Donnerstag, 30. Januar 2014

Großer Schreck am Morgen

Seit dem letzten Post ist schon wieder eine Woche vergangen. Die Zeit vergeht wie im Flug und wir kommen voran. So ganz allmählich schließen sich die Baustellen und es dämmert da vorne. Irgendwo voraus ist das Ende des Tunnels.

Mein Bier müsste heute fertig geworden sein und ich würde es gerne probieren, aber ich habe noch immer ein wenig Kopfweh von gestern. Wir hatten nämlich Spaghetti-Western-Nacht auf Huck, einer amerikanischen Yacht. Nein, wir haben nicht das Lied vom Tod gespielt, sondern Spaghetti gegessen und Western Musik gehört. Es war ein feuchtfröhlicher Abend und ich habe den Boden von etwas zu vielen Bierflaschen inspiziert. War auch nötig, nach dem Schreck, den ich gestern früh hatte!
Die Nacht davor hat Alita im Travellift hängend verbracht, weil wir einerseits das Schwert ganz ausfahren wollten um dieses zu lackieren. Anderseits wollten wir die Stützen unter der Yacht bewegen, damit wir an diese unbehandelten Stellen rankommen.

In aller Herrgottsfrüh kam der Kranführer mit  seiner Crew und wir hatten wir schon alles vorbereitet, um Alita wieder abzustellen. Leider war ich während dieses Manövers auf Deck am Heck der Yact, wie fast immer, weil ich die Antenne des Grenzwellenfunks am Kran vorbei manövrieren muss. So habe ich nicht sehen können, dass einer der Kranleute Keile an einem der Blöcke bewegt hat, auf dem Alita stehen sollte. Die Keile hatte ich vorher richtig eingestellt– nämlich so, dass der Block parallel zum Rumpf ist.
Naja, jedenfalls stand Alita bereits eine halbe Stunde, der Kran war weg und ich hatte die Antenne gerade wieder befestigt, als Peter (der Eigentümer des Boatyards in dem ich stehe) ganz aufgeregt zu mir kommt und meint, dass wir den Kran wieder rufen müssen, weil der hintere Block zwischen zwei Spanten steht und in den Rumpf gedrückt wird. Ich war mit zwei Sätzen unten und tatsächlich war da eine Tiefe Delle im Rumpf! Aber nicht weil der Block zwischen zwei Spanten stand, sondern weil Alita praktisch nur auf einer Kante des Blocks lag.

Ihr könnt Euch vorstellen wie sauer ich war. Natürlich haben wir sofort den Kran gerufen, damit wir möglichst schnell die Last von dem Block nehmen. Aber obwohl sie genau wussten, dass sie echt Scheiße gebaut haben, und obwohl Peter mehrfach versucht hat, die Sache zu beschleunigen, kamen sie nicht.
Da saß ich also, sprichwörtlich auf heißen Kohlen. Mit jeder Minute musste ich ein klein wenig mehr mit mir kämpfen, nicht zu explodieren. Nach zwei Stunden war ich soweit, dass ich jemanden hätte umbringen können. Stattdessen hab ich mich ins Auto gesetzt und bin nach Pahia gefahren.

Weitere zwei Stunden später kam ich zurück und es war immer noch nichts geschehen. Da ich nicht weiter untätig sein konnte und ein paar Tage zuvor zwei Wagenheber in Peters Halle gesehen habe, schritt ich mit den Jungs zur Tat und tatsächlich ist es uns gelungen das Heck von Alita anzuheben, so dass die Stelle entlastet wurde  - und siehe da: Die Dulle war praktisch verschwunden.

Hier ist der Schuldige nachdem Alles vorbei war. Unfassbar. Der Boden von Alita ist aus 1 Zentimeter dickem Aluminium und war bestimmt drei Zentimeter eingedrückt. Ich hätte nie gedacht, dass sich das von alleine wieder zurückbiegt! Selten war ich mehr erleichtert, als in diesem Moment. Und natürlich müsste ich das am Abend entsprechend feiern.

Was sonst noch so geschah:


Hier seht ihr die Stelle, die der Aluschweißer repariert hat. Um das Loch herum waren vorher acht Schrauben und deren Edelstahl hat das Aluminium etwa zur Hälfte durchkorrodieren lassen. Nach einer Stunde schweißen und Abschleifen ist es wieder wie neu.
 
Ich hab dann gleich den Auspuff wieder eingebaut – diesmal aber so, dass der Edelstahl das Aluminium nicht berührt!
 
Die Fehlkonstruktion von Alubat ist ebenfalls zugeschweißt. Muss aber noch lackiert werden.
 
 
Außerdem habe ich die Ankerwinsch komplett zerlegt. Eine Nylon-Fischerleine hatte sich durch die obere Dichtung der Winsch geschnitten und so kam Wasser ins Kugellager der Welle. Alles war zusammengerostet und ich habe einen Tag gebraucht die Teile auseinander zu zwingen. Hier seht ihr die kläglichen Überreste

 
Die Ersatzteile waren überraschend schnell da - nur 36 Stunden nach Bestellung - und einen halben Tag später war die Winsch wieder zusammengebaut. Ich kann echt von Glück sagen, dass das Ding einerseits bis hierher durchgehalten hat und andererseits, dass ich hier die Zeit hatte mal einen großen Service zu machen. Recht viel länger hätte sich das Lager nicht mehr gedreht – und dann hätte ich per Hand Ankern müssen.
Die Pumpe des Wassermachers hat ebenfalls ein neue Öldichtung und frisches Öl bekommen und so habe ich die auch mal von Innen gesehen. Sieht schick aus - ehrlich!

Das Wassersystem hat einen neuen Filter, vor dem Filter… verwirrend? Nachdem wir das Wasser aus unseren Tanks trinken, müssen wir dieses mit einem speziellen Filter reinigen, damit wir nicht krank werden. Dieser Filter, der Bakterien und Mikroben usw. rausfiltert bzw. tötet, ist nicht nur schweineteuer – er ist auch sauklein. Alle halbe Jahr muss ich das Ding auswechseln, weil es voll ist. 
Das Blöde daran: Es sind nicht Bakterien, die den Filter verstopfen, sondern die eher harmlosen Verunreinigungen, die im Wasser sind. Also habe ich jetzt eine großen Aktivkohlefilter mit einer Nominalfilterung von 0,1 Micron (das ist eine verdammt feiner Filter) vor den Bakterienfilter gesetzt und so die Lebensdauer des schweineteueren Filters vervielfacht.

Und dann hab ich endlich unser elektrisches Leck gefunden, nach dem ich schon über ein Jahr suche. Man glaubt es kaum, aber der Schuldige ist ein USB-Seriell-Adapter über das mein Grenzwellenfunkmodem angeschlossen ist - oder besser gesagt war. Irgendwie schaffte es der Adapter die 5 Volt vom USB über das Modem und das Funkgerät in die Masse vom Antennentuner zu leiten, die am Rumpf angeschlossen ist. Seufz. Zum Glück gibt es spezielle, optisch isolierte USB-Adapter, die dieses Problem verhindern. Man lernt nie aus!

Morgen weiß ich, ob man Alita Hell trinken kann!

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