Freitag, 1. Juli 2016

Nackt

Ich bin jetzt sicher, denn ich hab fast überall nachgeschaut. Alita ist voll aus Aluminium!


 
 
Eigentlich wollten wir ja Stückweise abschleifen und grundieren, denn das Aluminium sollte vor der Grundierung nicht länger als 4 Stunden blank sein. Sonst bildet sich wieder Aluminiumoxid und darauf hält die Farbe nicht und außerdem ist die Korrosion wieder vorprogrammiert.
 
Wenn dann der Großteil grundiert gewesen wäre, dann wären wir zu den problematischen Stellen mit einem Sandstrahler zurückgekehrt.
 

 
 
Dummerweise gab es zu viele problematische Stellen, wo die Korrosion kleine Vertiefungen ins Aluminium gefressen hat. Diese Stellen sind nicht tief, nur Bruchteile von einem Millimeter, aber man kann da nicht einfach mit der Flex drüber bügeln, weil man dann erstens zu viel vom guten Aluminium entfernt (ist nur 6mm dick) und anderseits Dellen schafft, die man mit Farbe wieder auffüllen muss.
 
Das Grundieren hat sich aber nicht gelohnt, weil wir große Teile mit dem Sandstrahler wieder runter geschliffen hätten.



Also haben wir den Plan geändert und erst mal das ganze Boot systematisch, manuell und mechanisch - spricht mit der Flex, dem Meisel und dem Kratzer - von Farbe befreit und alle Stellen bloß gelegt, wo Korrosion ist oder hätte sein können. Nun ist sie Nackt!

 
 
Übers Wochenende muss ich noch alles Sandstrahlerfest verpacken und Verkleben und dann machen wir Montag alles in einem Aufwasch. Der Sandstrahler muss nicht mehr viel Arbeiten, nur noch das Aluminium auffrischen und ein paar Unzugängliche und Runde Stellen von der Farbe befreien. Wir hoffen, dass wir in vier Stunden durchkommen und dann alles in einem Zug grundieren können.
 
Im Endeffekt ist das schneller so, denn auf die spezielle Aluminiumgrundierung muss gleich am nächsten Tag eine weitere Schicht Epoxyfarbe, um einerseits die erste Schicht, die aktive chemische Substanzen enthält und auch das Aluminium darunter mit einer dicken Schicht Farbe vor Sauerstoff zu schützen.
 
Eine Wissenschaft für sich...

Donnerstag, 23. Juni 2016

Endspurt vor der Grundierung

Das PVC-Teak ist ab! Mann war das ein Aufwand. Hat insgesamt fast vier Tage gekostet und zur Belohnung gab's ein Bier... und seitdem geht die Arbeit zügig weiter. Ich habe keine Zeit zu verschwenden.

Der Einzige, der mir bei dem Projekt helfen wird, ist der Sprüh- und Farbenmeister und mit dem habe ich vereinbart, dass wir am Montag mit dem Grundieren anfangen. Bin also im Dauereinsatz, damit ich die Deadline halten kann.

Alle Backskisten ausräumen, alle Schrauben und Klappen entfernen, alle anderen Decksinstallationen entfernen, Luken ausbauen, Fenster ausbauen, Bretter zuschneiden und in die Löcher einpassen und dann noch alles Maskieren.

Das ist der Stand der Dinge heute Nachmittag:





Am Abend hab ich dann noch zwei weitere Luken entfernt und alle Löcher im Deck verklebt, damit da nicht zu viel Staub eindringt.

Naja, ich hab ja noch drei Tage und die werde ich auch brauchen!

Sonntag, 19. Juni 2016

Wer schön sein will, muss leiden!

So ganz stimmt der Spruch nicht, denn Alita soll schön sein und leiden muss ich!

Eigentlich wollte ich das künstliche Teak Deck retten und schrittweise sanieren. Aber dann begann ich ein paar Latten zu entfernen und was darunter zum Vorschein kam war alles andere als schön. An vielen Stellen ist Feuchtigkeit eingedrungen, hat den Kleber gelöst und auch teilweise den Lack durchdrungen. Und immer wenn Feuchtigkeit und Aluminum zusammen kommen, ohne dass Luft dazu kommt, da korrodiert es. Korrosion breitet sich aus und verursacht an anderen Stellen wieder Korrosion. Großer Mist.

Also muss das Teak runter und je mehr ich davon entfernt habe, desto klarer war, dass es auch nicht mehr drauf kommt. Erstens weil es wieder Probleme verursachen wird und zweitens hält an den Stellen, wo keine Feuchtigkeit eingedrungen ist, der Kleber immer noch bombenfest und es ist praktisch unmöglich dort die Latten heile zu entfernen.

Also hämmere ich seit drei Tagen fast ununterbrochen wahlweise auf einen angeschärften Spachtel oder ein kleines Stemmeisen. Gefühlt habe ich 235.755 mal zugeschlagen und erfolgreich zwei Spachtel ruiniert. Drei Mal habe ich vorbeigeschlagen und mir kleine Blutblasen an den Fingern der linken Hand geholt. Rechts habe ich normale Blasen vom Hammer. Aber es ist Licht am Ende des Tunnels - wahrscheinlich schaffe ich morgen den Rest des Teufelzeugs!

So schaut es heute abend aus und ursprünglich wollte ich morgen anfangen zu grundieren. Muss wohl noch ein paar Tage warten...



Montag, 13. Juni 2016

In der Hütte ... noch ohne Dach

Eigentlich sollte Alita ja schon längst in einem Zelt sein, damit wir die Lackierarbeiten ohne Witterungseinflüße angehen können. Dummerweise hat der vorletzte Sturm aber die Plane vom Zelt geblasen und deswegen müsste erst ein neuer Wetterschutz konstruiert werden.

Der Mast ist schon seit Wochen runter und heute ist das Zelt endlich soweit fertig geworden, dass Alita umziehen kann.

 
 
Wie man sieht fehlt noch das Dach. Die Plane kommt dann morgen drüber und dann ist die Hütte fertig.


 
 
Das Zelt sah riesig aus aber, weder oben...

 
... noch vorne...



... und auch nicht seitlich ist viel Platz. Passt wie ein Handschuh!

Dann kann die Arbeit bald beginnen!

Freitag, 10. Juni 2016

Winter in Neuseeland und genug Arbeit, dass ich warm bleibe

Auch den Rückflug nach Neuseeland habe ích lebend überstanden... aber nur knapp. Kurz vor der Abreise fing ich mir tatsächlich noch die Erkältung ein, auf die ich schon Monate gewartet hatte - wir Segler sind nämlich nicht so gut gerüstet gegen all die Viren und Bakterien, die in den dichter bevölkerten Gegenden der Welt so ausgebrütet werden.

Es kam, wie es kommen musste: Der heftigste Fieberschub schlug genau auf dem längstem Flug von Abu Dhabi nach Australien zu. Kurz vor der Landung in Sydney versagten Aspirin und Pseudoephedrin kläglich und durch den wachsenden Druck in der Kabine im Landeanflug kam zum Schüttelfrost noch Nasenbluten hinzu. Es fehlte nicht viel, dass mich die Australier in Quarantäne gesteckt hätten. Zum Glück hat mich die nette Stewardess nicht verpetzt und so konnte ich mir in der Flughafenapotheke stärkere Fieberhemmer besorgen und den Rest der Strecke frisch gedopt angehen.

Kein Wunder dass ich auf Alita angekommen, nach knapp 48 Stunden Horrortrip, sofort ins Bett fiel und dieses 72 Stunden nur für die dringlichsten Bedürfnisse verlies.

Seitdem erledige ich die Wartungsarbeiten auf Alita, die dieses Jahr leider etwas länger ausfallen als geplant. Nicht weil mehr als üblich kaputt ist... aber ich bin allein und da dauert alles etwas länger.  Michaela hat sich dazu entschlossen noch etwas länger in Deutschland zu arbeiten, um unsere Reisekasse für die nächsten Jahre zu füllen. Also hat sich mal wieder unser Plan geändert.

Da wir nun erst im Dezember von hier loskommen, nutze ich die Zeit, um die Lackarbeiten auf Alita zu erledigen, die in den nächsten paar Jahren sowieso angefallen wären. Also bekommt unsere Luxusdame einen neuen Anstrich an Deck und das ist wirklich viel Arbeit.

Alles was angebaut ist, die Luken und Fenster, die Leinenumlenker und die Schienen für die Schoten, die Ankerwinsch... einfach alles muss runter. Dann muss die alte Farbe runter und anschließend mindestens 5 Farbschichten wieder drauf. Zwischendurch wird viel geschliffen, gepustet und gewienert. Und wenn alles lackiert ist, dann muss wieder alles so drauf, dass es auch sicher dicht ist. Kurz gesagt: Ich bin mehrere Monate gut beschäftigt!

Auf dieses Art und Weise verpasse ich dieses Jahr den Sommer komplett - denn hier wird es grad Winter - und natürlich entgeht mir auch die EM! Das hat inzwischen Tradition. Ich hab ja auch die WM vor zwei Jahren verpasst.. aber vielleicht ist das ja ein gutes Omen und die Bundeself holt auch diesen Titel. Ich wünsche auf jeden Fall viel Glück!


Freitag, 18. März 2016

In Germanien!

Ja, ich habt richtig gehört. Ich kann es selbst kaum glauben. Nach über vier Jahren und nahezu 40.000 Seemeilen über die Weltmeere auf Alita habe ich mich mehr oder minder freiwillig in ein Flugzeug gewagt und die lange Reise nach Deutschland angetreten.
Wider Erwarten habe ich den Flug überlebt. Auch der Kulturschock war auszuhalten und es geht mir trotz Kälte und Sauwetter überraschend gut.

 
Okay zugegeben: Ich habe zunächst viel "Bahnhof" verstanden, wenn sich meine Freunde (ich habe noch welche!) über brisante und aktuelle Themen unterhalten haben, aber letztlich mussten sie mir  zustimmen, dass es sooo wichtig und brisant tatsächlich nicht ist.
Nun bin ich schon über zwei Wochen hier, kann langsam mitreden und alles fühlt sich mehr und mehr wie früher an - es wird also langsam Zeit wieder abzuhauen :)
Nein, Spaß beiseite: Ich genieße die Zeit hier in Deutschland bei Michaela und meinen alten Freunden.
Ich freue mich aber auch schon auf meine Rückkehr nach Alitanien. Wir haben viel vor dieses Jahr, denn wir waren nun lang genug in der Südsee unterwegs. Wir werden mal wieder den Pazifik überqueren - es geht nach Alaska, dem nächsten Traumziel auf unserer Traumreise.
Aber zuerst wartet noch etwas Arbeit auf uns. Die üblichen jährlichen Wartungsarbeiten, ein paar kleine Verbesserungen und Neuerungen - genug zu tun, bevor der Winter im Süden anbricht.
Ich halte Euch auf dem Laufenden...

PS: Ja, das auf dem Bild ist Segelbekleidung... funktioniert bare auch prima im Schnee!

Dienstag, 1. Dezember 2015

Zurück im Land der wilden Kiwis

Als ich gestern in den Marine-Bedarfs-Laden ging, kam der Besitzer mit ausgestreckter Hand auf mich zu und sagte: „Welcome back home“ (Willkommen zuhause). Tatsächlich fühlt es sich so an. Das ist nun unser dritter Besuch in Neuseeland und das Land ist uns sehr ans Herz gewachsen. Hier lässt es sich gut leben und vielleicht werden wir das auch irgendwann mal machen…

Die Überfahrt von Neukaledonien nach Neuseeland war schnell, ruhig und zum Glück ereignislos. Das Wetter war dieses Jahr sehr kooperativ und hat uns genau zur rechten Zeit ein gewaltiges, stabiles und langam ziehendes Hoch beschert – der Traum für alle, die von der Südsee nach Neuseeland wollten.

Zur gleichen Zeit wie wir waren also so ziemlich alle anderen unterwegs. Auch unsere Freunde „Red“ von Fidschi kommend und „Saliander“ von Tonga aus. Lustigerweise sind wir alle innerhalb einer Stunde eingelaufen und natürlich gab es gleich eine kleine Party am Q-Dock!

Nach einer kurzen Erholungspause in Opua sind wir nun unterwegs nach Whangarei, wo ich ein paar kleinere Reparaturen erledige, bevor wir hier die Küste besegeln werden. Es fühlt sich wieder gut an hier zu sein!

 

Donnerstag, 12. November 2015

Neukaledonien

Wer hätte das gedacht. Eigentlich war Neukaledonien nur als kurze Zwischenstation gedacht auf dem Weg von Vanuatu nach Neuseeland. Keiner von uns hatte große Erwartungen gesetzt in das kleine französische Overseas-Territorium vor der Küste Australiens.

Klar sollte es dort viel türkises Wasser und zahlreiche Sandstrände geben, aber die gibt es ja auch im Rest der Südsee. Wir hatten aber gehört, dass es sehr teuer sei und dass die Einheimischen eher unfreundlich wären. Wie immer, wenn man keine großen Erwartungen hat, kann man umso positiver überrascht werden!

Soweit es die Freundlichkeit der Einwohner betrifft, kann ich nur sagen, dass die französischstämmigen Einwohner des Landes eben so sind, wie die Südseefranzosen auch sonstwo sind. Etwas kühler als der Rest, aber sehr, sehr tiefenentspannt! Und die Kanaken (Das ist keine fremdenfeindliche Beleidigung! So nennen sich die Ureinwohner Neukaledoniens selbst!) wollen eher unter sich bleiben und man bekommt sie außerhalb der Hauptstadt Noumea kaum zu Gesicht.

Also kann man schon sagen, dass die Einheimischen nicht gar so freundlich sind, wie man es von Fiji und Vanuatu gewohnt ist. Aber sie sind auch keineswegs unfreundlich und man hat seine Ruhe!

Es stimmt auch, dass er hier etwas teurer ist, als im Rest der Südsee. Jedoch ist es auch nicht  schmerzhaft teuer, wie man uns Glauben machen wollte. Die Preisniveau liegt leicht über Europäischem Niveau, etwa auf dem selben Level wie Französisch-Polynesien. Dafür sorgt der französische Einfluss dafür, dass das Essen und die Auswahl im Supermarkt weit leckerer ist, als in den anderen Ländern in dieser Ecke der Welt.

Also kurz gesagt: Wir können nicht viel negatives finden an Neukaledonien, dafür aber viel, viel positives. Das Wasser ist klar, gesunde Korallenriffe überall, türkises Wasser wir vom anderen Stern und weiße Sandstrände gibt es… ja, wie Sand am Meer eben.

Aber was rede ich lang… seht einfach selbst!



Mittwoch, 7. Oktober 2015

Die letzten Tage in Vanuatu

So langsam geht unsere Zeit in Vanuatu vorbei. In ein paar Tagen sind wir wieder in der Hauptstadt Port Vila und wenn Michaela ankommt fahren wir weiter nach Neukaledonien - natürlich nicht ohne einen kleinen Umweg über Tanna, damit auch sie den Vulkan noch ausgiebig besichtigen kann. Außerdem ist von dort die Überfahrt nach Noumea einfacher, denn der Windwinkel zu den Passatwinden ist günstiger.
Die letzten Wochen, seit uns die Götter den Zugang zum Vulkan in Ambrym verwehrt haben, sind im Norden des Landes verflogen. Dort haben wir noch die Insel Wala besucht, die ähnlich wie Ambrym mit heiligen Orten, Opfersteinen und magischen Kultstätten übersäht ist. Wenn man den Aussagen unseres Führers vor Ort Glauben schenken kann, dann kommen nach wie vor Stämme aus allen Teilen des Landes dort zusammen, um ihre uralten Zeremonien und Tänze abzuhalten - wo es meist um soziale Veränderung (Hochzeit, Häuptlingswechsel usw.), Ehrung der Ahnen und die Bitte um Regen geht.
Ausreichend Regen war damals und ist auch noch heute in Vanuatu das Wichtigste für die Einheimischen, denn wenn es nicht regnet, dann ist die Ernte schlecht und die Familien leben hauptsächlich von dem, was sie für sich selbst anbauen. Der Wirbelsturm hat die Ernte letztes Jahr zerstört und dieses Jahr droht es wegen El Nino und dem damit einhergehenden Regenmangel nicht viel besser zu werden. Hoffentlich helfen die Götter!
Nach Walla waren wir noch auf der größten Insel des Landes: Espirito Santo. Dort ist die Gesellschaft etwas moderner als im Hinterland. Hier sind die großen Plantagen, die größtenteils von ausländischen Investoren betrieben werden und wie überall sonst auf der Welt, sind auch dort die Götter des Konsums übermächtig und haben die traditionellen Sitten verdrängt. Geschäfte, Autos und Handys bestimmen das Stadtbild.
Natürlich haben wir am berühmten Wrack der USS Coolidge einen Tauchgang unternommen. Das riesige Schiff ist während des zweiten Weltkriegs dort auf eine der eigenen Minen aufgelaufen und gesunken.
Gleich nebenan ist der "Million Dollar Point". Hier hat das amerikanische Militär nach dem Krieg ihre ganze schwere Ausrüstung ins Wasser gekippt, weil die örtliche Regierung auf das großzügige Angebot nicht eingegangen war, das Zeug für einen symbolischen Betrag von einer Million Dollar zu kaufen. Das war praktisch geschenkt, aber für den kleinen Inselstaat trotzdem viel Geld. Außerdem rechneten sie fest damit, dass die Amerikaner das Zeug sowieso dort lassen würden, da es viel teuer gewesen wäre, alles wieder nach Hause zu schaffen. Leider ging der Bluff nach hinten los und heute freuen sich viele Fische und Schnorchler über die verrosteten und Korallenbewachsenen Wracks der Jeeps, Bagger und kleinen Schiffe.
Als schließlich Ende letzter Woche eine lange Periode mit schwachen Winden drohte zu Ende zu gehen, sind wir in einem kleinen Gewaltakt gegen den Wind zurück zur Hauptstadt. Hier verbummeln wir gerade noch ein paar Tage mit weiteren Tauchgängen in glasklarem Wasser an den Riffen, wo die Korallen vom letztjährigen Wirbelsturm zum Glück nicht stark beschädigt wurden.
Vanuatu hat uns sehr gut gefallen und wir wünschen den netten und herzlichen Einwohnern einen heißen Draht zu ihren Göttern, diesen Südsommer ausreichend Regen, eine gute Ernte und keinen weiteren Wirbelsturm in den nächsten Jahren.