloren in die Ankerkette geschwommen sein. Als ich an Deck nach dem Rechten sah, hatte der Rabauke schon Fersengeld gegeben.
Für eine entspannte Fahrt bei wunderbaren Wetter, war es also ein klein wenig aufregend - aber Alita ist heil in Nuku Alofa angekommen und ich hab nur ein paar Nerven gelassen. Es war trotzdem eine wunderschöne Fahrt, die ich jederzeit wieder machen würde. Es freut mich, dass die Wale hier so zahlreich versammelt sind und es ist eindrucksvoll, wie sie ihren Urlaub hier verbringen. In der Antarktis beginnt wieder der Ernst des Lebens für sie - besonders jetzt, wo die Japaner wieder 'forschen' wollen.
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Dienstag, 2. September 2014
Reisepräsentation in München am 14.9.2014, 16 Uhr im 089
Es ist amtlich. Am 14.9.2014 zeige ich Fotos auf Grossleinwand und erzähle dabei von unserer wunderbaren Seereise von Gran Canaria bis Neuseeland. Ihr seid alle eingeladen in unsere Reisewelt mit den Geschichten einzutauchen. Kommt um 16 Uhr ins 089 (http://www.089-bar.de/) am Maximiliansplatz 5 in München. Beginn Vortrag ist 16.15. Dauer. Ca 2h. Spätestens um 18.10 müssen wir die Räumlichkeiten verlassen. Wer Lust hat, kann im Anschluss mit mir wa essen gehen. Getränke gibt es vor und während der Veranstaltung an der Bar zu kaufen. Ich hoffe, ihr kommt zahlreich und bringt Freunde mit. Ich freue mich!
Michaela
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