Vor einer Woche sind wir pünktlich in Whangarei angekommen – am Ziel der Reise, die wir vor zwei Jahren begonnen haben. Auch die letzte große Etappe, die berüchtigte Passage nach Neuseeland, war eine entspannte Kaffeefahrt. Wir haben das richtige Wetterfenster im Minerva Riff abgewartet und sind in knapp unter 5 Tagen nach Opua gedümpelt. Dabei hatten wir fast die ganze Strecke leichten Wind von querab und so gut wie keine Welle. Da sind wir in der Adria schon ungemütlicher gesegelt.
Wieder einmal hat sich bestätigt, dass die meist gefürchtetsten Passagen, auch die bestgeplanten sind – und gerade weil man so genau auf Alles achtet, verlaufen sie meist überraschend ruhig. Gefährlich wird es eher dann, wenn man sich sicher wähnt und nicht so gut aufpasst.
Man muss aber auch sagen, dass andere Segler mit ihrer Passage nicht so viel Glück hatten. Viele haben sich von der allgemeinen Nervosität der Cruisergemeinde beeindrucken lassen, die gegen Ende Oktober schon überall drohende Wirbelstürme sahen. Sie sind zu früh gesegelt und auf dem Weg in ungemütliches Wetter geraten.
Andere hatten nach einer langen Saison in der Südsee mit Ermüdungserscheinungen am Material zu kämpfen. Zwei Katamarane hatten gebrochene Ruder, ein Katamaran und ein kleiner Einrümpfer haben den Mast verloren und zwei Boote mussten große Teile der Strecke per Hand segeln, weil ihr Autopilot ausgefallen war. Zum Glück sind alle mit dem Schrecken und Materialschaden davon gekommen – es gab keine echten Notfälle.
Alita fährt nun seit zwei Jahren ohne Probleme. Bis auf das Bugstrahlruder, das dank nicht zu beschaffender Ersatzteile seit Argentinien nicht mehr funktioniert und einem Riss in unserer neuen Genua, weil vor Samoa ein paar Schrauben in der Schiene der Rollanlage locker waren, haben wir keine echten Schäden zu beklagen. Trotzdem ist unsere Liste an geplanten Wartungs- und Verbesserungsarbeiten ellenlang. Die nächsten zwei Monate werden wir in Opua viel zu tun haben, damit Alita im nächsten Jahr nicht nur wie nagelneu, sondern noch sicherer und komfortabler ist.
Wenn ich erst mal einen Überblick über die Termine der geplanten Arbeiten habe, dann mache ich einen groben Tourplan 2014 – ja, Alita wird weiterfahren! So wie es jetzt aussieht geht es Mitte Februar in der "Bay of Islands" los, dann Richtung Süden. Wahrscheinlich schaffen wir es dieses Jahr nicht mehr bis nach Fjordland, ganz im Süden von Neuseeland. Sobald hier die Kälte so richtig Einzug hält, wollen wir höchstwahrscheinlich ins warme Tonga aufbrechen und dort in aller Ruhe die Wale ansehen, die wir dieses Jahr dort verpasst haben. Nach einer kleinen Südseerunde (Tonga, Samoa, Wallis, Fidji) fahren wir dann in den Süden von Neuseeland. Vielleicht…wie gesagt, der genaue und verbindliche Plan kommt in Bälde!
Für alle die dieses Jahr nicht mitfahren konnten und gerne wollten, für alle die bei unserer Tramreise von zuhause aus mitträumen wollen und für alle, die uns aus der Ferne unterstützen wollen, gibt es auf der Website in den nächsten Tagen ein paar Fotokalender und Fotobücher mit den Besten Fotos von Michaela, die ihr gegen Gebühr bestellen könnt.
Ich halte Euch über die Arbeiten an Alita am Laufenden und sage natürlich sofort Bescheid, wenn der Plan für 2014 online ist. Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!
Samstag, 7. Dezember 2013
Dienstag, 12. November 2013
Minerva
Schön ist es in Tonga. Die Insellandschaft von Vava'u war beindruckend und vielfältig; Ha'apai wegen seiner entspannten Menschen und seiner kristallklaren Unterwasserwelt bezaubernd; sogar Tongatapu und Nuku Alofa, die Hauptstadt von Tonga, hatte durchaus schöne Seiten, obwohl wir von vielen Seiten gewarnt wurden, dass es dort so schrecklich hässlich sei. Einen kleinen Abstecher nach Eua haben wir auch noch geschafft. Das ist eine wenig besuchte Insel südöstlich von Tongatapu, wo das Wasser noch klarer und die Landschaft noch unberührter ist.
Obwohl wir also einen ganzen Monat wirklich fleißig quer durch Tonga gekreuzt sind, haben wir trotzdem das Gefühl, vieles verpasst zu haben - so haben wir zum Beispiel nach Niautoputapu keinen einzigen Wal mehr gesehen und wären doch so gern mal mit einem der sanften Riesen geschwommen. Wie schon bei anderen außergewöhnlich schönen Orte auf unserer Tour, würden wir hierher gern nochmal zurück kommen und etwas mehr Zeit verbringen. Vielleicht ergibt sich ja die Chance nächstes Jahr.
Für 2013 geht die Saison in der Südsee rapide zu Ende und die Chance auf einen tropischen Sturm steigt täglich. Vor drei Tagen haben wir uns auf die erste Etappe des Weges nach Neuseeland gemacht und sind nach zwei perfekten Segeltagen, mit ruhiger See, angenehmer Brise und farbenprächtigen Sonnenuntergängen gestern in Nord Minerva angekommen.
Minerva, das sind zwei junge Atolle an der Datumsgrenze, südlich von Fidschi. Sie sind nur ein paar zigtausend Jahre alt, was Geologen eben so als blutjung bezeichnen. Für uns Laien ist das leicht zu erkennen, weil sie noch keine Zeit hatten die typischen Sandinsel zu bilden. Es fühlt sich so an, als würden wir mitten im Ozean ankern. Um uns herum ist nur Wasser, trotzdem schützt uns das Riff effektiv vor Wellen und Alita liegt ganz ruhig in der kühlen Brise aus Südost. Echt surreal.
Hier werden wir ein paar Tage verbringen, bis wir ein gutes "Wetterfenster" haben, um den letzten Hüpfer von etwa fünf Tagen nach Neuseeland zu machen. Die Überfahrt will gut geplant sein, denn mit ein bisschen Pech kann sie zu einer unangenehmen Erfahrung werden. Gefürchtet sind die brutalen neuseeländischen Wetterfronten, mit schwerer See und eiskaltem Wind aus Südwest. Früher haben die Segler auf dem Weg nach Neuseeland wegen dieser Fronten weit nach Westen vorgehalten, weil fast alle von so einer Front erwischt wurden und dann nach Osten zurücktreiben konnten.
Zum Glück sind die Wettervorhersagen heute weit besser und dank moderner Technik haben wir selbst an einem so abgelegenen Ort wie Minerva die Möglichkeit auf alle aktuellen Wetterdaten zuzugreifen. Wir sind also zuversichtlich, dass uns allzu schlechtes Wetter erspart bleibt. Nach fast neun Monaten in den Tropen sind wir durchaus etwas verweichlicht und eiskalter Wind klingt nach echter Folter. Es wird etwas dauern, bis wir uns wieder an lange Hosen und Pullover gewöhnt haben, da wollen wir nicht gleich mit dem Programm für Fortgeschrittene anfangen.
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Obwohl wir also einen ganzen Monat wirklich fleißig quer durch Tonga gekreuzt sind, haben wir trotzdem das Gefühl, vieles verpasst zu haben - so haben wir zum Beispiel nach Niautoputapu keinen einzigen Wal mehr gesehen und wären doch so gern mal mit einem der sanften Riesen geschwommen. Wie schon bei anderen außergewöhnlich schönen Orte auf unserer Tour, würden wir hierher gern nochmal zurück kommen und etwas mehr Zeit verbringen. Vielleicht ergibt sich ja die Chance nächstes Jahr.
Für 2013 geht die Saison in der Südsee rapide zu Ende und die Chance auf einen tropischen Sturm steigt täglich. Vor drei Tagen haben wir uns auf die erste Etappe des Weges nach Neuseeland gemacht und sind nach zwei perfekten Segeltagen, mit ruhiger See, angenehmer Brise und farbenprächtigen Sonnenuntergängen gestern in Nord Minerva angekommen.
Minerva, das sind zwei junge Atolle an der Datumsgrenze, südlich von Fidschi. Sie sind nur ein paar zigtausend Jahre alt, was Geologen eben so als blutjung bezeichnen. Für uns Laien ist das leicht zu erkennen, weil sie noch keine Zeit hatten die typischen Sandinsel zu bilden. Es fühlt sich so an, als würden wir mitten im Ozean ankern. Um uns herum ist nur Wasser, trotzdem schützt uns das Riff effektiv vor Wellen und Alita liegt ganz ruhig in der kühlen Brise aus Südost. Echt surreal.
Hier werden wir ein paar Tage verbringen, bis wir ein gutes "Wetterfenster" haben, um den letzten Hüpfer von etwa fünf Tagen nach Neuseeland zu machen. Die Überfahrt will gut geplant sein, denn mit ein bisschen Pech kann sie zu einer unangenehmen Erfahrung werden. Gefürchtet sind die brutalen neuseeländischen Wetterfronten, mit schwerer See und eiskaltem Wind aus Südwest. Früher haben die Segler auf dem Weg nach Neuseeland wegen dieser Fronten weit nach Westen vorgehalten, weil fast alle von so einer Front erwischt wurden und dann nach Osten zurücktreiben konnten.
Zum Glück sind die Wettervorhersagen heute weit besser und dank moderner Technik haben wir selbst an einem so abgelegenen Ort wie Minerva die Möglichkeit auf alle aktuellen Wetterdaten zuzugreifen. Wir sind also zuversichtlich, dass uns allzu schlechtes Wetter erspart bleibt. Nach fast neun Monaten in den Tropen sind wir durchaus etwas verweichlicht und eiskalter Wind klingt nach echter Folter. Es wird etwas dauern, bis wir uns wieder an lange Hosen und Pullover gewöhnt haben, da wollen wir nicht gleich mit dem Programm für Fortgeschrittene anfangen.
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Mittwoch, 9. Oktober 2013
Abschied von den Tropen
Nun ist es bald vorbei mit Gedümpel in der ewigen Badewanne. Vor einer
guten Woche sind wir in Tonga angekommen – genauer gesagt auf der
kleinen Insel Niuatoputapu. Ja, ich hab auch eine ganze Weile gebraucht,
bis ich mir das merken konnte und noch länger, bis ich es aussprechen
konnte! Inzwischen sind wir bereits eine Inselgruppe weiter südlich -
auf Vava'u. Hier treiben sich derzeit so ziemlich alle Segelboote herum,
die in den nächsten Wochen nach Neuseelandfahren wollen - also raus aus
den Tropen und weg von den gefährlichen Wirbelstürmen, die ab November
hier ihr Unwesen treiben können.
Bevor ich aber von Tonga erzähle, wollte ich noch unseren tollen
Aufenthalt in Samoa erwähnen. Das Land hat uns wirklich ganz
ausgezeichnet gefallen. Irgendwie sind die Leute dort sogar noch netter,
als sie es schon in der ganzen Südsee waren – keine Ahnung, wie sie das
schaffen. Das Leben auf Samoa ist im Gegensatz zu Französisch Polynesien
und den Cook Inseln einigermaßen erschwinglich und auf den zwei großen
Inseln gibt es viel zu sehen. Z.B. riesige Wasserfälle die man bestaunen
kann und kleine Wasserfälle die man runterspringen und -rutschen kann.
Die Abkühlung in dem kühlen Süßwasser ist auch dringend nötig, denn
Samoa war so ziemlich der heißeste Ort, an dem wir bisher waren.
Interessant an den Samoanern ist auch ihre ganz eigene Kultur und
Lebensweise. Außerhalb von Apia, der einzigen Stadt auf Samoa, leben die
meisten Menschen in „Fales" - das sind große, ovale Dächer, die auf
Pfählen in einem Stein- bzw. Beton-Fundament stehen. Wände gibt es keine
– also auch keine Privatsphäre! Je nach Tageszeit wird die Einrichtung
im Fale hin- und her geschoben. Nachts liegen überall Matratzen auf dem
Boden und es hängen Moskitonetze darüber. Tagsüber lehnen die Matratzen
aneinander auf einer Seite und es steht ein niedriger Tisch in der Mitte
des Fale - gegessen wir auf dem Boden sitzend. Bei Wind und Regen werden
Stoffe und Planen auf der Wetterseite gespannt.
Die Fales stehen meistens in Gruppen zusammen, die wir als Dörfer
bezeichnen würden. Auf Samoa sind das aber Großfamilien. Wir haben einen
Mann getroffen, dessen „Familie" angeblich 1800 Seelen zählt. Jede
Familie hat auf der Insel ihr eigenes Gebiet, in dem sie lebt und das
sie verwaltet. Regiert werden die Familienmitglieder von den Chiefs der
Familie, also den Häuptlingen, bzw. Dorfältesten. Der Ältestenrat regelt
alle Belange der Familie. Wenn es Streit gibt, dann schlichten die
Chiefs. Wenn die Familie eine neue Straße will, dann müssen alle
Familienmitglieder dafür bezahlen – da macht der Staat Samoa gar nichts.
Das führt dazu, dass wir öfter mal Wegzoll zahlen mussten, wenn wir über
so eine Familienstraße zu einer besonders schönen Küste fahren wollten.
Am Erstaunlichsten sind aber die Kirchen. In jedem Dorf steht hier nicht
eine Kirche, sondern aber zwei oder drei - denn schließlich gibt es jede
Menge christliche Glaubensrichtungen und alle Missionare sind auf Samoa
erstaunlich erfolgreich. Manchmal hat man den Eindruck es gibt mehr
Kirchen als normale Häuser auf Samoa - und ich rede nicht von schäbigen
Dorfkapellen. Das sind immer große, schicke und einwandfrei gepflegte
Gebäude. In Stadtnähe erreichen die Gotteshäuser unglaubliche
Dimensionen, die schon fast an einen europäischen Dom heranreichen. Es
gibt aber auch modernste Kirchen, von Stararchitekten designed, die eher
an ein Raumschiff erinnern.
Das Ganze ist umso erstaunlicher, wenn man weiß, dass die Menschen auf
Samoa so arm sind, dass sie ohne regelmäßige Unterstützung der
Familienmitglieder im Ausland (hauptsächlich Neusseland, aber auch
Australien und USA) nicht überleben könnten. Wo das ganze Geld für die
Kirchenpräsenz, Vielfalt und Größe herkommt, ist mir ein komplettes
Rätsel. Ich muss vermuten, dass die Familien mehr als die Hälfte des
Haushaltsbudgets den Kirchen in den Rachen werfen. Naja, zumindest sind
sie dann nach ihrem Tode prima versorgt…
Auch in Tonga gibt es viele Kirchen, aber sie sind nicht annähernd so
protzig. Auch die Tonganer gehen mehrmals die Woche in die Kirche.
Sonntags sogar zweimal. Die Kirche nimmt den Menschen also nicht nur das
Geld, sondern auch die Arbeitszeit. Das geht soweit, dass der Mittwoch
in Tonga inzwischen ein inoffizieller Feiertag ist. Die Menschen wollen
einfach mal etwas Zeit mit ihren Ehepartnern und Kindern verbringen und
da sie am Wochenende fast ausschließlich mit kirchlichen Tätigkeiten
beschäftigt sind, gehen sie nun Mittwoch nicht mehr zur Arbeit.
Natürlich hat die Kirche das spitz gekriegt und erwartet inzwischen,
dass ihre Schäfchen auch Mittwoch vormittags zum Pflichtgottesdienst
erscheinen… keine Ahnung, wo das endet.
Zumindest bewirkt der strenge Glaube und die starken Familienstrukturen,
trotz der Armut und der vielfältigen Probleme des Landes einen
unumstößlichen sozialen Frieden und das führt letztlich zu genau der
Freundlichkeit der Menschen, die das Land so einzigartig macht und die
wir sehr genießen.
Zu Tonga kann ich noch nicht wirklich viel sagen. Niuatoputapu war nicht
wirklich etwas Besonderes, aber es liegt ziemlich genau in der Mitte
zwischen Samoa und Vava'u, macht also aus einer langen Überfahrt zwei
überschaubare Tagestrips und bietet in seiner kleinen Lagune einen
sicheren Ankerplatz, wo man sich prima ausruhen kann. Leider ist das
Wasser in der Lagune sehr trübe und die Insel selbst bietet auch wenige
Sehenswürdigkeiten. Aber ganz langweilig war uns dort nicht, denn
immerhin ist es uns zum ersten Mal gelungen mit dem Beiboot relativ nahe
an einen heranzukommen. Die Walkuh hatte ihr Junges dabei und der
„Kleine", dar auch schon gute fünf Meter lang war, wollte vor uns ein
wenig angeben. In etwa fünfzig Meter Entfernung von uns ist er einige
Male aus dem Wasser gesprungen. Micha war wie immer geistesgegenwärtig
und hat ein paar schöne Fotos hinbekommen.
Anders als Niuatoputapu, ist die die Westseite der Vava'u Gruppe eine
echte Überraschung und geologisch was ganz Neues für uns. Hier hat es
endlich mal nicht das typische Korallenriff und türkisblaues Wasser um
eine Vulkaninsel herum. Stattdessen sind die Inseln der Vava'u Gruppe
zahlreich und verwinkelt, die Küsten meist steile, schwarze Vulkanwände
und das Wasser davor ist tief und klar. Natürlich gibt es viele
versteckte Buchten, mit kleinen Sandstränden und seichtem Wasser zum
Baden. Die Ankermöglichkeiten sind hier so zahlreich, dass man fast in
Stress geraten könnte. Schließlich wollen wir möglichst alle mal sehen!
Zum Stress trägt außerdem die versammelte Cruiser-Gemeinschaft bei. Hier
trifft man gebündelt all die netten Segler wieder, die man im östlichen
Pazifik kennengelernt hat und man weiß gar nicht, wie alle in den vollen
Terminkalender passen sollen. Ein echtes Drama! Naja, wir werden uns
einfach nicht stressen lassen und genießen unsere letzten Wochen in den
Tropen.
guten Woche sind wir in Tonga angekommen – genauer gesagt auf der
kleinen Insel Niuatoputapu. Ja, ich hab auch eine ganze Weile gebraucht,
bis ich mir das merken konnte und noch länger, bis ich es aussprechen
konnte! Inzwischen sind wir bereits eine Inselgruppe weiter südlich -
auf Vava'u. Hier treiben sich derzeit so ziemlich alle Segelboote herum,
die in den nächsten Wochen nach Neuseelandfahren wollen - also raus aus
den Tropen und weg von den gefährlichen Wirbelstürmen, die ab November
hier ihr Unwesen treiben können.
Bevor ich aber von Tonga erzähle, wollte ich noch unseren tollen
Aufenthalt in Samoa erwähnen. Das Land hat uns wirklich ganz
ausgezeichnet gefallen. Irgendwie sind die Leute dort sogar noch netter,
als sie es schon in der ganzen Südsee waren – keine Ahnung, wie sie das
schaffen. Das Leben auf Samoa ist im Gegensatz zu Französisch Polynesien
und den Cook Inseln einigermaßen erschwinglich und auf den zwei großen
Inseln gibt es viel zu sehen. Z.B. riesige Wasserfälle die man bestaunen
kann und kleine Wasserfälle die man runterspringen und -rutschen kann.
Die Abkühlung in dem kühlen Süßwasser ist auch dringend nötig, denn
Samoa war so ziemlich der heißeste Ort, an dem wir bisher waren.
Interessant an den Samoanern ist auch ihre ganz eigene Kultur und
Lebensweise. Außerhalb von Apia, der einzigen Stadt auf Samoa, leben die
meisten Menschen in „Fales" - das sind große, ovale Dächer, die auf
Pfählen in einem Stein- bzw. Beton-Fundament stehen. Wände gibt es keine
– also auch keine Privatsphäre! Je nach Tageszeit wird die Einrichtung
im Fale hin- und her geschoben. Nachts liegen überall Matratzen auf dem
Boden und es hängen Moskitonetze darüber. Tagsüber lehnen die Matratzen
aneinander auf einer Seite und es steht ein niedriger Tisch in der Mitte
des Fale - gegessen wir auf dem Boden sitzend. Bei Wind und Regen werden
Stoffe und Planen auf der Wetterseite gespannt.
Die Fales stehen meistens in Gruppen zusammen, die wir als Dörfer
bezeichnen würden. Auf Samoa sind das aber Großfamilien. Wir haben einen
Mann getroffen, dessen „Familie" angeblich 1800 Seelen zählt. Jede
Familie hat auf der Insel ihr eigenes Gebiet, in dem sie lebt und das
sie verwaltet. Regiert werden die Familienmitglieder von den Chiefs der
Familie, also den Häuptlingen, bzw. Dorfältesten. Der Ältestenrat regelt
alle Belange der Familie. Wenn es Streit gibt, dann schlichten die
Chiefs. Wenn die Familie eine neue Straße will, dann müssen alle
Familienmitglieder dafür bezahlen – da macht der Staat Samoa gar nichts.
Das führt dazu, dass wir öfter mal Wegzoll zahlen mussten, wenn wir über
so eine Familienstraße zu einer besonders schönen Küste fahren wollten.
Am Erstaunlichsten sind aber die Kirchen. In jedem Dorf steht hier nicht
eine Kirche, sondern aber zwei oder drei - denn schließlich gibt es jede
Menge christliche Glaubensrichtungen und alle Missionare sind auf Samoa
erstaunlich erfolgreich. Manchmal hat man den Eindruck es gibt mehr
Kirchen als normale Häuser auf Samoa - und ich rede nicht von schäbigen
Dorfkapellen. Das sind immer große, schicke und einwandfrei gepflegte
Gebäude. In Stadtnähe erreichen die Gotteshäuser unglaubliche
Dimensionen, die schon fast an einen europäischen Dom heranreichen. Es
gibt aber auch modernste Kirchen, von Stararchitekten designed, die eher
an ein Raumschiff erinnern.
Das Ganze ist umso erstaunlicher, wenn man weiß, dass die Menschen auf
Samoa so arm sind, dass sie ohne regelmäßige Unterstützung der
Familienmitglieder im Ausland (hauptsächlich Neusseland, aber auch
Australien und USA) nicht überleben könnten. Wo das ganze Geld für die
Kirchenpräsenz, Vielfalt und Größe herkommt, ist mir ein komplettes
Rätsel. Ich muss vermuten, dass die Familien mehr als die Hälfte des
Haushaltsbudgets den Kirchen in den Rachen werfen. Naja, zumindest sind
sie dann nach ihrem Tode prima versorgt…
Auch in Tonga gibt es viele Kirchen, aber sie sind nicht annähernd so
protzig. Auch die Tonganer gehen mehrmals die Woche in die Kirche.
Sonntags sogar zweimal. Die Kirche nimmt den Menschen also nicht nur das
Geld, sondern auch die Arbeitszeit. Das geht soweit, dass der Mittwoch
in Tonga inzwischen ein inoffizieller Feiertag ist. Die Menschen wollen
einfach mal etwas Zeit mit ihren Ehepartnern und Kindern verbringen und
da sie am Wochenende fast ausschließlich mit kirchlichen Tätigkeiten
beschäftigt sind, gehen sie nun Mittwoch nicht mehr zur Arbeit.
Natürlich hat die Kirche das spitz gekriegt und erwartet inzwischen,
dass ihre Schäfchen auch Mittwoch vormittags zum Pflichtgottesdienst
erscheinen… keine Ahnung, wo das endet.
Zumindest bewirkt der strenge Glaube und die starken Familienstrukturen,
trotz der Armut und der vielfältigen Probleme des Landes einen
unumstößlichen sozialen Frieden und das führt letztlich zu genau der
Freundlichkeit der Menschen, die das Land so einzigartig macht und die
wir sehr genießen.
Zu Tonga kann ich noch nicht wirklich viel sagen. Niuatoputapu war nicht
wirklich etwas Besonderes, aber es liegt ziemlich genau in der Mitte
zwischen Samoa und Vava'u, macht also aus einer langen Überfahrt zwei
überschaubare Tagestrips und bietet in seiner kleinen Lagune einen
sicheren Ankerplatz, wo man sich prima ausruhen kann. Leider ist das
Wasser in der Lagune sehr trübe und die Insel selbst bietet auch wenige
Sehenswürdigkeiten. Aber ganz langweilig war uns dort nicht, denn
immerhin ist es uns zum ersten Mal gelungen mit dem Beiboot relativ nahe
an einen heranzukommen. Die Walkuh hatte ihr Junges dabei und der
„Kleine", dar auch schon gute fünf Meter lang war, wollte vor uns ein
wenig angeben. In etwa fünfzig Meter Entfernung von uns ist er einige
Male aus dem Wasser gesprungen. Micha war wie immer geistesgegenwärtig
und hat ein paar schöne Fotos hinbekommen.
Anders als Niuatoputapu, ist die die Westseite der Vava'u Gruppe eine
echte Überraschung und geologisch was ganz Neues für uns. Hier hat es
endlich mal nicht das typische Korallenriff und türkisblaues Wasser um
eine Vulkaninsel herum. Stattdessen sind die Inseln der Vava'u Gruppe
zahlreich und verwinkelt, die Küsten meist steile, schwarze Vulkanwände
und das Wasser davor ist tief und klar. Natürlich gibt es viele
versteckte Buchten, mit kleinen Sandstränden und seichtem Wasser zum
Baden. Die Ankermöglichkeiten sind hier so zahlreich, dass man fast in
Stress geraten könnte. Schließlich wollen wir möglichst alle mal sehen!
Zum Stress trägt außerdem die versammelte Cruiser-Gemeinschaft bei. Hier
trifft man gebündelt all die netten Segler wieder, die man im östlichen
Pazifik kennengelernt hat und man weiß gar nicht, wie alle in den vollen
Terminkalender passen sollen. Ein echtes Drama! Naja, wir werden uns
einfach nicht stressen lassen und genießen unsere letzten Wochen in den
Tropen.
Freitag, 13. September 2013
Luxus
Fast ein halbes Jahr ist es nun schon her, dass wir den
südamerikanischen Kontinent verlassen haben und seitdem sind wir in der
Inselwelt der Südsee unterwegs. Palmen, Strand, türkisblaues Wasser und sehr,
sehr viel Zeit… das gibt es für uns seitdem im Überfluss. Und weil das zuhause
als der Inbegriff von Luxus gilt, scheinen viele zu denken viele wir leben hier
in Saus und Braus. Emails an uns beginnen mit den Worten „ihr sitzt sicher
gerade am Strand und schlürft einen Fruchtcocktail…“ – Ja ja, schön wär’s!
Viele scheinen nicht zu wissen, dass auf den flachen
Inseln der Südsee außer Kokosnuss praktisch nichts angebaut werden kann. Auf den höheren
Vulkaninseln ist Ackerbau zwar theoretisch möglich. Aber die Plätze sind rar,
wo der Boden eben genug ist. Außerdem fehlt dann oft das nötige Wasser. Das Obst
und Gemüse was unter diesen schwierigen Bedingungen hier in der Südsee wächst,
ist für den Eigenbedarf bestimmt und selbst wenn die Insulaner davon etwas
verkaufen, dann wissen sie wie rar ihr Produkt ist und rufen entsprechende
Preise auf.
Im Prinzip ist also alles, wirklich ALLES, was man hier
in der Südsee konsumiert, per Schiff und/oder Flugzeug importiert. Je nachdem
wie abgelegen man unterwegs, steigt die Anzahl der Schiffe und Flugzeuge, die
für den Transport der Güter notwendig waren und damit auch die Zeit, die die
Ware unterwegs ist. Eine ununterbrochene Kühlkette ist jenseits der ganz großen
Inseln nicht mehr möglich, bzw. unbezahlbar. Das schränkt die Auswahl der Waren
in den Läden weiter ein und der Preis… ja der Preis!
Reden wir mal bitte nicht von frischen Früchten - das ist
ohnehin völlig illusorisch! Bleiben wir bei den Grundnahrungsmitteln. Ein
kleines Glas Nutella hat auf den Tuamotus €7,- gekostet, eine Dose Bier €2,50.
Eine Packung Corn Flakes kostet auf Samoa €10,-. Nur mal so als Hausnummer. Das
ist der Grund, warum die Einheimischen praktisch ausschließlich von Fisch und
Kokosnuss leben - die einzigen Lebensmittel, die hier günstig sind. Aber auch
Fisch ist nicht mehr unproblematisch, weil dank der Perlenzuchten viele Atolle
mit der Ciguatera-Alge belastet sind, welche die einfach zu fangenden
Rifffische für den Menschen giftig macht. Der Hochseefischbestand ist jedoch
von den asiatischen Fangflotten so stark dezimiert, dass es den Insulanern
bereits schwer fällt Thunfische oder Makrelen zu fangen.
Ich bin sicher, dass die Gäste in den Vielsterne-Luxus-Hotels
von diesen Problemen im Paradies keinen
blassen Dunst haben und gern jeden Abend ihren Fruchtcocktail am Strand
schlürfen. Natürlich kostet so ein Tag in einer kleinen palmenblattgedeckte
Standardreihenbambushütte auf türkisblauem Wasser mal eben $2.000,- aufwärts.
Die geräumigere und privat gelegenere Honeymoon-Hütte schlägt mit schlappen $10.000,-
pro Tag zu. Bei diesen Preisen fallen natürlich zwanzig Dollar für ein kühles
Glas importierten Fruchtsaftcocktail auf der Zimmerrechnung nicht weiter auf. Wir
Segler trinken stattdessen unser selbstgemachtes Wasser was wir mithilfe von
Solarstrom in der Meerwasserentsalzungsanlage gewinnen und reichern dieses mit
Mineralstoffen in Pillenform und Bier in homöopathischer Dosis an.
Tatsächlich haben sich fast alle unsere Besucher nach ein
paar Wochen in der Südsee sehr auf ihren Supermarkt zuhause gefreut und auch
auf Ali, den freundlichen Dönermann an der Ecke. Diese beide im Verbund scheinen
die Gelüste unserer Freunde effizienter befriedigen zu können, als wir das hier
auf Alita in der wunderschönen Fototapeten Landschaft der Südsee vermögen.
Da sieht man mal wieder, wie relativ das Leben ist. In
Deutschland ist der polynesische Palmenstrand Luxus. Bei uns, an eben diesem
Strand, wäre ein ganz normaler Aldi fast wie das Paradies. Warum ist es nur so,
dass der Rasen beim verdammten Nachbarn immer so viel grüner ist!
Fruchtcocktail hin oder her - wir sind in den letzten
Wochen recht luxuriös durch die Cook Inseln gesegelt, haben es uns auch ohne
Aldi im himmlischen Aitutaki und im sagenumwobenen Suwarrow gut gehen lassen.
Gestern sind wir dann in Apia auf West Samoa angekommen, was früher mal
deutsche Kolonie war. Die germanischen Wurzeln kann man immer noch deutlich
spüren, an der außerordentlich aufwändigen Bürokratie bei der Einreise. Hier
müssen fünf Behörden an Bord kommen und solange nicht alle da waren und mit
allem glücklich sind, darf eigentlich keiner der Besatzung von Bord gehen. Ich
sage eigentlich, weil die Samoaner, obwohl sie sehr bürokratisch sind, auch
sehr menschlich sind. Und so bekommt man als Kapitän eben eine kleine Rüge,
wenn sie dich dreißig Stunden nach der Ankunft alleine an Bord antreffen, weil
die Crew, die in wenigen Tagen nach Deutschland zurückfliegt, natürlich längst
die Insel besichtigt, weil sie keine Zeit für die lästigen Buchstaben des
Gesetztes hat. Man muss sie einfach gern haben!
Dienstag, 13. August 2013
Au Revoir Baguette
Wir sind am äußersten westlichen Rand von Französisch Polynesien, auf Maupihaa (Maupelia) angekommen und fühlen uns auf mehr als eine Art wieder auf die Tuamotus zurück versetzt. Hier fehlt erneut die vulkanisch, grünschwarze Insel in der Mitte des Atolls. Es gibt nur den Kranz von palmengekrönten Sandinseln außen herum. Und es fehlt zum Glück auch völlig der touristische Trubel, der die Society Inseln so gequält hat, und damit auch die einhergehenden vielen gestressten Menschen.
Zuletzt hat es uns ja doch noch erwischt. Ausgerechnet mitten im Inbegriff der paradiesischen Südsee, dort wo man es am wenigsten erwartet, auf der endlosen türkisblauen Badewanne im östlichen Bora Bora, hat man mir meine Hochseeangel aus der Halterung am Heckkorb geklaut, woraufhin ich die örtliche Wirtschaft mit einer Spende von knapp 400,- für entsprechenden Ersatz unterstützen musste.
Auf unseren Besuch in Maupiti mussten wir leider verzichten, da uns der Wetterbericht in die Irre geführt hat. Statt einer lauen Brise aus Ost, wie vorhergesagt, blies ein Starkwind aus Südost und damit war die berüchtigt schwierige Einfahrt voll auf der Wetterseite und völlig unbefahrbar. Während wir uns die Durchfahrt aus scheinbar sicherer Entfernung von gut 300 Metern genau ansahen und die schicken Surferkäme bewundert haben, die sich genau dort bildeten, wo wir hätten durchfahren sollen, überraschte uns eine besonders große Welle von hinten und brach sich bis in unser sonst so trockenes Mittelcockpit. Spätestens jetzt war klar, dass wir eine Einfahrt nicht wagen werden. Also haben wir die Segel wieder gesetzt und sind weiter nach Maupihaa gefahren.
Diese Atoll gibt zwar optisch nicht ganz so viel her wie Bora Bora, aber es gefällt mir- nicht nur wegen des ärgerlichen Ereignisses dort - trotzdem sehr viel besser. Die Ruhe hier ist eine Wohltat nach dem Trubel, den die permanente Flut von Flitterwöchlern auf Bora Bora verursacht. Auf den letzten hundert Seemeilen haben wir die Zivilisation, die Supermärkte, Restaurants, Veranstaltungen und den Großteil der anderen Segler zurück gelassen. Dafür haben wir Ruhe und Ursprünglichkeit wieder.
Was wir außerdem zurückgelassen haben ist das Baguette - wohl für eine lange Zeit. Wir werden es vermissen, das leckere, knusprige Stangenweißbrot, das es selbst auf den abgelegenen französischen Inseln zu kaufen gibt. Nun kommen wir nach Cook Island, die unter neuseeländischem und damit englischem Einfluss stehen - also lukullisches und bäckerisches Entwicklungsgebiet.
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Zuletzt hat es uns ja doch noch erwischt. Ausgerechnet mitten im Inbegriff der paradiesischen Südsee, dort wo man es am wenigsten erwartet, auf der endlosen türkisblauen Badewanne im östlichen Bora Bora, hat man mir meine Hochseeangel aus der Halterung am Heckkorb geklaut, woraufhin ich die örtliche Wirtschaft mit einer Spende von knapp 400,- für entsprechenden Ersatz unterstützen musste.
Auf unseren Besuch in Maupiti mussten wir leider verzichten, da uns der Wetterbericht in die Irre geführt hat. Statt einer lauen Brise aus Ost, wie vorhergesagt, blies ein Starkwind aus Südost und damit war die berüchtigt schwierige Einfahrt voll auf der Wetterseite und völlig unbefahrbar. Während wir uns die Durchfahrt aus scheinbar sicherer Entfernung von gut 300 Metern genau ansahen und die schicken Surferkäme bewundert haben, die sich genau dort bildeten, wo wir hätten durchfahren sollen, überraschte uns eine besonders große Welle von hinten und brach sich bis in unser sonst so trockenes Mittelcockpit. Spätestens jetzt war klar, dass wir eine Einfahrt nicht wagen werden. Also haben wir die Segel wieder gesetzt und sind weiter nach Maupihaa gefahren.
Diese Atoll gibt zwar optisch nicht ganz so viel her wie Bora Bora, aber es gefällt mir- nicht nur wegen des ärgerlichen Ereignisses dort - trotzdem sehr viel besser. Die Ruhe hier ist eine Wohltat nach dem Trubel, den die permanente Flut von Flitterwöchlern auf Bora Bora verursacht. Auf den letzten hundert Seemeilen haben wir die Zivilisation, die Supermärkte, Restaurants, Veranstaltungen und den Großteil der anderen Segler zurück gelassen. Dafür haben wir Ruhe und Ursprünglichkeit wieder.
Was wir außerdem zurückgelassen haben ist das Baguette - wohl für eine lange Zeit. Wir werden es vermissen, das leckere, knusprige Stangenweißbrot, das es selbst auf den abgelegenen französischen Inseln zu kaufen gibt. Nun kommen wir nach Cook Island, die unter neuseeländischem und damit englischem Einfluss stehen - also lukullisches und bäckerisches Entwicklungsgebiet.
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Montag, 5. August 2013
Die Gesellschaftsinseln
Sie sind sehr schön, die Gesellschaftsinseln. Nicht umsonst sind Tahiti und Bora Bora fast weltweit jedem ein Begriff. Aber auch die unbekannteren, wie Moorea, Huahine und Raiatea haben ihre Reize. Anders als die Tuamotus, haben die Atolle auf den Gesellschaftsinseln nicht nur viele, kleine Korallensand- und Plameninseln am Riff außen herum, sondern zusätzlich in der Mitte noch mindestens einen großen, grünen Vulkanberg. Das sieht nicht nur auf Fotos gut aus. Man kann hier auch ein bisschen mehr unternehmen, wie z.B. Radeln und Wandern.
Und weil die Inseln so schön und vielfältig sind, trifft man hier auch wesentlich mehr Menschen. Hier lebt die große Mehrheit der Bevölkerung von Französisch Polynesien und natürlich sind hier auch die meisten Besucher - und damit hat man hier auch das größte touristische Angebot. Angefangen von jeder Form von Surfen, über Jetski, Helikopter, U-Boot, bis hin zu riesigen Meerwasseraquarien in denen man Schnorcheln kann und eingesperrten Delphinen mit denen man schwimmen kann, ist hier alles und noch viel mehr möglich. In dem bunten Zirkus wundert es dann auch nicht weiter, dass sich Herr Abramovish in der Gegend mit seiner ungewöhnlichen Yacht "A" herumtreibt.
Wir haben uns noch immer nicht ganz an den "Trubel" gewöhnt, obwohl Tahiti und damit das dichteste Gewühl bereits hinter uns liegen. Nachdem wir von dort aus der Marina Taina geflohen waren, haben wir Moorea besucht, die wahrscheinlich schönste Insel der Gegend. Wir waren auf Huahine, der freundlichsten und in Raiatea, der vielfältigsten Insel. Nun sind wir auf der berühmtesten Insel eingetroffen: Bora Bora.
Natürlich war jede atemberaubend schön, wie ihr auf den Fotos sicher schon gesehen habt - wobei ich zugeben muss, dass nach drei Monaten Palmen, Strand und türkisblauem Wasser bei mir ein gewisser Gewöhnungseffekt eingetreten ist und ich das Paradies gar nicht mehr gebührend bestaunen kann.
Und da wir gerade vom Sündenfall sprechen: Hier auf den bevölkerungsreicheren Inseln des Paradieses ist deutlich zu beobachten, wie die globale Krise und stark zurückgegangene Besucherzahlen bei den freundlichsten und entspanntesten Menschen der Welt, schnöden westlichen Stress auslösen kann. Vereinzelt kommt es wohl bereits zu Diebstählen auf Yachten, was in einer Kultur, wo der eigene Status davon abhängt, wie reichlich man seine Gäste beschenkt, durchaus bemerkenswert ist. Noch Erstaunlicheres ist Freunden von uns widerfahren, die von fünf stämmigen Insulanern genötigt wurden Fotos von brechenden Wellen aus ihrer Kamera zu löschen, weil die Einheimischen die Existenz "ihres" Surferspots geheim halten wollten.
Uns ist zum Glück nichts Negatives wiederfahren und unser größtes Problem war, dass die letzten Wochen überraschend windig daher kamen. Im südlichen Pazifik hatte sich ein großes und kräftiges Hochdruckgebiet breit gemacht und das hat hier oben in den tropischen Breiten zu zwei Wochen kräftigem Wind aus Ost und damit auch zu ordentlichen Wellen geführt. Die meisten Yachten haben sich in dieser Zeit kaum aus dem Schutz der Atolle bewegt. Wir mussten raus, um unseren Zeitplan einzuhalten. Zum Glück sind die Distanzen zwischen den Gesellschaftsinseln nicht sehr groß, so dass wir nicht allzu lange durch geschaukelt wurden.
Nun freuen wir uns auf eine Woche mit lauem Wind und auf unseren nächsten Gast, der mit uns zu den Cook Inseln segeln wird. Endlich mal wieder eine längere Etappe. Ich hoffe, ich weiß noch wie das geht!
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Und weil die Inseln so schön und vielfältig sind, trifft man hier auch wesentlich mehr Menschen. Hier lebt die große Mehrheit der Bevölkerung von Französisch Polynesien und natürlich sind hier auch die meisten Besucher - und damit hat man hier auch das größte touristische Angebot. Angefangen von jeder Form von Surfen, über Jetski, Helikopter, U-Boot, bis hin zu riesigen Meerwasseraquarien in denen man Schnorcheln kann und eingesperrten Delphinen mit denen man schwimmen kann, ist hier alles und noch viel mehr möglich. In dem bunten Zirkus wundert es dann auch nicht weiter, dass sich Herr Abramovish in der Gegend mit seiner ungewöhnlichen Yacht "A" herumtreibt.
Wir haben uns noch immer nicht ganz an den "Trubel" gewöhnt, obwohl Tahiti und damit das dichteste Gewühl bereits hinter uns liegen. Nachdem wir von dort aus der Marina Taina geflohen waren, haben wir Moorea besucht, die wahrscheinlich schönste Insel der Gegend. Wir waren auf Huahine, der freundlichsten und in Raiatea, der vielfältigsten Insel. Nun sind wir auf der berühmtesten Insel eingetroffen: Bora Bora.
Natürlich war jede atemberaubend schön, wie ihr auf den Fotos sicher schon gesehen habt - wobei ich zugeben muss, dass nach drei Monaten Palmen, Strand und türkisblauem Wasser bei mir ein gewisser Gewöhnungseffekt eingetreten ist und ich das Paradies gar nicht mehr gebührend bestaunen kann.
Und da wir gerade vom Sündenfall sprechen: Hier auf den bevölkerungsreicheren Inseln des Paradieses ist deutlich zu beobachten, wie die globale Krise und stark zurückgegangene Besucherzahlen bei den freundlichsten und entspanntesten Menschen der Welt, schnöden westlichen Stress auslösen kann. Vereinzelt kommt es wohl bereits zu Diebstählen auf Yachten, was in einer Kultur, wo der eigene Status davon abhängt, wie reichlich man seine Gäste beschenkt, durchaus bemerkenswert ist. Noch Erstaunlicheres ist Freunden von uns widerfahren, die von fünf stämmigen Insulanern genötigt wurden Fotos von brechenden Wellen aus ihrer Kamera zu löschen, weil die Einheimischen die Existenz "ihres" Surferspots geheim halten wollten.
Uns ist zum Glück nichts Negatives wiederfahren und unser größtes Problem war, dass die letzten Wochen überraschend windig daher kamen. Im südlichen Pazifik hatte sich ein großes und kräftiges Hochdruckgebiet breit gemacht und das hat hier oben in den tropischen Breiten zu zwei Wochen kräftigem Wind aus Ost und damit auch zu ordentlichen Wellen geführt. Die meisten Yachten haben sich in dieser Zeit kaum aus dem Schutz der Atolle bewegt. Wir mussten raus, um unseren Zeitplan einzuhalten. Zum Glück sind die Distanzen zwischen den Gesellschaftsinseln nicht sehr groß, so dass wir nicht allzu lange durch geschaukelt wurden.
Nun freuen wir uns auf eine Woche mit lauem Wind und auf unseren nächsten Gast, der mit uns zu den Cook Inseln segeln wird. Endlich mal wieder eine längere Etappe. Ich hoffe, ich weiß noch wie das geht!
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Donnerstag, 18. Juli 2013
Abschied auf Tahiti
Es war eine schöne, geruhsame Reise durch die Tuamotus von
Französisch Polynesien. Nach meinem letzten Eintrag aus dem wunderschön
einsamen Atoll Tahanea, wo wir mit diversen befreundeten Yachten insgesamt elf
Tage verbrachten, waren wir anschließend
noch im Atoll Fakarava.
Fakarava ist sowohl touristisch erschlossen als auch Teil
der internationalen Barfußroute und des amerikanischen Puddle Jumps (so etwas
wie die ARC, nur für den Pazifik). Kein Wunder also, dass dort mehr Menschen
und vor Allem viel mehr Segelboote anzutreffen sind. Eine gute Gelegenheit sich
wieder an den Trubel zu gewöhnen, was uns nach ein paar Monaten
Abgeschiedenheit relativ schwer fällt.
Ungünstige Wetterbedingungen zwangen uns dann fast eine
Woche dort auszuharren, obwohl wir dort nur ein paar Tage bleiben wollten. Aber
eine heftige Front machte uns einen Strich durch die Rechnung und führte erst
zu Starkwind aus Nord und dann zu einer steifen Brise aus Süd, was wohl einige
der Barfußsegler völlig überrascht hat.
Sie fühlten sich innerhalb des Atolls offenbar so sicher, dass sie die
Wettervorhersage nicht verfolgten. Dummerweise erstreckt sich Fakarava über dreißig
Meilen von Nord nach Süd, was bei stärkeren Winden entlang der Achse selbst
innerhalb des Riffs auf der windabgewandten Seite zu hohen Wellen führt.
Während wir uns bei Nordwind im Schutz des nördlichen Riffs
befanden und mit der Winddrehung nach Süden umzogen, um dort wieder optimal
geschützt zu sein, fuhren einige Boote andersherum, bzw. bewegten sich gar
nicht. Bei den Meisten führte das zum Glück nur zu einigen rauhen Stunden und
intensiver Ankerwache. Bei zwei Booten jedoch, deren Kette sich in den Korallen
verhängt hat, hat es die Ankerwinch herausgerissen und ein weiterer
Unglücksrabe hat seinen Anker sogar ganz verloren und wurde auf das Riff
gespült. Ein Loch mit einem halben Meter Durchmesser und diverse Risse in der
Außenhülle waren die Folge. Zum Glück wurde niemand verletzt.
Während jeweils am anderen Ende des Atolls das Drama tobte,
verbrachten wir ein paar entspannte Tage zu zweit, nachdem unser Besuch nun
wieder nach Deutschland abgereist ist, wo er nach acht Wochen Fisch gerade einen
deftigen Schweinebraten geniest – wir sind hier nur ein bisschen neidisch, ein
ganz klein bisschen!
Ich habe in dem Skipper einer befreundeten Yacht einen
erfahrenen Tauchpartner gefunden, mit dem ich gemeinsam den Drifttauchgang in
berühmten Süddurchfahrt von Fakarava wagen konnte, wo man in glasklarem Wasser die
bunte Korallenvielfalt, viele große Fische und natürlich jede Menge der
allgegenwärtigen Haie bewundern kann.
Als sich das Wetter endlich beruhigt hatte, sind wir weiter
nach Tahiti, wo uns der „Stress“ nun gänzlich zurück hat. Hier auf der großen
Insel ist das Leben fast europäisch hektisch, die Behörden wollen ihren
Papierkram erledigt wissen, unsere leeren Proviantkammern wollen mit „erschwinglichen“
Lebensmitteln gefüllt werden und außerdem findet man in Papeete die einzigen
Bootsbedarfsläden in mehr als eintausend Seemeilen Umkreis. Die Kombination
dieser Umstände und die Tatsache, dass man die schöne Insel auch ein wenig
besichtigen will, führt zu langen Tagen und wenig Schlaf.
Dabei hatten wir uns mit Port Phaeton, am abgelegenen
Südende von Tahiti Nui noch die ruhigste Ankerbucht ausgesucht, weil wir dort
mit allen unseren neuen Segelfreunden, denen wir auf den Gambier Inseln
begegnet waren und die uns auf dem gemeinsamen Weg durch die Tuamotus immer
wieder begleitet haben, auf ein letztes Treffen verabredet waren. Es waren
tolle Wochen mit tollen Leuten und wir waren ein bisschen traurig, als wir uns gestern
bei einer letzten abendlichen Zusammenkunft verabschieden mussten. Wir werden
uns mit Alita in den nächsten Wochen wieder wesentlich schneller durch die
Inselwelt bewegen, als unsere dümpelnden Freunde, so dass wir diese erst wieder
kurz vor Neuseeland treffen werden.
Nun liegen wir am Ankerplatz vor der Marina Taina, in der
Nähe von Papeete, zusammen mit über einhundert anderen Yachten, die sich auf
engstem Raum quasi stapeln. Der Funkverkehr auf Kanal 16 ist ununterbrochen und
jede Minute fährt ein Motorboot vorbei. Hilfe! Nur gut, dass wir morgen schon
weiterfahren nach Moorea, wo es hoffentlich ein klein wenig ruhiger ist.
Samstag, 22. Juni 2013
Ein Paradies im Paradies
Vor einer etwa zwei Wochen haben wir das traumhafte Amanu verlassen und einen kleinen Abstecher ins Nachbaratoll Hao gemacht, um dort Proviant aufzustocken. Hao war früher eine Nachschubasis des französischen Militärs, als die großen Jungs noch mit Atombomben in Murorora und Fangataufa gespielt haben. Die Basis wurde schon vor vielen Jahren aufgegeben, aber leider finden derzeit die Abrissarbeiten statt und es empfing uns eine große Wolke Betonstaub, die uns nach kurzer Zeit wieder von dort vertrieb.
In der Folge steuerten wir das Atoll Makemo an, wo uns ein blitzsauberes Städtchen mit einem bemerkenswert großen Leuchtturm und einem schicken Pier erwartete. Dort haben wir auch bisher das schnellste Internet und die bestsortiertesten Supermärkte in Französisch Polynesien gefunden. Eigentlich wollten wir ein paar Tage länger bleiben, aber aus unerklärlichen Gründen, die wohl mit kalten Meeresströmungen zusammenhängen, hält sich der Wind in Makemo selten an die Wettervorhersage und bläst viel stärker, als im Rest der Tuamotus. In der extremsten Nacht, in der ein laues Lüftchen mit 10 Knoten aus nördlichen Richtungen vorhergesagt war, hatten wir stattdessen eine steife Brise aus Südost mit Böen bis zu 40 Knoten. Obwohl uns das Atoll und seine Ankerplätze wirklich gut gefallen hätten, trieben uns die widrigen Windverhältnisse weiter und so landeten wir im Atoll Tahanea - und damit direkt in einem weiteren Highlight der Reise.
Hier liegen wir mal wieder im Schutz einer sandgesäumten Palmeninsel in türkisblauem Wasser, was an sich nichts Besonderes mehr ist. Aber hier sind die Inseln noch schöner, das Wasser noch kristallklarer und die Aussicht noch postkartiger. Es gibt hier (wie fast überall außer Hao) keine Mücken, noch nicht einmal Fliegen und selbst die allgegenwärtigen Riffhaie machen sich in Tahanea so rar, dass man sogar in Ruhe ein paar Fische fangen kann, ohne dass sie einem den Fang streitig machen. Außerdem kann man hier Langusten und Muscheln finden, so dass regelmäßigen Diners mit köstlich frischen Meeresfrüchten nichts im Wege steht.
Ich denke es ist keine Überraschung, wenn ich Euch sage, dass wir hier noch ein bisschen bleiben werden.
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In der Folge steuerten wir das Atoll Makemo an, wo uns ein blitzsauberes Städtchen mit einem bemerkenswert großen Leuchtturm und einem schicken Pier erwartete. Dort haben wir auch bisher das schnellste Internet und die bestsortiertesten Supermärkte in Französisch Polynesien gefunden. Eigentlich wollten wir ein paar Tage länger bleiben, aber aus unerklärlichen Gründen, die wohl mit kalten Meeresströmungen zusammenhängen, hält sich der Wind in Makemo selten an die Wettervorhersage und bläst viel stärker, als im Rest der Tuamotus. In der extremsten Nacht, in der ein laues Lüftchen mit 10 Knoten aus nördlichen Richtungen vorhergesagt war, hatten wir stattdessen eine steife Brise aus Südost mit Böen bis zu 40 Knoten. Obwohl uns das Atoll und seine Ankerplätze wirklich gut gefallen hätten, trieben uns die widrigen Windverhältnisse weiter und so landeten wir im Atoll Tahanea - und damit direkt in einem weiteren Highlight der Reise.
Hier liegen wir mal wieder im Schutz einer sandgesäumten Palmeninsel in türkisblauem Wasser, was an sich nichts Besonderes mehr ist. Aber hier sind die Inseln noch schöner, das Wasser noch kristallklarer und die Aussicht noch postkartiger. Es gibt hier (wie fast überall außer Hao) keine Mücken, noch nicht einmal Fliegen und selbst die allgegenwärtigen Riffhaie machen sich in Tahanea so rar, dass man sogar in Ruhe ein paar Fische fangen kann, ohne dass sie einem den Fang streitig machen. Außerdem kann man hier Langusten und Muscheln finden, so dass regelmäßigen Diners mit köstlich frischen Meeresfrüchten nichts im Wege steht.
Ich denke es ist keine Überraschung, wenn ich Euch sage, dass wir hier noch ein bisschen bleiben werden.
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Mittwoch, 5. Juni 2013
Tuamotus
Fast habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich so lange nichts geblogt habe. Anderseits genieße ich den Urlaub am Ende der Welt vom Rest der eben selben viel zu intensiv. Dazu kommt, dass es nicht wahnsinnig viel zu erzählen gibt.
Wir treiben uns immer noch in Französisch Polynesien herum, genauer gesagt im Atoll Amanu, mitten in den Tuamotus. Hier gibt es keinen Flughafen und deswegen ist man ganz weit weg von Allem und Jedem, ausgenommen von ein paar Einheimischen und wenigen Seglern. Ich genieße die Abgeschiedenheit und die Ruhe sehr. Es tut gut, dass wir ausnahmsweise mal keine Pläne haben und keine Seemeilen zurücklegen müssen. Ich stehe morgens auf und finde mich vor der schweren Entscheidung, ob ich nun im kristallklaren, türkisblauen Wasser bade, fische oder schnorchle. Alternativ könnte ich auch zu Fuß eine Palmeninsel oder das Außenriff erkunden, Strandgut sammeln und frische Kokosnüsse schlürfen. Und wenn ich an einem Ankerplatz alles das gemacht habe, dann fahren wir einfach ein paar Meilen weiter, wo es genauso, oder sogar noch schöner ist. Es ist fast paradiesisch und wenn ihr Euch einfach die Fotos in der Bildergalerie anseht, dann wisst ihr was ich meine.
Ein besonderes Highlight der letzten Wochen war mit Sicherheit die Hochzeit in dem kleinen Dorf in Amanu, zu der wir eingeladen waren. Die Festivitäten zogen sich über einen ganzen Tag, mit Stadesamt, Kirche, Taufe und gemeinsamen musizieren. Abends wurde dann feierlich der Erdofen geöffnet und es gab Schwein und Fisch für das ganze Dorf und auch für uns paar Segler.
Wie überall in Polynesien sind die Menschen auf Amanu unglaublich freundlich und freigiebig. Sie schenken uns Muschelketten, laden uns zum Feiern und Trinken ein und es fällt uns mit unseren bescheidenen Bordmitteln wirklich schwer uns entsprechend zu revanchieren.
Auch erwähnenswert ist das sogenannte Sternriff, ein ganz besonderer Ankerplatz hier in Amanu. Fast direkt in der Mitte des Atolls ist eine Korallenformation die von ihrem Zentrum drei Arme fast symetrisch nach außen streckt, wie Lichtstrahlen eines Sterns. Auf der einen Seite des Sterns kann man in seichtem Wasser auf weißem Sand ankern. Versteht sich von selbst, dass dieser Platz ein erstklassiges Schnorchelrevier ist und es fühlt sich irre an, ganz allein so weit draußen in nur drei Meter Wassertiefe zu liegen, umgeben nur von Fisch und Korallen.
Der einzige Wermutstropfen im Paradies von Amanu sind die vielen Riffhaie, die sich überall herum treiben. Eigentlich bin ich ja ein Freund dieser hübschen Fische und sehe sie mir beim Schnorcheln gerne an, wie sie majestätisch durchs Wasser gleiten. In der Größe in denen sie uns hier begegnen, bis maximal eineinhalb Meter, muss man vor den Tieren auch keine Angst haben, wenn man gewisse Spielregeln befolgt.
Leider haben sich die lieben Haie aber seit Neuestem darauf verlegt mir immer dann, wenn ich einen besonders schönen Fisch an der Angel habe, diesen direkt vom Hacken zu fressen, bevor ich ihn an Land bzw. ins Boot bringen kann. Das ist in den letzten Tagen bereits zweimal passiert und hat einerseits dazu geführt, dass wir keinen frischen Fisch zum Abendessen genießen durften haben und anderseits dass meine freundschaftlichen Gefühle gegenüber dem Kollegen Hai wesentlich abgekühlt sind.
Wir werden sehen, wie diese (Liebes-)Geschichte weiter geht und natürlich werde ich hier darüber berichten, genau wie über alles andere Interessante, das uns so wiederfährt. Ihr verpasst ganz bestimmt nichts Wichtiges, auch wenn zu befürchten ist, dass sich die Frequenz meiner Blogbeiträge in nächster Zeit nicht wesentlich erhöhen wird - schaut Euch einfach nochmal die Bilder an und verzeiht mir.
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Wir treiben uns immer noch in Französisch Polynesien herum, genauer gesagt im Atoll Amanu, mitten in den Tuamotus. Hier gibt es keinen Flughafen und deswegen ist man ganz weit weg von Allem und Jedem, ausgenommen von ein paar Einheimischen und wenigen Seglern. Ich genieße die Abgeschiedenheit und die Ruhe sehr. Es tut gut, dass wir ausnahmsweise mal keine Pläne haben und keine Seemeilen zurücklegen müssen. Ich stehe morgens auf und finde mich vor der schweren Entscheidung, ob ich nun im kristallklaren, türkisblauen Wasser bade, fische oder schnorchle. Alternativ könnte ich auch zu Fuß eine Palmeninsel oder das Außenriff erkunden, Strandgut sammeln und frische Kokosnüsse schlürfen. Und wenn ich an einem Ankerplatz alles das gemacht habe, dann fahren wir einfach ein paar Meilen weiter, wo es genauso, oder sogar noch schöner ist. Es ist fast paradiesisch und wenn ihr Euch einfach die Fotos in der Bildergalerie anseht, dann wisst ihr was ich meine.
Ein besonderes Highlight der letzten Wochen war mit Sicherheit die Hochzeit in dem kleinen Dorf in Amanu, zu der wir eingeladen waren. Die Festivitäten zogen sich über einen ganzen Tag, mit Stadesamt, Kirche, Taufe und gemeinsamen musizieren. Abends wurde dann feierlich der Erdofen geöffnet und es gab Schwein und Fisch für das ganze Dorf und auch für uns paar Segler.
Wie überall in Polynesien sind die Menschen auf Amanu unglaublich freundlich und freigiebig. Sie schenken uns Muschelketten, laden uns zum Feiern und Trinken ein und es fällt uns mit unseren bescheidenen Bordmitteln wirklich schwer uns entsprechend zu revanchieren.
Auch erwähnenswert ist das sogenannte Sternriff, ein ganz besonderer Ankerplatz hier in Amanu. Fast direkt in der Mitte des Atolls ist eine Korallenformation die von ihrem Zentrum drei Arme fast symetrisch nach außen streckt, wie Lichtstrahlen eines Sterns. Auf der einen Seite des Sterns kann man in seichtem Wasser auf weißem Sand ankern. Versteht sich von selbst, dass dieser Platz ein erstklassiges Schnorchelrevier ist und es fühlt sich irre an, ganz allein so weit draußen in nur drei Meter Wassertiefe zu liegen, umgeben nur von Fisch und Korallen.
Der einzige Wermutstropfen im Paradies von Amanu sind die vielen Riffhaie, die sich überall herum treiben. Eigentlich bin ich ja ein Freund dieser hübschen Fische und sehe sie mir beim Schnorcheln gerne an, wie sie majestätisch durchs Wasser gleiten. In der Größe in denen sie uns hier begegnen, bis maximal eineinhalb Meter, muss man vor den Tieren auch keine Angst haben, wenn man gewisse Spielregeln befolgt.
Leider haben sich die lieben Haie aber seit Neuestem darauf verlegt mir immer dann, wenn ich einen besonders schönen Fisch an der Angel habe, diesen direkt vom Hacken zu fressen, bevor ich ihn an Land bzw. ins Boot bringen kann. Das ist in den letzten Tagen bereits zweimal passiert und hat einerseits dazu geführt, dass wir keinen frischen Fisch zum Abendessen genießen durften haben und anderseits dass meine freundschaftlichen Gefühle gegenüber dem Kollegen Hai wesentlich abgekühlt sind.
Wir werden sehen, wie diese (Liebes-)Geschichte weiter geht und natürlich werde ich hier darüber berichten, genau wie über alles andere Interessante, das uns so wiederfährt. Ihr verpasst ganz bestimmt nichts Wichtiges, auch wenn zu befürchten ist, dass sich die Frequenz meiner Blogbeiträge in nächster Zeit nicht wesentlich erhöhen wird - schaut Euch einfach nochmal die Bilder an und verzeiht mir.
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Sonntag, 5. Mai 2013
Aloha Südsee
Vor ein paar Tagen sind wir angekommen, in der Südsee. Dort wo die palmengesäumten Strände und das türkisfarbene Wasser zuhause sind, wo die Menschen überaus freundlich sind und alle ganz viel Zeit haben. Hier lassen wir die nächsten 6 Monate die Seele mit uns in der Hängematte baumeln und fünf gerade sein.
Unser Einklarierungshafen im Paradies sind die Gambier Inseln in Französisch Polynesien, genauer gesagt die Polizeistation im Örtchen Rikitea auf Mangareva. Bevor wir aber dort hingelangen, jagt uns Alita nochmal einen kleinen Schreck ein.
Als wir nämlich vor dem Riff den Motor anwerfen, ertönt plötzlich der Öldruckalarm. Also Motor schnell wieder aus und erst mal Lage checken. Öl ist drin und auch sonst scheint alles normal. Höchstwahrscheinlich ein elektrisches Problem, aber hier am Arsch der Welt will ich kein Risiko eingehen. Der Wind ist günstig, also segeln wir an unseren Ankerplatz, durch teilweise sehr enge Riffpassagen. Das ist nur möglich, weil sowohl die Seekarte als auch die Betonnung hier ganz ausgezeichnet sind, dank der Franzosen und ihren Atomtests (hier war die Beobachtungszentrale). Jeder Korallenkopf innerhalb des Riffs ist einzeln kartographiert. Ganz erstaunlich! Vor allem wenn man aus Chile kommt, wo das wahre Leben um bis zu drei Kilometer von der Seekarte abweichen kann.
Am Ankerplatz angekommen feiern wir erst einmal die geglückte Pazifiküberquerung. Das Einklarieren ist ganz problemlos (nur einen Zettel ausfüllen und dann selbst zu Post bringen). Genauso ist die "Motorreparatur" letztlich ein Kinderspiel. Obwohl ich erst vor 10 Motorstunden in Puerto Montt das Öl gewechselt habe, mache ich das nochmal. Das Öl ist recht schnell, sehr schwarz geworden und ich befürchte die chilenische Ölqualität ist schlecht. Zum Glück habe ich noch 10 Liter gutes Öl und diverse Ölfilter an Bord. Dann noch schnell den Öldruckschalter aus- und wieder einbauen, diverse Kontakte und Stecker mit Kontaktspray benebeln… und Alita ist wieder glücklich. Und wir erst!
Seither erforschen wir Land und Leute. Erst sind wir etwas verwundert, dass es hier nirgendwo frisches Obst oder Gemüse einzukaufen gibt, bis wir feststellen, dass man lediglich bei den netten Polynesiern zuhause nachfragen muss. In deren Paradiesgärten wachsen zuckersüße, riesige Grapefruit, Brotfrüchte, Papayas, Goyabas, Bananen, Kokosnuss und wenn man höflich bittet, geben sie einem gern und reichlich - so viel, dass man es kaum tragen kann.
Natürlich gib es hier auch eine Bäckerei in der man täglich frisches, knackiges Baguette bekommt. Sonst nichts. Klar, wir sind schließlich in Frankreich.
Nach ein paar Tagen Erholung in Rikitea haben wir dann wieder den Anker gelichtet und sind ein bisschen im Atoll herumgesegelt, haben kleine, menschenleere Paradiesinseln mit weißen Stränden für uns erobert und schnorchelnd und spazierend ein wenig die Natur erforscht. Das werden wir die nächsten Tage weiter machen, bis in einer Woche der Sebastian ankommt, der mit uns auf der nächsten Etappe zwei Monate lang die gesamten Tuamotus unsicher machen wird.
Unser anderer Dauergast, der eigentlich noch bis nach Neuseeland mitfahren wollte, hat uns hier verlassen. Das Leben auf dem Segelboot war ihm wohl letztlich doch zu langweilig und man muss auch ganz ehrlich sagen, dass wir nicht so gut zusammen gepasst haben. Obwohl er wirklich ein sehr netter Mann ist und sehr gut deutsch gesprochen hat, gab es immer wieder kulturelle und kommunikative Missverständnisse und eine locker flockiger Umgang miteinander ist nur schwer möglich, wenn bei der Übersetzung ein Großteil der Message verloren geht.
Aber wir haben von Anfang an gewusst, dass so lange miteinander zu segeln durchaus schwierig sein kann und bereits zu Beginn ausgemacht, dass unsere Vereinbarung von beiden Seiten jederzeit kündbar ist. Nun gehen wir rechtzeitig und in Frieden auseinander, bevor es zum Streit kommt. Wenn man bedenkt, dass sich andere Crews innerhalb von drei Wochen auf einer Atlantiküberquerung so sehr zerfleischen, dass es zu Mord und Totschlag kommt, dann sind wir in den letzten 7 Wochen über den Pazifik ganz ausgezeichnet miteinander ausgekommen.
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Unser Einklarierungshafen im Paradies sind die Gambier Inseln in Französisch Polynesien, genauer gesagt die Polizeistation im Örtchen Rikitea auf Mangareva. Bevor wir aber dort hingelangen, jagt uns Alita nochmal einen kleinen Schreck ein.
Als wir nämlich vor dem Riff den Motor anwerfen, ertönt plötzlich der Öldruckalarm. Also Motor schnell wieder aus und erst mal Lage checken. Öl ist drin und auch sonst scheint alles normal. Höchstwahrscheinlich ein elektrisches Problem, aber hier am Arsch der Welt will ich kein Risiko eingehen. Der Wind ist günstig, also segeln wir an unseren Ankerplatz, durch teilweise sehr enge Riffpassagen. Das ist nur möglich, weil sowohl die Seekarte als auch die Betonnung hier ganz ausgezeichnet sind, dank der Franzosen und ihren Atomtests (hier war die Beobachtungszentrale). Jeder Korallenkopf innerhalb des Riffs ist einzeln kartographiert. Ganz erstaunlich! Vor allem wenn man aus Chile kommt, wo das wahre Leben um bis zu drei Kilometer von der Seekarte abweichen kann.
Am Ankerplatz angekommen feiern wir erst einmal die geglückte Pazifiküberquerung. Das Einklarieren ist ganz problemlos (nur einen Zettel ausfüllen und dann selbst zu Post bringen). Genauso ist die "Motorreparatur" letztlich ein Kinderspiel. Obwohl ich erst vor 10 Motorstunden in Puerto Montt das Öl gewechselt habe, mache ich das nochmal. Das Öl ist recht schnell, sehr schwarz geworden und ich befürchte die chilenische Ölqualität ist schlecht. Zum Glück habe ich noch 10 Liter gutes Öl und diverse Ölfilter an Bord. Dann noch schnell den Öldruckschalter aus- und wieder einbauen, diverse Kontakte und Stecker mit Kontaktspray benebeln… und Alita ist wieder glücklich. Und wir erst!
Seither erforschen wir Land und Leute. Erst sind wir etwas verwundert, dass es hier nirgendwo frisches Obst oder Gemüse einzukaufen gibt, bis wir feststellen, dass man lediglich bei den netten Polynesiern zuhause nachfragen muss. In deren Paradiesgärten wachsen zuckersüße, riesige Grapefruit, Brotfrüchte, Papayas, Goyabas, Bananen, Kokosnuss und wenn man höflich bittet, geben sie einem gern und reichlich - so viel, dass man es kaum tragen kann.
Natürlich gib es hier auch eine Bäckerei in der man täglich frisches, knackiges Baguette bekommt. Sonst nichts. Klar, wir sind schließlich in Frankreich.
Nach ein paar Tagen Erholung in Rikitea haben wir dann wieder den Anker gelichtet und sind ein bisschen im Atoll herumgesegelt, haben kleine, menschenleere Paradiesinseln mit weißen Stränden für uns erobert und schnorchelnd und spazierend ein wenig die Natur erforscht. Das werden wir die nächsten Tage weiter machen, bis in einer Woche der Sebastian ankommt, der mit uns auf der nächsten Etappe zwei Monate lang die gesamten Tuamotus unsicher machen wird.
Unser anderer Dauergast, der eigentlich noch bis nach Neuseeland mitfahren wollte, hat uns hier verlassen. Das Leben auf dem Segelboot war ihm wohl letztlich doch zu langweilig und man muss auch ganz ehrlich sagen, dass wir nicht so gut zusammen gepasst haben. Obwohl er wirklich ein sehr netter Mann ist und sehr gut deutsch gesprochen hat, gab es immer wieder kulturelle und kommunikative Missverständnisse und eine locker flockiger Umgang miteinander ist nur schwer möglich, wenn bei der Übersetzung ein Großteil der Message verloren geht.
Aber wir haben von Anfang an gewusst, dass so lange miteinander zu segeln durchaus schwierig sein kann und bereits zu Beginn ausgemacht, dass unsere Vereinbarung von beiden Seiten jederzeit kündbar ist. Nun gehen wir rechtzeitig und in Frieden auseinander, bevor es zum Streit kommt. Wenn man bedenkt, dass sich andere Crews innerhalb von drei Wochen auf einer Atlantiküberquerung so sehr zerfleischen, dass es zu Mord und Totschlag kommt, dann sind wir in den letzten 7 Wochen über den Pazifik ganz ausgezeichnet miteinander ausgekommen.
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