Samstag, 22. August 2015

Der Drache Yassur

Inzwischen sind wir auf den südlichen Inseln Vanuatus und haben etwas mehr von Land und Leuten gesehen. Nach wie vor bin ich schwer beeindruckt, wie lebensfroh diese Menschen mit der Katastrophe umgehen, die Ihnen der Wirbelsturm beschert hat.

Aneityum, die südlichste Insel, ist im Zentrum Anelghowaht auf der südwestlichen Seite der Insel von schlimmen Schäden größtenteils verschont geblieben, da sie von Wirbelsturm nicht mehr voll getroffen wurden. Man kann um Mystery Island nach wie vor prima Schnorcheln und Tauchen.

Die nördliche und östliche Küste der Insel  hat jedoch unter den turmhohen Wellen schwer zu leiden gehabt. Sowohl in Strandnähe an Land als auch unter Wasser hat der Sturm verheerende Schäden hinterlassen. Das „ehemalige“ Unterwasserschutzgebiet bei Anawamet ist gänzlich zerstört. Wir waren dort Tauchen und haben in tieferem Wasser kaum eine lebende Koralle vorgefunden. Der ganze Seeboden auf zwanzig Meter Tiefe ist mit Korallenbruchstücken dick übersäht, als wäre das Riff durch einen Schredder gedreht worden. Das Meer dort muss unglaublich getobt haben. So stark dass dort sogar ein Potwal ums Leben kam und dort an den Strand gespült wurde. In seichterem Wasser hinter dem Riff sind die Korallenblöcke noch gut erhalten, so dass sich das Schnorcheln und das Beobachten der Schildkröten noch immer lohnt – nur nicht mehr zum Tauchen.

Ganz anders ist das Bild auf Tanna, eine Insel weiter nördlich. Dort ist der Sturm fast direkt darüber gezogen und die großen Schäden beschränken sich nicht nur auf die Küstengebiete. Wir sind gestern von Port Resolution auf der Ostseite von Tanna, quer über die ganze Insel nach Tenakel auf der Westseite gefahren und haben auf dem ganzen Weg kaum ein einziges Haus gesehen, das nicht vom Sturm beschädigt bzw. zerstört wurde. Die Aufräumarbeiten sind schon sehr weit fortgeschritten und das Leben geht größtenteils wieder seinen Gang, aber überall sind noch die Reste der umgestürzten Bäume, Zelte der Hilfsorganisationen, behelfsmässige Wasser und Stromleitungen zu sehen und die Straße ist in katastrophalem Zustand.

Die Entwicklung des Landes ist von dem Sturm sicherlich um Jahre zurückgeworfen. Viele der kleinen Errungenschaften und Annehmlichkeiten, die sich die Insulaner hart erarbeitet haben, sind verloren. Bei uns in Europa würden wir angesichts dieser Schäden überall deprimierte und verzweifelte Gesichter sehen. Ganz anders in Vanuatu. Hier hört man neben Hämmern und Sägen, überall lautes Lachen und sieht freundliche Gesichter. Ich weiß, ich wiederhole mich… aber jeden Tag wieder beindruckt mich diese lebensfrohe, auf Gott vertrauende Lebenseinstellung.
Alles auf Tanna jedoch ist nicht zerstört. Der Einzige, der hier auf Tanna vom Sturm völlig verschont geblieben ist, das ist der Vulkan Yassur – der große Touristenmagnet der Insel. Er steht völlig unverändert und unbeeindruckt und spuckt regelmässig Feuer.

Den Krater des Vulkans erreicht man entweder zu Fuß in 45 Minuten – oder man lässt sich mit einem geländgängigen Fahrzeug bis fast ganz nach oben fahren. Egal wie man den Gipfel erklimmt, das Fauchen und Donnern des Vulkans, das den Boden unter den Füßen erzittern lässt, wird mit jedem Meter lauter. Es hört sich so an, als würden Drachen in der Tiefe einen Kampf ausfechten und schon in großer Entfernung zum Kraterrand kann man immer wieder Lavabrocken in den Himmel fliegen sehen.


Verständlich, dass man sich solchen Naturgewalten nur langsam und vorsichtig nähert – vor Allem wenn man gehört hat, dass gerade Vulkanwarnstufe 3 herrscht und im Reiseführer steht, dass man bei dieser Warnstufe besser nicht mehr hinauf geht.

Aber der Einheimische ist da völlig entspannt. Es wird schon nichts passieren meint er, und die Statisitik ist auf seiner Seite. Von den vielen tausenden Menschen die den Yassur jeden Monat besuchen, sind im Verlauf der Jahre nur vier tödlich verunglückt. Also statistisch gesehen, ist man dort oben ganz sicher…


Es dauert jedoch eine ganze Weile, bis man der Statistik Vertrauen schenkt. Zu Anfang schreckt man bei jeder donnernden Explosion des Kraters zusammen und muss sich zurückhalten nicht die Beine in die Hand zu nehmen und schreiend die Flucht zu ergreifen. Doch je länger man dort oben ist und auf den Sonnenuntergang wartet, desto sicherer fühlt man sich. Langsam und allmählich wagt man sich immer weiter hinüber auf die andere Seite des Kraters, von wo man direkt in den Kraterschlund blicken kann – in das rote Auge des Vulkans, das mit Einbruch der Dunkelheit glühend zu leuchten beginnt, als würde es zurückblicken.

Nachts ist der Yassur schlichtweg beindruckend und die Schönheit des Schauspiels macht die Gefahr fasst vergessen. Es ist schwer zu beschreiben, wie so eine Eruption aussieht bzw sich anfühlt, denn es sind alle Sinne involviert. Es beginnt mit einem rotglühenden Blitz, kurz danach erreicht Dich der Knall der Explosion und dann folgt ein gewaltiges Geräusch, das sich aus Donnern, Gröllen, Röhren zusammensetzt.

Der ganze Boden erzittert und die glühende Lava schießt in den Himmel, begleitet von einem satten Zischen und Fauchen, das über viele Sekunden anhält, die sich wie Minuten anfühlen.

Während die Lavabrocken aus vielen hundert Metern Höhe wieder langsam zum Krater zurückfallen bläst einem der Atem des Vulkans entgegen, warm und schweflig.

Der Vergleich mit einem Drachen ist nicht weit hergeholt, denn es wirkt wirklich so, als hause dort unten ein gewaltig großes, ziemlich wütendes Biest mit dem man sich besser nicht anlegen sollte.

Sonntag, 9. August 2015

Glücklich ist, wer trotzdem lacht

Wir hatten noch schöne Tage im Süden und Westen von Fidschi, sind etwas getaucht, haben die Sonne genossen und waren viel öfter als üblich an der Strandbar. Letzteres liegt vor Allem daran, dass man an der Strandbar in Musket Cove  - ähnlich wie im deutschen Biergarten - sein Essen mitbringen kann. Es gibt dort vier öffentliche Grillstellen und man wird mit Tellern und Besteck versorgt. Kein dummes Geschäftskonzept, denn weil  die Segler auf diese Weise nicht an Bord abspülen müssen, kommen sie in Scharen abends zum Essen an die Bar und konsumieren viele Getränke. Eine typische Win-Win-Situation, außer für die Gehirnzellen, die am erhöhten Alkoholspiegel  leiden.

Inzwischen haben wir Musket Cove verlassen und sind nach einer etwas unangenehmen Überfahrt mit blöder Kreuzsee vor ein paar Tagen in Vanuatu angekommen – seit einem Jahr das erste neue Land, das wir besuchen, denn Neuseeland und Fidschi sind ja nun schon fast ein neues Zuhause für uns.

Was wir bisher von Land und Leuten gesehen haben ist  sehr vielversprechend. Obwohl die Schäden vom Tropensturm Pam noch allgegenwärtig sind, geht das Leben hier schon wieder seinen gewohnten Lauf. Die Menschen hier sind einfach genial. Sie sagen: Ja, der Sturm war schlimm.  Es gab viel aufzuräumen. Und ja, es ist ein bisschen blöd, so ohne Dach auf dem Haus. Aber sie lassen sich vom Glücklich sein nicht so leicht abbringen und lachen trotzdem.

Ein Wermutstropfen ist, dass Michaela heute Richtung Deutschland abgeflogen ist. Sie hat ein gutes Jobangebot an Land gezogen - ein schönes Projekt, das sie nicht ablehnen konnte. So müssen wir die nächsten zwei Monate ohne sie Segeln – aber wir halten es einfach so wie die Vanuater und lassen uns vom Glücklich sein nicht abhalten.

Dienstag, 14. Juli 2015

Ausflug in eine andere Welt

Eine gute Woche waren wir auf Fulanga. Für uns eine lange Zeit, vor Allem weil unser weltreisender Besuch Thomas für die ganze Lau Gruppe nur drei Wochen hat. Für andere sind acht Tage extrem kurz, denn sie verbringen die ganze Saison auf Fulanga. Wir können inzwischen ganz gut verstehen warum man so lange dort hängen bleiben kann. Es liegt nicht daran, dass dieses Atoll mit dem allgegenwärtigen weißen Sand und den unzähligen, pilzförmigen Felsen und Inseln optisch einer der ansprechendensten Orte ist, die wir je besuchen durften. Denn Schönheit allein wird bekanntlich schnell langweilig, wenn nicht mehr geboten ist - und im Falle von Fulanga sind es die überaus netten und gastfreundlichen Einheimischen, die den Aufenthalt zu etwas besonderem machen. Fulanga ist eine andere Welt.
Die Dorfgemeinschaft hat sich hier eine recht einzigartige Art und Weise ausgedacht, um die besuchenden Segler ins Dorfleben zu integrieren - und zwar indem es jedem besuchenden Boot eine Gastfamilie zuordnet. Praktisch sieht das so aus, dass man direkt nach der Sevusevu Zeremonie, bei der man dem Dorfoberhaupt sein Kavageschenk und eine freiwillige Spende fürs Dorf (FJ$ 50) übergibt und von diesem nach alter Tradition in die örtliche Gemeinschaft aufgenommen ist, anschließend gleich seiner Gastfamilie vorgestellt und in deren Haus eingeladen wird.
Dort bekommt man Tee und einen Snack serviert, kommt zwanglos ins Gespräch und kurz darauf stellt man fest, dass die nächsten Tage schon völlig verplant sind. Man kann nach Lust und Laune an allen Aktivitäten der Gastfamilie teilnehmen - wer also Süßkartoffeln pflanzen will, oder Bananen ernten, der kann das mit Gastvater machen. Man kann aber auch von der Gastmutter das örtliche Flechthandwerk und die Kunst des Kochens im Erdofen erlernen. Man kann gemeinsam Schnitzen, Schnorcheln, Fischen oder Langusten oder Krabben jagen gehen, Volleyball spielen und vieles mehr. Im Gegenzug freut sich die Gastfamilie natürlich sehr, wenn man ihnen auch etwas beibringt - wie z.B. Außenborder reparieren.
Wir waren sehr glücklich mit unserer Gastfamilie Soki und Ba, die sich wahnsinnig große Mühe gegeben haben, damit wir uns bei ihnen wohl fühlen. Das Festmahl, das sie uns am Sonntag zubereitet haben, mit vier verschiedenen örtlichen Köstlichkeiten aus Languste, Krabbe, Fisch und allem was der Acker so her gibt werden wir wohl nie vergessen. Dagegen fiel unsere Gegeneinladung an Bord eher bescheiden aus, da unsere Vorräte vier Wochen nach dem letztem Supermarktbesuch inzwischen stark geschrumpft waren.
Damit nicht genug, wurden wir zum Abschied noch überraschend mit einer handgeschnitzten Schale, diversen dekorativen Matten und Taschen beschenkt und waren endgültig von der grenzenlosen Gastfreundschaft überfordert.
Diese Menschen sind nach westlichen Gesichtspunkten bettelarm. Sie leben in Blechhütten und haben wenig bis keinen Besitz. Anderseits haben sie alles was sie zum Leben brauchen: einen gemütlichen Platz zum Schlafen, definitiv genug zu Essen und eine freundliche und lustige Dorfgemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt. Der Staat sorgt für die medizinische Grundversorgung und monatliche (aber kostenpflichtige) Lieferung von Gütern, die nicht auf der Insel selbst produziert werden können.
Natürlich akzeptiert die Gastfamilie auch Gegengeschenke, aber Geld wollen sie keines annehmen. Deswegen ist es gut, wenn praktische Dinge an Bord hat, die man weggeben kann. Große Töpfe, Fischequipment, scharfe Messer und dergleichen. Also wer plant in der nächsten Zeit Fulanga zu besuchen, der tut gut daran solche Dinge großzügig einzupacken, denn egal wie viel man zum weggeben dabei hat, kommt man sich am Ende trotzdem so vor, als hätte man die Gastfreundschaft dieser lieben Menschen ausgenutzt.
Ganz sichern wird unser Besuch auf Fulanga und die Erfahrungen, die wir dort gemacht haben uns den Rest unseres Lebens begleiten. Wir sind inzwischen eine Insel weiter westlich auf Matuku und werden morgen Richtung Kandavu aufbrechen, wo Thomas am Samstag sein Flugzeug erreichen muss.

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Samstag, 4. Juli 2015

Lau Gruppe

Nun sind wir also in der Lau Gruppe, dem angeblich schönsten Teil von Fidschi. Ich sage "angeblich" weil wir immer sehr vorsichtig sind, wenn wir hören, dass es irgendwo am Schönsten sei. Geschmäcker sind verschieden und wir fanden schon oft die "angeblich schönsten Orte" ganz und gar nicht so toll. Andersherum wurden wir jedoch mehrfach positiv überrascht, wenn man uns von einem Platz abgeraten hatte.
Im Falle der Lau Gruppe kann man getrost das "angeblich" weglassen - hier ist es wirklich sehr schön und die Menschen hier sind ungewöhnlich nett und gastfreundlich.
Die letzte Woche haben wir größtenteils auf Vanua Balavu, im Norden der Lau Gruppe verbracht, wo man in türkisem Wasser inmitten eines steilen Kraters ankern kann und außerdem die Bay of Islands mit einer Unmenge ihrer malerischen, pilzförmigen Felsen lockt, zwischen denen man sich im Dinghy fast wie in einem Labyrinth verfahren kann.
Vorgestern kam dann der wöchentliche Wetterumschwung, bei dem ein Tiefdruckgebiet im fernen Süden vorbeizieht. Dann dreht hier in den Tropen der Wind von Südost, über Ost auf Nordost. Diese Phasen muss man in der Lau Gruppe zur Fortbewegung nutzen und da wir nur drei Wochen für die alle Inseln Zeit haben, mussten wir weiter.
Auf dem Weg waren wir am Außenriff in der westlichen Ausfahrt von Vanua Balavu in glasklarem Wasser noch Tauchen und Schnorcheln - über der Außenwand des Riffes war die Sichtweite so hoch, dass man den Grund in über 100m Tiefe noch ganz klar sehen konnte! Nach dem ausführlichen Mittagssnack, der sich bis in den tiefen Nachmittag zog, brachen wir dann auf zur Nachtfahrt in den Süden der Lau Gruppe auf.
Dort liefen wir am frühen Morgen im Yagasa Atoll ein, das unbewohnt ist und von den umliegenden Atollen als Fischgebiet genutzt wird. Wir fanden schnell heraus, warum in dem Atoll niemand wohnt. Das Riff um die drei Inseln herum liegt eher tief und deshalb kommen außer bei Niedrigwasser von allen Seiten Wellen über, die von den steilen Felswänden der drei Inseln reflektiert werden - kurz gesagt, man wird überall kräftig durchgeschauckelt! Also beschlossen wir nur zum Frühstück zu ankern, eine kurze Besichtigungstour mit dem Dinghy zu machen und dann nach Fulanga weiter zu fahren.
Auf dem Weg fanden wir außerdem heraus, warum die Einheimischen Yagasa zum Fischen nutzen. In kürzester Zeit nämlich fingen wir erst einen mittleren Thunfisch, dann eine Makrelenart und zum krönenden Abschluss einen Monster-Mahimahi von knappen vierzig Kilo, der uns an der Angel eine gute halbe Stunde in Atem hielt und dann noch etwas länger, bis er an Bord in handliche Filetstücke zerlegt war und nun die letzten Quadratmilimeter des Kühlschranks füllt.
Am späten Nachmittag liefen wir dann in Fulanga ein und was uns hier erwartete war wirklich atemberaubend. Dieses nahezu runde Atoll von zirka acht Kilometer Durchmesser ist fast rundherum von palmenbewachsenen und strandgesäumten Inseln von Wellen geschützt, überall ragen die malerischen Pilzfelsen aus dem Wasser und im Inneren befindet sich ausschließlich weißer Sand - oder in anderen Worten: Wir liegen nun in einer fünfundzwanzig Quadratkilometer großen Badewanne, die von einer tropischen Filmkulisse umgeben ist. Unfassbar, unglaublich, ungeheuerlich! Hier bleiben wir ein paar Tage :)

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Samstag, 27. Juni 2015

Entkommen!

Wir haben es geschafft? Letzten Montag konnten wir endlich aus Savusavu
entkommen und seitdem bewegen wir uns langsam aber sicher nach Osten in
Richtung der Lau Gruppe. Auf dem Weg nach Taveuni haben wir bereits
einige schöne Ankerplätze entdeckt, waren Schnorcheln und
relaxen.Taveuni selbst ist ebenfalls wunderschön - ganz besonders die
berühmten Wasserfälle. In angenehm frischen Süßwasser zu schwimmen ist
immer ein besonderer Highlight in den warmen Tropen.

Seit gestern liegen wir in der malerischen Bucht der Insel Matagi, in
abartig klarem, türkisen Wasser und genießen noch eine Tag Ruhe, bevor
wir heute Nacht die Überfahrt nach Vanua Balavu wagen. Das Wetter ist
nicht ideal, weil wir direkt gegen 20 Knoten Wind anfahren werden. Aber
wir haben keine Wahl, denn es soll die ganze nächste Woche nicht besser
werden und die Flüge unserer Mitsegler warten auch nicht auf besseres
Wetter.

Eine Nacht lang durchgeschüttelt zu werden ist jedoch nur ein sehr
kleiner Preis, dafür dass am Ende die angeblich schönsten Inseln von
Fiji auf uns warten. Wir sind schon sehr gespannt!

Samstag, 13. Juni 2015

Und wieder Savusavu

Seit ein paar Tagen sind wir in Savusavu, einem kleinen Örtchen im Nordosten von Vanua Levu, der nördlichen der zwei großen Hauptinseln Fidschis. Wir waren letztes Jahr schon ganz kurz zum Einklarieren hier und es hat uns nicht besonders gefallen – zu heiß und stickig, zu viele Mücken, Lärm, schmutziges Wasser  und außerdem  kann man hier rein gar nichts besichtigen oder unternehmen – außer völlig überteuerten Tauchgängen.

Dieses Jahr ist das Klima ein klein wenig angenehmer, denn wir sind nun in der kühleren Jahreszeit. Trotzdem ist es uns weiterhin ein Rätsel, wieso so viele Segler von diesem Ort schwärmen und Monate hier verbringen.  Außer dass es billige Bars und Restaurants gibt, sehen wir keinerlei Vorteile zu anderen Orten in Fidschi - aber viele, viele Nachteile.

Wir sind ausschließlich hier, weil es der beste Absprungort zur Lau-Gruppe ist und der sichere Hafen einen passablen Anschluss zum internationalen Flughafen bietet. Also warten wir hier auf unseren Freund Klaus, der uns die nächsten Wochen in die Lau Gruppe begleiten wird.

Für diejenigen, die es interessiert: Die Katzenmenschen (siehe Post vom 31.10.14) sind immer noch hier und hoffen weiterhin, dass Mavis wieder auftaucht. Da kann man nur viel Glück wünschen.

Jedenfalls haben wir nun mehr als genug überschüssige Zeit, um die paar wenigen Reparaturen und Verbesserungsarbeiten vorzunehmen, die wir in Neuseeland nicht mehr geschafft haben und ich finde endlich die Ruhe von unseren geänderten Plänen zu berichten:

Wir hatten angekündigt, dass wir Ende des Jahres, nach dem Aufenthalt in Vanuata nach Australien weitersegeln und den Südsommer dort verbringen werden. Vielleicht warten ja schon einige von Euch auf konkrete Termine – doch daraus wird leider nichts!

Statt weiter nach Australien zu fahren, werden wir mit Alita zurück nach Neuseeland segeln und sie dort für ein paar Monate einmotten. Die Liegeplätze sind in Neuseeland viel, viel günstiger als in Australien und außerdem haben wir dort gute Freunde, die ein wachsames Auge auf unsere geliebte Yacht haben werden.

Michaela und ich fliegen zu Weihnachten zurück nach Deutschland und werden im Anschluss ein Weilchen dort bleiben. Die Gründe für diesen Entschluss sind vielschichtig: Einerseits bin ich dann vier Jahre permanent auf Alita und hatte in der ganzen Zeit keine Gelegenheit meine Familie und Freunde zu besuchen. Anderseits fällt es uns zunehmend schwerer die Schönheit und Einzigartigkeit der Orte wahrzunehmen, die wir auf unserer Reise zu sehen bekommen. Wir müssen mal wieder ein normales Leben führen, unsere Sinne eichen und – nicht zuletzt – müssen wir auch die Bordkasse auffüllen. (Ich freue mich also über lukrative Jobangebote ab Januar 2016!!)

Die Reise von Alita nach Tasmanien und anschließend nach Alaska geht voraussichtlich 2017 weiter und dann unter geänderten Vorzeichen. Wir werden Gäste nicht mehr auf Wochenbasis an Bord nehmen können, sondern eher Mitsegler, die  uns über längere Etappen begleiten. Das liegt schlicht daran, dass wir ab 2017 fast ausschließlich in sehr entlegenen Gebieten unterwegs sind und Etappen fahren werden, die man nicht Monate im voraus datumsgenau planen kann. Wie es genau weiter geht werde ich Anfang nächsten Jahres planen und veröffentlichen.

Donnerstag, 4. Juni 2015

Flucht vor dem Winter

Die Fahrt nach Fiji war diesmal ein bisschen spannender, als die letzten Überfahrten, bei denen die Segelbedingungen jeweils perfekt waren. Dieses Jahr war das subtropische Wetter im Südwesten des Pazifiks uncharakteristisch unstet für die Jahreszeit. Die ersten Winterstürme waren bereits über Neuseeland hinweggezogen, ungewöhnlich früh im Jahr. Auch die Hochdruckgebiete zogen bereits winterlich schnell und in Folge der hohen Dynamik änderten sich die Vorhersagen fast täglich.
Es war also recht schwierig "passendes" Wetter zu finden, so dass auf der ganzen langen Überfahrt der Wind immer aus den richtigen Richtungen und in erträglicher Stärke weht. Das Wetterfenster für das wir uns schließlich entschieden, war nicht gerade eine große Panoramascheibe, sondern eher eine kleine Schießscharte. Ein befreundetes Boot wollte einen Tag nach uns aufbrechen, aber bereits zwölf Stunden nach unserer Abfahrt zeigten sich die Vorhersagen im Verlauf der Fahrt wieder ungünstig, so dass die Zögerlichen noch heute - zwei Wochen später - in Neuseeland sind.
Wir waren das einzige Boot, das am 23.5. im Rücken eines Wintersturms bei Windstärke 7 aus Opua auslief. Klar fällt es nie besonders leicht den ruhigen Hafen zu verlassen, wenn es draußen heftig bläst und die Wellen das Boot entern wollen. Aber wir waren ähnliche Bedingungen von der Südinsel Neuseelands bereits gewöhnt. Auch dort musste man im Rücken der Fronten auslaufen, wenn man sich segelnder Weise eine Stück nach Norden vorarbeiten wollte.
Unser Plan ging jedenfalls auf. Dank des kräftig ausgeprägten Rücken des Tiefdruckgebiets hatten wir zwei Tage Starkwind aus raumen Richtungen (von schräg hinten), mit dessen Hilfe wir uns rasend schnell nach Norden bewegten. Innerhalb von zwei Tagen hatten wir bereits die halbe Strecke nach Minerva zurück gelegt, waren den ungünstigen Wetterentwicklungen im Süden entkommen und unsere erwartete Ankunftszeit im relativ gut geschützten Nord Minerva Riff lag geschätzte zwölf Stunden vor einer unberechenbare tropische Störung, die uns von Norden entgegen zog.
Die tropischen Störungen sind für Segler besonders unangenehm, weil sie sich durch großflächige Flaute auszeichnen, im Inneren aber böse Überraschungen mit örtlichem Starkwind und heftigen Regengüssen bereit halten.
Aber wir hatten doppelt Glück. Zunächst erreichten wir unseren Ankerplatz in Minerva deutlich vor der tropischen Störung und außerdem war diese nicht annähernd so stark, wie vom Wetterdienst vorher gesagt. Letztlich hatten wir keinen einzigen Regenschauer und die Flaute bescherte uns eine besonders ruhige Nacht.
Drei ruhige Tage genossen wir in Minerva, kulinarisch durch einen 31kg schweren Thunfisch versüßt, den wir kurz vor der Einfahrt ins Riff gefangen hatten. Der einzige Rückschlag war die Weigerung des Wassermachers, seiner Aufgabe nachzukommen und Süßwasser zu produzieren. Aber auch dieser Mitarbeiter konnte in einer intensiven, dreistündigen Sitzung zur Mitarbeit überredet werden.
Die letzte Etappe nach Fiji war einfach zu planen. Bei konstanter Brise und Halbwind (seitlich), traumhaften Hochsee-Segelbedingungen, schossen wir in ruhiger See bei Rumpfgeschwindigkeit dahin und liefen zweieinhalb Tage später in Levuka auf der Insel Ovalau ein.
Wir haben uns absichtlich einen kleinen Ort zum Einklarieren in Fiji ausgesucht, weil die Formalitäten dort erfahrungsgemäß etwas schneller vonstattengehen. Die Wege zwischen den Behörden sind nicht so weit und die Schlangen vor den Schaltern sind nicht so lange, wie in großen Städten.
Es begann alles gut. Wir liefen um 09:30 morgens im Hafen ein, hatten gleich Funkkontakt mit der Hafenmeisterei und nach zwei Versuchen hatten wir uns auf einen geeigneten Quarantäne- Ankerplatz geeinigt, der einerseits weit genug aus den Wellen war, damit wir nicht arg durch geschaukelt werden, anderseits nah genug am Hafen, damit die Wege der Offiziellen nicht zu weit sind und zuletzt, weit genug vom Land entfernt, damit wir nichts unbemerkt nach Fiji einschleppen konnten.
Die Gesundheits- und die Bio-Security Behörden hatten innerhalb einer halben Stunde Mitarbeiter am Pier, die wir mit unserem Beiboot abholten und uns gegen 11:00 bestätigten, dass wir alle gesund sind und keine illegalen Lebensmittel an Bord haben. Natürlich hatten sie außerdem schon ihre Rechnungen ausgestellt.
Danach fuhren wir alle in den Hafen, denn die Einwanderungsbehörde und der Zoll dürfen aufgrund internationaler Regeln keine Rechnungen ausstellen und nehmen deswegen auch nicht den langen und beschwerlichen Weg zur Yacht auf sich. Sie warten lieber im klimatisierten Büro auf uns.
Zumindest wartet dort einer auf uns, doch der kann unseren Fall nicht bearbeiten. Der einzige Mitarbeiter, der hochrangig genug ist um uns einzuklarieren ist gerade auf der Bank und deswegen müssen wir erst einmal warten. Als er dann nach einer guten halben Stunde auftaucht, dürfen wir ganz viele Dokumente ausfüllen, die wir bereits in Neuseeland einmal ausgefüllt haben - und dann auf den Computer warten, der noch langsamer rechnet als der Beamte tippt. Kurz vor der Mittagspause haben wir dann die Genehmigung zum Verlassen der Yacht in der Hand.
Nun dürfen wir aus dem Hafen hinaus in die Stadt und unser Auftrag ist klar: Auf die Bank und Landeswährung besorgen, damit wir die Rechnungen der Bio-Security und der Gesundheitsbehörde zahlen können. Dann zum Sitz des örtlichen Ältestenrates und eine "Cruising Permit" holen - das ist die Erlaubnis innerhalb von Fiji zu segeln. Mit diesem Papier sollen wir dann wieder zur Hafenbehörde, die uns die finale Auslaufgenehmigung aus dem Hafen in die Gewässer Fijis erteilt.
Hört sich eigentlich ganz leicht an und sollte in den verbleibenden 4 Stunden, bis die Behörden um 16:30 schließen, auch locker zu schaffen sein - aber wir sind in Fiji und deswegen kann man sich nie ganz sicher sein!
Der Geldautomat an der Bank ist "vorübergehend" außer Betrieb und die Schlange an der Kasse ist lang. Wen wundert es, ist schließlich auch die einzige Bank im Dorf! Die Gesundheitsbehörde ist am nördlichen Ende des Städtchens und nach einem kurzen Marsch dauert es dort nur fünfzehn Minuten eine Quittung auszustellen, dann aber fast eine halbe Stunde, bis das passende Wechselgeld aus den Geldbörsen aller Mitarbeiter zusammen gesammelt ist.
Das Gebäude des Ältestenrates ist - wie soll es auch anders sein - am südlichen Ende der Stadt. Aber nach einem etwas längeren Marsch bin ich dort der einzige Kunde und die Sekretärin ist sehr hilfsbereit und komptetet. Sie entschuldigt sich, dass ich ein paar Minuten warten muss, denn das Formular muss zur Unterschrift in die Hauptstadt geschickt werden. Kein Problem sage ich und lächle… und lächle auch noch eine knappe Stunde später, als des Fax aus der Hauptstadt immer noch nicht da ist.
Nach über einer Stunde erfahre ich die Frohe Kunde, dass das Fax da sei. Ich halte schon die Hand auf, muss aber dann erfahren dass das Fax meines Begehrens nicht in diesem Gebäude weilt, weil das Faxgerät hier kaputt ist, sondern im Büro des "High Comissioners" , ganz in der Nähe der Polizeistation, am nördlichen Ende der Stadt. Ahja!
Immer noch lächelnd finde ich mit Hilfe dreier Einheimischer nach einem längeren Fußmarsch das Büro, doch Elvis - der Mann, der mein Fax hat ist - ist, wie soll es auch anders sein, gerade bei der Bank. Mir läuft die Zeit davon, denn der Feierabend rückt bedrohlich Nahe.
Die Dame am Schreibtisch von Elvis hat keine Ahnung, aber sie ist so nett, dass sie mir einige streng geheime Dokumente von Elvis' Schreibtisch zeigt und beim dritten Versuch kann ich meine Cruising Permit ausmachen und bekomme diese auch ausgehändigt. Es bleibt jetzt noch eine Dreiviertelstunde und ein mittlerer Fußmarsch, um die Hafenbehörde zu erreichen und die Auslaufgenehmigung zu bekommen.
Letztlich wird es sehr, sehr knapp… denn der Mitarbeiter, der das normalerweise macht, ist natürlich nicht da, sondern auf dem Weg zum Flughafen und seine Vertretung, wie soll es auch anders sein, fährt ihn. Es dauert eine knappe halbe Stunde meiner kostbaren Zeit bis die Vertretung zurück ist - und sie bringt drei ihrer fünf Kinder mit, denn eigentlich hat sie ja jetzt frei und wäre nun im Bett, wenn ich nicht so dreist wäre, innerhalb der Geschäftszeiten Arbeit zu verursachen!
Während ich mich noch lächelnd entschuldige und versuche die Stimmung aufzuheitern, schafft die Dame es immer wieder in paar Buchstaben in die Eingabemasken auf ihrem Computer einzutragen, während eines ihrer Kinder nebendran wahllos Nummern auf dem Telefon wählt und dann den Hörer an seine Mutter weiterreicht, wenn tatsächlich jemand antwortet. Da die Insel klein ist, kennt die Dame natürlich jeden ihrer wahllosen Gesprächspartner und man amüsiert sich ausgiebig über die Art und Weise, wie das Gespräch zustande gekommen ist.
Die anderen Kinder machen sich inzwischen anderweitig nützlich und entführen Kugelschreiber, Heftklammergerät und weitere wichtige Utensilien vom Schreibtisch der Beamtin, die wir später noch suchen werden. Und ich lächle immer noch!
Kurz darauf vergeht mir das Lächeln kurz, als mir die Beamtin erklärt, dass ihr Computer nun irgendwie nicht mehr so richtig will und wir die Genehmigung manuell erstellen müssten. Sie reicht mir ein Formular, dass Sie von einer Kollegin telefonisch angefordert hat, damit die es per Email schickt… als das Formular endlich ausgedruckt ist, erkenne ich, dass es sich um das Selbe handelt, dass ich inzwischen schon zweimal ausgefüllt habe. Das Werk hat vier Seiten und ich weiß, dass ich ungefähr eine halbe Stunde brauche, diese Informationen erneut einzutragen - aber was hilft's! Ich hab es nun fast geschafft und will nicht auf der Zielgeraden schlapp machen.
Ich bin bereits auf Seite drei des Formulars, als mir die Beamtin freudig verkündet, dass es der Computer nun doch wieder tut und danach dauert es trotz der Störmanöver der Kinderschar nur noch zehn Minuten, bis ich das besiegelte und mehrfach vorne und hinten gestempelte Formular in der Hand halte und als freier Mann dem Hindernislauf im Behördendschungel beende. Möge der Urlaub beginnen!

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Dienstag, 26. Mai 2015

Alles prima an Bord

In drei Tagen konnten wir gut zwei Drittel der Strecke nach Minerva segeln, nun ist uns der Wind vorübergehend ausgegangen und wir motoren weiter in Richtung Ziel.
Die See ist flach, das Wetter ist gut und es wird langsam Sommer. Die Shorts sind schon im Einsatz und allen an Bord geht es prima.

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Sonntag, 24. Mai 2015

Schnell unterwegs

Wir haben fast 200 Seemeilen auf der Logge seit unserer Abfahrt gestern mittag in Opu. Wind weht kräftig aus SW und wir sind schnell unterwegs. Alles prima an Bord.
Positionsupdate wie immer auf der "Wo ist Alita"- Seite.

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Freitag, 22. Mai 2015

In den Startlöchern

Inzwischen sitzen wir in der Marina in Opua. Wir haben noch eine Woche in Neuseeland verbracht, nochmal die schönsten Flecken zwischen Whangarei und der Bay of Islands besucht. Draußen ist es gerade ungemütlich. Ein Tief zieht durch, es schüttet in Strömen, ein sturmstarker Wind weht aus Nordwest und die Crew scharrt mit den Hufen. Wir wollen nun mal endlich los!
Micha und ich müssen auch bald weg von hier. Unsere Besuchervisa für Neuseeland laufen heute aus und obwohl die Behörden hier bei Seglern kulant sind, würden sie uns schon gern bald loswerden.
Wenn das Tief durchgezogen ist, der Regen leichter wird und der Wind nicht mehr stürmisch sondern nur noch stark aus Südwest pustet, dann brechen wir auf - also morgen Vormittag, so ist der Plan.
Wir freuen uns schon auf den warmen Norden und natürlich werden wir Euch auch auf hoher See auf dem Laufenden halten - zumindest die Position auf der Seite "Wo ist Alita" wird regelmäßig aktualisiert werden. Bitte brecht aber nicht gleich in Panik aus, wenn ihr zwei Tage nichts von uns hört. Manchmal will die Technik nicht so recht.